Gesandte 1645/49 > Oxenstierna








Oxenstierna Graf Södermöre,
Johann


(Stockholm 24.06.1611 - Wismar 05.12.1657)

Schwedischer Prinzipalgesandter in Münster und Osnabrück, 1643-1648




Sohn des einflußreichsten schwedischen Politikers seiner Zeit, des Reichskanzlers Axel Oxenstierna (1583-1654), Geheimer Rat König Gustav Adolfs und Mitglied der Vormundschaftsregierung für Königin Christina. Seine Mutter ist Anna Åkesdotter (Bååt) (1579-1649). Seit 1621 Studium an der Universität Uppsala, seit 1631 an der Universität Leiden. Lernt als Obrist im "roten Reiterregiment" des schwedischen Reichsmarschalls Gustav Horn den Kriegsdienst in Deutschland kennen. Erwirbt 1633 den Magistergrad in Oxford. Durch die Heirat mit Anna Margareta Sture zu Hörningsholm (1615-1646), die Erbtochter dieser Grafenfamilie, gelangt er 1636 in den Besitz zahlreicher Güter. Sie stirbt während der Friedensverhandlungen am 26.07.1646 in Osnabrück und wird in der dortigen Marienkirche aufgebahrt; bei ihrer Überführung nach Schweden im September tragen Rat und Stände den Sarg bis zum Klushügel; sie ist im Sturegrabchor des Doms von Uppsala begraben. 1648 vermählt er sich in zweiter Ehe mit Margareta Brahe (1603-1669), der Witwe Bengt Oxenstiernas, eines Cousins seines Vaters, und Schwester des Reichsverwesers Per Brahe d.J. Sein Vater überträgt ihm 1651 das finnländische Freiherrengut Kimito. Bei seinem Tod ist er einer der bedeutendsten Grundbesitzer Schwedens.

Im Dezember 1633 wird er von seinem Vater nach Den Haag und London gesandt, um mit den dortigen Regierungen über eine engere Allianz mit Schweden und dem Heilbronner Bund zu verhandeln, Subsidienzahlungen für Schweden zu erwirken und die Erlaubnis freier Soldatenwerbung in den jeweiligen Ländern zu erhalten. Beide Missionen mißlingen. 1635 ist er einer der fünf Kommissare, die in Stuhmsdorf den Waffenstillstand mit Polen abschließen. 1637 zum Kammerrat, 1639 zum Reichsrat und Kanzleirat ernannt.

1641 schickt ihn sein Vater - von dem er in den Jahren 1642 bis 1649 248 Instruktionen erhält - nach Deutschland. Er soll die politischen Interessen seines Vaters gegen den Wunsch der jungen Königin nach einem schnellen Friedensschluß durchsetzen. Nach Reorganisation der Verwaltung im besetzten Pommern und Verhandlungen mit dem brandenburgischen Kurfürsten zieht Oxenstierna am Abend des 27.03.1643 (alten Stils) in Osnabrück ein: 60 Ritter reiten ihm auf der Straße nach Minden entgegen und geleiten ihn, dem eine lange Wagenreihe folgt, unter Salut in die Stadt; 500 Bürger bilden in den Straßen Spalier. Er bezieht mit einem Gefolge von 144 Personen die Herrenhöfe an der Kleinen Domsfreiheit (später Schwedenstraße). Wegen seines standesbewußten Auftretens kommt es zu Spannungen mit dem zweiten schwedischen Gesandten  Johann Adler Salvius, der die Interessen der Königin vertritt, gegen dessen politische Erfahrung er sich nicht durchsetzen kann. Der französische Gesandte  Abel Servien charakterisiert ihn als ein hoch intonirtes, aufgeblasenes Subjectum, dabei nichts in Recessu. Der venezianische Gesandte  Contarini mokiert sich darüber, daß Aufstehen und Zubettgehen des schwedischen Prinzipalgesandten mit Pauken und Trompeten verkündet würden. Für die repräsentative Ausstattung seiner Gesandtschaft bewilligt ihm Stockholm 9870 Reichstaler. Für diesen Betrag bringt Oxenstierna Möbel, Tapisserien, Ledertapeten, Teppiche, Küchengeräte, Leinenzeug und ein 72teiliges Silberservice mit. Damit kann er dieselbe Zahl von Gästen bewirten wie der kaiserliche Gesandte  Johann Ludwig Graf von Nassau. Oxenstierna gilt als ausgesprochen trinkfreudig: Der Magdeburger Kapitelsekretär Wegner ißt vor seinen Besuchen bei Oxenstierna stets Bittermandeln, um nüchtern zu bleiben. Gemeinsam mit seiner ersten Gemahlin stiftet Oxenstierna einen silbervergoldeten Altarkelch für die evangelische Marienkirche und ein Pedal für die Orgel. In Oxenstiernas Quartier wird am 06.08.1648 der Osnabrücker Teilfriede verlesen und beschworen. Am 24. Oktober unterschreibt er mit Salvius in Münster das Osnabrücker Friedensinstrument.

Nach dem Friedensschluß gehört er bis 1651 zu einer dreiköpfigen Kommission, die die Verhältnisse in Pommern regeln soll. 1653 Richter in Uppland und 1654 Reichsmarschall; seit 1654 auch Kanzler der Universität Greifswald. 1655 wird er Präsident des schwedischen Oberappellationsgerichts in Wismar und im selben Jahr der bevollmächtigte Legat Schwedens in Deutschland. Wie sein Vater und Großvater ist er in der Kirche in Jäders in Södermanland bestattet.



Literatur

Cools II, S. 13; Waesberghen Nr. 3 (Abb.); Pacis Antesignani (Münster), fol. 12 (mit farbigem eingelegtem Wappen); Theatrum Europaeum VI, S. 431 (Abb.); Bignon Nr. 12 (Abb.); Aubry (Abb.): Kalender (Abb.); bei Moncornet Nr. 8 irrtümlich der Vater, Axel Oxenstierna, Kanzler von Schweden abgebildet; Pacificatores 1697, Nr. 50 (Abb.); Meiern IV Schema Nr. 16; Zedler 25, Sp. 2534; Bildnisse 1824, S. 11 Nr. 22 (Abb.); Odhner, S. 11-12; Runge, S. 155, 163-164, 166, 168-169; Striedinger Nr. 25 (Münster) und Nr. 18 (Osnabrück); Tekotte. S. 34; Sune Lundgren: Johan Adler Salvius. Problem kring freden, krigsekonomien och maktkampen, Phil. Diss. Lund 1945, S. 216-229; Bäte, Osnabrück, S. 70; Katalog Gripsholm Nr. 711, Nr. 979; Sigmund Goetze: Die Politik des schwedischen Reichskanzlers Axel Oxenstierna gegenüber Kaiser und Reich (Beiträge zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 3), Kiel 1971, S. 120-121; Bosbach, S. 164-166; Dickmann, S. 197-198; SBL 28, S. 473, 484-485; Bosbach, S. 7, 20, 22, 164-166, 202, 216; Dethlefs/Ordelheide Nr. 217; vgl. auch Abb. S. 130.

Doris Gerstl


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 214f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Johann Oxenstierna Graf Södermöre (Stockholm 24.06.1611 - Wismar 05.12.1657), Schwedischer Prinzipalgesandter in Münster und Osnabrück, 1643-1648


Devise


PAX OPTIMA RERVM.

Der Frieden ist das beste aller Dinge (nach Silius Italicus, Punica XI, 592).



Kartusche


Johannes Oxenstierna Axelii Filius, Comes in Södremöre etc, Liber Baro in Kymeht etc. Dominus in Fyholm, Hornungsholm, et Tulgarn etc, Sæ. Regiæ Majest.tis Regnorumq, SUECIÆ Senator, Cancellariæ Consiliarius, atq, in Germania ad Tractatus Pacis universalis Legatus Plenipotn.rius Prim.rius




Wappenbeschreibung


Der Schild ist geviert und mit einem Herzschild belegt, darin in Gold ein roter Ochsengrind mit Hörnern (Oxenstierna). Feld 1 und 4 zeigen in Blau am Spalt einen gepanzerten silbernen Arm, der einen goldenen Reichsapfel hält. In Feld 2 und 3 steht pfahlweis eine naturfarbene ("stahlfarbene") Armbrust in Gold. [Das Wappen ist hier ohne Farbschraffuren wiedergegeben.]
Auf dem Schild ruht eine Grafenkrone.








Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, 1648, 30,9 x 19,8 cm (Blatt, beschnitten)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. K 65-72 LM
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