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Lippe(-Detmold), Grafschaft/Fürstentum / Freistaat

 
 
 
Taler von Friedrich Adolf zur Lippe, 1716 (Ausschnitt)
Taler von Friedrich Adolf zur Lippe, 1716 (Ausschnitt)

Die in und um das westfälische Lippstadt mit den zuerst 1123 genannten Brüdern Bernhard und Hermann ansässigen Edelherren zur Lippe begannen ihren territorialen Aufstieg durch Bernhard II. (um 1140-1224), seinen tatkräftigen Sohn Hermann II. (gest. 1229) und seinen Enkel Bernhard III. (gest. 1265). Um 1192 wurde die Burg Falkenberg südlich Detmold nach Besitzteilung mit dem Bistum Paderborn errichtet, vor 1207 welfisches Lehen im Stapelage westlich Detmold erworben. Mitte des 13. Jahrhunderts läßt der Erwerb der Städte Lemgo, Horn und Blomberg eine erste nördliche und östliche Abrundung erkennen. Simon I. (1255-1344) gelang 1323 der Kauf des späteren Amtes Varenholz nördlich Lemgo bis zur Weser und von Teilen der Grafschaft Schwalenberg südöstlich Blomberg seit 1323. Verloren gingen nach Familienteilungen unter Simon III. (1361-1416), der 1368 die Unteilbarkeit des Landes einführte, Rheda 1365 an Tecklenburg und Lippstadt 1376 an Mark, das zur Hälfte 1444/45 zurückfiel. Der letzte große Erwerb im Nordosten war 1400/05 die Grafschaft Sternberg als Pfand. Eine Übernahme der Grafschaft Everstein scheiterte nach einer Fehde mit den Herzögen von Braunschweig 1407/08.

Auf klevischer Seite beteiligte sich Bernhard VII. (1430-1511) an der für sein Land verheerenden Soester Fehde 1444-49 gegen Kurköln und wurde 1449 mit Gebietsteilen Vasall der Landgrafen von Hessen, die 1517 die völlige Lehnsherrschaft erringen konnten. Philipp der Großmütige von Hessen setzte gegen Simon V. (1511-36) die Reformation 1530/36 durch und zog Lippe, das seit 1512 Mitglied des Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises war und dessen Edelherren seit 1528 den Grafentitel führten, in den Schmalkaldischen Krieg. Simon Vl. (1563-1613), der im Auftrag Kaiser Rudolfs II. in, dessen niederländischer Politik tätig war, führte 1605 die reformierte Lehre ein, während Lemgo 1609/17 lutherisch blieb, und baute Detmold zur Residenz aus.

Die Zersplitterung der Grafschaft Lippe durch das Testament des Grafen Simon VI. (gest. 1613) ließ neben der regierenden Linie Lippe-Detmold die Nebenlinie Brake bis 1709 und Alverdissen in der Herrschaft Sternberg mit dem Amt Lipperode entstehen. Diese Linie trat 1644 die Regierung in Schaumburg-Lippe an und erbte von der Braker Linie Blomberg und Schieder. Erst nach langen Streitigkeiten konnte die Detmolder Linie, von der sich 1671 noch die Linien Biesterfeld mit Schwalenberg und Weißenfeld abspalteten, im 18./19. Jahrhundert die entfremdeten Ämter zurückgewinnen. Das durch den Dreißigjährigen Krieg verheerte und verschuldete Land erlebte seit 1652 Versuche seiner Grafen, eine absolutistische Herrschaft aufzurichten, die aber an den seit 1537 bestehenden Ständen scheiterten.

Erst die aufklärerische Regierung des Grafen Simon August 1747-1782 schuf geregelte Verhältnisse, auf denen die Fürstin Pauline, Witwe des 1802 verstorbenen Leopold I., der 1789 für alle Familienmitglieder den dem Senior bereits 1720 zugestandenen Fürstentitel erhielt, aufbauen konnte. Sie trat 1807 dem Rheinbund, 1813 dem Deutschen Bund bei und gab dem Land eine von der Ritterschaft abgelehnte liberale Verfassung, die 1836 aufgehoben wurde. 1867 schloß sich Lippe-Detmold dem Norddeutschen Bund an. Die erblich belastete Linie Lippe-Detmold starb 1905 aus. Es folgte nach dem Lippischen Thronfolgestreit seit 1895 die Linie Lippe-Biesterfeld, die 1918/19 von einem Volks- und Soldatenrat und seit 1919 von einer Landesregierung abgelöst wurde, ehe Lippe mit Wirkung vom 21.01.1947* dem Land Nordrhein-Westfalen eingegliedert wurde.

Quelle: Alfred Bruns, in: Gerhard Taddey, Lexikon der Deutschen Geschichte, Stuttgart:  Alfred Kröner Verlag, 1998, S. 754f. [*spätere Korrektur]
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