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Corvey, Reichsabtei / Fürstbistum Corvey

 
 
 
Schloss Corvey (Ausschnitt), 1860
Schloss Corvey, 1860 (Ausschnitt)  Medien

Zwei Vettern Karls des Großen stifteten 815/16 Corvey als Tochtergründung des Klosters Corbie an der Somme. 822 von Hethis im Solling an das westliche Weserufer beim Königshof Höxter verlegt, wurde es 822/26 als älteste Benediktinerabtei Sachsens selbständig. 823 verlieh Kaiser Ludwig der Fromme freie Abtwahl und Immunität. Das rasch kirchlich, kulturell und wirtschaftlich bedeutende Kloster erhielt 835 aus St. Denis Reliquien des hl. Vitus, der sächsischer. Stammesheiliger wurde. Zu den 23 Bischöfen, die aus dem Konvent hervorgingen, gehört Erzbischof Ansgar von Bremen-Harnburg. Im 10. Jahrhundert wandelte sich Corvey zu einer Stätte sächsischer Kultur unter Abt Bovo III. (942-948) und Widukind von Corvey, dem Geschichtsschreiber der Sachsen. Den Abstieg seit dem 11. Jahrhundert, der durch kaiserfeindliche Haltung verschärft wurde, vermochte auch Abt Wibald von Stablo (1146-1158) und der Anschluß an die Bursfelder Kongregation 1501 nicht aufzuhalten.

Corvey besaß bereits im 12. Jahrhundert 60 Kirchen bis in die Niederlande, bei Bremen und Siegen im Westen und bei Halberstadt im Osten. Der Güterbesitz erstreckte sich bis auf das sogenannte Nordland um Meppen an der Ems, Visbeck südwestlich Bremen und Marsberg an der Diemel. Verluste beschränkten den Abt als Reichsfürsten auf ein kleines Territorium von etwa 275 qkm mit 10.000 Einwohnern um Corvey, das bis 1807 behauptet wurde. 1794 wurde Corvey zum Fürstbistum erhoben, das 1821/25 aufgehoben und dem Bistum Paderborn zugewiesen wurde. Als Reichsabtei wurde Corvey 1802 aufgehoben, als Entschädigung zunächst Friedrich Wilhelm von Nassau-Oranien zugesprochen, 1807 dem Königreich Westphalen eingegliedert und fiel 1815 an Preußen. 1820 gelangte das seit 1821 sogenannte Mediatfürstentum Corvey an den Landgrafen Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg, der es 1834 seinem Neffen Prinz Viktor von Hohenlohe-Schillingsfürst vererbte. Er erhielt für sich und seine Nachkommen 1840 von Preußen den Titel eines Herzogs von Ratibor und Fürsten von Corvey.

Quelle: Alfred Bruns, in: Gerhard Taddey, Lexikon der Deutschen Geschichte, Stuttgart:  Alfred Kröner Verlag, 1998, S. 226f.
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