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Münster, Fürstbistum

 
 
 
Domplatz in Münster (Ausschnitt), 1783
Domplatz in Münster, 1783 (Ausschnitt)  Medien

Während der Sachsenkriege Karls der Große berief er den Friesen Liudger zum Missionar der Westsachsen 792/93 und ließ ihn 805 zum Bischof weihen. Das der Kölner Kirchenprovinz unterstellte Münster weitete seinen Kirchensprengel im Westen bis Bocholt, im Osten bis Stromberg/Sassenberg und südlich bis zur Lippe aus, ferner auf friesische Gaue um die Emsmündung. Eine territoriale Ausweitung wurde begünstigt durch den Eintritt der Grafen von Cappenberg in den Prämonstratenserorden (1122). Ihr Gebiet übernahm der Bischof. 1173 wurde die Stiftsvogtei der Grafen von Tecklenburg abgelöst. Bischof Hermann II. von Katzenelnbogen (1174-1203) beanspruchte nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 die Herzogsgewalt und das Befestigungsrecht in seiner Diözese und begann mit der Anlage von Städten und Burgen, von denen aus seit dem 13. Jahrhundert die Landesverwaltung durch Drosten erfolgte. Er wurde von Kaiser Otto IV. in den Reichsfürstenstand erhoben. Bis in das 15. Jahrhundert wurden mehrere Edelherrschaften erworben: 1269 Horstmar, 1316 Lohn, 1400-1408 Ahaus und Ottenstein, lediglich Gemen, Steinfurt und Anholt blieben im Stiftsgebiet selbständig. Mit dem Erwerb ravensberger Besitzungen um Vechta und Bersenbrück und ihrer Grafenrechte an der mittleren Ems zwischen Meppen und Leer 1252 wurde das sogenannte Niederstift Münster begründet, das 1393/1400 Bischof Otto von Hoya (1392-1424) durch Eroberung der tecklenburger Burgen Cloppenburg, Friesoythe und Bevergern bei Rheine ausbildete. Es war nur durch einen schmalen Streifen an der Ems mit dem Oberstift um Münster verbunden.

Seit 1300 waren die Landstände aus Domkapitel Münster, Ritterschaft und Städten, letztere unter Führung der seit dem 15. Jahrhundert bedeutendsten westfälischen Stadt Münster, festgefügte Partner der Bischöfe. Sie spielten in der Münsterschen Stiftsfehde 1450-1456, einem Nebenschauplatz des kölnisch-klevischen Kampfes um die westfälische Vorherrschaft, eine wichtige Rolle. Bischof Heinrich von Schwarzburg (1466-1497), zugleich Erzbischof von Bremen, eroberte 1482 das oldenburgische Delmenhorst, nachdem bereits seit 1428 Wildeshausen münsterisches Pfand vom Erzstift Bremen war. Beide Besitzungen gingen 1547 bzw. 1634 verloren. Münster, dessen geistlicher Sprengel sich etwa mit dem weltlichen Territorium deckte, war das größte geistliche Fürstentum in Deutschland. Unter Bischof Franz von Waldeck (1532-1553) erfolgte 1533 eine Hinwendung der Hauptstadt Münster zur Reformation, die 1534/35 zum Wiedertäuferregiment (Wirren in Münster) führte. Als Gegenreformatoren wirkten nach Johann von Hoya (1566-1574) die Kölner Erzbischöfe Ernst (1585-1612) und Ferdinand von Bayern (1612-1650) auch für das Bistum Münster Christoph Bernhard von Galen (1650-1678) warf 1661 die Selbständigkeitsbestrebungen der Stadt nieder, bekämpfte, freilich erfolglos, bis 1674 die protestantischen Niederlande in Reichs- und Landesinteressen und war führend im Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis. Unter seinem Nachfolger, dem diplomatisch geschickten Friedrich Christian von Plettenberg (1688-1706), nahm das in zwölf Ämter gegliederte Hochstift letztmalig eine politisch selbständige Stellung ein.

Dann besetzten bis 1801 erneut Kölner Erzbischöfe den münsterischen Bischofsstuhl, der durch Franz von Fürstenberg als leitendem Minister vorbildlich verwaltet war, ehe das Bistum 1802 säkularisiert wurde. Nach französischer Herrschaft 1807-1813/15 fiel das westfälische Oberstift an Preußen in der neuen Provinz Westfalen. Das Niederstift wurde zwischen Oldenburg und Hannover geteilt. Das Bistum als geistlicher Sprengel wurde durch die Bulle De salute animarum restituiert.

Quelle: Alfred Bruns, in: Gerhard Taddey, Lexikon der Deutschen Geschichte, Stuttgart:  Alfred Kröner Verlag, 1998, S. 866
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