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(82 KB)   Keramik verschiedener Art aus der Siedlung von Soest-Ardey / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Keramik verschiedener Art aus der Siedlung von Soest-Ardey / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELKeramik verschiedener Art aus der Siedlung von Soest-Ardey
URHEBER ABBILDUNGKlem, Josef


INFORMATIONUnter der Keramik, die 1977 bei Ausgrabungen in einer kaiserzeitlichen Siedlung in Soest ergraben wurde, befand sich eine ganze Anzahl von römischen Importstücken unterschiedlicher Art. Die Funde belegen, daß die Siedlung in der Kaiserzeit bewohnt war und erst in der Völkerwanderungszeit vielleicht im Zusammenhang mit der Abwanderung der Franken und dem Nachrücken der Sachsen, aufgegeben wurde.

Das Spektrum der Keramik reicht vom Tafelgeschirr der Terra Sigillata (die roten Stücke) über feine sog. Terra Nigra (Schüssel oben rechts), sog. schwarzgefirnißte Keramik (Gefäßfuß darunter, mit Barbotineschmuck an der Bruchkante), glattwandig tongrundige helle Ware (Mitte), graue (vorn rechts) und bräunlichrote einfachere Keramik (Mitte rechts) bis zu hellen rauhwandigen gröberen Gefäßen (vorn links). Alle Stücke stammen aus rheinischer Produktion, wenn auch sicher von unterschiedlichen Orten. Die große Scherbe einer Sigillata-Bilderschüssel (oben links) stammt aus derselben Trierer Werkstatt wie die beiden Schüsseln gleicher Form (Drag. 37) aus Unna (Bild 2  Medien). Es wiederholen sich der Herzblatt-Stab unten und das Gefäß mit dem Palmblatt. Auch die weiteren Stempel dieser Schüssel wiederholen sich auf anderen Gefäßen dieser Werkstatt: ein Mann mit Pferd, offensichtlich einer der Dioskuren, der Zwillinge des Göttervaters, die man in der Not anrief; eine Frau mit Hund, die Jagdgöttin Diana; ein geflügelter Amor, der Liebesgott; ein Krieger, vielleicht Mars, der Kriegsgott - wesentliche Bereiche des Lebens der Bewohner der Grenzprovinz, aber auch wohl der germanischen Käufer sind hier - angesprochen.

Die Terra Nigra war eine ganz grau bis schwarz, also reduzierend (d.h. mit gedrosselter Sauerstoffzufuhr) gebrannte, z.T. auch noch "geschmauchte" (d. h. zur Schwärzung beim Brand dem Rauch ausgesetzte) Ware, die schon vor der römischen Eroberung von den belgischen Bewohnern der nördlichen Provinzen hergestellt wurde. Ihr Formrepertoire paßte sich schnell dem der römischen Vorbilder an, die Verzierung blieb auf ornamentale Rapportbänder beschränkt. Es gibt auch helle glattwandige Keramik, die dem Formenrepertoire der Terra Nigra entspricht. In der späteren Kaiserzeit wurde die Herstellung einer Keramik ähnlicher Art, z.T. auch von mehr bräunlicher Färbung, mit der Technik der Herstellung auf der Drehscheibe von den Germanen an vielen Stellen jenseits des Limes aufgenommen. In den meisten Fällen ist aber die Unterscheidung von importierter römischer und einheimischer germanischer Keramik bis zum Zusammenbruch der römischen Nordwest-Provinzen nicht sehr problematisch.

Die meisten anderen feineren Keramikgattungen zeigen auf der Oberfläche einen glatteren Verzug (slip), der aus einem feiner als das Gefäß selbst geschlämmten Ton hergestellt ist und eine andere Färbung als das Innere des Scherben, die durch Änderung der Luftzufuhr im Ofen während der Schlußphase des Brandes bewirkt wird; so verfärbt Drosselung der Sauerstoffzufuhr den rotgebrannten (oxidierten) Ton zum Schwarzen hin. Auf diese Weise entsteht etwa die sog. schwarzgefirnißte rheinische Ware, deren Ton innen meist rötlich ist, so die rheinischen Spruchbecher (vgl. Bild 4  Medien) und auch die braunen Gefäße mit ornamentalen oder auch figürlichen Reliefauflagen in Barbotinetechnik (mit noch halbflüssig aufgesetzten Tonappliken), die in Westfalen nur mit wenigen Stücken belegt sind, darunter dem Gefäßfuß (von einem Becher) hier.

Die einfachere Haushaltskeramik überwiegt zahlenmäßig gegenüber der feineren Ware auch in den germanischen Siedlungen deutlich. Sie war meist einfarbig und hell. Eine glatte Oberfläche hatten die etwa in Köln, aber auch andernorts hergestellten Gefäße aus dem weißen sog. Pfeifenton, der auch für Tonfiguren verwendet wurde. Die weniger reinen gelblich bis bräunlich gefärbten Tonarten mit Einschlüssen winziger Steine haben auch eine entsprechend rauhere Oberfläche. Besonders viel bezogen die Germanen nach den Funden Kannen verschiedener Größe und Form (davon stammen der Boden aus hellem Ton, der fast an den sog. Pfeifenton erinnert, und die beiden Henkel), Kochtöpfe, Schüsseln und ähnliche Aufbewahrungsgefäße (davon die verschiedenen Randstücke). Dagegen ist bei den Amphoren, die gefunden wurden, zu vermuten, daß sie zuerst als Behälter für Wein ins Land kamen; vielleicht wurden sie bei den Germanen aber häufiger wiederverwendet als bei den Römern.

Tonlampen - für die Germanen sicher ein nicht ganz selbstverständlicher Luxus - wurden bisher noch nicht in Siedlungsgrabungen gefunden. Daher sind die einzeln gefundenen Exemplare meist als modern verschleppt oder unterschoben abgelehnt worden, obwohl für eine ganze Anzahl von meist sehr einfachen Lämpchen eine Fundortangabe vorliegt.


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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Westfälisches Museum für Archäologie
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Stupperich, Reinhard | Römischer Import in Westfalen | Dia 03, S. 18f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit1.6   Römische Kaiserzeit
Ort1.11.10   Soest, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-03-01
AUFRUFE GESAMT3024
AUFRUFE IM MONAT240