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(110 KB)   Die Einweihungsfeier für das Hermannsdenkmal am 16.08.1875, Holzstich aus der Zeitschrift "Gartenlaube", 1875 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Die Einweihungsfeier für das Hermannsdenkmal am 16.08.1875, Holzstich aus der Zeitschrift "Gartenlaube", 1875 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELDie Einweihungsfeier für das Hermannsdenkmal am 16.08.1875, Holzstich aus der Zeitschrift "Gartenlaube", 1875
URHEBER ABBILDUNGBeckhaus, H.
DATIERUNG1875
DATIERUNG HANDLG.1875


INFORMATIONErnst von Bandel hatte hinsichtlich der Gestaltung der Einweihungsfeierlichkeiten eigene Vorstellungen, die seine Intentionen mit dem Hermannsdenkmal deutlich werden lassen. So schrieb er in einem Brief vom 28.11.1874 an den Detmolder Bürgermeister:

"Ich schlage vor: in guter Jahreszeit - nicht an einem Tage irgendeines Sieges über Fremde, werde eine ganze oder halbe Woche festgesetzt als Zeit, in der das vollendete Denkmal dem Deutschen Volke übergeben werde, es möge es dann selbst übernehmen und die Übernahme durch selbstgewählte Handlungen beurkunden." [1]

Und so geschah es auch. Am Vortag der Einweihung war die Lippische Residenz Detmold mit Fahnen, Kränzen und Girlanden geschmückt. Gespannt wartete eine große Menschenmenge auf die Ankunft des Kaisers. Dieser kam mit dem Hofzug von Goslar über Pyrmont bis Schieder, der damals einzigen Bahnstation in Lippe. Von hier ging es mit der Hofkutsche nach Horn und weiter nach Detmold. Für die übrigen etwa 30.000 Besucher zeigte sich die Anreise wesentlich beschwerlicher. Wer sich nicht zu Fuß auf den Weg machte, benutzte Leiterwagen. Da für solch einen Massenansturm kaum ausreichend Quartiere zur Verfügung standen, mußten viele Besucher die Nacht im Freien verbringen, was aber die Festfreude nicht minderte.

Der eigentliche Festplatz für die Einweihungsfeier lag zwischen Denkmal und "Bandelwiese". Hier stand die auf der linken Bildseite sichtbare hölzerne Tribüne für den Kaiser. Genau gegenüber, auf der anderen Seite des Denkmals, vor der "Bandelhütte", befand sich die Rednertribüne. Wie bei einem jeden richtigen Volksfest war auch für das leibliche Wohl gesorgt. Überall auf dem Gelände verstreut standen Verkaufsstände, Wirtschaftszelte und Imbißbuden, die dem Ansturm kaum standhielten. Unten rechts im Bild betrachtet eine junge Frau gerade versunken ihren "Hermann en miniature", während seine "Artgenossen" auf einem riesigen Tablett durch die Volksmenge getragen werden. Die überregionale Familienzeitung "Die Gartenlaube" brachte nicht nur den abgebildeten Holzstich, sondern auch einen farbenfrohen Stimmungsbericht von den Feierlichkeiten:

"Neben ... ernsten Gestalten, meist älteren Männern, zeigen sich die jugendlichen Gestalten der Turner und Studenten, Letztere in vollem Wichse, mit Schläger und Federbarett; neben und hinter diesen die übrigen Mitglieder des Festzuges, und weiter hinaus, Kopf an Kopf gedrängt, die bunte, fröhliche Menge, welche bis hinauf zum Denkmal den weiten Raum füllt und noch auf den Stufen des Unterbaus Platz gefunden hat, während Der, dem alles dieses gilt, unbekümmert um das Treiben zu seinen Füßen, ruhig von seiner Hohe hernieder schaut.

Als nun der Weiheact selbst durch Entfalten der Reichsfahne und Kanonendonner unter dem Jubelrufe der Menge vollzogen war, hätte Nichts die Weihe des nun folgendes Augenblicks überragen können. Von dem Adjutanten des Kaisers geführt und auf den Arm seines Sohnes gestützt, schreitet dort der ehrwürdige Meister durch die lautlos harrende Menge zur Kaisertribüne. Dort erheben bei seinem Eintritt alle sich ehrerbietig, während der Kaiser den Künstler mit herzlichem Händedrucke bewillkommnet, ihm Glück wünscht zur Vollendung des Werkes und ihm im Namen des ganzen Volkes dankt.

Es war der bedeutungsvollste Augenblick des ganzen Festes, als beide Greise, der Kaiser und der Künstler, dort standen, Hand in Hand; Jeder auf der Höhe seines Wirkens, Jener in der Mitte seines durch ihn geeinigten Volkes, ein würdiger, nur glücklicherer Nachfolger des Helden, dessen Erinnerung die Feier des Tages galt, Dieser am Ziele seiner Arbeit und seines Strebens, den Lorbeer des Ruhmes empfangend.

Vieltausendstimmig erschallte jetzt das Hoch auf den Meister durch den Wald, mit dem die Menge in den Ruf des Redners einstimmte. Der Kaiser selbst führte den Gefeierten von seinem Sitze an die Brüstung der Tribüne, um ihn der jubelnden Menge zu zeigen, Noch einmal umfuhr er dann das Denkmal in Begleitung seines Meisters und verließ dann den Berg, während die Menge im Schatten der Bäume sich lagerte, um in geselligem Kreise beim Klange der Becher die Eindrücke des eben Erlebten in sich nachhallen zu lassen." [2]


[1] Zit. nach Peter Veddeler: Nationale Feiern am Hermannsdenkmal in früherer Zeit, in: Engelbert, a.a.O., S. 170.
[2] "Die Gartenlaube" (1875), S. 639, 642.


TECHNIKHolzstich
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Roerkohl, Anne | Das Hermannsdenkmal | Dia 05, S. 19-21
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit1.6.1   Varusschlacht / Rezeption
3.8   1850-1899
Ort2.5.5   Detmold, Stadt
Sachgebiet9.11   Feste, Feiern
15.8   Architektur, Baudenkmäler, Architekt/Architektin
15.12.6   Nationalismus / Patriotismus / Landesherren, Denkmäler
15.12.601   Hermannsdenkmal, Detmold
DATUM AUFNAHME2004-02-27
AUFRUFE GESAMT6641
AUFRUFE IM MONAT351