Abbenburg

Geschichte Die schon in der ersten Hälfte des 14. Jhs. im Besitz der Familie von Haxthausen befindlichen Rechte in der östlichen Hälfte des Hochstifts Paderborn sind von ihr in der folgenden Zeit planmäßig ausgebaut worden. Ausgehend von den Gütern Haxtergrund, Borchen, Driburg, Lippspringe und Dedinghausen gelang 1465 die Erwerbung von Abbenburg in Brakel-Bökendorf, 1479 von Bökendorf, im 15. Jh. von Welda und um 1500 von Vörden als Paderborner Pfand durch die sog. weiße Linie und um 1525 von Thienhausen durch die sog. schwarze Linie. Während die schwarze Linie auch außerhalb Westfalens in Dänemark, Sachsen und am Oberrhein ansässig wurde, ist die weiße Linie weitgehend bodenständig geblieben.

Als 1582 die Ämter Bredenborn und Vörden vom Bischof von Paderborn eingelöst wurden, blieb ihnen Vörden als Burglehen, doch wurde dieses Gut 1643 und 1683 an die von Niehausen verpfändet (Unterlagen im Archiv Alme). Erst 1768 konnte Vörden wieder erworben werden.

Von den Gütern der weißen Linie ging 1788 Welda durch Heirat an die Freiherren von Brackel, die diesen Besitz 1932 veräußerten und das Gutsarchiv dem auf Vörden und Abbenburg ansässigen Zweig der Familie von Haxthausen überließen. Dagegen konnte Thienhausen nach dem Aussterben der schwarzen Linie zugehörigen dänischen Grafen von Haxthausen 1843 erworben werden. Thienhausen wurde jedoch nicht mit den anderen Gütern vereinigt, sondern Sitz einer Sekundogenitur. Das neben Thienhausen zweite Gut der schwarzen Linie im Stift Paderborn, Dedinghausen, wurde 1880 verkauft und zerstückelt. Das zugehörige Archiv scheint verloren.

Beim Archiv in Abbenburg handelt es sich um das Hauptarchiv der weißen Linie, das allerdings - bedingt durch gemeinsame Interessen - auch Informationen über die andere Linie enthält.
Benutzungsort LWL-Archivamt für Westfalen
Eigentümer/in Freiherr von Haxthausen
Bestand
A Altes Archiv, Urkunden Regestenliste | Suche im Bestand
Bestandsignatur Abb.A.Uk
Findbuch Abb.A.Uk
Umfang 241 Urkunden
Laufzeit 1317-1837
Inhalt Familien von Haxthausen, von Elmeringhausen, von Heerse, von Quitzow, von Dallwig, von Kalenberg zu Westheim, von Milendonk.- Güter und Besitzungen zu Bredenborn, Vörden, Bökendorf, Bellersen, Abbenburg, Altenbergen, Thienhausen, Welda, Herrlichkeit Hörstgen, Bedbur.- Gericht zu Bellersen und Bökendorf, Gericht zu Lichtenau.- Stifte Freckenhorst 1764-1844 und Neuenheerse 1534-1805.- Lehnssachen.
Information Der Urkundenbestand des Archivs Abbenburg umfasst rund 250 Urkunden und zehn Aufschwörungstafeln aus dem Zeitraum von 1317 bis 1837. Der Schwerpunkt des Bestandes liegt auf dem Zeitraum vor 1500 mit etwa 120 Urkunden.

Der Bestand enthält grundsätzlich die Urkunden der im Stift Paderborn angesessenen Familie von Haxthausen und ihrer Besitzungen, enthält aber auch eine Reihe von Urkunden aus anderen Regionen, deren Provenienzen nicht immer ganz klar sind. Bei der Verzeichnung wurde zwischen den Urkunden, die auf die Familie, ihre Besitzungen und ihre Stellung Bezug nehmen, und den Lehnsurkunden geschieden, die als besondere Abteilung ab Nr. 201 an den Schluss gestellt sind.


1. Urkunden von Paderborner Familien und Gütern
Aus den von der Familie von Haxthausen stammenden Urkunden geht hervor, dass diese Familie ursprünglich das Amt Haxthausen bei Paderborn besessen hat (Urk. 1), aber schon in der 1. Hälfte des 14. Jhs. Interessen in der Grafschaft Waldeck hatte (Urk. 3). 1394 erwarb Albert von Haxthausen Land zwischen Schlangen und Lippspringe (Urk. 26) und zeigte damit, dass die Familie von Haxthausen in diesem Bereich ebenfalls schon präsent ist und anscheinend über Alberts Mutter Wille von Elmeringhausen Besitzungen dieser Familie erworben hat. 1401 gelangte Albert durch Pfandschaft in den Besitz von Himmighausen (Urk. 32). 1416 ist Johann von Haxthausen im Besitz des Hofes zu Flechtheim, den seine Frau Adele Crevet als Brautschatz in die Ehe eingebracht hat (Urk. 41). Von den von Erwitzen erlangte 1436 Johann von Haxthausen ein Burglehen zu Bredenborn und Ländereien zu Erwitzen und Reelsen (Urk. 53). 1439 konnte der große Hof in Schlangen von den von Elmeringhausen durch Pfandschaft erworben werden, womit ein Hauptbesitz dieser Familie an die von Haxthausen kam (Urk. 57). 1453 wurde der Amtshof zu Borchen von den von Herse erworben (Urk. 83), die auch ihren übrigen Besitz an die von Haxthausen vererbten (Urk. 94). 1480 kaufte Gottschalk von Haxthausen von den von Oeynhausen das Dorf Bellersen (Urk. 104), fortan eine der wichtigsten Besitzungen im östlichen Paderborner Land. 1500 ist Wolf von Haxthausen im Besitz eines Burglehens zu Warburg und des Dorfes Welda (Urk. 115), die im 15. Jh. von den von Welda ererbt wurden (Urk. 109).

Die Familie von Elmeringhausen hatte im 14. Jh. Besitzschwerpunkte in den Bereichen um Lichtenau-Kleinenberg, Lippspringe-Marienloh, Schlangen-Dedinghausen und Wewer. Sie verkaufte und verpfändete um 1400 größere Teile ihres Besitzes, die später von den von Haxthausen wieder eingelöst wurden (Urk. 48, 73, 125). 1439 verpfändeten die von Elmeringhausen den großen Hof zu Schlangen an Albert von Haxthausen (Urk. 57). Als die Familie von Elmeringhausen 1473 mit dem Paderborner Domdechant Cord von Elmeringhausen im Mannesstamm ausstarb, wurden die von Haxthausen ihre Erben. 1473 wurde Cord von Haxthausen mit dem Burglehen der von Elmeringhausen zu Lippspringe belehnt (Urk. 203). Die von Haxthausen traten nicht nur in den Besitz dieser Familie ein, sondern führten und führen fortan auch den Namen Elmeringhaus als Vornamen.

Die Familie von Herse verfügte um 1400 über einen Teil der Burg Driburg. Ähnlich wie bei den von Elmeringhausen zeigen sich bei den von Herse zu dieser Zeit finanzielle Probleme, die 1420 auch zur Verpfändung des Hofes in Nordborchen führen (Urk. 43). 1426 verzichtete Hermann von Herse zugunsten des Johann von Haxthausen auf sein Burglehen zu Driburg (Urk. 201). Zwischen 1440 und 1453 übergab, verkaufte und verpfändete Dietrich von Herse den von Haxthausen praktisch seinen gesamten Besitz, darunter den Amtshof Borchen (Urk. 61, 62, 66-68, 71, 72, 74, 75, 83, 87). Die von Haxthausen sind damit auch Erben der von Herse geworden.

Anders sieht es bei den von Vlechten aus. Mittelpunkt für die Familie von Vlechten war offenbar Brakel, wo 1381 Friedrich von Vlechten eine Memorie für seine Vorfahren stiftete (Urk. 21). Obwohl die von Haxthausen später im Besitz des Hofes Flechtheim sind, nach dem die von Vlechten ihren Namen führen, scheinen die von Haxthausen nach Aussage der Urkunden nicht die Erben der von Vlechten gewesen zu sein. Zudem ist von dieser Familie nur eine einzige Urkunde überliefert.


2. Besitzungen in Lippe
Der Besitz um Schlangen lag im Grenzbereich von Paderborn und Lippe und lenkte das Interesse auch die Herrschaft Lippe. 1423 nahm Johann von Haxthausen für 1450 Gulden den lippischen Teil der Burg Schwalenberg in Pfandschaft (Urk. 47). 1438 erwarb er lippische Lehen in der Nähe von Schieder (Urk. 55, 77). Auch Ländereien zu Lügde gelangten in den Besitz Johanns (Urk. 60). Auf Horn beziehen sich die Urk. 130,139.


3. Niedersachsen und Brandenburg
Unklar ist, wie eine Urkunde von 1449 über Besitz zu Thüdinghausen bei Hardegsen (Urk. 76) in das Archiv kam. Auch zwei Hannoversche Lehnsurkunden der Familie von Grapendorf (Urk. 165, 167) dürften aus derselben Quelle stammen. Wohl über die Familie von Quitzow sind Urkunden brandenburgischer Provenienz in das Archiv gelangt (Urk. 131,133,137,138).


4. Rheinland und kölnisches Westfalen
Das Rheinland betreffen die Urkunden 103, 108, 121-124, 126, 128, 132, 135. Sie dürften überwiegend über die Herrschaft Hörstgen in das Abbenburger Archiv gelangt sein. Das Gut Eisborn bei Balve, das die von Haxthausen von den von Hanxleden erheiratet hatten, wird 1704 genannt (Urk. 149).


5. Franken
Schließlich sind noch zwei fränkische Urkunden hervorzuheben, ein Ablassbrief von 1471 (Urk. 101) und eine Pfründenstiftung von 1475 (Urk. 102), deren Herkunft ungeklärt ist.


6. Lehen
Die Lehnsurkunden sind zwar überwiegend Urkunden, die für die Familie von Haxthausen von verschiedenen Lehnsherren ausgestellt wurden, doch befinden sich in dieser Abteilung auch aussagekräftige Lehnsurkunden für die Familie von Juden, vom Hagen, von Papenheim und von Grapendorf, die offenbar mit der Übernahme der Lehen durch die von Haxthausen an diese ausgehändigt wurden. Im Bestand befinden sich auch drei Lehnsurkunden, die von Mitgliedern der Familie von Haxthausen für die Familie Hörde zu Paderborn ausgestellt wurden. Sie verweisen auf die Haxthausensche Lehnkammer, von der noch eine Reihe weiterer Lehen abhängig waren.


7. Wie zwei Urkunden vom Stift Neuenheerse in das Archiv gelangt sind, ist unklar. Es handelt sich um Urteile der päpstlichen Rota von 1732 und 1737 in Streitigkeiten des Stifts mit einer Expektantin und dem Archidiakon.


Die Urkunden sind in der Form von Vollregesten bearbeitet worden, wobei zusätzlich von den Urkunden bis 1400 Abschriften gefertigt wurden. Ausgenommen wurden die ersten vier Stücke, die im Westfälischen Urkundenbuch, Bd. 9, gedruckt vorliegen. Besonderer Wert wurde auf die Beschreibung der Siegel gelegt, von denen einige nicht im Westfälischen Siegelwerk nachgewiesen sind.

Bei der Bearbeitung, in den Jahren 2003 und 2005 von Dr. Wolfgang Bockhorst vorgenommen, wurde auf die vorgefundene Ordnung, die in den 1920er Jahren eingeführt worden ist, keine Rücksicht genommen. Angemerkt wird aber bei jeder Urkunde die alte Signatur, sodass eine Kontrolle früherer Benutzungen möglich ist.
Weitere Ressourcen Ressourcen zu Brakel, zum Fürstbistum Paderborn und zum Thema Adel im Internet-Portal "Westfälische Geschichte"

Haus Abbenburg in Brakel-Bökendorf | Google Maps

Stadt Brakel
Literatur Glasmeier, Heinrich
Das Archiv der Freiherrn von Brackel zu Welda. Archivfahrten kreuz und quer durch Westfalen, 15. In: Westfälisches Adelsblatt 2, 1925, S. 222-227.

Glasmeier, Heinrich
Das Archiv des Freiherrn von Haxthausen in Vörden. Archivfahrten kreuz und quer durch Westfalen. In: Westfälisches Adelsblatt 9, 1937, S. 53-57.

Schmitz[-Kallenberg], L[udwig] (Bearb.)
Inventare der nichtstaatlichen Archive des Kreises Warburg. Veröffentlichungen der Historischen Kommission der Provinz Westfalen[, Reihe 2]: Inventare der nichtstaatlichen Archive der Provinz Westalen, Bd. 4: Regierungsbezirk Minden, Heft 1: Kreis Warburg. Münster 1929. [S. 95f. (Welda)]


Alber-Longère, Christine
Abbenburg in Brakel. In: Schlösser, Burgen, Herrensitze in Ostwestfalen, Bielefeld 1986, S. 51-53.

Czach, Cornelia
Die Bibliothek der Freiherrn von Haxthausen in der Universitätsbibliothek Münster. Geschichte, Bestand und Eingliederung, bes. Berücksichtigung der Gruppe "Litteratur". Köln 1984.

Ernst, Ulrich
Die Gebrüder Grimm in Bökendorf. In: Die Warte 46, 1985, S. 10-13.

Gödden, Walter / Heßelmann, Peter
August Freiherr von Haxthausen, (1792-1866), Sammler von Märchen, Sagen und Volksliedern, Agrarhistoriker und Rußlandreisender aus Westfalen. Ausstellung der Universitätsbibliothek Münster, 24. Februar 1992-25. März 1992. Schriften der Universitätsbibliothek Münster, Bd. 8. Münster 1992.

Gödden, Walter
Bökendorfer Idyllen. In: Anja Schöne (Hg.), Querbeet durch historische Gärten in Ostwestfalen-Lippe, (=Schriften der Historischen Museen Bielefeld, Bd. 16), Bielefeld 2000, S. 27-42.

Haller, Bertram / Tiggesbäumker, Günter
Die Kartensammlung des Freiherrn August von Haxthausen in der Universitätsbibliothek Münster. Beihefte zu Westfälische geographische Studien, Bd. 2. Münster 1978.

Hizen, Eiichi
Bibliographie von und über August van Haxthausen. In: WZ 137, 1987, S. 331-346.

Jörgens, Apollinaris
Ludowine von Haxthausen. 1794-1872. In: WZ 141, 1991, S. 407-438.

Krus, Horst-Dieter
Die Gutsgemeinde Abbenburg-Bökerhof. Eine kommunalverfassungsrechtliche Besonderheit. In: Die Warte 70, 1991, S. 24-26.

Krus, Horst-Dieter
Sinnlich und leiblich in Besitz genommen. Ein Kapitel Rechtsgeschichte am Beispiel der Wiederinbesitznahme Abbenburgs durch den Freiherrn von Haxthausen im Jahre 1713. In: Die Warte 86, 1995, S. 15f.

Tiggesbäumker, Günter
Die Karten im Nachlaß des Freiherrn August von Haxthausen. In: Westfälische Forschungen 29, 1978/79, S. 223-234.

Pohl, Hans-Jürgen
"Ich habe die Zeit angenehm zugebracht...". In: Westfalium 8, 2003, S. 32-35.
Systematik
Zeit2.17   1300-1349
2.18   1350-1399
2.19   1400-1449
2.20   1450-1499
3.1   1500-1549
3.2   1550-1599
3.3   1600-1649
3.4   1650-1699
3.5   1700-1749
3.6   1750-1799
3.7   1800-1849
Ort2.4.1   Bad Driburg, Stadt
2.4.4   Brakel, Stadt
2.4.7   Nieheim, Stadt
2.4.9   Warburg, Stadt
2.5.8   Horn-Bad Meinberg, Stadt
2.5.13   Lügde, Stadt
2.5.15   Schieder-Schwalenberg, Stadt
2.5.16   Schlangen, Gemeinde
2.7.2   Bad Lippspringe, Stadt
2.7.3   Borchen, Gemeinde
2.7.7   Lichtenau, Stadt
2.7.8   Paderborn, Stadt
2.28   Paderborn, (Fürst-)Bistum < - 1802>
Sachgebiet6.8.1   Adel
Datum Aufnahme 2010-04-07
Datum Änderung 2013-11-13
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