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(103 KB)   Gertrud Kleinhempel (1875-1948) / Bielefeld, Historisches Museum   Informationen zur Abbildung

Gertrud Kleinhempel (1875-1948) / Bielefeld, Historisches Museum
FAMILIEKleinhempel
VORNAMEGertrud


GESCHLECHTweiblich
GEBURT DATUM1875-12-25   Suche
GEBURT ORTLeipzig
TAUFNAMEGertrud Johanna
TOD DATUM1948-02-29   Suche
TOD ORTAlthagen/Mecklenburg


VATERKleinhempel, Friedrich Hermann
MUTTERKleinhempel, Amalie Auguste


BIOGRAFIE

Gertrud Kleinhempel (1875-1948)
Professorin und Designerin

"Erstklassige, künstlerische Mitarbeiterin", eine "der bahnbrechenden Persönlichkeiten in der kunstgewerblichen Entwicklung vor 1914", als Leiterin der Textilklasse der Bielefelder Kunstgewerbeschule die erste Professorin in Preußen.

Schlagworte einer außergewöhnlichen Karriere, die es um so erstaunlicher erscheinen lassen, daß Gertrud Kleinhempel, ähnlich wie die meisten Designerinnen des frühen 20. Jahrhunderts, inzwischen nahezu unbekannt ist. Private Aufzeichnungen sind nicht auffindbar oder sind möglicherweise in den beiden Kriegen zerstört worden; Gebrauchsmöbel, wie sie sie hauptsächlich entworfen hat, sind starkem Verschleiß und modischem Diktat ausgesetzt, die Textilkunst darüber hinaus dem schnellen Verfall. Neben diesen nachvollziehbaren Gründen steht der, daß sie innerhalb der von Männern dominierten Kunstgeschichtsschreibung "vergessen" wurde.


Kindheit, Jugend und Ausbildung

Gertrud Johanna Kleinhempel wurde am 25.12.1875 inLeipzig geboren.[1] Als jüngstes Kind und einzige Tochter der Eheleute Friedrich Herrmann und Amalie Auguste wuchs sie zusammen mit ihren beiden Brüdern Fritz (geb. 1860) und Erich (geb. 1874) auf. Die einzigen Anhaltspunkte für das Leben in dieser Familie sind die evangelische Konfession und der Beruf des Vaters. Seine Tätigkeit als Zollassistent läßt auf ein eher kleinbürgerliches, ärmliches Milieu schließen. Vielleicht ist das der Grund für die erstaunliche Tatsache, daß die Eltern nicht nur ihren Söhnen, sondern auch ihrer Tochter eine Berufsausbildung ermöglichten, die eine finanzielle Selbständigkeit sicherte.

Mit 14 Jahren ging Gertrud in die Zeichenschule des Frauengewerbevereins in Dresden und machte dort 1894 die Zeichenlehrerinnenprüfung. Seit 1895 setzte sie ihr Studium in der Zeichenschule des Münchner Künstlerinnenvereins bei Ludwig Schmidt-Reutte fort und war dort bis ca. 1898 als kunstgewerbliche Zeichnerin tätig.

Ihre Entscheidung für den kunstgewerblichen Bereich mag mehrere Gründe gehabt haben. Ihre Begabung wurde möglicherweise von ihren beiden Brüdern, die ebenfalls eine künstlerisch-kunstgewerblicheAusbildung absolviert hatten, gefördert. Weit wichtiger war aber wohl die Tatsache, daß diese Sparte bei den eingeschränkten Berufsmöglichkeiten, die Frauen Ende des 19. Jahrhunderts offenstanden, vergleichsweise viele Ausbildungschancen und Arbeitsfelder bot.[2]

Im Zuge der sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen seit Mitte des 19. Jahrhunderts waren vor allem Frauen aus dem bürgerlichen Mittelstand darauf angewiesen und daran interessiert, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. In Frage kamen natürlich nur Berufe, die als "standesgemäß" betrachtet werden konnten, die sich aus dem Betätigungs- und Pflichtenspektrum der bürgerlichen Töchter ableiten ließen.

Neben den sozialen und pflegerischen Berufen betraf dies insbesondere die künstlerischen und kunstgewerblichen Tätigkeiten. Frauen, die künstlerisch aktiv waren, wurden schon länger geduldet, allerdings als Dilettantinnen. Der kunstgewerbliche Bereich bei der textilen Hausarbeit oder auch Wohnungsgestaltung wurden sowieso als genuin weiblich eingestuft.

Eine professionelle Ausbildung war den Frauen dennoch sehr lange erschwert oder gänzlich unmöglich, der Zugang zu den institutionellen Ausbildungsmöglichkeiten, Akademien und Kunstgewerbeschulen, bis zur Jahrhundertwende so gut wie verschlossen. Als Reaktion gründeten sich seit den 1860er Jahren private Künstlerinnen- und Zeichenlehrerinnenvereine. Auch Gewerbeschulen wie die Lette- oder Reimannschule ermöglichten bürgerlichen Frauen eine kunstgewerbliche Ausbildung. Anders als die staatlichen Schulen waren diese stärker gewerblich orientiert und verbanden ihren Unterricht mit Verkaufs- und Auftragsmöglichkeiten. Damit war sowohl dem Ausbildungsbedürfnis der Frauen als auch dem steigenden Arbeitskräftebedarf der kunstgewerblichen Industrie gedient, die seit ca. 1850 einen generellen Aufschwung erlebte.Hier wirkten die Nachfrage des Bürgertums nach kunstgewerblichen Erzeugnissen, Hausrat, Ausstattungsstücken aller Art und Schmuck sowie die neuen Möglichkeiten verbilligter Produktion und Verteilung zusammen. Allerdings waren die maschinellen Erzeugnisse dieser Kunstindustrie von eher minderer Qualität.[3]

Die Ausbildung Gertrud Kleinhempels läßt sich genau in diesen Kontext einordnen. Im Gegensatz zu ihren Brüdern besuchte sie nicht die Akademie, sondern absolvierte ihre Ausbildung an einer gewerblich orientierten Frauenschule und arbeitete von da an zunächst zeichnend, dann entwerfend für die kunstgewerbliche Industrie.


Freie Kunstgewerblerin zwischen Jugendstil und Deutschem Werkbund

Nach Beendigung ihrer Studien in München ging Gertrud Kleinhempel ca.1898[4] wieder nach Dresden, einem der wichtigsten Zentren für fortschrittliche Maler und Kunsthandwerker um 1900. Bis zu ihrer Berufung nach Bielefeld 1907 arbeitete sie als freie Kunstgewerblerin für die verschiedenen hier neu entstehenden kunstgewerblichen Werkstätten: die "Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst" von Karl Schmidt, die "Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk" und vor allem die "Werkstätten für deutschen Hausrat" von Theophil Müller in Dresden-Striesen.[5]

Diese Häuser wurden überall in Deutschland um die Jahrhundertwende als Reaktion auf die Krise des Kunstgewerbes gegründet. Sie zielten auf eine umfassende Reform und sahen sich in Tradition des Handwerks.

Begründet lag diese Entwicklung in mehreren Motiven. Der das 19. Jahrhundert prägende Historismus und die "Dekorationswut" der Epoche wurde seit den 1850er Jahren immer wieder kritisiert. Besonders fortschrittliche bürgerliche Schichten empfanden die herkömmlichen Formen als veraltet und fühlten sich von ihnen nicht mehr repräsentiert; ein neuer, der Zeit angemessener Stil wurde gesucht. Neben dem ästhetischen stand ein ökonomisches Motiv. Die in Deutschland produzierten industriellen Massengüter waren qualitativ so schlecht, daß sie auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig waren. Anton Koch, Herausgeber der Zeitschrift Deutsche Kunst und Dekoration, forderte entsprechend, daß eine "individuelle deutsche Kunstsprache" etabliert werden müsse und das "Ausland zugleich Achtung vor der deutschen Kunst" entwickeln solle.[6] Beide Motive gehen noch in ein drittes ein: Durch die Erziehung des "Volksgeschmacks" sollte der Kauf minderwertiger Produkte verhindert werden.

Die Antwort auf diese Krisensymptome war zunächst der Jugendstil. In Abgrenzung von der Industrie und deren Maschinenprodukten wurden von Künstlern wie Richard Riemerschmidt, Henry van der Velde und Peter Behrens technisch und ästhetisch hochwertige Produkte geschaffen. Weil sie die Arbeit der Maschinen als Ursache für die mangelnde Ästhetik betrachteten, wandten sich diese Künstler - in Anlehnung an das englische Vorbild der Arts- and Crafts-Bewegung von William Morris - dem traditionellen Handwerk zu. In Zusammenarbeit mit kleinen Werkstätten begannen sie, ihre Einzelprodukte zu entwerfen. Sie entwickelten eine neue Formensprache, die eher einfach, zweckmäßig und an der Natur orientiert war und eine ästhetische Einheit von Raum, Gegenstand und Mensch schaffen sollte. Dieses Ziel wurde mit ästhetischem Totalanspruch gesucht: Vom Hausbau, der Inneneinrichtung und den Möbeln, bis hin zum Porzellan und der Kleidung, wurde alles im neuen Dekor gestaltet.

Als Reformbewegung blieb der Jugendstil nur eine kurze Episode. Einerseits zu elitär und teuer, in seinen traditionellen Produktionsformen - fern von der industriellen Welt - auch anachronistisch. Andererseits hatte die Industrie das neue Formensystem aufgenommen und damit sofort den Markt überschwemmt. Eine neue Reformbewegung, die schließlich im Deutschen Werkbund mündete, setzte nun auf die enge Zusammenarbeit zwischen Künstler und Industrie. Das erforderte von den Künstlern vor allem die Akzeptanz der industriellen Produktionsform und das Zugeständnis, daß ornamentaler Aufwand und dekorative Vereinzelung dem effektiv hergestellten Industrieprodukt eigentlich fremd gegenüberstehen. Die Versachlichung der Form, rationelle Fertigung, einfache und kostengünstige Produktion, Massenabsatz, Kombinierbarkeit der Einzelprodukte wurden Schwerpunkte des neuen Programms.

Die Dresdner Werkstätten waren Vorreiter dieser neuen Bewegung. 1898 wurden die "Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst", wenig später die "Werkstätten für Deutschen Hausrat" gegründet. Zu den ersten künstlerischen Mitarbeitern gehörten die Geschwister Erich und Gertrud Kleinhempel, Johann Vincenz Cissarz, Karl Groß, August Endell und später auch Richard Riemerschmidt.[7] Im Gegensatz zu anderen, eher elitären Werkstätten oder Künstlergemeinschaften erlebten diese Unternehmen, die sich besonders mit der Herstellung von einfachen, billigen Möbeln für einen großen Abnehmerkreis beschäftigten, einen schnellen Aufschwung, der sich in Ausstellungserfolgen ebenso niederschlug wie in hohen Verkaufszahlen.

Gertrud Kleinhempel war an diesem Erfolg maßgeblich beteiligt. Gemeinsam mit der Kunstgewerblerin Margarete Junge entwarf sie fast alles, was bei den "Werkstätten für deutschen Hausrat" hergestellt wurde: Wohnzimmer, Eßzimmer, Herrenzimmer, Schlafzimmer und auch komplette Wohnungseinrichtungen (Abb. 2).[8] Ihre Entwürfe sind, dem Programm entsprechend, technisch sehr gut, aber einfach und sparsam konstruiert, im Dekor reduziert. Im Vergleich zu ihrer Kollegin Margarete Junge, deren sehr schlichtes und funktionales Design stärker in die Richtung der Maschinenmöbel wies, wie sie von Bruno Paul oder auch Richard Riemerschmidt entworfen wurden, war sie allerdings noch stärker dem Jugendstil verbunden. Jugendstilelemente finden sich z. B. in der Linienführung und der Musterung der Bezugsstoffe. Nur bei wenigen Möbeln, wie z. B. dem Eichenholztisch (1903) verzichtet sie gänzlich auf das Dekor und Ornament. Insgesamt wirken die Einrichtungen bürgerlich, und im Vergleich zu Riemerschmidts Entwürfen aus dieser Zeit wohnlicher. Kleinhempels Arbeiten weniger avantgardistisch und konsequent in der Loslösung von den alten dekorativen Formen, als die ihrer Kollegen. Damit entsprach sie aber sehr viel mehr den Wohnbedürfnissen der anvisierten ärmeren Käuferschicht, denen das allzu karge Produktionsbild der Maschinenmöbel nicht akzeptabel schien.[9] Darüber hinaus nahm sie insofern Rücksicht auf ihre Käufer, indem sie als eine der ersten Designerinnen Möbel entwarf, die sich z. B. "aus einem größeren und einem kleineren Einzelschrank" bestehend, "in beliebigem Umfang", d. h. den individuellen Bedürfnissen entsprechend, zusammensetzen ließen, und einzeln nachzukaufen waren.[10]

Neben ihrer Designtätigkeit für Möbel, erhielt sie Aufträge für Metallarbeiten (Schmuck, Teile des Dresdner Ratssilbers), entwarf Gläser, Spielzeug, Kacheln, Porzellan, Exlibris und Plakate, war also, wie viele der Jugendstil- und Reformkünstler, außerordentlich vielseitig (Abb. 3 und 4). Ihre Arbeiten fanden große Anerkennung, sie wurden in den wichtigsten Kunstgewerbezeitschriften der Zeit besprochen, auf den großen Ausstellungen gezeigt. Die mit ihrem Bruder Erich gemeinsam entworfene "Wohnungseinrichtung für den minderbemittelten Bürgerstand" erhielt auf der "Volksthümlichen Ausstellung für Haus und Herd" in Dresden 1899/1900 die sächsische Staatsmedaille. Sie nahm an der "Internationalen Kunst-Ausstellung in Dresden" 1901 teil, entwarf auf der "1. Ausstellung für moderne dekorative Kunst" in Turin 1902 einen von vier Räumen der Dresdner Werkstätten. Bei der Wertheim-Ausstellung Berlin 1905 war sie ebenso vertreten wie auf der berühmten "3. Deutschen Kunstgewerbeausstellung", Dresden 1906, die oft als die eigentlich erste Werkbundausstellung bezeichnet wird. Schließlich, schon zu ihrer Bielefelder Zeit, war sie beteiligt an der Weltausstellung in Brüssel 1910 und der Werkbundausstellung Köln 1914, wo sie u. a. das Vorstandszimmer des Kölner Frauenclubs im "Hause der Frau" entwarf.[11]

Schon die Teilnahme an diesen Ausstellungen weist sie als eine sehr gute und ungewöhnlich erfolgreiche Designerin aus. Die zeitgenössische Kritik geht dennoch sonderbar mit dieser Künstlerin um. Ihre Arbeiten werden selten besonders ausführlich besprochen. Häufiger setzt sich die Kritik lediglich dann mit ihr auseinander, wenn sie mit ihrem Bruder gemeinsam arbeitete. Dann wiederum gilt sie als eine geschätzte Künstlerin, wobei ihre Verdienste um die Loslösung von "teurer Luxuskunst" immer besonders betont werden.

"Die Geschwister Erich und Gertrud Kleinhempel gehören in allen ihren Arbeiten zu der Gattung kunstgewerblicher Künstler, von der wir leider lange nicht genug haben: sie arbeiten nicht für das Bedürfnis des reichen Mannes und für die äusserlich ja so dankbaren Aufgaben teurer Luxuskunst, sondern sie bestreben sich, im Gegenteil, mit den allerschlichtesten Mitteln einen Hauch von Kunst zu erhaschen. Ihre Möbel sind aufs sparsamste konstruiert (...), der Schmuck beschränkt sich fast nur auf fein verteiltes zierliches Beschläg; die ganze Wirkung liegt in einer gewissen Grazie des Aufbaus. (...) Wir wollen gerade innerhalb der immer mehr zum verfeinerten Raffinement hinneigenden Richtung diese schlichten Arbeiten nicht unterschätzen. Sie zeigen uns, dass der neue Geist nicht nur eine Kost für künstlerische Feinschmecker ist, als die er sieh vielfach zu geben hebt, sondern dass er auch in unser bescheidenes alltägliches Bedürfnis überzugehen vermag."[12]

Der Ton änderte sich, sobald ihre eigenständigen Arbeiten oder die gemeinsam mit Margarethe Junge erstellten gewürdigt wurden. Henry van der Veldes Äußerungen 1902 sind symptomatisch:

"Später trat noch Frl. M. Junge hinzu; sie und Frl. Gertrud Kleinhempel arbeiteten mit vereinten Kräften, und sind sich in ihrem Schaffen so ähnlich, daß man ihre Arbeiten verwechseln könnte. Oft arbeiten sie direkt zusammen und bringen Werke zur Ausführung, welche die guten Eigenschaften beider Künstlerinnen in sich tragen, und dadurch einzelne Fehler schwächer erscheinen lassen. Unter den zahlreichen Mitarbeitern, die die Herren Schmidt & Müller um sich versammelten, gebührt den beiden erwähnten Damen die meiste Beachtung. Was besonders an den Werken dieser jungen Künstlerinnen fesselt, ist eine rührende Naivität, die sich in den von ihnen ersonnenen Interieurs zeigt (...). Und wenn ich Gertrud Kleinhempel und Margarethe Junge lobe, so thue ich es aus dem Grunde, weil mehr als Naivität in ihren meisten Werken liegt (...). Die Einfachheit, die bei der einfachen Frau leicht ein wenig derb wird, tritt in den Werken Frl. Kleinhempels und Frl. Junges zuweilen mit Größe, immer mit Würde hervor. Nur ausnahmsweise weichen sie vom Ziel ab und lassen sich von ihrer Fantasie leiten. Daß ein Affe unter einer Vitrine niederkauert, um sie zu tragen, und daß nachgemachte Blumen-Guirlanden an den Möbeln hängen, kommt nur selten vor, und das Bestreben, nur für diese Konstruktion geeignete Mittel zu wählen, ist augenscheinlich (...). Einer einfachen Konstruktion, ohne alle Raffiniertheit, entlehnen sie ihre Form; ich kann nicht sagen, daß sie neu sind, aber ich fühle, daß sie wahrhaft glücklich sind, wenn diese Formen noch nicht dagewesen sind (...)."[13]

Die herablassend gönnerhafte Beschreibung findet man nicht nur in den Zeitschriften. Sie wird gerade auch auf Ausstellungen sichtbar und das besonders dort, wo die Arbeiten der Frauen im Grunde außer Konkurrenz in den sogenannten Frauenpalästen, eigenen Abteilungen oder Häusern gezeigt wurden. In Katalogen und in der Presse - wie etwa bei der Werkbundausstellung Köln 1914 - wird dann über die Arbeiten im "Haus der Frau", das renommierte Künstlerinnen wie Lilly Reich und Gertrud Kleinhempel mitgestalteten, in folgendem Tenor geschrieben:

"Viele Besucher werden überrascht sein von den fraulichen Leistungen", allerdings wäre es"vollkommen verfehlt (...) geniale Einfälle und aufsehenerregende Schöpfungen zu erwarten" und "eins sei gleich zu Anfang gesagt, nichts ist an und in diesem Haus, das nicht ein Mann ebensogut gemacht hätte."[14]

Parallel zu Gertrud Kleinhempels Entwurfstätigkeit für die verschiedenen Werkstätten leitete sie gemeinsam mit ihren Brüdern eine kunstgewerbliche Privatschule.[15] Gertrud Kleinhempel gab ihre Position dort sowie ihre Arbeit an den Werkstätten 1907 auf und nahm die Stelle an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Bielefeld an.


Professorin in Bielefeld

Am 01.04.1907 wurde Gertrud Kleinhempel nach Bielefeld an die im selben Jahr neugegründete "Staatlich-städtische Handwerkerschule mit kunstgewerblichen Tagesklassen", der späteren Handwerker- und Kunstgewerbeschule, berufen.[16] Wahrscheinlich war eine feste Stelle für sie auf Dauer attraktiver als die eher unsichere freie Arbeit. Darüber hinaus war die von den Geschwistern Kleinhempel geleitete kunstgewerbliche Privatschule wohl weniger erfolgreich als sie erhofft hatten - sie wurde vermutlich 1907 geschlossen.

Eingestellt wurde Gertrud Kleinhempel von dem ebenfalls aus der Dresdner Kunstgewerbebewegung stammenden Direktor Wilhelm Thiele als erste und in ihrer Position lange Zeit einzige Frau. Ihre Aufgabe war die Leitung der Entwurfsklasse für textile Berufe und der Tagesklasse für Allgemeinunterricht.

Die Gründung der Schule stand in der Tradition der Kunstgewerbebewegung, die bemüht war, die Qualität der Industrieprodukte zu heben. Sie hatte das Ziel, "die Ausbildung einzelner Gewerbezweige durch Fachunterricht zu vertiefen".[17] Angeboten wurden "sowohl Abendklassen und Sonntagsunterricht für die berufliche Weiterbildung als auch Tagesklassen in Vollzeitunterricht", wobei sich die Fächer auf textile Berufe, Innenarchitekten, Bauhandwerker, Schlosser, Tischler, Glaser, Maler, Zeichner, Lithographen, Bildhauer, Modelleure und Bildhauer bezogen. Neben der handwerklichen und künstlerischen Ausbildung, die durch einen Allgemeinunterricht noch ergänzt wurde, gab es kaufmännischen Unterricht: Kurse für Buchführung, kaufmännisches Rechnen, Kontorarbeiten, Wechselrecht etc. wurden kostenlos angeboten.[Fn18] Damit war die Möglichkeit geschaffen, daß die Ausbildung ebensogut im Kunstgewerbe wie in der freischaffenden Kunst aufgehen konnte.

Am 25.12.1906 unterschrieb Gertrud Kleinhempel ihren Einstellungsvertrag, in dem sie sich bereit erklärte, für ein Gehalt von 3000 Mark jährlich und ein ihr zur Verfügung stehendes Atelier als Lehrerin mit 24 Wochenstunden an der Handwerkerschule zu arbeiten. Mit diesem Vertrag beginnt für Gertrud Kleinhempel eine lange Kette von Benachteiligungen, die sie gegenüber ihren männlichen Kollegen von seiten des für ihre Einstellung und Besoldung zuständigen Ministeriums für Handel und Gewerbe erlebte. Dieses Ministerium, von Thiele um Zustimmung zu diesem Anstellungsvertrag gebeten, erklärt sich am 07.02.1907 nur "versuchsweise" mit der Einstellung einverstanden; eine "feste Anstellung kann überhaupt nicht erfolgen". Die Ablehnung wird nicht weiter begründet, muß aber Gertrud Kleinhempel um so mehr getroffen haben, da sie, kurz nachdem und nur weil sie ihren Bielefelder Vertrag unterschrieben hatte, eine Festanstellung an der Königlichen Kunstgewerbeschule in Dresden ablehnen mußte - zugunsten ihrer ehemaligen Kollegin M. Junge. Drei Jahre lang änderte sich für sie nichts. Erst 1910, als Thiele einen erneuten Vorstoß beim Magistrat der Stadt Bielefeld und beim Ministerium unternahm, erreichte er nach langen Diskussionen ihre Festeinstellung zum 01.04.1911. Ihr Einkommen betrug "2000 M Gehalt im Jahr steigend alle drei Jahre um 300 M bis 3200 M und 520 M Wohnungsgeldzuschuss. Ihr Besoldungsdienstalter rechnet vom 1.4.1911, das Pensionsdienstalter vom 1. April 1907 ab." Das Gehalt der Männer betrug zur selben Zeit "3000 M steigend von 3 zu 3 Jahren um je 500 M bis 6000 M plus 880 M Wohnungsgeldzuschuss".[19]

Dieser Unterschied bleibt bis 1921 bestehen, obwohl Gertrud Kleinhempel "die gleichen Unterrichtsstunden wie die der männlichen Lehrkräfte der Schule (...) geben würde"; erst 1921 beträgt das Grundgehalt von Männern und Frauen gleichermaßen 8400 M. Gertrud Kleinhempels späte Festanstellung führt aber 1926, als die Oberlehrer von der Besoldungsgruppe A 10 auf A 11 hochgestuft werden sollen, zu einer erneuten Benachteiligung. Nur "Fräulein Kleinhempel (steht) zur Aufrückung nach Gruppe A 11 noch nicht heran", da "die Genannte erst am 1. April 1911 angestellt worden ist". Besser geht es den Lehrern Perathoner oder Godewols, die, wie sie, ebenfalls seit 1907 an der Schule arbeiten.[20]

Gertrud Kleinhempel wurde eingestellt für die "Tagesklasse für Allgemeinunterricht und für die Textilen Berufe", später übernahm sie zeitweise auch die Metallklasse. Zum Allgemeinunterricht gehörte laut Lehrplan:

"Naturstudien, Pflanzenzeichnen; Zeichnen von Naturpräparaten; Zeichnen nach lebenden Tieren, gleichzeitig Anatomie des Tieres, Gedächtniszeichnen. Aktskizzieren nach dem sich bewegenden Akt und Aktzeichnen; Verwendung der so erarbeiteten Formenkenntnis für ein gegebenes Material und einen gegebenen Zweck; Modellieren zum Zwecke des Naturstudiums; Geometrisches Zeichnen für Anfänger; (...) Perspektivisches Zeichnen und Skizzieren, freie Perspektive, Schattenlehre; Stillehre des Kunstgewerbes (...); Darstellungsübungen. Uebungen im zeichnerischen und farbigen Darstellen von Geräten, Stoffen, Räumen usw. in allen gebräuchlichen Techniken (...)." Für die Fachklasse für textile Berufe kam zu diesem Unterricht noch "Entwerfen und Ausführung für Weben, Batiken, Sticken usw., Teppichweben" und "Teilnahme an künstlerischer Schrift mit besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse der Wäschezeichner" hinzu. Als eine wichtige Zielsetzung dieses Unterricht ist im Lehrplan - ganz in der Tradition der Reformbewegung - formuliert: "Es wird versucht, das Verantwortungsgefühl zu wecken gegenüber der Notwendigkeit oder der Unzweckmäßigkeit einer Bemusterung"[21]

Als ausgebildete Zeichenlehrerin war Kleinhempel hervorragend geeignet für den Allgemeinunterricht; daß sie aber für die Textilklasse zuständig wurde, hat wohl ausschließlich geschlechtsspezifische Gründe. Sie war bekannt für ihre Raumkunst, ihre Metall-, Glas- und Keramikarbeiten. Mit Textilien hat sie sich, im Gegensatz etwa zu ihrem Bruder Erich, der Teppiche, Vorhänge, Wandbehänge, Tischdecken etc. entworfen hat, nicht oder nur sehr wenig befaßt. Sie dennoch ohne Rücksicht auf ihre Qualifikation im Textilbereich einzusetzen, entsprach der gängigen Praxis, die auch an anderen Kunstgewerbeschulen (z. B. in Magdeburg, Hamburg, Weimar u. a.) zu beobachten ist: Wenn Frauen überhaupt eingestellt wurden, dann in den Textilabteilungen.[22] So wundert es nicht, daß die wenigen Kolleginnen, die Gertrud Kleinhempel in Bielefeld hatte, ebenfalls den textilen Tagesklassen oder der später der Schule angeschlossenen Web- und Stickschule und den Schneider- bzw. Modeabteilungen zugeordnet waren: Else Hersei, zunächst Musterzeichnerin, dann Leiterin der Stickschule, Stickmeisterin Wilkenhöhner, Weberin Knau, Schneidermeisterin Lorenz, Stickerin Charlotte Bornitz. Mit der Zuordnung der Frauen zum Textilbereich ging an vielen Schulen die Abwertung des Faches einher:

"Daß die Weberei in der Aufzählung der Lehrgebiete häufig an letzter Stelle stand, unterstreicht noch einmal den ihr von Männern angewiesenen Stellenwert in den Lehrplänen am Bauhaus und den Kunstgewerbeschulen."[23]

Das ist in Bielefeld offenbar anders. Auf Grund der Bedeutung der Textilindustrie für die Stadt nahm die Ausbildung für die textilen Berufe eine besonders wichtige Rolle ein. Die ortsansässige Industrie beobachtete den Unterricht an der Schule sehr genau und versuchte stets, die Ausbildung ihren Bedürfnissen entsprechend zu verändern, neue Techniken an neuen Maschinen in den Lehrplänen einzuführen. Im Kuratorium der Schule saßen ständig Vertreter der Textil- und Nähmaschinenindustrie, die immer wieder versuchten, Material, Stoff und (Web-)Maschinen als Spenden für die Schule zu organisieren.[24] In der Wertschätzung sowohl in der Schule selbst als auch in der Öffentlichkeit der Stadt genoß der Textilbereich deshalb ein ungewöhnlich hohes Ansehen.

Die Arbeit Gertrud Kleinhempels an der Schule umfaßte verschiedene Aufgaben: An erster Stelle stand der Unterricht. Sie "führt ihren guten Unterricht sehr energisch und geschickt mit ausgezeichnetem Gelingen",[25] heißt es in einer Leistungsbeurteilung Thieles. Sie galt als äußerst streng und diszipliniert, ihr Unterricht des Naturstudiums als besonders schwierig. Kennzeichnend ist die Aufnahmeprüfung an der Schule: "Ein genügendes Durchsieben erfolgt dadurch", so berichtet Thiele dem Regierungspräsidenten 1910, "daß die Schüler erst nach einem etwa achttägigen Probebesuch in die Listen der Schule aufgenommen werden. Während dieser Zeit sollen sie an dem sehr spröden Zeichenunterricht der Klasse Kleinhempel teilnehmen. Wer sich dann nach 8 Tagen noch anmeldet, beweist, daß er ernsthaft arbeiten will.[26] Gertrud Kleinhempels Arbeit wird in der Schule sehr hoch eingeschätzt. Von Schulleiter Wrba wird sie als die "fähigste und tüchtigste Lehrkraft" beschrieben und 1920 für die Verleihung des Professorentitels vorgeschlagen, den sie 1921 als erste Frau Preußens tatsächlich erhält.
Neben ihrer reinen Unterrichtstätigkeit kümmerte sie sich gemeinsam mit ihren Kollegen darum, die Schülerarbeiten zu betreuen und Ausstellungsmöglichkeiten zu schaffen. Darüber hinaus stellte sie den Kontakt zu anderen Kunstgewerbeschulen und zur Kunstgewerbebewegung her, nahm an den Diskussionen über den Stand und die Entwicklung der Reformbewegung teil und arbeitete nach wie vor als Künstlerin. So entwarf Gertrud Kleinhempel das Goldene Buch der Stadt Bielefeld, einen silbernen Pokal als Ehrengeschenk der Stadt Bielefeld für ein Offizierskasino und im Auftrag der jüdischen Gemeinde einen Synagogenvorhang; für viele Bielefelder Familien arbeitete sie Möbelstoffe, Vorhänge, Wandteppiche, Web- und Stickereien.[27] Ausstellungen von Schülerarbeiten fanden in Bielefeld regelmäßig statt. Dabei war es üblich, daß die Lehrer der jeweiligen Klassen auch eigene neue Arbeiten vorstellten. Das hatte zum einen den Zweck, den Status der Lehrer als Künstler immer wieder zu dokumentieren, sollte aber zum anderen auch den aktuellen Stand des Kunstgewerbes an der Schule darstellen. Diese Ausstellungen wurden regelmäßig in den kunstgewerblichen Zeitschriften besprochen. Das Kunstgewerbeblatt berichtete 1913 etwa: "Von besonderem Wert war es, daß in der Ausstellung auch die Lehrer der Schule (...) mit einer größeren Zahl von Arbeiten vertreten waren. Sie bildeten die notwendige Ergänzung zu den Schülerarbeiten. Man sah Anfang und Ende dessen, was in der Schule erstrebt wird. (...) Wenige aber ausgezeichnete Arbeiten waren von Frl. Kleinhempel und Frl. Hersel zu sehen."[28]

Außerhalb des städtischen Kontextes beteiligte sich die Schule regelmäßig an überregionalen und internationalen Ausstellungen. Die wichtigsten waren die Weltausstellung in Brüssel 1910 (im Bielefelder Zimmer wurden u. a. auch Schülerarbeiten der Klasse Kleinhempel gezeigt; die Künstlerin selbst beteiligte sich mit Wandteppichen) und die Werkbundausstellung Köln 1914.[29] Neben der Ausstellungstätigkeit unternahm Gertrud Kleinhempel wie ihre Kollegen fast in jedem Jahr Studienreisen zu den großen Kunstgewerbeschauen, z. B. nach Gent 1913, zum Bauhaus nach Dessau 1927, zur Werkbundausstellung nach Stuttgart 1927 und zu den Ausstellungen in Leipzig, Dresden und Berlin 1928 und 1930. Darüber hinaus war Gertrud Kleinhempel aktives Mitglied im Deutschen Werkbund, dem sie seit seiner Gründung 1907 angehörte und in dessen beratenden Ausschuß für das deutsche Warenbuch 1915 sie gewählt wurde. Diese vielfältigen Aktivitäten fanden seit Bestehen der Schule bis zum Beginn des Faschismus Anfang der 30er Jahre statt. 1933 wurde der Werkbund von den Nationalsozialisten verboten, die Reformbewegung, aus der ja auch Gertrud Kleinhempel stammte, weitgehend aufgelöst. Gertrud Kleinhempel zog sich seither -ähnlich wie viele ihrer Kollegen - von ihren außerschulischen Aktivitäten völlig zurück, meldete seit 1933 auch keine künstlerische Nebentätigkeit mehr an. Lediglich ihre Kollegin Else Hersel und der Schulleiter Woernle nahmen noch an den nun nationalsozialistisch geprägten Veranstaltungen teil, wie etwa an der Reichsausstellung der Deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie in Berlin 1937.[30]

Am 13.04.1938 trat Gertrud Kleinhempel "wegen Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand. Die Fachlehrerin Else Hersel übernimmt kommissarisch ihre Stelle".[31] Schon ein Jahr nach ihrer Pensionierung verließ sie Bielefeld und zog nach Althagen, einem Mecklenburger Fischerort an der Ostsee, wo sie bis zu ihrem Tod lebte.[32] Warum sie Bielefeld nach dreißig Jahren so schnell verlassen hat, kann nur vermutet werden. In einem Brief, den sie dem Bielefelder Bürgermeister Budde am 19.12.1939 schrieb, erklärte sie: "Ich gehe mit geteilten Gefühlen von Bielefeld weg, ich war meine ganze Arbeitszeit lang sehr gern dort, habe nur Angenehmes mit meinen Behörden genossen, wie auch mit meinem Kollegium und meinem Arbeitsfeld. Daß ich nun doch weggehe, ist eine Erfüllung eines Lebenswunsches von mir, einmal in einer ländlichen Gegend ein kleines Haus zu haben. Es hätte ebensogut in der Senne sein können oder im Teutoburger Wald. Nun ergab sich im Anschluß an einen dreiwöchigen Aufenthalt hier dieses und es schien mir so günstig, daß ich zugriff."[33]

Der Entschluß, Bielefeld zu verlassen, scheint also recht schnell gefaßt worden zu sein, es bedurfte lediglich der günstigen Gelegenheit für den Hauskauf. Ihre privaten oder persönlichen Bindungen innerhalb der Stadt waren möglicherweise so locker, daß sie nach Beendigung ihrer Berufstätigkeit dort nicht bleiben wollte. Familienmitglieder lebten nicht mehr in Bielefeld. An einer Heirat war sie vermutlich durch das bis 1919 bestehende, im preußischen Beamtenrecht verankerte Lehrerinnenzölibat, das die Vereinbarung von Familie, Ehe und Beruf verbot, gehindert worden.[34] Statt dessen war sie sehr stark eingebunden durch die Versorgung ihrer Mutter und ihres Bruders - eine Rolle, die ihr als einzige Tochter fast automatisch zukam. 1910 nahm sie ihre verwitwete Mutter bei sich auf, 1911 außerdem ihren bei einem Unfall verunglückten Bruder Fritz. Dieser ging 1912 wieder nach Dresden, wo er bald darauf starb. Mit ihrer Mutter lebte Gertrud Kleinhempel bis zu deren Tod 1922 zusammen. Im gleichen Haus wohnte seit 1919 ihre Kollegin Else Hersel, die gleichfalls als unverheiratete Tochter für ihren verwitweten Vater sorgte. Die Freundschaft zwischen den beiden Frauen muß sehr eng gewesen sein, lebten sie doch trotz mehrerer Umzüge bis 1934 zusammen.[35] Warum sie sich dann trennten, kann man nur vermuten. Abgesehen von möglichen privaten Auseinandersetzungen könnte die unterschiedliche Stellung zum Nationalsozialismus eine Rolle gespielt haben. Zumindest gibt es in den Akten des Schulverwaltungsamts Hinweise darauf, daß Else Hersel der NS-Ideologie wesentlich näher gestanden hat als Gertrud Kleinhempel. Sie nahm sehr aktiv an den kunstgewerblichen Veranstaltungen teil, die sich in ihrem Programm natürlich stark von den reformerischen, die Kleinhempel vertrat, unterschieden. Über Gertrud Kleinhempels Leben in Althagen ist gar nichts bekannt. Außer derTatsache, daß sie immerwieder Schwierigkeiten mit den Bielefelder Behörden in bezug auf eine in der Höhe richtig berechnete und regelmäßige Rentenzahlung hatte, gibt es keine Hinweise. Gertrud Kleinhempel starb am 29.02.1948.[36]


Anmerkungen

[1] Zur Biographie Gertrud Kleinhempels vgl. Stadtarchiv Bielefeld (StABi), Personalakte Kleinhempel; Thieme-Becker, Bd. 20, 1927, S. 460; Becker, 0. J.; Günther 1989, S. 56; Wichmann 1978, S. 374.
[2] Zur Ausbildungssituation von Frauen im kunstgewerblichen Bereich vgl. Berger 1986, S. 87-102; Günther 1989, S. 22-30; Droste 1989, S. 174-202.
[3] Gabler 1987, S. 115.
[4] Wann Gertrud Kleinhempel wieder nach Dresden kam, läßt sich aus der Literatur nicht genau nachweisen. Bekannt ist lediglich, daß sie seit 1898 für die Dresdner Werkstätten tätig war.
[5] Zu den Dresdner Werkstätten, der Werkstättenbewegung und zum Folgenden vgl. Wichmann 1978; Junghanns 1982, S. 7-27; Günther 1984, S. 69-108; Riemerschmidt 1982, S. 27-38; Selle 1982, S. 81-138.
[6]Zit.n. Seile 1982, S. 83f.
[7] Vgl. Wichmann 1978, S. 15.
[8] Günther 1989, S. 24; zu Margarete Junge vgl. Thieme-Becker, Bd. 19,1926, S. 326.
[9] Zu den Maschinenmöbelprogrammen vgl. Selle 1982, S. 118ff.
[10] Vgl. Haenel 1903, S. 164.
[11] Zu den Ausstellungen vgl. Günther 1984, S. 69ff.; Haenel 1906; Der westdeutsche Impuls 1984.
[12] F. Seh. 1901, S. 396.
[13] Van der Velde 1902, S. 157f.
[14] Kölner Stadtanzeiger vom 21.6. 1914, Nr. 279, hier zit. n. Herzogenrath 1981, S. 194; Offizieller Katalog der Werkbundausstellung Cöln 1914, S. 199; Wilhelm Schäfer über das Haus, in: Die Rheinlande, Heft 7/1914, hier zit. n. Schümann 1984, S. 238; zu den Frauenpalästen allgemein Droste 1989, S. 186f.
[15] Über diese Schule ist nichts bekannt. In der Literatur finden sich äußerst unterschiedliche Angaben darüber, wie lange sie bestand und wie lange Kleinhempel dort gearbeitet hat.
[16] Vgl. zum Folgenden StABi, Personalakte Kleinhempel.
[17] Staatlich-Städtische Handwerker- und Kunstgewerbeschule 1932, S. 5.
[18] Staatlich-Städtische Handwerker- und Kunstgewerbeschule o. J. (1914), S. 9.
[19] Vgl. StABi, Personalakte Kleinhempel.
[20] Vgl. StABi, Akten des Schulverwaltungsamt (SVA) Nr. 871.
[21] Vgl. StABi, Personalakte Kleinhempel; SVA Nr. 871.
[22] StABi, SVA Nr. 856, Bd. II.
[23] Droste 1989, S. 179-185.
[24] Ebda, S. 184.
[25] StABi, SVA Nr. 864, Bd. I.
[26] StABi, Personalakte Kleinhempel.
[27] StABi, SVA Nr. 856, Bd. I.
[28] Becker 1913/14.
[29] Vgl. Bender 1911, S. 21.
[30] StABi, SVA Nr. 881.
[31] StABi, SVA Nr. 870, Bd. II.
[32] StABi, Personalakte Kleinhempel.
[33] Ebda.
[34] Vgl. Brehmer 1980, S. 133.
[35] Vgl. Adreßbücher der Stadt Bielefeld 1907-1938.
[36] StABi, Personalakte Kleinhempel.


Literatur

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Zwischen Kunst und Industrie. Der Deutsche Werkbund, Ausst. Kat.
des Staatlichen Museums für Angewandte Kunst, München 1975.


Claudia Gottfried

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