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(58 KB)   Hort-Schatzfund von Beelen / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Hort-Schatzfund von Beelen / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELHort-Schatzfund von Beelen
URHEBER ABBILDUNGKlem, Josef


INFORMATIONEin kleiner Schatz, der 1928 auf einem Acker in der Bauerschaft Hörster bei Beelen, Kr. Warendorf, zufällig gefunden wurde, setzte sich aus einer Merkur-Statuette, einem germanischen Goldring mit eingepunzter Verzierung und sechs einfachen Silberringen sowie zwei kurzen runden Bronzestäbchen zusammen. Da man die Statuette damals stilistisch in augusteische Zeit datierte, während die Ringe, insbesondere der Goldring, ins 4. oder gar 5. Jh. gehören mußten, ergab sich die Schwierigkeit, diese zeitliche Diskrepanz zu erklären. Da die Bronzestäbchen als Punzen angesehen wurden, erklärte man sich den ganzen Fund als versteckten Besitz eines völkerwanderungszeitlichen Schmiedes, der neben etwas Werkzeug auch Rohmaterial - die Ringe waren im Grunde nichts anderes - auch eine uralte Statuette, aus künstlerischem oder religiösem Interesse, bei sich führte.

In Wirklichkeit sind die Stäbchen als Punzen ganz ungeeignet und stellen wahrscheinlich winzige, genau abgewogene Bronzebarren dar - deshalb ist der eine an den Enden markiert. Das bedeutet, daß der Schatz außer der Statuette nur wertvolles Rohmetall enthält. Dann muß er aber nicht einem Schmied gehört haben, sondern stellte einfach einen großen Wert dar. Warum er in die Erde kam, wissen wir also nicht; er kann auf einer Reise verscharrt worden sein, ebensogut aber auch in einer Siedlung bei Bedrohung durch Feinde; er kann sogar als Opfergabe niedergelegt worden sein.

Die Statuette ist trotz der Korrosion, die besonders das Gesicht zerfressen hat, gut erkennbar. Sie ist qualitätvoIl, aber routinemäßig gearbeitet. Von den in Silber eingelegten Augen ist das rechte noch erhalten. Dargestellt ist der römische Handelsgott Merkur, der griechische Hermes. Er ist in einem von der klassischen griechischen Plastik des 5. Jh. v. Chr. tradierten, ausgewogenen Standschema und mit der Andeutung der griechischen Reisekleidung, Schuhen, Mantel und Filzmütze, dargestellt. Zum Zeichen seiner Schnelligkeit trägt er Flügel an Schuhen und Mütze. Die Lederbörse in der rechten Hand kennzeichnet ihn als Gott der Händler, der Heroldsstab, den er ursprünglich - wie alle Merkurdarstellungen - in der Linken trug, ist sein Ausweis als Bote der Götter, ursprünglich seine wichtigste Funktion in der antiken Sage. Bei den Germanen wurde Merkur offenbar mit einem der obersten Götter gleichgesetzt. So erklärt sich am ehesten, daß er weit häufiger als alle anderen römischen Götter unter den bei den Germanen gefundenen Bronzestatuetten auftritt.

Der Typus der Statuette von Beelen ist ein besonders beliebter, der auch in Norddeutschland noch mehrfach gefunden worden ist. Ihre Zeitstellung läßt sich heute noch nicht so sicher bestimmen, sie mag eher aus dem 2. bis 3. Jh. n. Chr. stammen. Aber auch dann ist sie immer noch deutlich älter als das Rohmetall und muß tatsächlich einen sorgfältig gehüteten und aufbewahrten Wert, wahrscheinlich von religiöser Bedeutung, dargestellt haben. Vielleicht befand er sich bis zur Verbergung im Hausheiligtum eines reichen Hofes.


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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Westfälisches Museum für Archäologie
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Stupperich, Reinhard | Römischer Import in Westfalen | Dia 10, S. 35f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit1.6   Römische Kaiserzeit
Ort3.8.3   Beelen, Gemeinde
DATUM AUFNAHME2004-03-01
AUFRUFE GESAMT3660
AUFRUFE IM MONAT220