Recklinghausen, Stadt- und Vestisches Archiv

Geschichte Wohl aus einer karolingischen Siedlung entwickelte sich im Laufe des ausgehenden 12. und 13. Jh. eine Marktsiedlung mit gitterförmigen Straßennetz, die bald zum weltlichen und geistlichen Zentralort unter stiftskölnischer Hoheit wurde. Eine steuerrechtliche Privilegierung durch den Kölner Erzbischof Heinrich von Müllenark im Jahr 1236 gilt als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Stadtwerdung; noch im 13. Jh. erhielt R. Siegel- und Münzrechte und es etablierte sich eine städtische Verfassung mit Bürgermeister und einem Rat. Eine erste Stadtbefestigung wurde 1296 zerstört, in der Zeit von 1344-1345 wird dann eine ringförmige Mauer mit 5 Toren und 9 Türmen neu errichtet, die bis ins 19. Jh. bestehen blieb. In der Hansestadt konnten sich 2 Beginengemeinschaften etablieren, die erst zu Beginn des 16. Jhs. in einem Augustinessenkloster zusammengefasst wurden. Im Zuge der Gegenreformation gründeten die aus Dorsten vertriebenen Franziskaner 1642 eine Niederlassung in der Stadt.

Das Recklinghauser Archiv wurde 1922 als eigenständiges städtisches Institut zusammen mit dem Vestischen Museum gegründet, ältere Formen geordneter Aufbewahrung städtischer Akten und Urkunden lassen sich jedoch bis ins frühe 18. Jh. zurückverfolgen: Von 1712 datiert der Hinweis auf ein erstes Archivverzeichnis, erhebliche Überlieferungsverluste sind für das Spätmittelalter anzunehmen, verursacht durch den großen Stadtbrand von 1501 mit Zerstörung des Marktplatzes und des ersten Rathauses. Für das 19. Jh. ist eine depotähnliche Einlagerung von Altbeständen im Rathausgebäude nachgewiesen. Neue Ansätze zu Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten entwickelten sich auf Weisung der Regierung Münster ab ca. 1830. Von Mitte des 19. bis zum frühen 20. Jh. wurde das Archiv neben- bzw. ehrenamtlich von einem Geistlichen, einem Mediziner bzw. einem Postbeamten betreut.

Von 1908 bis 1922 befand sich das Archivmagazin in einem Kellerraum des Rathausneubaus am Erlbruch (errichtet 1905-1908), angrenzend an Polizeiwache, Arrestzelle und Ratskeller. Mit institutioneller Gründung des Stadtarchivs im Jahre 1922 (dem Oberbürgermeister direkt unterstellt, ab 1960 dem Kulturamt, ab 1999 dem Fachbereich für Kultur und Weiterbildung) erfolgte der Umzug ins Erdgeschoss des Gymnasium Petrinum am Herzogswall und 1939 die Verlagerung in den sog. Stephansturm (Teil der erhalten gebliebenen Stadtbefestigung aus dem 14. Jh., unmittelbar am ehemaligen kurkölnischen Beamtenpalais, sog. Engelsburg, erbaut 1703). Nach zwischenzeitlicher Verlegung in ein Wohnhaus an der Halterner Straße 4 (1961-1986) erfolgte im Jahr des 750-jährigen Stadtjubiläums (1986) die vollständige Neueinrichtung des Stadtarchivs im ehemaligen AOK-Verwaltungsgebäude an der Hohenzollernstraße, und zwar in baulicher Einheit mit dem Vestischen Museum. Von 1922 bis Ende des 20. Jhs. wurde das Amt des Stadtarchivars mit großem persönlichen Engagement von langjährig tätigen Geschichtslehrern größtenteils nebenamtlich ausgeübt (Dr. Heinrich Pennings, Dr. Adolf Dorider, Dr. Werner Burghardt), ab 2001 erstmals hauptamtlich durch einen Archivleiter.
Benutzungsort Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen
Eigentümer/in Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen
Bestände
Stadtarchiv I, Urkunden, Reihe I Regestenliste | Suche im Bestand
Umfang 27 Urkunden
Laufzeit 1236-1502
Stadtarchiv I, Urkunden, Reihe II Regestenliste | Suche im Bestand
Umfang 2 Urkunden
Laufzeit 1253, 1590
Weitere Ressourcen Ressourcen zu Recklinghausen und zum Vest Recklinghausen im Internet-Portal "Westfälische Geschichte"

Stadt Recklinghausen | Google Maps

Panoramen Recklinghausen

Stadt Recklinghausen
Literatur Burghardt, Werner
Bestandsübersicht des Archivs Westerholt-Arenfels im Vest. Archiv Recklinghausen. In: Vestische Zeitschrift 63, 1961, S. 109ff.

Burghardt, Werner
Bestandsübersicht des Herzoglich Arenbergischen Archivs im Vestischen Archiv Recklinghausen. In: Vestische Zeitschrift 64, 1962, S. 115ff.

Burghardt, Werner
Bestandsübersicht des Archivs des Vereins für Orts- und Heimatkunde Recklinghausen im Vest. In: Vestische Zeitschrift 66/67, 1964/65, S. 181ff.; 68/69, 1966/67, S. 211ff.

Burghardt, Werner
Regesten zur Geschichte Buers aus dem Archiv Westerholt-Arenfels 1362-1565. In: Beiträge zur Stadtgeschichte Gelsenkirchen-Buers 3, 1968, S. 71ff.

Burghardt, Werner
Regesten zur Geschichte Buers aus dem Archiv Westerholt-Arenfels 1566-1830. In: Beiträge zur Stadtgeschichte Gelsenkirchen-Buers 4, 1969, S. 79ff.

Burghardt, Werner
Regesten zur Geschichte Buers aus dem Gräflich Westerholter Archiv 1341-1458. In: Beiträge zur Stadtgeschichte Gelsenkirchen-Buers 7, 1973, S. 41ff.

Burghardt, Werner
Regesten zur Geschichte aus dem Gräflich Westerholter Archiv 1459-1522. In: Beiträge zur Stadtgeschichte Gelsenkirchen-Buers 10, 1980, S. 229ff.


Burghardt, Werner
Speicher der Vergangenheit. In: Vestischer Kalender 1964, S. 132ff.

Burghardt, Werner
Familiengeschichtliche Quellen im Stadt- und Vestischen Archiv Recklinghausen. In: Deutsches Geschlechterbuch 184, 1980, S. XIIIF.

Burghardt, Werner
Stadtarchiv und Vestisches Archiv. In: Manfred Boureé, Recklinghausen, 1980, S. 60f.

Burghardt, Werner
Die Stadtrechtsurkunde von 1236. In: 750 Jahre Stadt Recklinghausen 1236-1986, 1986, S. 9ff.

Burghardt, Werner (Bearb.)
Das Vestische Lagerbuch von 1660. Münster 1995.

Kordes, Matthias
Das mittelalterliche Recklinghausen im Spiegel seiner Originalurkunden. Recklinghausen 2001.

Kordes, Matthias
Stadtarchive zwischen Heimatforschung, Kommunalpolitik, Schulwesen und bürgerschaftlichem Engagement: Das Beispiel Recklinghausen. In: Archivpflege in Westfalen-Lippe 58, 2003, S. 39-42.

Kordes, Matthias
Die Engelsburg als Standort des Stadt- und Vestischen Archivs Recklinghausen. In: Vestischer Kalender 81, 2010, S. 216-221.
Systematik
Zeit2.15   1200-1249
2.16   1250-1299
2.17   1300-1349
2.18   1350-1399
2.19   1400-1449
2.20   1450-1499
3.1   1500-1549
3.2   1550-1599
Ort1.7   Vest Recklinghausen
3.6   Recklinghausen, Kreis
3.6.9   Recklinghausen, Stadt
Sachgebiet3.11   Städte und Gemeinden, Ober-/Bürgermeister/Ober-Bürgermeisterin, Mitarbeiter
Datum Aufnahme 2010-04-07
Datum Änderung 2011-11-04
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