Arminius - Varus > 9. Quellen





 

9. Quellen


 
 
 

9.1 Einleitung

 
 
 
Die Kenntnis von der Varusschlacht und ihrem für die Römer vernichtenden Ausgang basiert im wesentlichen auf den Mitteilungen verschiedener antiker römischer Schriftsteller; auf der germanischen Seite gab es zu dieser Zeit keine Schriftlichkeit. Die Werke und damit auch das schriftliche Wissen über dieses Ereignis gelangten aber erst ab dem ausgehenden Mittelalter zu neuer Bedeutung, nachdem die antiken Schriften (wieder)entdeckt worden waren. Die Annalen des Tacitus etwa wurden erst zu Beginn des 16. Jhs. im westfälischen Höxter - im Kloster Corvey - aufgefunden. Zuvor waren oftmals nur Erwähnungen bzw. Bruchstücke bekannt, die bei späteren Autoren auf die Urheber und deren Werke verwiesen. Eine Darstellung der Varusschlacht findet sich bei den römischen Autoren Velleius Paterculus, Tacitus, Florus und Cassius Dio.
 
 

Velleius Paterculus
(um 20 v. Chr.-nach 30 n. Chr.)
Lediglich Velleius aber war ein Zeitgenosse von Augustus und Tiberius sowie Varus und Arminius, sodass er vermutlich als Einziger die Ereignisse - er nahm als Offizier an den Kämpfen der Jahre 4 n. Chr. bis 12 n. Chr. teil - selbst hatte mitverfolgen können. Bis zur Abfassung seiner "Historia Romana" vergingen allerdings noch fast zwei Jahrzehnte. Seine Ausführungen zur Varusschlacht beginnen im zweiten Buch als die Nachricht der Niederlage des Varus mit drei Legionen, ebenso vielen Reiteralen und sechs Kohorten Rom erreicht (II,117,1). Im Anschluss gibt Paterculus eine Charakterisierung des Varus und seines Vorgehens als Statthalter in Germanien (II,117,2-118,1), der er die Charakterisierung des Arminius und dessen Verschwörungsplan gegenüberstellt (II,118,2-4). Seine anschließende Ausführung zum Schlachtgeschehen bleibt kurz und enthält außer den Aussagen, dass die römischen Legionen durch eine List in morastige Waldgegend geführt und besiegt wurden keine Details zum Ablauf (II,119,1-5). Mehr Wert legt Paterculus auf das Verhalten der Protagonisten, das er wertend gegenüberstellt, etwa wenn er Varus aufgrund seines Selbstmordes als mutlosen Heerführer (II,119,3), den fliehenden Reiterkommandeur Numonius Vala als Schandtäter (II, 119,4) oder den Neffen und Legaten des Varus, Lucius Asprenas aufgrund seiner sicheren Ankunft aus dem aufgewühlten Germanien am Rhein als Held charakterisiert (II,120,3). Der Grund für die nur kurz ausgefallene Beschreibung des Schlachtenhergangs gibt Paterculus selbst an: Eine ausführliche Version sollte in einem eigenständigen Geschichtswerk vorgestellt werden (II,119,1). Ob dieses je verfasst wurde, ist unbekannt. Die übrigen drei Arbeiten entstammten dem 2. und 3. Jh. n. Chr. und bringen ebenfalls ihre je eigene Perspektive mit ein.
 
 

Lucius Annaeus Florus
(lebte im 2. Jh.)
Etwa zu Beginn des 2. Jhs. verfasst Lucius Annaeus Florus seine "Epitome". Die Varusschlacht wird im zweiten Buch in die kurze Zusammenfassung der Eroberungszüge des Drusus eingeflochten (II,30). Die Darstellung überspitzt jedoch das von ihm gezeichnete negative Bild des sorglosen und betriebsblinden Varus so sehr, dass daraus eine Parallelüberlieferung wird: Varus wird von den germanischen Truppen in seinem Lager während einer Gerichtsverhandlung überfallen, die drei Legionen werden niedergemacht und zur Schmach gehen die Feldzeichen verloren. Florus kommt es hier weniger auf Fakten als auf die eindrückliche und stilistisch überzogene Darstellung eines Ereignisses an, das sich nachhaltig auf die augusteische Germanienpolitik ausgewirkt hat.
 
 

Publius Cornelius Tacitus
(um 55-116/120)
Etwa im gleichen Zeitraum entstand das als ?Annales? bekannte Werk des Tacitus. Seine Aussagen zu den Ereignissen der Varusschlacht beginnen als Rückblick im ersten Buch, wo Segestes’ Treue zu Rom in Bezug auf seine Warnung an Varus beschrieben wird (I,55,2). Die folgende Aussage, dass Arminius den Statthalter zu Fall brachte, bleibt zunächst alles, was Tacitus über die Schlacht berichtet. Einige Kapitel später erfolgt jedoch der ausführliche Bericht über den Besuch des Schlachtareals durch Germanicus (I,60,3-62,1). Detailliert und plastisch beschreibt Tacitus die Örtlichkeit, das erste Notlager der Römer und weitere Schanzanlagen zwischen denen die Gebeine der Gefallenen sowie Waffenteile verstreut liegen (I,61,2-3). Germanicus lässt die Gebeine zusammentragen und in einem Grabhügel bestatten (I,61,1), der später aber von den Germanen zerstört wird (II,7,2). Einen Eindruck vom Schlachtverlauf liefert Tacitus nicht, doch bietet sein Bericht eine Reihe wertvoller Informationen. So verortet er das Schlachtareal im Gebiet zwischen Ems und Weser und nennt den Teutoburger Wald als nahen Geländemarkspunkt (I,60,3). Vor dem Besuch des Schlachtfeldes kann das verlorene Feldzeichen der 19. Legion bei den Brukterern wiederaufgefunden werden (I,60,3), ein zweites wird später bei den Marsern sichergestellt (II,25,1-2). Tacitus Werk ist eine hervorragende Quelle zu den Ereignissen nach der Varusschlacht und den Auseinandersetzungen des Arminius mit den führenden Familienmitgliedern der Cherusker und mit den Römern. Ihm verdankt die Forschung die Kenntnis vom Hinterhalt, in den Caecina mit seinen vier Legionen in Anklang an das Schicksal des Varus geriet (I,63,3–68,5), von der Gefangennahme der schwangeren Thusnelda (I,57,4) oder von den Umständen des Todes des Arminius (II,88,2) mit dem viel zitieren Satz, Arminius sei der ?Befreier Germaniens? gewesen.
 
 

Cassius Dio
(um 155-um 235)
Die ausführlichste Schilderung der Ereignisse auf dem Zug des Varus bietet Cassius Dio, sein Werk ist jedoch von allen genannten das späteste. Erst in der ersten Hälfte des 3. Jh. n. Chr. vollendete Dio sein Monumentalwerk zur römischen Geschichte. Fast alles, was über den Ablauf des Geschehens bekannt ist, stammt von ihm. Der Bericht zur Varusschlacht setzt im 56. Buch ein (56,18,3-22,2), ist jedoch nicht vollständig überliefert. Dio berichtet, dass sich Varus vor der Niederlage an der Weser im Stammgebiet der Cherusker aufhielt (56,18,5) und den Aufstand, der vermutlich durch Arminius und Segimer eingefädelt wurde, um den Statthalter zum Aufbruch zu bewegen (56,19,2-5). Auf der beschwerlichen Reise durch unwegsames Gelände erwähnt Dio den umfangreichen Wagentross mit Frauen und Kindern, die das Heer begleiten (56,20,2). Diese Angabe ergänzt die von Paterculus gemachte Aussage zur Größe des Zuges. Der Überfall auf diesen Zug wird detailliert ausgeführt (56,20,4-21,2). Dio berichtet von dem Notlager des Varus (56,21,1) und bietet hiermit eine parallele Überlieferung zu der Beschreibung des Schlachtareals bei Tacitus. Auch dass das Schlachtgeschehen sich über mehrere Tage hinzieht, deckt sich mit Tacitus, der mehrere Schanzanlagen erwähnt, die einen größeren räumlichen Abstand vermuten lassen. In der Zusammenschau mit den anderen Quellen, allen voran Paterculus und Tacitus, kann durch den Bericht des Cassius Dio der Ablauf der Varusschlacht in Teilen rekonstruiert werden. Trotz des großen zeitlichen Abstandes ist das Geschichtswerk des Cassius Dio allgemein als verlässliche Quelle zu werten. Offenbar lagen ihm zeitgenössische Berichte wie etwa die heute verlorenen "Libri belli Germanici" des Aufidius Bassus oder die ?Bella Germaniae? des älteren Plinius vor, aus denen er Details für seinen Werk bezog.
 
 

 

9.2 Die Quelleneditionen

 
 
 
In diesem Bereich finden Sie zentrale Quellen der Autoren Velleius Paterculus, Tacitus, Florus und Cassius Dio in griechischer bzw. lateinischer Sprache und einer modernen Übersetzung. Die Auszüge wurden mit freundlicher Genehmigung der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft aus der folgenden Publikation entnommen:
Hans-Werner Goetz / Karl-Wilhelm Welwei (Hg. / Übers.), Altes Germanien. Auszüge aus den antiken Quellen über die Germanen und ihre Beziehungen zum Reiche. Quellen der Alten Geschichte bis zum Jahre 238 n. Chr., Teil 2 (=Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Bd. 1a), Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1995, S. 24-27, 46-63, 78-97.
 
 
 
Die Quellen im Überblick:
  • Florus 2,30,21-28
    L. Annaeus Florus, verfasste wohl zur Zeit Hadrians die "Epitome bellorum omnium annorum DCC", eine Geschichte der römischen Kriege bis auf Augustus, die sich vor allem an Livius anlehnt. (Goetz/Welwei, Teil 1, S. 40)
    Hinweise zur Edition/Literatur: Goetz/Welwei, Teil 1, S. 40.
  • Florus 2,30,29-39
  • Velleius Paterculus 2,117-119
    Velleius Paterculus, römischer Ritter und Soldat, der als Reiterpräfekt und Legationslegat unter Tiberius in Germanien und Pannonien diente. Seine im Jahr 30 n. Chr. veröffentlichte "Historia Ropmana" (der Titel ist jünger), ein Kompendium der ganzen römischen Geschichte, liefert für die Jahre 4-12 n. Chr. praktisch den Bericht eines Augenzeugen, der aber durch die stark tiberiusfreundliche Tendenz entstellt ist. (Goetz/Welwei, Teil 1, S. 48)
    Hinweise zur Edition/Literatur: Goetz/Welwei, Teil 1, S. 48
  • Florus 2,30,29-39
  • Cassius Dio 56,18,1-24,5
    Cassius Dio Cocceianus aus Nikaia (Bithynien), wahrscheinlich Consul suffectus unter Septimius Severus, cons. II 229. Sein Hauptwerk, eine "Römische Geschichte" in 80 Bänden von den Anfängen bis 229 n. Chr. (nach annalistischem Prinzip, aber auch nach sachlichen Gesichtspunkten geordnet) ist von relativ hohem Quellenwert (vor allem für die selbsterlebte Zeit), allerdings auch stark von der senatorischen Opposition gegen bestimmte Kaiser geprägt und in den Details nicht immer exakt. Erhalten sind die Bände 36-60 (am Anfang und Ende verstümmelt, mit Lücken in den Bänden 55-60) sowie der Abschnitt Bände 78,2,2-79,8,3. Die Überlieferung beruht im wesentlichen auf zwei verwandten alten Handschriften (11. Jh.), dem cod. Laurentianus 70 n. 8 (L) und dem cod. Marcianus n. 395 (M). (Goetz/Welwei, Teil 1, S. 31f.)
    Hinweise zur Edition/Literatur: Goetz/Welwei, Teil 1, S. 32.
  • Tacitus, Annalen 1,55-72,1
    P. Cornelius Tacitus, ein Homo novus: 88 Prätor, 97 Konsul, 112/13 Prokonsul von Asia. Tacitus gilt als der größte römische Geschichtsschreiber, zumal er aufgrund seines prägnanten Stils und seiner klaren Gestaltungsprinzipien zugleich ein großer Literat ist. Er schrieb aber nicht ohne Tendenz und stand dem Prinzipat, zumal eines Domitian, eher reserviert gegenüber; sein Ideal war weniger die Rückkehr zur Republik als vielmehr die Bewahrung und Wiederherstellung der Freiheit. Seine moralischen Prinzipien werden gern in Gegensatzpaare historischer Persönlichkeiten (wie Tiberius - Germanicus, Domition - Agricola) eingekleidet. (Goetz/Welwei, Teil 1, S. 43f.)
    Auszüge aus: Die "Annalen" (eigentlich: "Ab excessu divi Augusti"), stellen die Geschichte vom Tod des Augustus bis zum Tod Neros (14-68 n. Chr.) dar; erhalten sind die Bände 1-4, Teile von 5, 6 und 11, 12-15, der Anfang von 16 (über die Jahre 14-28, 32-36, 48-64). (Goetz/Welwei, Teil 1, S. 45f.)
    Hinweise zur Edition/Literatur: Goetz/Welwei, Teil 1, S. 46f.

Die Seitenangaben im Quellenteil beziehen sich aufgrund des veränderten Layouts auf den Quellentext bzw. die Übersetzung. Aus technischen Gründen musste den Anmerkungsverweisen jeweils der erste Buchstabe des Autorennamens hinzugesetzt werden.
 
 

 
 

9.2.1 Florus 2,30,21-28

 
 


[S. 24] (21) Germaniam quoque utinam uincere tanti non putasset! Magis turpiter amissa est quam gloriose adquisita. (22) Sed quatenus sciebat patrem suum C. Caesarem bis transuectum ponte Rhenum quaesisse bellum [58f], in illius honorem concupierat facere prouinciam [59f]; et factum erat, si barbari tam uitia nostra quam imperia ferre potuissent [60f].
Missus in eam prouinciam Drusus primos domuit Vsipetes, inde Tencteros percucurrit et Catthos [61f]. (23) Nam Marcomannorum spoliis et insignibus quendam editum tumulum in tropaei modum excoluit. (24) Inde ualidissimas nationes Cheruscos Suebosque et Sicambros pariter adgressus est [62f], qui uiginti centurionibus in crucem actis hoc uelut sacramento sumpserant bellum, adeo certa uictoriae spe, ut praedam in anticessum pactione diuiserint. (25) Cherusci equos, Suebi aurum et argentum, Sicambri captiuos elegerant; sed omnia retrorsum. Victor namque Drusus equos, pecora, torques eorum ipsosque praedam diuisit et uendidit. (26) Praeterea in tutelam prouinciae praesidia atque custodias ubique disposuit per Mosam flumen, per Albin, per Visurgin. In Rheni quidem ripa quinquaginta amplius castella direxit [63f]. Bonam [S. 26] et Gesoriacum [64f] pontibus iunxit classibusque firmauit. (27) Inuisum atque inaccessum in id tempus Hercynium saltum patefecit. Ea denique in Germania pax erat, ut mutati homines, alia terra, caelum ipsum mitius molliusque solito uideretur. (28) Denique non per adulationem, sed ex meritis, defuncto ibi fortissimo iuuene, ipse, quod numquam alias, senatus cognomen ex prouincia dedit [65f].
[S. 25] (21) Hätte (Augustus) doch nicht soviel daran gelegen, auch Germanien zu besiegen! Es wurde mit mehr Schande wieder verloren als mit Ruhm gewonnen. (22) Doch weil er wußte, daß sein Vater C. Caesar zweimal den Rhein auf einer Brücke überschritten und den Krieg gesucht hatte [58f], hatte er (Germanien) ihm zu Ehren zur Provinz machen wollen [59f], und so hätte es sich ereignet, wenn die Barbaren unsere Laster ebenso hätten ertragen können wie unsere Befehle [60f].
Drusus wurde in diese Provinz entsandt und bezwang als erste die Usipeter, dann überrannte er der Reihe nach die Tenkterer und Chatten [61f]. (23) Aus den Beutestücken und Abzeichen der Markomannen errichtete er einen hohen Hügel in Art einer Trophäe. (24) Dann griff er gleichzeitig die mächtigsten Völker, die Cherusker, Sueben und Sugambrer, an [62f], die 20 Zenturionen gekreuzigt hatten und diesen Krieg, wie durch einen Eid (gebunden), in solch sicherer Erwartung eines Sieges begonnen hatten, daß sie die Beute im voraus vertraglich aufteilten: (25) Die Cherusker hatten sich die Pferde, die Sueben Gold und Silber, die Sugambrer die Gefangenen ausgesucht; doch verlief alles völlig anders. Drusus nämlich verteilte und verkaufte als Sieger ihre Pferde, ihr Vieh, ihre Halsketten und sie selbst als Beute. (26) Außerdem richtete er zum Schutz der Provinz überall Besatzungen und Wachtposten an Maas, Elbe und Weser ein. Am Rheinufer legte er mehr als 50 Kastelle an [63f]. Bona und [S. 27] Gesoriacum [64f] verband er durch Brücken und sicherte sie durch Flotten. (27) Er bahnte einen Weg in den Herkynischen Wald, der zu jener Zeit noch von niemandem überblickt oder betreten worden war. Schließlich herrschte ein solcher Friede in Germanien, daß die Menschen wie verwandelt, das Land verändert und selbst das Klima milder und angenehmer als gewöhnlich schienen. (28) Als der tapfere junge Mann schließlich dort den Tod fand, verlieh ihm der Senat selbst - was er sonst nie getan hatte - nicht aus Schmeichelei, sondern wegen seiner Verdienste den Beinamen nach dieser Provinz [65f].




[58f] Vgl. Caes. Gall. 4,16-19 (o. I, S. 326ff.) und 6,9/10/29 (o. S. 338ff.).
[59f] Es bleibt umstritten, ob Augustus dieses Ziel wirklich verfolgte. Vgl. jetzt H. Callies, Zur augusteisch-tiberianischen Germanenpolitik, in: J. Bleicken (Hrsg.), Colloquium aus Anlaß des 80. Geburtstages von Alfred Heuß (Frankfurter Althistorische Studien, Heft 13) Kallmünz 1993, 135ff.
[60f] Das bezieht sich bereits auf die Niederlage des Varus (9 n. Chr.).
[61f] Da die hier und bei Orosius genannten Stämme in der Reihenfolge nicht mit denen bei Cassius Dio übereinstimmten, bleibt die Chronologie der einzelnen Kriegszüge des Drusus letztlich unsicher. Der Bericht paßt am ehesten ins Jahr 11 v. Chr.
[62f] 9 v. Chr.
[63f] Im Innern Germaniens waren aus dieser Zeit bis vor einigen Jahren nur Lager an der Lippe und im Taunus bekannt. Auch am Rhein kennt man nicht 50 Kastelle; zumindest wurden sie nicht sämtlich von Drusus angelegt. Andererseits war die Versorgungsstation Rödgen wohl Teil einer Stützpunktkette. Auch das 1985 entdeckte Lager (37 ha) bei Marktbreit war wohl "kein isolierter Stützpunkt" (D. Timpe, BRGK 72, 1991, 316), ist aber erst nach Drusus anzusetzen und wurde nicht vollendet. Vgl. L. Wamser, in: Die röm. Okkupation nördl. der Alpen zur Zeit des Augustus (Kolloquium Bergkamen 1989) Münster 1991, 109ff.; F.X. Herrmann, Gymnasium 99 (1992) 546ff. - Ein weiteres Römerlager aus augusteischer Zeit wurde 1986 in Lahnau-Dorlar entdeckt. Vgl. BRGK 72 (1991) 338f.; Ph. Ille, in: Luftbildarchäologie in Hessen, Wiesbaden 1993, 54f.; S. v. Schnurbein, Denkmalpflege in Hessen 2 (1993) 25ff.
[64f] Mit Bona und Gesoricum sind nicht Bonn und Boulogne geimeint, wie gelegentlich behauptet wird, sondern Ober- und Unterstadt von Boulogne.
[65f] Germanicus.




 
 

9.2.2 Velleius Paterculus 2,117-119

 
 


[S. 46] 117. (1) Tantum quod ultimam imposuerat Pannonico ac Delmatico bello Caesar [31v] manum, cum intra quinque consummati tanti operis dies funestae ex Germania epistulae [ev] caesi Vari trucidatarumque legionum trium totidemque alarum et sex cohortium, velut in hoc saltem tantummodo indulgente nobis fortuna, ne occupato duce [fv] et causa persona [32v] moram exigit. (2) Varus Quintilius inlustri magis quam nobili [33v] ortus familia, vir ingenio mitis, moribus quietus et corpore et animo immobilior, otio magis castrorum quam bellicae adsuetus militiae, pecuniae vero quam non contemptor, Syria, cui praefuerat, declaravit, quam pauper divitem ingressus dives pauperem reliquit; (3) is cum exercitui, qui erat in Germania, praeesset, concepit esse homines, qui nihil praeter vocem membraque haberent hominum, quique gladiis domari non poterant, posse iure mulceri. (4) quo proposito mediam ingressus Germaniam velut inter viros pacis gaudentes dulcedine iurisdictionibus agendoque pro tribunali ordine trahebat aestiva [34v].
[S. 47] 117. (1) Caesar [31v] hatte gerade jetzt letzte Hand an den Pannonischen und Dalmatischen Krieg gelegt, als innerhalb von fünf Tagen nach Beendigung dieses großen Werkes ein unheilvoller Brief aus Germanien [die Nachricht] brachte, Varus sei gefallen und drei Legionen und ebenso viele Reiterabteilungen sowie sechs Kohorten seien niedergemetzelt, so als habe das Schicksal allein wenigstens darin Nachsicht gegen uns geübt, daß ... der Feldherr nicht mehr in Anspruch genommen war. Die Sache aber und die Person [32v] zwingen zum Verweilen. (2) Varus Quintilius, der aus einer eher angesehenen als altadligen [33v] Familie stammte, war ein Mann mit sanftem Wesen und ruhigem Charakter, unbeweglich an Körper und mehr noch an Geist und eher an Lager- als an den Kriegsdienst gewöhnt; daß er aber Geld nicht verachtete, zeigte Syrien, wo er Statthalter gewesen war: Arm hatte er das reiche (Syrien) betreten, als Reicher ließ er es arm zurück;
(3) als er das Kommando über das Heer in Germanien innehatte, besaß er die Vorstellung, (die Germanen) seien Menschen, die nur Stimme und Körperbau mit Menschen gemein hätten und die man nicht mit Schwertern bezwingen, (sondern) nur durch das Recht zähmen könne. (4) Mit diesem Vorsatz drang er mitten in Germanien ein, als ginge er zu Männern, die den süßen Frieden lieben, und er verpaßte den Sommerfeldzug durch Rechtsprechungen und durch sein Wirken für die (Rechts-)Ordnung vor seinem Tribunal [34v].





118. (1) At illi, quod nisi expertus vix credat, in summa feritate versutissimi natumque mendacio genus, simulantes fictas litium series et nunc provocantes alter alterum in iurgia [gv], nunc agentes gratias, quod ea Romana iustitia finiret feritasque sua novitate incognitae disciplinae mitesceret et solita armis discerni iure terminarentur, in summam socordiam perduxere Quintilium, usque [S. 48] eo, ut se praetorem urbanum in foro [35v] ius dicere, non in mediis Germaniae finibus exercitui praeesse crederet. (2) tum iuvenis genere nobilis, manu fortis, sensu celer, ultra barbarum promptus ingenio, nomine Arminius, Sigimeri principis gentis eius filius, ardorem animi vultu oculisque praeferens, adsiduus militiae nostrae prioris comes [36v], iure etiam civitatis [hv] Romanae decus [hv] equestris consecutus gradus, segnitia ducis in occasionem sceleris usus est, haud imprudenter speculatus neminem celerius opprimi, quam qui nihil timeret, et frequentissimum initium esse calamitatis securitatem. (3) primo igitur paucos, mox pluris in societatem consilii recepit [iv]: opprimi posse Romanos et dicit et persuadet, decretis facta iungit, tempus insidiarum constituit. (4) id Varo per virum eius gentis fidelem clarique nominis, Segesten, indicatur. postulabat etiam [kv] [37v] fata consiliis omnemque animi eius [38v] aciem praestrinxerant: quippe ita se res habet, ut plerumque cuius [lv] fortunam mutaturus deus, consilia corrumpat efficiatque, quod miserrimum est, ut, quod accidit, etiam merito accidisse videatur et casus in culpam transeat. negat itaque se credere speciemque [mv] in se benevolentiae ex merito aestimare profitetur. nec diutius post primum indicem secundo relictus locus.
118. (1) (Die Germanen) aber - was kaum jemand glaubt, der es nicht selbst erlebt hat -, ein Menschenschlag, der bei aller Wildheit sehr schlau und zur Lüge geboren ist, täuschten eine Reihe scheinbarer Streitigkeiten vor, indem bald einer den anderen zum Streit herausforderte, um sich dann dankbar zu stellen, daß die römische Gerechtigkeit diesen beendete und ihre Wildheit sich durch eine neue, unbekannte Zucht legte und das, was gewöhnlich mit den Waffen entschieden wurde, nun auf dem Rechtsweg beendet würde; dadurch verleiteten sie Quintilius in einem Grade zur größten Sorglosigkeit, [S. 49] daß er glaubte, er spreche als Stadtprätor auf dem Forum Recht [35v] und kommandiere nicht mitten in Germanien ein Heer. (2) Damals gab es einen jungen Mann von vornehmer Abstammung, der persönlich tapfer, schnell von Begriff und über das Maß der Barbaren hinaus begabt war; er hieß Arminius, der Sohn Sigimers, eines Fürsten dieses Stammes; das Feuer seines Geistes verriet sich schon im Blick seiner Augen; auf unserem früheren Feldzug war er ein unablässiger Begleiter gewesen [36v], der zu Recht auch die Auszeichnung des römischen Bürgerrechts, den Rang eines Ritters, erlangt hatte; er nutzte die Trägheit des Feldherrn als Gelegenheit zu einem Verbrechen aus, denn er hatte scharf beobachtet, daß niemand schneller überwältigt wird als derjenige, der nichts befürchtet, und daß die Sorglosigkeit der häufigste Beginn des Unglücks ist. (3) Also weihte er anfangs nur wenige, dann aber mehrere in seinen Plan ein; er behauptete und überzeugte sie davon, daß die Römer überwältigt werden könnten, ließ diesen Beschlüssen sofort Taten folgen und setzte den Termin für den Anschlag fest. (4) Varus wurde das durch einen treuen und vornehmen Mann aus jenem Stamm namens Segestes aufgedeckt. (Dieser) forderte [37v], ... das Schicksal hatte die ganze Schärfe seines [38v] Geistes verblendet: Die Dinge liegen ja so, daß meistens ein Gott die Pläne eines (Menschen), dessen Schicksal er ändern will, zerbricht und, was am bejammernswertesten ist, bewirkt, daß das, was geschieht, scheinbar auch noch verdientermaßen geschehen ist und der Zufall zur Schuld wird. (Varus) weigerte sich also, das zu glauben, und erklärte, er halte den Anschein des ihm entgegengebrachten Wohlwollens für verdient. Doch nach dem ersten Warner blieb kein Platz mehr für einen zweiten.





119. (1) Ordinem atrocissimae calamitatis, qua nulla post Crassi in Parthis damnum [39v] in externis gentibus gravior Romanis fuit, iustis voluminibus [40v] ut alii, ita nos conabimur exponere: nunc summa deflenda est. (2) exercitus omnium fortissimus, disciplina, manu experientiaque bellorum inter Romanos milites princeps, marcore ducis, perfidia hostis, iniquitate fortunae circumventus, cum ne pugnandi quidem aut egredie occasio iis, in quantum voluerant, data esset immunis, castigatis etiam quibusdam gravi poena, quia Romanis et armis et animis usi fuissent, inclusus silvis, paludibus, insidiis ab eo hoste ad internecionem trucidatus est, quem ita semper more pecudum trucidaverat, ut vitam aut mortem eius nunc ira nunc venia temperaret. [S. 50]
(3) duci plus ad moriendum quam ad pugnandum animi fuit: quippe paterni avitique successor exempli se ipse transfixit [41v]. (4) at e praefectis castrorum duobus quam clarum exemplum L. Eggius, tam turpe Ceionius prodidit, qui, cum longe maximam partem absumpsisset acies, auctor deditionis supplicio quam proelio mori maluit. at Vala Numonius, legatus Vari, cetera quietus ac probus, diri auctor exempli, spoliatum equitem peditem relinquens fuga cum aliis Rhenum petere ingressus est. quod factum eius fortuna ulta est; non enim desertis superfuit, sed desertor occidit [42v]. (5) Vari corpus semiustum hostilis laceraverat feritas; caput eius abscisum latumque ad Maroboduum et ab eo missum ad Caesarem gentilicii tamen tumuli sepultura honoratum est.
119. (1) Den Ablauf dieses furchtbarsten Unglücks - seit der Niederlage des Crassus gegen die Parther [39v] gab es für die Römer keine schlimmere gegen fremde Völker - werden wir, wie andere, in angemessenen Büchern [40v] darzustellen suchen; jetzt läßt sich nur unter Tränen das Ergebnis schildern. (2) Das tüchtigste aller Heere, das erste unter den römischen Soldaten an Zucht, Tapferkeit und Kriegserfahrung, wurde durch die Schlaffheit des Feldherrn, die Treulosigkeit des Feindes und die Mißgunst des Schicksals hintergangen, da man ihm nicht einmal die ungehinderte Gelegenheit bot, zu kämpfen oder vorzurücken, wie sie es selbst gewollt hatten, ja einige wurden sogar empfindlich bestraft, weil sie römische Waffen und römische Gesinnung anwendeten; so wurde es eingeschlossen von Wäldern, Sümpfen und Fallen, von demselben Feind vollständig aufgerieben, den es stets (selbst) wie Vieh hingeschlachtet hatte, so daß über Leben und Tod bald der Zorn, bald die Gnade entschieden. (3) Der Feldherr hatte mehr Mut zum Sterben als [S. 51] zum Kämpfen: Dem Beispiel seines Vater und Großvaters folgend, durchbohrte er sich doch tatsächlich selbst. [41v] (4) Von den beiden Lagerpräfekten aber lieferte L. Eggius ein ebenso leuchtendes wie Ceionius ein schändliches Beispiel, der, als der bei weitem größte Teil des Heeres umgekommen war, zur Kapitulation riet und lieber hingerichtet werden als im Kampf fallen wollte. Vala Numonius aber, ein Legat des Varus, sonst ein ruhiger und tüchtiger Mann, gab jetzt ein gräßliches Beispiel, ließ die Fußtruppen ohne die Reiterei zurück und stürzte sich mit anderen in die Flucht, um den Rhein zu erreichen. Seine Tat rächte das Schicksal; denn er überlebte nicht die im Stich Gelassenen, sondern fiel als Deserteur. [42v] (5) Den halbverbrannten Körper des Varus hatten die Feinde in ihrer Wildheit zerfleischt; sein Kopf wurde abgetrennt, zu Marbod gebracht und von diesem zu Caesar geschickt und dann doch noch mit einem Begräbnis im Familiengrab geehrt.




[ev] Vielleicht Lücke im Text.
[fv] Kj. (daß eine solche Katastrophe nicht eintrat, solange der Feldherr in Anspruch genommen war).
[gv] iniuria Hss.
[hv] Romae ius, Roma eius Hss.
[iv] praecepit Hss.
[kv] Hier wohl Lücke im Text: Kj. (nach Tac. ann. 1, 58) (man solle auch die Komplicen in Fesseln werfen. Doch schon hatte das Schicksal die Oberhand gewonnen).
[lv] qui Hss.
[mv] spemque Hss.

[30v] Noch bevor Tiberius die geplante Vernichtung des Marbodreiches verwirklichen konnte, wurde er durch einen Aufstand in Pannonien (6-9 n. Chr.) aus Germanien abberufen. P. Quintilius Varus, der in den folgenden Jahren Legat in Germanien war, strebte anscheinend eine stärkere Reorganisierung der eroberten rechtsrheinischen Gebiete an, ein Vorhaben, das der Aufstand des Jahres 9 n. Chr. beendete. Die Quellen, die hier in der Reihenfolge ihrer Abfassung jeweils geschlossen abgedruckt sind, lassen sich nicht völlig miteinander vereinbaren, so daß die Forschung jeweils dem einen oder anderen Bericht den Vorzug gegeben hat. Wichtig für Verlauf und Ort der Schlacht ist noch der u. S. 84ff. abgedruckte Bericht des Tacitus über den Besuch des Schlachtfeldes durch Germanicus im Jahre 15 n. Chr. (Tac. ann. 1, 60-62). Zu Arminius vgl. ferner Tac. ann. 13,55,1 (u. S. 166). Die Diskussion über die Lokalisierung der Schlacht ist durch die Münz- und Militariafunde zwischen dem Kalkrieser Berg (einem Ausläufer des Wiehengebirges) und dem sog. Großen Moor nördlich von Osnabrück neu entfacht worden. Vgl. jetzt R. Wiegels, Rom und Germanien in augusteischer und frühtiberischer Zeit, in: W. Schlüter (Hrsg.), Kalkriese - Römer im Osnabrücker Land. Archäologische Forschungen zur Varusschlacht, Bramsche 1993, 231ff.
[31v] Tiberius.
[32v] Des Varus.
[33v] D. h. einer senatorischen Familie. Sein Vater hatte es bis zum Quaestor gebracht.
[34v] Platz für Amtshandlungen vor dem Stabsgebäude (praetorium) des Römerlagers. Die Gerichtsstätte des Statthalters einer Provinz kann hier noch nicht gemeint sein, doch will Vell. vielleicht den Eindruck erwecken, als habe es so etwas in Germanien bereits gegeben.
[35v] In Rom. Er leitete das Gericht in Privatstreitigkeiten zwischen römischen Bürgern.
[36v] Eine vieldiskuierte Stelle, die Hohl (SB. Berlin, Ges.wiss. Kl. 1951,1), zweifellos zu Unrecht, als Identität der Laufbahnen des Velleius und des Arminius auslegte. Vgl. Timpe, Arminius 21 ff. Umstritten ist auch, ob mit militia der Pannonische oder der Germanische Krieg gemeint ist. Vgl. W. Will, BJ 187 (1987) 48ff.
[37v] Vgl. dazu auch Tac. ann. 1, 55 (u. S. 78ff.).
[38v] D. h. des Varus.
[39v] Bei Carrhae 53 v. Chr.
[40v] Die Ankündigung hat Vell. nicht mehr eingelöst.
[41v] Der Vater Sextus Quinctilius Varus starb bei Philippi im Lager des Brutus und Cassius.
[42v] Das Wortspiel deserti - desertor läßt sich im Deutschen nicht wiedergeben.




 
 

9.2.3 Florus 2,30,29-39

 
 


[S. 50] (29) Sed difficilius est prouincias optinere quam facere [44f]; uiribus parantur, iure retinentur. (30) Igitur breue id gaudium. Quippe Germani uicti magis quam domiti erant, moresque nostros magis quam arma sub imperatore Druso suspiciebant [nf]; (31) postquam ille defunctus est, Vari Quintili libidinem ac superbiam haud secus quam saeuitiam odisse coeperunt. Ausus ille agere conuentum, et incautus [of] edixerat, quasi uiolentiam barbarum lictoris uirgis et praeconis uoce posset inhibere [45f]. (32) At illi, qui iam pridem robigine obsitos [S. 52] enses inertesque maererent equos, ut primum togas [46f] et saeuiora armis iura uiderunt, duce Armenio arma corripiunt; (33) cum interim tanta erat Varo pacis fiducia, ut ne prodita quidem per Segesten unum principum coniuratione commoueretur. (34) Itaque improuidum et nihil tale metuentem ex inprouiso adorti, cum ille - o securitas! - ad tribunal citaret [47f], undique inuadunt; castra rapiuntur, tres legiones opprimuntur. (35) Varus perditas res eodem quo Cannensem diem Paulus et fato est et animo secutus [48f]. (36) Nihil illa caede per paludes perque siluas cruentius, nihil insultatione barbarum intolerantius, praecipue tamen in causarum patronos. (37) Aliis oculos, aliis manus amputabant, unius os sutum, recisa prius lingua, quam in manu tenens barbarus 'tandem', ait, 'uipera, sibilare desisti.' (38) Ipsius quoque consulis corpus, quod militum pietas humi abdiderat, effossum. Signa et aquilas duas [49f] adhuc barbari possident, tertiam signifer, prius quam in manus hostium ueniret, euolsit mersamque intra baltei sui latebras gerens in cruenta palude sie latuit. (39) Hac clade factum, ut imperium, quod in litore Oceani non steterat, in ripa Rheni fluminis staret.
(29) Doch ist es schwerer, Provinzen zu halten als sie zu schaffen [44f]; mit Streitkräften werden sie errichtet, (aber) mit Hilfe des Rechts behauptet. (30) Daher war die Freude nur kurz. Da die Germanen eher besiegt als bezwungen waren, blickten sie unter dem Feldherrn Drusus eher argwöhnisch auf unsere Sitten als auf unsere Waffen; (31) nach seinem Tod aber fingen sie an, die Ausschweifung und den Stolz des Varus Quintilius ebenso zu hassen wie seine Grausamkeit. Dieser wagte es sogar, eine (Gerichts-)Versammlung einzuberufen, und er hatte sie recht unvorsichtig anberaumt, so als könne er der Wildheit der Barbaren mit den Stäben der Liktoren und der Stimme des Gerichtsdieners Einhalt gebieten [45f]. (32) Jene aber, die es schon längst [S. 53] schmerzte, daß ihre Schwerter verrosteten und ihre Pferde schlapp würden, griffen unter der Führung des Arminius zu den Waffen, sobald sie merkten, daß Togen [46f] und Rechte grausamer waren als Waffen; (33) unterdessen war das Vertrauen des Varus in den Frieden so groß, daß er sich nicht einmal rührte, als ihm die Verschwörung durch Segestes, einen der Fürsten, aufgedeckt wurde. (34) Folglich griffen sie ihn, der nichts ahnte und so etwas nicht fürchtete, unvermutet losbrechend, von allen Seiten an, als er - welch eine Selbstsicherheit - zum Tribunal rief [47f]; das Lager wurde geplündert, und drei Legionen wurden vernichtet. (35) Als alles verloren war, ergab sich Varus dem gleichen Schicksal und derselben Stimmung wie Paulus nach dem Tag von Cannae [48f]. (36) Nichts war blutiger als jene Katastrophe in Sümpfen und Wäldern, nichts unerträglicher als der Spott seitens der Barbaren, besonders jedoch gegen die Advokaten. (37) Manchen (stachen) sie die Augen (aus), anderen schnitten sie die Hände ab, einem nähten sie den Mund zusammen, nachdem sie ihm zuvor die Zunge abgeschnitten hatten, die ein Barbar in der Hand hielt und dabei sagte: "Endlich, Natter, hast du aufgehört zu zischen." (38) Sogar der Leichnam des Konsuls, den die Soldaten in ihrem Pflichtgefühl bestattet hatten, wurde ausgegraben. Noch heute besitzen die Barbaren Feldzeichen und zwei Adler [49f], den dritten riß der Bannerträger los, bevor er in die Hände der Feinde fiel, trug ihn verborgen unter seinem Wehrgehenk und versank damit in dem blutigen Sumpf. (39) Diese Niederlage bewirkte, daß die Herrschaft, die an der Küste des Ozeans nicht haltgemacht hatte, (nun) am Ufer des Rheins zum Stehen kam.




[nf] suscipiebant, susceperant Varr.
[of] in Cattos Kj.

[44f] Zum Urteil des Florus vgl. auch 2,30,21f (o. S. 24).
[45f] Wie Vell. überträgt auch Flor. römische Institutionen auf Germanien.
[46f] Römische Kleidung symbolisiert hier die römische Zivilisation, in der Flor. offensichtlich den Grund für die Erhebung sieht; vgl. Tac. ann. 1,59,4 (u. S. 84).
[47f] Das widerspricht den übrigen Berichten, wenn es nicht wiederum symbolisch gemeint ist.
[48f] Der damalige Konsul L. Aemilius Paullus (216 v. Chr.) hatte allerdings nicht Selbstmord begangen, sondern war bei Cannae gefallen.
[49f] Vgl. Tac. ann. 1,59,3; 1,60,3 (u. S. 84); 2,25,1 (u. S. 114). Tatsächlich hatten die Römer die Legionsadler inzwischen zurückgewonnen.




 
 

9.2.4 Cassius Dio 56,18,1-24,5

 
 


[S. 53] 18. (1) Kaum war dies beschlossen [50c], als eine furchtbare Nachricht aus Germanien eintraf, die ihre Siegesfeiern verhinderte. Denn um dieselbe Zeit hatte sich in der (rechtsrheinischen) Keltike [51c] folgendes ereignet: Die Römer hatten dieses Gebiet nicht als geschlossenes Territorium in ihrem Besitz, sondern beherrschten nur Teile, wie diese gerade unterworfen worden waren. Daher wird dieser Aspekt in der geschichtlichen Überlieferung auch nicht erwähnt; (2) ihre Truppen überwinterten dort und gründeten Städte, und die Barbaren paßten sich an ihre Ordnung an, gewöhnten sich an Märkte und trafen sich in friedlichen Versammlungen [52c]. Sie vergaßen freilich nicht ihre traditionellen Bräuche, ihre angestammte Art und ihre auf dem Recht des Waffentragens [S. 55] beruhende freie Lebensweise. (3) Daher waren sie nicht empört über die Veränderung ihres Lebens und bemerkten den Wandel kaum, solange sie nur allmählich und nach einem behutsamen Verfahren ihre alten Gewohnheiten verlernten; als aber Quinctilius Varus das Kommando in Germanien übernommen hatte und die Verhältnisse bei ihnen auf Grund seiner Amtsgewalt zu ordnen suchte, war er bestrebt, sie schneller völlig umzuformen; er gab ihnen generell Befehle, als ob sie schon in Knechtschaft lebten, und trieb von ihnen Tribute ein [53c], wie dies gegenüber Untertanen üblich ist; (4) da ertrugen sie diese Behandlung nicht länger; die Stammesführer, die ihre frühere Machtstellung zurückgewinnen wollten, und die breite Masse, die den altgewohnten Zustand höher schätzte als die Fremdherrschaft, lehnten sich zwar nicht offen auf, da sie sahen, daß viele Römer am Rhein stationiert waren und zahlreiche weitere in ihrem eigenen Land standen; (5) sie empfingen vielmehr Varus, als ob sie alle Befehle ausführen würden, lockten ihn aber weiter vom Rhein fort ins Cheruskerland und zur Weser und verkehrten mit ihm auch dort überaus friedfertig und freundschaftlich, so daß sie ihn in dem Glauben bestärkten, sie würden auch ohne militärische Präsenz der Römer bereit sein, sich wie Unterworfene zu fügen.





19. (1) Daher konzentrierte Varus seine Legionen nicht, wie es im Feindesland richtig gewesen wäre, sondern kommandierte von ihnen viele (Soldaten) zu denjenigen ab, die ihn hierum baten, weil sie zu schwach seien, etwa zur Bewachung gewisser Plätze oder zur Ergreifung von Räubern sowie zur Sicherung von Proviantkolonnen. (2) Die Hauptverschwörer und Anführer bei dem Anschlag und in dem Krieg waren neben anderen [54c] vor allem Arminius und Segimer, die stets in seiner Nähe waren und oft zu seinen Gästen zählten. (3) Wie er (Varus) nun völlig sicher zu sein glaubte, überhaupt kein Unheil befürchtete und allen, die mit Argwohn die Entwicklung beobachteten und ihn zur Vorsicht mahnten, nicht nur keinen Glauben schenkte, sondern auch noch vorwarf, daß sie sich grundlos erregten und jene Männer verleumdeten, da empörten sich nach geheimer Absprache zuerst gewisse weiter entfernt lebende (Germanen) [55c]; (4) sie wollten erreichen, daß Varus auf dem Marsch ins Gebiet der Aufständischen sich wie bei einem Zug durch befreundetes Land verhielt, so daß er leichter überwältigt werden konnte und nicht etwa wie bei einer überraschenden allgemeinen Erhebung Vorsichtsmaßnahmen traf. Und genau dies geschah; sie begleiteten ihn auf dem Marsch, und als sie dann entlassen worden waren, um die Hilfstruppen zu mobilisieren und schleunigst zur Unterstützung heranzuführen, (5) übernahmen sie die schon irgendwo in Bereitschaft stehenden Streitkräfte, ließen jeweils die in ihrem Heimatgebiet stationierten römischen Soldaten, die sie früher von Varus angefordert hatten, niedermachen und griffen dann Varus selbst an, der sich mittlerweile schon in schwer passierbaren Waldgegenden befand. Dort erschienen die vermeintlichen Untertanen plötzlich als Feinde und richteten furchtbares Unheil an.





[S. 57] 20. (1) Denn das Gebirge war voller Schluchten und stark zerklüftet, die Bewaldung dicht und überaus hoch [56c], so daß die Römer auch schon vor dem Angriff der Feinde Mühe hatten, Bäume zu fällen, Wege zu bahnen und Brücken zu bauen, wie es erforderlich war. (2) Sie führten auch wie im Frieden viele Wagen und Lasttiere mit; ferner folgten ihnen nicht wenige Kinder [57c] und Frauen und zahlreiche Troßknechte; auch dies trug zur Auflösung der Marschordnung bei. (3) Noch dazu wurde die Kolonne durch heftigen Regen und Sturmwind weiter auseinandergezogen; der Boden war an den Wurzeln und Enden der Stämme ziemlich schlüpfrig geworden, so daß sie immer wieder ausglitten; vom Sturm zerborstene Baumkronen stürzten auf sie nieder und brachten sie in Verwirrung. (4) Während die Römer sich in dieser schwierigen Lage befanden, umstellten die Barbaren sie plötzlich auf allen Seiten, indem sie aus dem dichtesten Gebüsch hervorbrachen, da sie ja jeden Pfad kannten; anfangs warfen sie aus der Ferne ihre Speere, dann aber, als niemand sie abwehrte und viele Römer schon verwundet waren, gingen sie zum Nahkampf über; (5) da die Römer nicht in einer einigermaßen geordneten Formation vorrückten, sondern die Kolonne mit Wagen und Unbewaffneten bunt gemischt war, konnten sie nicht ohne weiteres dicht aufschließen, und ihre einzelnen Abteilungen waren jeweils zahlenmäßig schwächer als die angreifenden Feinde; so erlitten sie erhebliche Verluste, ohne den Barbaren etwas anhaben zu können.





21. (1) Daher schlugen sie dort ihr Lager auf, wo sie einen geeigneten Platz fanden, soweit dies in dem Waldgebirge überhaupt möglich war; nachdem sie dann zahlreiche Wagen und sonstige Gegenstände, die nicht unbedingt erforderlich waren, verbrannt oder zurückgelassen hatten, zogen sie am anderen Morgen in etwas besserer Ordnung weiter, so daß sie sogar offenes Gelände erreichen konnten; freilich erlitten sie auch bei ihrem Abzug Verluste. (2) Als sie von dem zuletzt genannten Standort aufgebrochen waren, gerieten sie wieder in Waldgebiete; sie setzten sich zwar gegen die Angreifer zur Wehr, hatten aber gerade hier schwere Verluste; denn wenn sie auf engem Raum dicht zusammenrückten, um in geschlossener Formation zugleich mit der Reiterei und den schwerbewaffneten Legionssoldaten die Feinde anzugreifen, brachten sie sich in dem Gedränge vielfach gegenseitig zu Fall oder glitten auf den Baumwurzeln aus. (3) So brach der vierte Tag ihres Marsches an, und sie gerieten erneut in einen strömenden Regen mit heftigem Sturm, der sie nicht nur daran hinderte, vorzurücken oder einen festen Stand zu gewinnen, sondern auch den Gebrauch der Waffen nahezu unmöglich machte, denn sie konnten weder ihre Bogen noch ihre Wurfspeere oder auch nur ihre Schilde [S. 59] richtig verwenden, da diese Waffen völlig durchnäßt waren. (4) Für die Feinde hingegen war die Nässe kaum ein Hindernis, da sie ja größtenteils leichtbewaffnet waren und so die Möglichkeit hatten, ohne Gefahr anzugreifen oder sich zurückzuziehen. Zudem hatte die Zahl der Feinde noch erheblich zugenommen, denn auch viele andere Barbaren, die vorher noch abgewartet hatten, waren jetzt eingetroffen, um vor allem Beute zu machen, aber auch aus anderen Gründen; die Reihen der Römer hatten sich (dagegen) schon gelichtet, da viele in den vorausgehenden Kämpfen gefallen waren; (5) so umzingelten die Germanen ohne große Mühe die Römer und streckten sie nieder, so daß Varus und die anderen hohen Offiziere aus Furcht, entweder in Gefangenschaft zu geraten oder bei ihren schlimmsten Feinden den Tod zu erleiden - sie waren nämlich auch schon verwundet -, einen schrecklichen, aber notwendigen Entschluß faßten: sie verübten Selbstmord.





22. (1) Als dies bekannt wurde, verzichteten auch alle anderen auf weiteren Widerstand, selbst wenn sie noch bei Kräften waren; sie folgten teils dem Beispiel ihres Kommandeurs, teils warfen sie die Waffen fort und ließen sich vom ersten Feind niederstoßen. Denn es war unmöglich zu fliehen, selbst wenn sie dies noch so sehr gewollt hätten. (2) So wurde nun jeder Mann und jedes Pferd erbarmungslos niedergemetzelt, und die ...
(2a) [58c] Und die Barbaren eroberten alle Kastelle mit einer Ausnahme; durch dieses Bollwerk aufgehalten, überschritten sie weder den Rhein noch fielen sie in Gallien ein. Jenen festen Platz aber konnten sie nicht einnehmen [59c], da sie nichts von der Belagerungskunst verstanden und die Römer zahlreiche Bogenschützen zur Verfügung hatten, von denen sie unter großen Verlusten zurückgeschlagen wurden.
(2b) [60c] Als sie dann erfuhren, daß die Römer die Rheinlinie bewachten und Tiberius mit einem großen Heer heranrücke, zogen die meisten von dem Bollwerk ab, während die zurückgebliebenen Feinde sich in einiger Entfernung hielten, um nicht durch überraschende Ausfälle der Besatzung Verluste zu erleiden; sie bewachten aber die Zufuhrwege in der Hoffnung, die Römer durch Aushungern gefangennehmen zu können. Solange die eingeschlossenen Römer hinreichend Proviant besaßen, blieben sie in Erwartung auf Entsatz auf ihrem Posten; als ihnen aber niemand zu Hilfe kam und sie von Hunger gequält wurden, warteten sie eine stürmische Nacht ab - es waren nur noch wenige Kombattanten, die meisten waren unbewaffnet - und (2) gelangten dann glücklich am ersten und zweiten feindlichen Wachtposten vorbei; als sie aber in die Nähe der dritten Station kamen, wurden sie entdeckt, da die Frauen und Kinder aus Erschöpfung und aus Furcht vor der Finsternis und Kälte fortwährend die waffenfähige Mannschaft herbeiriefen. (3) Und es wären wohl alle getötet worden oder in Gefangenschaft geraten, wenn sich die Barbaren nicht zu lange mit dem Raub der Beute aufgehalten hätten. So aber gewannen die Kräftigsten einen erheblichen Vorsprung, und die Trompeter [S. 61] der Truppe bliesen zum Eilmarsch und täuschten hierdurch die Feinde, die nunmehr vermuteten, daß von Asprenas entsandte Entsatztruppen eingetroffen seien. (4) Infolgedessen ließen jene von der Verfolgung ab; als Asprenas von diesen Vorgängen Kenntnis erhielt, eilte er ihnen in der Tat zu Hilfe. Später kehrten einige der Gefangenen zurück; sie waren von ihren Angehörigen freigekauft worden, denen dies gestattet worden war, allerdings nur unter der Bedingung, daß die Losgekauften außerhalb Italiens leben sollten.





23. (1) Dies geschah allerdings erst später; damals hat Augustus - wie einige berichten - seine Toga zerrissen, als er von der Niederlage des Varus Nachricht erhielt, und er war tief betroffen über den Untergang der Soldaten und in großer Sorge um die germanischen und gallischen Gebiete; vor allem befürchtete er, daß sie Italien und sogar Rom angreifen könnten; nennenswerte Bürgermannschaften im dienstfähigen Alter standen ihm nicht zur Verfügung, und die militärisch einigermaßen brauchbaren Auxiliareinheiten hatten schwere Verluste erlitten. (2) Gleichwohl traf er alle Vorkehrungen, die in Anbetracht der Lage erforderlich waren, und da kein Wehrfähiger sich rekrutieren lassen wollte, ließ er sie auslosen, bestrafte von den Männern unter 35 Jahren immer jeden fünften und von den älteren jeden zehnten nach dem Losverfahren mit der Einziehung des Vermögens und dem Verlust der bürgerlichen Rechte. (3) Als dennoch sehr viele sich nicht um seine Anweisungen kümmerten, ließ er einige hinrichten. Er ließ aber auch durch Auslosen sowohl von den Altgedienten als auch von den Freigelassenen [61c] möglichst viele rekrutieren, die er sofort in Eilmärschen mit Tiberius nach Germanien schickte. (4) Da in Rom viele Gallier und Kelten (Germanen) waren, die sich dort teils aus verschiedenen Gründen aufhielten, teils in seiner Leibwache dienten [62c], fürchtete er eine Rebellion, und er schickte diese fort auf gewisse Inseln, während er den anderen befahl, ohne Waffen die Stadt zu verlassen.





24. (1) So handelte Augustus in der damaligen Situation, und es wurden weder die (sonst) üblichen Aufgaben erledigt noch die (anstehenden) öffentlichen Feiern durchgeführt; als er dann aber erfuhr, daß sich ein Teil der Soldaten gerettet habe und die (linksrheinischen) germanischen Gebiete von den Besatzungen bewacht würden, während der (aufständische) Feind es nicht gewagt habe, bis zum Rhein vorzudringen, legte sich seine Erregung, und er traf eine Entscheidung [63c]. (2) Denn ihm schien dieses überaus große und überraschende Unglück nicht ohne Zorn einer Gottheit hereingebrochen zu sein; zudem fand er in den unheilvollen Vorzeichen vor und nach der Niederlage eine deutliche Bestätigung seiner Vermutung, daß eine göttliche Kraft gewaltet hatte [64c] ... (4) ... es schien (u. a.) auch, daß Speere von Norden her geschleudert [S. 63] wurden und auf die Lager der Römer niedersausten, Bienenschwärme bildeten ihre Waben an den Altären dieser Lager, und eine ins Feindesland blickende Siegesstatue in Germanien wandte sich nach Italien um; (5) einmal entstand sogar in den Lagern ein grundloser Streit und Wetteifer der Soldaten um die (Rettung der) Legionsadler, als ob die Barbaren schon auf sie den Angriff eröffnet hätten.




p So mit Boissevain; die Zeichen über und offenbar von einem Korrektor, der diese Wörter tilgen wollte.
q Lücke von einem Blatt in M. - Verlorener Text z. T. im Auszug des Zonaras erhalten (hier 56,22,2 a u. b).


[50c] Ehrungen für Tiberius und Germanicus nach dem Ende des Pannonischen Aufstandes.
[51c] Von Dio 55,8,3 und 55,9,1 als 'Germania' bezeichnet.
[52c] Dio hatte offensichtlich keine klaren Vorstellungen von der zivilisatorischen Durchdringung des Landes. Vgl. aber G. A. Lehmann, Boreas 12 (1989) 224, zur Situation in den rechtsrheinischen römischen Stützpunkten.
[53c] Dies besagt noch nicht, daß bereits ein regelrechter Zensus bestand; hierfür fehlten die geldwirtschaftlichen Voraussetzungen.
[54c] Bereits Strabon 7,1,4 betont, daß sich mehrere Stämme erhoben.
[55c] Nicht zu lokalisieren.
[56c] Sachkritik an dieser rhetorischen Darstellung Dios, dessen Quelle sich hier nicht bestimmen läßt, führt kaum weiter. Zu den überlieferten Berichten vgl. G. A. Lehmann, Boreas 13 (1990) 153ff.
[57c] ?a?de? bedeutet auch 'Sklaven', doch scheint Dio die Troßknechte unter dem Begriff Te?ape?a zu subsumieren. Die Übersetzung berücksichtigt Dios Vorstellungen von der angeblichen Sorglosigkeit der Römer.
[58c] § 2a = Zonaras 10,37, p. 452, 12-17 Dindorf.
[59c] Das Kastell ist offensichtlich identisch mit Aliso bei Vell. 2,120,4 und Tac. ann. 2,7. - Zu L. Nonius Asprenas, dem Kommandeur der beiden in Mogontiacum stationierten Legionen vgl. Vell. 2,120,2.
[60c] § 2b = Zonaras 10,37, p. 452, 18-29 Dindorf.
[61c] Bereits zu Beginn des Pannonischen Aufstandes waren Sklaven für den Heeresdienst freigelassen und in besonderen Einheiten zusammengefaßt worden. Die gleiche Maßnahme ergriff Augustus nach Suet. Aug. 25,2 nach der Varusschlacht. Insofern sind Dios Angaben hier nicht ganz korrekt. Die Sklaven wurden erst damals emanzipiert.
[62c] In der Leibwache dienten damals nur Germanen, die 14 n. Chr. wieder in dieser Funktion erwähnt werden (Tac. ann. 1,24,2).
[63c] Da Dio zunächst auf Vorzeichen hinweist und nach 56,24,5 in der handschriftlichten Überlieferung ein Blatt fehlt, wird nicht deutlich, welchen Entschluß des Augustus Dio meint.
[64c] Dios Angaben über Vorzeichen in Rom und Italien sind hier nicht berücksichtigt.




 
 

9.2.5 Tacitus, Annalen 1,55-72,1

 
 


[S. 78] 55. (1) Druso Caesare C(aio) Norbano consulibus [3t] decernitur Germanico triumphus manente bello; quod quamquam in aestatem summa ope parabat, initio veris et repentino in Chattos excursu praecepit. nam spes incesserat dissidere hostem in Arminium ac Segestem [4t], insignem utrumque perfidia in nos aut fide. (2) Arminius turbator Germaniae, Segestes parari rebellionem saepe alias et supremo convivio, post quod in arma itum, aperuit suasitque Varo ut se et Arminium et ceteros proceres vinciret: nihil ausuram plebem principibus amotis, atque ipsi tempus fore, quo crimina et innoxios discerneret. (3) sed Varus fato et vi Arminic cecidit; Segestes, quamquam consensu gentis in bellum tractus, discors manebat, auctis privatim odiis, quod Arminius [S. 80] filiam eius [5t] alii pactam rapuerat: gener invisus inimici soceri, quaeque apud concordes vincula caritatis, incitamenta irarum apud infensos erant.
[S. 79] 55. (1) Unter den Consuln Drusus Caesar und C(aius) Norbanus [3t] wurde dem Germanicus ein Triumph zuerkannt, während der Krieg noch andauerte; obgleich er sich für den Sommer mit höchster Kraft darauf vorbereitete, befahl er schon zu Frühjahrsbeginn einen plötzlichen Angriff gegen die Chatten. Ihn hatte nämlich die Hoffnung ergriffen, daß der Feind sich in (die zwei Parteien um) Arminius und Segestes aufspalten würde [4t] , die sich beide uns gegenüber jeweils durch Treulosigkeit bzw. durch Treue auszeichneten. (2) Arminius war der Unruhestifter Germaniens; Segestes hatte dem Varus mehrfach und (noch) bei dem letzten Gastmahl, nach dem man an die Waffen ging, enthüllt, daß man einen Aufstand vorbereite, und geraten, ihn selbst, Arminius und die übrigen Großen gefangenzunehmen: Das Volk werde nichts wagen, wenn man ihm die Fürsten genommen habe, und ihm selbst bleibe Zeit, zwischen Verbrechern und Unschuldigen zu unterscheiden. (3) Doch Varus verfiel dem Schicksal und der Macht des Arminius; Segestes blieb (mit diesem) uneinig, obgleich er durch die Einmütigkeit des Stammes in den Krieg hineingezogen worden war; der Haß vermehrte sich (noch) im privaten Bereich, [S. 81] weil Arminius dessen Tochter [5t], die einem anderen versprochen war, geraubt hatte: Der Schwiegersohn war verhaßt, die Schwiegereltern verfeindet, und was bei Einträchtigen die Bande der Liebe sind, waren bei den sich feindlich Gesinnten Triebkräfte des Zorns.





56. (1) Igitur Germanicus quattuor legiones, quinque auxiliarium milia et tumultuarias catervas Germanorum cis Rhenum colentium Caecinae tradit; totidem legiones, duplicem sociorum numerum ipse ducit, positoque castello super vestigia paterni praesidii in monteTauno expeditum exercitum in Chattos rapit, L. Apronio ad munitiones viarum et fluminum relicto. (2) nam - rarum illi caelo - siccitate et amnibus modicis inoffensum iter properaverat, imbresque et fluminum auctus regredienti metuebatur. (3) sed Chattis adeo improvisus advenit, ut quod imbecillum aetate ac sexu statim captum aut trucidatum sit. iuventus flumen Adranam nando tramiserat, Romanosque pontem coeptantes arcebant; dein tormentis sagittisque pulsi, temptatis frustra condicionibus pacis, cum quidam ad Germanicum perfugissent, reliqui omissis pagis vicisque in silvas disperguntur. (4) Caesar incenso Mattio [6t] - id genti caput - aperta populatus vertit ad Rhenum, non auso hoste terga abeuntium lacessere, quod illi moris, quotiens astu magis quam per formidinem cessit. (5) fuerat animus Cheruscis iuvare Chattos, sed exterruit Caecina huc illuc ferens arma; et Marsos congredi ausos prospero proelio cohibuit.
56. (1) Daher übergab Germanicus dem Caecina vier Legionen, 5000 Soldaten der Hilfstruppen und kurzfristig aufgebotene Scharen der Germanen, die diesseits des Rheins wohnten; er selbst führte ebenso viele Legionen und die doppelte Anzahl an Bundesgenossen, legte ein Kastell über den Trümmern des von seinem Vater (errichteten) Schutzpostens im Taunus an und zog mit dem kampfbereiten Heer eiligst gegen die Chatten, während er L. Apronius zum Schutz der Wege und Flüsse zurückließ. (2) Denn der Marsch war infolge einer bei dem dortigen Klima seltenen Dürre und eines mäßigen (Wasserstandes der) Flüsse unbehindert vorangegangen, man fürchtete jedoch Regenfälle und ein Anschwellen der Flüsse bei der Rückkehr. (3) Doch nahte man den Chatten so unerwartet, daß alle, die aufgrund ihres Alters oder Geschlechtes schwächlich waren, auf der Stelle gefangen oder totgeschlagen wurden. Die Jüngeren waren über die Eder geschwommen und behinderten die Römer beim Bau einer Brücke; als sie dann durch Geschosse und Pfeile vertrieben wurden, versuchten sie es vergeblich mit Friedensangeboten; als einige zu Germanicus übergelaufen waren, verließen die übrigen ihre Gaue und Dörfer und zerstreuten sich in die Wälder. (4) Caesar steckte Mattium [6t] , den Hauptort des Stammes, in Brand, verwüstete das offene Land und kehrte zum Rhein zurück, ohne daß der Feind es wagte, den Abziehenden in den Rücken zu fallen, wie es seine Gewohnheit ist, so oft er sich mehr aus List denn aus Furcht zurückzieht. (5) Den Cheruskern stand der Sinn danach, den Chatten zu helfen; doch Caecina, der sich bald hier, bald dort bewaffnet zeigte, schüchterte sie ein; und die Marser, die ein Treffen wagten, bezwang er in einer glücklichen Schlacht.





57. (1) Neque multo post legati a Segeste venerunt auxilium orantes adversus vim popularium, a quis circumsedebatur, validiore apud eos Arminio, quoniam bellum suadebat: nam barbaris, quanto quis audacia promptus, tanto magis fidus [dt] rebusque motis [dt] potior habetur. (2) addiderat Segestes legatis filium nomine Segimundum; sed iuvenis conscientia cunctabatur. quippe anno quo Germaniae descirere, sacerdos apud aram Ubiorum [7t] creatus, ruperat vittas [8t], profugus ad rebelles. adductus tamen in spem clementiae Romanae pertulit patris mandata benigneque exceptus cum praesidio Gallicam in ripam missus est. (3) Germanico pretium fuit convertere agmen, pugnatumque in obsidentes, et ereptus Segestes magna cum propinquorum et clientium manu. (4) inerant feminae nobiles, inter quas uxor Arminii eademque [S. 82] filia Segestis, mariti magis quam parentis animo, neque victa in lacrimas neque voce supplex, compressis intra sinum manibus gravidum uterum intuens. (5) ferebantur et spolia Varianae cladis, plerisque eorum qui tum in deditionem veniebant praedae data; simul Segestes ipse, ingens visu et memoria bonae societatis impavidus.
57. (1) Nicht lange danach kamen Gesandte von Segestes und baten um Hilfe gegen die Übermacht der Stammesgenossen, von denen er belagert wurde; bei ihnen hatte Arminius mehr Gewicht, weil er zum Krieg riet: Je mehr nämlich jemand zur Kühnheit entschlossen ist, desto mehr Zutrauen und Macht findet er in unruhigen Zeiten bei den Barbaren. (2) Segestes hatte den Gesandten seinen Sohn namens Segimund mitgegeben; doch sein Gewissen ließ den Jüngling zögern. Zum Priester beim Altar der Ubier gewählt [7t], hatte er in dem Jahr, in dem Germanien abgefallen war, nämlich die Kopfbinden [8t] zerrissen und war zu den Aufständischen übergelaufen. Zur Hoffnung auf die Milde der Römer bewogen, überbrachte er dennoch die Weisungen des Vaters und wurde gnädig aufgenommen und unter Bewachung an das gallische Ufer geschickt. (3) Germanicus schien es (der Mühe) wert, umzukehren, und man kämpfte gegen die Belagerer und befreite Segestes mit einer großen Zahl von Verwandten und Anhängern. (4) Darunter befanden sich vornehme [S. 83] Frauen, unter ihnen die besagte Gemahlin des Arminius und Tochter des Segestes, die mehr die Gesinnung des Gatten als des Vaters zeigte und weder von Tränen übermannt wurde noch flehend ihre Stimme erhob; sie legte ihre Hände im Schoß zusammen und betrachtete ihren schwangeren Leib. (5) Man trug auch Beutestücke von der Niederlage des Varus zusammen, die vielen von denen, die sich nun ergaben, (seinerzeit) von der Beute ausgeteilt worden waren; gleichzeitig (erschien) Segestes selbst, eine gewaltige Erscheinung und furchtlos in Erinnerung an seine Bündnistreue.





58. (1) Verba eius in hunc modum fuere: 'non hic mihi primus erga populum Romanum fidei et constantiae dies. ex quo a divo Augusto civitate donatus sum, amicos inimicosque ex vestris utilitatibus delegi, neque odio patriae - quippe proditores etiam iis quos anteponunt invisi sunt -, verum quia Romanis Germanisque idem conducere et pacem quam bellum probabam. (2) ergo raptorem filiae meae, violatorem foederis vestri Arminium apud Varum, qui tum exercitui praesidebat, reum feci. dilatus segnitia ducis, quia parum praesidii in legibus erat, ut me et Arminium et conscios vinciret flagitavi: testis illa nox, mihi utinam potius novissima! (3) quae secuta sunt, defleri magis quam defendi possunt; ceterum et inieci catenas Arminio et a factione eius iniectas perpessus sum. atque ubi primum tui copia, vetera novis et quieta turbidis antehabeo, neque ob praemium, sed ut me perfidia exsolvam, simul genti Germanorum idoneus conciliator, si paenitentiam quam perniciem maluerit. (4) pro iuventa et errore filii veniam precor; filiam necessitate huc adductam fateor. tuum erit consultare, utrum praevaleat, quod ex Arminio concepit an quod ex me genita est'. (5) Caesar clementi responso liberis propinquisque eius incolumitatem, ipsi sedem vetere in provincia [9t] pollicetur. exercitum reduxit nomenque imperatoris auctore Tiberio accepit [10t]. Arminii uxor virilis sexus stirpem edidit [11t]. educatus Ravennae puer quo mox ludibrio conflictatus sit, in tempore memorabo [12t].
58. (l) Er sprach folgendermaßen: "Dieses ist nicht mein erster Tag der Treue und Standhaftigkeit gegenüber dem römischen Volk. Seit mich der göttliche Augustus mit dem Bürgerrecht beschenkt hat, habe ich Freunde und Feinde nach euren Interessen ausgewählt, nicht aus Haß gegen mein Vaterland - sind doch Verräter selbst denen verhaßt, denen sie den Vorzug geben -, sondern weil ich überzeugt war, daß Römer und Germanen dasselbe (Ziel) zusammenführt, nämlich eher Frieden als Krieg. (2) Also habe ich den Räuber meiner Tochter, Arminius, der das Bündnis mit euch brach, bei Varus, der seinerzeit das Heer führte, angeklagt. Als ich dank der Trägheit des Feldherrn vertröstet wurde, drängte ich ihn, weil Gesetze zu wenig Schutz boten, daß er mich, Arminius und die Mitwisser verhafte: Jene Nacht ist Zeuge, wäre sie doch meine letzte gewesen! (3) Was folgte, muß man eher beklagen als rechtfertigen; jedenfalls habe ich sowohl Arminius in Ketten legen lassen als auch (meinerseits) von seiner Partei erdulden (müssen), daß man mir (Ketten) anlegte. Sobald aber deine Truppe (da ist), ziehe ich das Alte dem Neuen, die Ruhe den Unruhen vor, und zwar nicht um einer Belohnung willen, sondern um mich von (dem Verdacht eines) Treubruchs zu lösen; zugleich (will ich) dem Volk der Germanen ein geeigneter Vermittler (sein), falls es die Reue dem Untergang vorzieht. (4) Für die jugendliche Verirrung meines Sohnes erbitte ich Gnade; meine Tochter wurde (dagegen), wie ich bekenne, unter Zwang hergeführt. Es liegt an dir zu erwägen, ob es mehr wiegt, daß sie von Arminius schwanger oder von mir gezeugt wurde." (5) In einer gütigen Antwort versprach Caesar seinen Kindern und Verwandten Straflosigkeit und ihm selbst eine Wohnstätte in der alten Provinz [9t]. Er führte das Heer zurück und erhielt auf Veranlassung des Tiberius den Titel eines Imperators [10t]. (6) Die Gemahlin des Arminius gebar einen Sohn: [11t] Der Knabe wurde in Ravenna erzogen; wie er dann dem Gespött zum Opfer fiel, werde ich zu gegebener Zeit berichten [12t].





59. (1) Fama dediti benigneque excepti Segestis vulgata, ut quibusque bellum invitis aut cupientibus erat, spe vel dolore accipitur. Arminium super insitam violentiam rapta uxor, subiectus servitio uxoris uterus vaecordem agebant, volitabatque per Cheruscos, arma in Segestem, arma in Caesarem [S. 84] poscens. (2) neque probris temperabat: egregium patrem, magnum imperatorem, fortem exercitum, quorum tot manus unam mulierculam avexerint.
(3) sibi tres legiones, totidem legatos procubuisse; non enim se proditione neque adversus feminas gravidas, sed palam adversus armatos bellum tractare: cerni adhuc Germanorum in lucis signa Romana quae dis patriis suspenderit.
(4) coleret Segestes victam ripam, redderet filio sacerdotium hominum [et] [13t]: Germanos numquam satis excusaturos, quod inter Albim et Rhenum virgas et secures [14t] et togam viderint. (5) aliis gentibus ignorantia imperi(6) si patriam parentes antiqua mallent quam dominos et colonias novas [15t], Arminium potius gloriae ac libertatis quam Segestem flagitiosae servitutis ducem sequerentur.
59. (1) Als sich die Kunde verbreitete, Segestes habe sich ergeben und sei gnädig empfangen worden, nahm man das voller Hoffnung oder Schmerz auf, je nachdem, ob man gegen den Krieg war oder ihn wünschte. Arminius machte der Raub seiner Frau und (der Gedanke) daran, daß der Mutterleib der Gattin der Knechtschaft ausgesetzt war, über seine angeborene Gewalttätigkeit hinaus rasend, und er eilte durch (das Gebiet der) Cherusker und forderte [S. 85] Krieg gegen Segestes und Krieg gegen Caesar. (2) Er hielt auch Schmähungen nicht zurück: Das sei ein vortrefflicher Vater, ein großer Feldherr, ein starkes Heer, die mit so vielen Händen eine einzige Frau abgeführt hätten. (3) Vor ihm seien drei Legionen und ebenso viele Legaten zu Boden gesunken; denn er führe nicht durch Verrat und auch nicht gegen schwangere Frauen, sondern offen gegen Bewaffnete Krieg: Man könne in den Hainen der Germanen noch die römischen Feldzeichen sehen, die er den heimischen Göttern geweiht habe. (4) Möge Segestes auf dem unterworfenen Ufer siedeln, mag er seinem Sohn das Priestertum (für den Kult) von Menschen [13t] wiedergeben: Die Germanen würden niemals zur Genüge verzeihen, daß sie zwischen Elbe und Rhein Rutenbündel, Beile [14t] und die Toga gesehen hätten. (5) Die anderen Völker hätten in ihrer Unkenntnis der römischen Herrschaft (noch) keine Hinrichtungen erfahren und keine Tribute kennengelernt: Da sie jedoch jene abgeschüttelt hätten und jener Augustus, den man unter die Götter erhoben habe, und jener (zum Nachfolger) erwählte Tiberius (nun) ohne Erfolg abgezogen seien, sollten sie nicht einen unerfahrenen Jüngling und ein rebellisches Heer fürchten. (6) Wenn sie lieber Vaterland (und) Eltern im alten (Zustand) als (römische) Herren und neue Kolonien [15t] wollten, sollten sie lieber der Führung des Arminius zu Ruhm und Freiheit als der des Segestes zu schändlicher Knechtschaft folgen.





60. (1) Conciti per haec non modo Cherusci, sed conterminae gentes, tractusque in partes Inguiomerus Arminii patruus, vetere apud Romanos auctoritate. unde maior Caesari metus. (2) et ne bellum mole una ingrueret, Caecinam cum quadraginta cohortibus Romanis distrahendo hosti per Bructeros ad flumen Amisiam mittit, equitem Pedo praefectus finibus Frisiorum ducit. ipse impositas navibus quattuor legiones per lacus [16t] vexit: simulque pedes eques classis apud praedictum amnem convenere. Chauci cum auxilia pollicerentur, in commilitium adsciti sunt. (3) Bructeros sua urentes expedita cum manu L. Stertinius missu Germanici fudit interque caedem et praedam repperit undevicesimae legionis aquilam cum Varo amissam. ductum inde agmen ad ultimos Bructerorum [17t], quantumque Amisiam et Lupiam amnes inter vastatum, haud procul Teutoburgiensi saltu [18t], in quo reliquiae Vari legionum-que insepultae dicebantur.
60. (1) Solche Worte verleiteten nicht nur die Cherusker, sondern auch die benachbarten Stämme zum Aufstand, und sie zogen Inguiomerus, den Oheim des Arminius, der bei den Römern ein althergebrachtes Ansehen genoß, auf dessen Seite. Dadurch vergrößerte sich die Besorgnis Caesars.
(2) Und damit der Krieg nicht mit seiner ganzen Gewalt hereinbreche, schickte er Caecina mit 40 römischen Kohorten durch das Brukterer(land) an die Ems, um die feindlichen (Kräfte) auseinanderzureißen; der Präfekt Pedo führte die Reiterei durch das Gebiet der Friesen. Er selbst bemannte Schiffe mit vier Legionen und fuhr durch die Seen [16t]: Fußtruppen, Reiter und Flotte kamen gleichzeitig an dem vereinbarten Fluß an. Da die Chauken Hilfstruppen zusagten, wurden sie in die Kriegsgemeinschaft aufgenommen.
(3) L. Stertinius schlug mit seiner leichtbewaffneten Truppe im Auftrag des Germanicus die Brukterer, die ihren eigenen (Besitz) anzündeten, und fand zwischen den Leichen und der Beute den mit Varus verlorengegangenen Adler der 19. Legion. Von dort aus führte man den Heereszug in die abgelegensten (Gebiete) der Brukterer [17t] und verwüstete möglichst (das Land) zwischen Ems und Lippe, nicht weit entfernt vom Teutoburger Wald [18t], wo die Überreste des Varus und der Legionen unbestattet liegen sollen.





61. (1) Igitur cupido Caesarem invadit solvendi suprema militibus ducique, permoto ad miserationem omni qui aderat exercitu ob propinquos, amicos, denique ob casus bellorum et sortem hominum. praemisso Caecina, ut occulta [S. 86] saltuum scrutaretur pontesque et aggeres umido paludum et fallacibus campis imponeret, incedunt maestos locos visuque ac memoria deformes. (2) prima Vari castra lato ambitu et dimensis principiis trium legionum manus ostentabant; dein semiruto vallo, humili fossa accisae iam reliquiae consedisse intellegebantur. medio campi albentia ossa, ut fugerant, ut restiterant, disiecta vel aggerata. (3) adiacebant fragmina telorum equorumque artus, simul truncis arborum antefixa ora. lucis propinquis barbarae arae, apud quas tribunos ac primorum ordinum centuriones mactaverant. (4) et cladis eius superstites, pugnam aut vincula elapsi, referebant hic cecidisse legatos, illic raptas aquilas; primum ubi vulnus Varo adactum, ubi infelici dextera et suo ictu mortem invenerit; quo tribunali contionatus Arminius, quot patibula captivis, quae scrobes, utque signis et aquilis per superbiam inluserit.
61. (1) Daher ergriff Caesar der Wunsch, den Soldaten und dem Führer die letzte Ehre zu erweisen; das gesamte anwesende Heer befiel eine elende Stimmung wegen der Verwandten, Freunde, schließlich der Wechselfälle der Kriege und des Schicksals der Menschen. Man sandte Caecina voraus, um die [S. 87] verborgenen Waldschluchten zu erforschen und Brücken und Dämme über die feuchten Sümpfe und trügerischen Ebenen anzulegen; dann betraten sie die traurigen Stätten, schmachvoll für den Anblick und die Erinnerungen. (2) Das erste Lager des Varus erwies sich dem weiten Umfang und den Ausmaßen des Hauptquartiers nach als das Werk dreier Legionen; dann erkannte man an dem halbzerstörten Wall und dem flachen Graben (die Stelle), an der sich die bereits dezimierten Reste niedergelassen hatten. Auf der Ebene dazwischen lagen die bleichenden Gebeine, zerstreut oder haufenweise, je nachdem, ob sie geflohen waren oder Widerstand geleistet hatten. (3) Daneben lagen Bruchstücke von Geschossen und Pferdegerippe, und an den Baumstämmen hatte man Schädel festgemacht. In den benachbarten Hainen (fand man) Altäre der Barbaren, bei denen man die Tribunen und Centurionen ersten Ranges geopfert hatte. (4) Und die Überlebenden jener Katastrophe, die der Schlacht oder der Gefangenschaft entronnen waren, berichteten, wie hier die Legaten gefallen und dort die Legionsadler geraubt worden seien, wo man Varus die erste Wunde zugefügt habe, wo er sich mit seiner unglückseligen Rechten eigenhändig den Todesstoß versetzt habe, von welchem Tribunal aus Arminius seine Rede hielt, wie viele Halsblöcke und was für Gruben den Gefangenen zum Hohn dienten und wie man sich hochmütig über Feldzeichen und Adler lustig machte.





62. (1) Igitur Romanus qui aderat exercitus sextum post cladis annum trium legionum ossa, nullo noscente alienas reliquias an suorum humo tegeret, omnes ut coniunctos, ut consanguineos aucta in hostem ira maesti simul et infensi condebant. primum exstruendo tumulo caespitem Caesar posuit, gratissimo munere in defunctos et praesentibus doloris socius [19t]. (2) quod Tiberio haud probatum, seu cuncta Germanici in deterius trahenti, sive exercitum imagine caesorum insepultorumque tardatum ad proelia et formidolosiorem hostium credebat; neque imperatorem auguratu [20t] et vetustissimis caerimoniis praeditum adtrectare feralia debuisse.
62. (l) So bestattete das anwesende römische Heer sechs Jahre nach der Katastrophe traurig und erbittert zugleich die Gebeine der drei Legionen, und niemand wußte, ob er die Überreste von Fremden oder die seiner Angehörigen begrub, alle waren wie Vertraute und Verwandte, während die Wut auf den Feind wuchs. Das erste Rasenstück beim Bau des Grabhügels legte Caesar selbst an, in einem hochwillkommenen Dienst an den Toten und als Anteilnahme an dem Schmerz der Anwesenden [19t]. (2) Tiberius aber billigte das keineswegs, sei es, weil er alles zum Nachteil des Germanicus auslegte, sei es, weil er glaubte, das Heer sei durch den Anblick der Gefallenen und Unbestatteten in seiner Kampfes(lust) gehemmt und furchtsamer gegenüber den Feinden geworden; auch hätte ein Imperator, der den Augurat [20f] mit den uralten Kultbräuchen bekleidete, nicht mit Leichen in Berührung kommen dürfen.





63. (l) Sed Germanicus cedentem in avia Arminium secutus, ubi primum copia fuit, evehi equites campumque, quem hostis insederat, eripi iubet. Arminius colligi suos et propinquare silvis monitos vertit repente; mox signum prorumpendi dedit iis, quos per saltus occultaverat. (2) tunc nova acie turbatus eques, missaeque subsidiariae cohortes et fugientium agmine impulsae auxerant consternationem; trudebanturque in paludem gnaram vincentibus, [S. 88] iniquam nesciis, ni Caesar productas legiones instruxisset. inde hostibus terror, fiducia militi; et manibus aequis abscessum.
(3) Mox reducto ad Amisiam exercitu legiones classe, ut advexerat, reportat; pars equitum litore Oceani petere Rhenum iussa; Caecina, qui suum militem ducebat, monitus, quamquam notis itineribus regrederetur, pontes longos [21t] quam maturrime superare. (4) angustus is trames vastas inter paludes et quondam a L. Domitio aggeratus; cetera limosa, tenacia gravi caeno aut rivis incerta erant; circum silvae paulatim adclives, quas tum Arminius implevit, compendiis viarum et cito agmine onustum sarcinis armisque militem cum antevenisset. (5) Caecinae dubitanti, quonam modo ruptos vetustate pontes reponeret simulque propulsaret hostem, castra metari in loco placuit, ut opus et alii proelium inciperent.
63. (l) Doch Germanicus folgte dem Arminius, der sich in unwegsames (Gebiet) zurückzog, und sobald sich die Gelegenheit bot, ließ er die Reiter losstürmen und den Feind von der Ebene verdrängen, die dieser besetzt hatte. Arminius forderte seine Leute auf, sich zu sammeln, auf den Wald zuzugehen, und ließ sie dann plötzlich umkehren; dann gab er denen, die er in den Bergwäldern versteckt hatte, das Zeichen, hervorzubrechen. (2) Durch diese neue Schlachtordnung geriet die Reiterei in Unordnung; die (zu Hilfe) geschickten Reservekohorten wurden durch den Strom der Fliehenden vertrieben und vermehrten noch das Durcheinander; sie (wären) in einen Sumpf abgedrängt [S. 89] worden, der den Siegern bekannt und für Nichteingeweihte gefährlich war, hätte Caesar nicht die Legionen vorgeführt und zur Schlacht aufgestellt. Das flößte den Feinden Schrecken, dem Heer Zuversicht ein; und man trennte sich ohne Entscheidung.
(3) Dann führte er das Heer zur Ems zurück und ließ die Legionen mit der Flotte zurückfahren, wie sie hergekommen waren; ein Teil der Reiter erhielt den Auftrag, entlang der Meeresküste zum Rhein zu eilen; Caecina, der sein Heer führte, wurde aufgefordert, die langen Brücken [21t] so schnell wie möglich zu überqueren, obwohl er auf bekannten Wegen zurückkehrte. (4) Dieser schmale Steg, den einst L. Domitius aufgeschüttet hatte, (führte) durch die riesigen Sümpfe; alles andere war Moor, wo man entweder im schweren Schlammboden steckenblieb oder das Bäche unsicher machten; rings herum lagen allmählich ansteigende Wälder, die jetzt Arminius erfüllte, da er auf kürzeren Wegen und in schnellem Marsch den mit Gepäck und Waffen beladenen Soldaten zuvorgekommen war. (5) Caecina, der zweifelte, wie er die altersschwachen Brücken wiederherstellen und gleichzeitig den Feind zurückschlagen solle, hielt es für gut, an Ort und Stelle ein Lager aufzuschlagen, damit man die (Schanz-)Arbeit und andere die Schlacht beginnen (konnten).





64. (1) Barbari, perfringere stationes seque inferre munitoribus nisi, lacessunt circumgrediuntur occursant: miscetur operantium bellantiumque clamor. (2) et cuncta pariter Romanis adversa: locus uligine profunda, idem ad gradum instabilis, procedentibus lubricus; corpora gravia loricis; neque librare pila inter undas poterant. contra Cheruscis sueta apud paludes proelia, procera membra hastae ingentes ad vulnera facienda quamvis procul. (3) nox [ft] demum inclinantes iam [gt] legiones adversae pugnae exemit. Germani ob prospera indefessi, ne tum quidem sumpta quiete, quantum aquarum circum surgentibus iugis oritur vertere in subiecta; mersaque humo et obruto quod effectum operis duplicatus militi labor. (4) quadragesimum id stipendium Caecina parendi aut imperitandi habebat, secundarum ambiguarumque rerum sciens eoque interritus. igitur futura volvens non aliud repperit quam ut hostem silvis coerceret, donec saucii quantumque gravioris agminis anteirent; nam medio montium et paludum porrigebatur planities, quae tenuem aciem pateretur. (5) deliguntur legiones quinta dextro lateri, unetvicesima in laevum, primani ducendum ad agmen, vicesimanus adversum secuturos.
64. (1) Die Barbaren bemühten sich, die Posten zu durchbrechen und die Schanzenden anzugreifen; sie forderten sie heraus, liefen um sie herum und gingen auf sie los; das Geschrei der Arbeitenden mischte sich mit dem der Kämpfenden. (2) Und alles gereichte den Römern gleichermaßen zum Nachteil: das bodenlose Sumpfgelände, das jeden Schritt unsicher machte und für Vorrückende zu schlüpfrig war; die mit Panzern belasteten Körper; auch konnte man in dem Wasser keine Speere schleudern. Dagegen waren die Cherusker Schlachten in den Sümpfen gewohnt, ihre langen Gliedmaßen und ihre gewaltigen Lanzen (eigneten sich dazu), schon von weitem Wunden beizubringen. (3) Schließlich befreite die Nacht die bereits wankenden Legionen aus der ungünstigen Schlacht. Die Germanen (vergaßen) über dem Erfolg ihre Müdigkeit und gönnten sich nicht einmal jetzt Ruhe, (sondern) leiteten das ganze Wasser, das auf den Bergen rings umher entsprang, in die Niederungen; der Boden wurde überschwemmt, das fertiggestellte Werk zerstört, und so verdoppelte sich die Arbeit der Soldaten. (4) Caecina stand - entweder als Untergebener oder als Befehlshaber - im 40. Dienstjahr, er kannte Glück und Unglück und war daher unverzagt. Als er so das Kommende überdachte, fand er keinen anderen (Ausweg), als den Feind in den Wäldern zu halten, bis die Verwundeten und alle schweren Teile der Marschkolonne vorausgezogen waren; denn mitten zwischen Bergen und Sümpfen erstreckte sich eine Ebene, die eine schmale Schlachtreihe zuließ. (5) Die Legionen wurden detachiert: die 5. auf die rechte, die 21. auf die linke Seite, die 1. sollte den Zug führen, die 20. den Verfolgern entgegen(treten).





[S. 90] 65. (1) Nox per diversa inquies, cum barbari festis epulis, laeto cantu aut truci sonore subiecta vallium ac resultantes saltus complerent, apud Romanos invalidi ignes, interruptae voces, atque ipsi passim adiacerent vallo, oberrarent tentoriis, insomnes magis quam pervigiles. (2) ducemque terruit dira quies: nam Quinctilium Varum sanguine oblitum et paludibus emersum cernere et audire visus est velut vocantem, non tamen obsecutus et manum intendentis reppulisse. (3) coepta luce missae in latera legiones, metu an contumacia, locum deseruere, capto propere campo umentia ultra. (4) neque tamen Arminius, quamquam libero incursu, statim prorupit: sed ut haesere caeno fossisque impedimenta, turbati circum milites, incertus signorum ordo [22t], utque tali in tempore, sibi quisque properus et lentae adversum imperia aures, inrumpere Germanos iubet, clamitans 'en Varus [et] eodemque iterum fato vinctae legiones!' simul haec et cum delectis scindit agmen equisque maxime vulnera ingerit. (5) illi sanguine suo et lubrico paludum lapsantes excussis rectoribus disicere obvios, proterere iacentes. plurimus circa aquilas labor, quae neque ferri adversum ingruentia tela neque figi limosa humo poterant. (6) Caecina dum sustentat aciem, suffosso equo delapsus circumveniebatur, ni prima legio sese opposuisset. iuvit hostium aviditas, omissa caede praedam sectantium; enisaeque legiones vesperascente die in aperta et solida. (7) neque is miseriarum finis: struendum vallum, petendus agger, amissa magna ex parte per quae geritur humus aut exciditur caespes; non tentoria manipulis, non fomenta sauciis: infectos caeno aut cruore cibos dividentes funestas tenebras et tot hominum milibus unum iam reliquum diem lamentabantur.
[S. 91] 65. (1) Die Nacht war auf (recht) unterschiedliche (Weise) unruhig, da die Barbaren bei festlichen Gelagen mit fröhlichem Gesang oder wildem Geschrei die Talniederungen und widerhallenden Bergwälder erfüllten, während es bei den Römern nur schwache Feuer und abgebrochene Laute gab, und sie selbst lagen zerstreut auf dem Wall, irrten, mehr schlaflos als wachsam, zwischen den Zelten umher. (2) Den Führer schreckte ein grauenvoller Traum: Es schien ihm nämlich, als sehe er Quinctilius Varus blutverschmiert aus den Sümpfen aufsteigen und als hörte er ihn rufen, doch sei er ihm nicht gefolgt und habe seine ausgestreckten Hände zurückgestoßen. (3) Bei Tagesanbruch verließen die Legionen, die man an die Flanken geschickt hatte, ihren Platz aus Furcht oder Trotz und besetzten schnell die Ebene jenseits der Sumpfgegend. (4) Dennoch brach Arminius nicht sogleich hervor, obwohl sich ihm eine freie Angriffsfläche bot: Erst als der Troß im Sumpf und in den Gräben steckenblieb, die Soldaten ringsum in Verwirrung gerieten, die Ordnung der Feldzeichen [22t] zusammenbrach und, wie zu einem solchen Zeitpunkt üblich, ein jeder eilig um sich selbst besorgt war und keine Ohren für Befehle hatte, ließ er seine Germanen angreifen und rief: „Seht doch Varus und die vom gleichen Schicksal zum zweiten Mal besiegten Legionen!" Gleichzeitig durchbrach er mit ausgewählten Leuten den Heereszug und ließ besonders die Pferde verwunden. (5) Diese strauchelten in ihrem eigenen Blut und auf dem schlüpfrigen Boden, warfen ihre Reiter ab, zersprengten, was ihnen in den Weg kam, und zertraten (alle), die am Boden lagen. Die meiste Mühe (machten) die Adler, die man weder gegen den hereinbrechenden Geschoßhagel vorwärtstragen noch in den Schlammboden einrammen konnte. (6) Als Caecina die Schlachtreihe aufrechterhalten (wollte), fiel er von seinem durchbohrten Pferd und wäre umzingelt worden, wenn sich nicht die Erste Legion vor ihn gestellt hätte. (Auch) kam die Habgier der Feinde zu Hilfe, die vom Morden abließen und der Beute nachjagten; und als es Abend wurde, hatten sich die Legionen zum offenen, festen (Gelände) vorgearbeitet. (7) Doch (bedeutete) das nicht das Ende der Not: Man mußte einen Wall bauen, Dammerde herbeiholen, und großenteils war (das Gerät), mit dem man Erde aushebt oder Rasen aussticht, verlorengegangen; die Manipeln hatten keine Zelte, die Verwundeten kein Verbandszeug: Man verteilte mit Schmutz und Blut verschmierte Speisen und beklagte die unheilvolle Finsternis und (die Tatsache), daß so vielen tausend Menschen nur noch ein Tag beschieden sei.





66. (1) Forte equus abruptis vinculis vagus et clamore territus quosdam occurrentium obturbavit. tanta inde consternatio inrupisse Germanos credentium, ut cuncti ruerent ad portas, quarum decumana maxime petebatur, aversa hosti et fugientibus tutior. (2) Caecina comperto vanam esse formidi [S. 92] nem, cum tamen neque auctoritate neque precibus, ne manu quidem obsistere aut rectinere militem quiret, proiectus in limine portae miseratione demum, quia per corpus legati eundum erat, clausit viam. simul tribuni et centuriones falsum pavorem esse docuerunt.
66. (1) Zufällig riß sich ein Pferd von seinen Fesseln los; umherstreifend und durch den Lärm scheu gemacht, rannte es einige Leute nieder, die ihm in den Weg kamen. Dadurch entstand eine solche Panik, weil man glaubte, die Germanen seien (in das Lager) eingebrochen, daß alle zu den Toren stürzten; man versuchte vor allem das Hintertor zu erreichen, weil es dem Feind abgewandt war und den Fliehenden mehr Schutz bot. (2) Caecina begriff, daß die [S. 93] Furcht grundlos war, doch da er die Soldaten weder durch sein Ansehen noch durch Bitten und nicht einmal mit Gewalt zu hindern oder zurückzuhalten vermochte, warf er sich auf die Torschwelle und versperrte ihnen durch ihr Mitgefühl endlich den Weg, weil sie über den Körper des Legaten hätten schreiten müssen. Gleichzeitig klärten die Tribunen und Zenturionen sie auf, daß ihre Furcht unbegründet sei.





67. (l) Tunc contractos in principia iussosque dicta cum silentio accipere temporis ac necessitatis monet. unam in armis salutem, sed ea consilio temperanda manendumque intra vallum, donec expugnandi hostes spe propius succederent; mox undique erumpendum: illa eruptione ad Rhenum perveniri. (2) quod si fugerent, plures silvas, profundas magis paludes, saevitiam hostium superesse; at victoribus decus gloriam. quae domi cara, quae in castris honesta, memorat; reticuit de adversis. (3) equos dehinc, orsus a suis, legatorum tribunorumque nulla ambitione fortissimo cuique bellatori tradit, ut hi, mox pedes in hostem invaderent.
67. (1) Dann versammelte er sie auf dem Hauptplatz (des Lagers), ließ sie seine Worte schweigend anhören und erinnerte sie an die Zeitumstände und an die verhängnisvolle Lage. Ihre einzige Rettung liege in den Waffen, aber man müsse sie mit Vernunft gebrauchen und innerhalb der Umwallung bleiben, bis die Feinde in der Hoffnung, (das Lager) zu erobern, näher heranrückten; dann müsse man auf allen Seiten ausbrechen: Durch einen solchen Ausfall gelange man an den Rhein. (2) Wenn sie (aber) flöhen, so lägen noch viele Wälder, noch mehr bodenlose Sümpfe und die Grausamkeit der Feinde vor ihnen; den Siegern aber blieben Ehre und Ruhm. Er erinnerte sie an das, was ihnen zu Hause teuer und im Lager ehrenwert war, und schwieg von dem Unglück. (3) Hierauf übergab er die Pferde, beginnend mit seinen eigenen und denen der Legaten und Tribunen, ohne Ansehen der Person jeweils den tapfersten Kriegern, damit erst sie und dann die Fußtruppen den Feind angriffen.





68. (1) Haud minus inquies Germanus spe, cupidine et diversis ducum sen(ten)tiis agebat, Arminio sinerent egredi egressosque rursum per umida et impedita circumvenirent suadente, atrociora Inguiomero et laeta barbaris, ut vallum armis ambirent: promptam expugnationem; plures captivos, incorruptam praedam fore. (2) igitur orta die proruunt fossas, iniciunt crates, summa valli prensant, raro super milite et quasi ob metum defixo. (3) postquam haesere munimentis, datur cohortibus Signum cornuaque ac tubae concinuere. exim clamore et impetu tergis Germanorum circumfunduntur, exprobrantes non hic silvas nec paludes, sed aequis locis aequos deos. (4) hosti facile excidium et paucos ac semermos cogitanti sonus tubarum, fulgor armorum, quanto inopina, tanto maiora offunduntur [ht], cadebantque, ut rebus secundis avidi, ita adversis incauti. (5) Arminius integer, Inguiomerus post grave vulnus pugnam deseruere; vulgus trucidatum est, donec ira et dies permansit. [S. 94] nocte demum reversae legiones, quamvis plus vulnerum, eadem ciborum egestas fatigaret, vim sanitatem copias, cuncta in victoria habuere.
68. (l) Der Germane war infolge von Hoffnung, Leidenschaft und Meinungsverschiedenheiten der Führer nicht weniger unruhig; Arminius riet, (die Römer) ausrücken zu lassen und, wenn sie ausgerückt seien, erneut in den Sümpfen und unwegsamen (Geländen) zu umzingeln, während es Inguiomerus schreckensvoller und für die Barbaren glückverheißender schien, den Wall mit Waffen zu umstellen: Man könne ihn bequem erobern, mehr Gefangene und unversehrte Beute machen. (2) Daher rissen sie bei Tagesanbruch die Gräben ein, warfen Reisig darüber und griffen nach der Wallhöhe, auf der nur wenige Soldaten anscheinend von Furcht wie angewurzelt dastanden. (3) Als sie so an den Bollwerken hingen, gab man den Kohorten das Zeichen (zum Angriff), und Hörner und Trompeten erschallten. Darauf schloß man die Germanen mit Geschrei im Angriff von hinten ein und brachte in Erinnerung, daß es hier keine Wälder und Sümpfe gebe, sondern (für beide) gleich günstiges Gelände und gleiche Gunst der Götter. (4) Der Feind hatte sich eine leichte Vernichtung und wenige, halbbewaffnete Soldaten vorgestellt, je unvermuteter der Klang der Trompeten und der Glanz der Waffen ihn traf, desto gewaltiger schlug er ihm entgegen, und wie er im Erfolg unersättlich war, so fiel er im Mißerfolg, weil er unvorsichtig wurde. (5) Arminius verließ die Schlacht unverletzt, Inguiomerus mit einer schweren Verwundung; das Volk wurde niedergemetzelt, solange der Zorn und der Tag anhielten. In der Nacht kehrten die Legionen zurück; obwohl es noch mehr Wunden gab und (noch immer) derselbe Mangel an Lebensmitteln ihnen zu [S. 95] schaffen machte, hatten sie doch alles an ihrem Sieg: Kraft, Gesundheit und Vorräte.





69. (1) Pervaserat interim circumventi exercitus fama et infesto Germanorum agmine. Gallias peti, ac ni Agrippina impositum Rheno pontem [23t] solvi prohibuisset, erant qui id flagitium formidine auderent. sed femina ingens animi munia ducis per cos dies induit militibusque, ut quis inops aut saucius, vestem et fomenta dilargita est. (2) tradit C(aius) Plinius, Germanicorum bellorum scriptor [24t], stetisse apud principium po(n)ti(s), laudes et grates reversis legionibus habentem. (3) id Tiberii animum altius penetravit: non enim simplices eas curas, nec adversus externos militum quaeri. (4) nihil relictum imperatoribus, ubi femina manipulos intervisat, signa adeat, largitionem temptet, tamquam parum ambitiose filium ducis gregali habitu circumferat Caesaremque Caligulam [25t] appellari velit. potiorem iam apud exercitus Agrippinam quam legatos, quam duces; compressam a muliere seditionem, cui nomen principis obsistere non quiverit. (5) accendebat haec onerabatque Seianus, peritia morum Tiberii odia in longum iaciens, quae reconderet auctaque promeret.
69. (1) Inzwischen hatte sich das Gerücht von der Einschließung des Heeres verbreitet (und es hieß), die Germanen seien mit einem angriffsbereiten Heer im Anmarsch auf Gallien, und hätte Agrippina nicht verhindert, daß man die Brücke über den Rhein abbrach [23t], so hätten einige in ihrer Panik eine derartige Schandtat gewagt. Diese großmütige Frau aber versah in diesen Tagen die Aufgaben des Feldherrn und teilte an die Soldaten, je nachdem, ob sie bedürftig oder verwundet waren, Kleidung oder Verbandszeug aus. (2) C(aius) Plinius, der Geschichtsschreiber der Germanenkriege [24t], berichtet, sie habe am Brückenkopf gestanden und den heimkehrenden Legionen Anerkennung und Dank ausgesprochen. (3) Das drang noch tiefer ins Gemüt des Tiberius: Solche Aufmerksamkeiten seien nämlich nicht aufrichtig, noch suche man damit den Sinn der Soldaten gegen die äußeren Feinde zu gewinnen. (4) Für die Feldherrn bleibe nichts übrig, wo eine Frau die Manipeln besuche, an die Feldzeichen herantrete und sich in Freigebigkeit versuche, als sei es nicht schon genug, wenn sie aus Ehrgeiz den Sohn des Heerführers in gemeiner Soldatentracht herumtrage und wolle, daß man ihn Caesar Cailigula [25t] nenne. Bei dem Heer besitze Agrippina bereits mehr Einfluß als die Legaten (und) Heerführer; von einer Frau sei der Aufstand unterdrückt worden, gegen den selbst der Name des Princeps nichts auszurichten vermochte. (5) Seianus nährte und vermehrte solche (Gedanken), da er den Charakter des Tiberius kannte, und ließ auf lange Sicht einen Haß entstehen, der insgeheim heranwachsen und (dann offen) hervorbrechen sollte.





70. (1) At Germanicus legionum, quas navibus vexerat, secundam et quartam decimam itinere terrestri P(ublio) Vitellio ducendas tradit, quo levior classis vadoso mari innaret vel reciproco sideret. (2) Vitellius primum iter sicca humo aut modice adlabente aesta quietum habuit; mox impulsu aquilonis, simul sidere aequinoctii, quo maxime tumescit Oceanus, rapi agique agmen. et opplebantur terrae: eadem freto litori campis facies, neque discerni poterant incerta ab solidis, brevia a profundis. (3) sternuntur fluctibus, hauriuntur gurgitibus; iumenta, sarcinae, corpora exanima interfluunt occursant. permiscentur inter se manipuli, modo pectore, modo ore tenus extantes, aliquando subtracto solo disiecti aut obruti. non vox [it] et mutui hortatus iuvabant adversante unda; nihil strenuus ab ignavo, sapiens ab prudenti, consilia a casu differre: cuncta pari violentia involvebantur. (4) tandem Vitellius [S. 96] in editiora enisus eodem agmen subduxit. pernoctavere sine utensilibus, sine igni, magna pars nudo aut mulcato corpore, haud minus miserabiles quam quos hostis circumsidet [26t]: quippe illic etiam honestae mortis usus, his inglorium exitium. (5) lux reddidit terram, penetratumque ad amnem [Visurgin] [27t], quo Caesar classe contenderat. impositae dein legiones, vagante fama submersas; nec fides salutis ante quam Caesarem exercitumque reducem videre.
70. (1) Germanicus aber übergab von den Legionen, die er zu Schiff befördert hatte, die 2. und 14. dem P(ublius) Vitellius, der sie über den Landweg führen sollte, damit die Flotte leichter auf dem flachen Meer führe oder bei Ebbe auf Grund ginge. (2) Vitellius hatte zunächst einen ruhigen Marsch auf trockenem Boden oder bei mäßig heranströmender Flut; dann aber wurde der Heereszug von einem heftigen Nordwind ergriffen und fortgerissen, der zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche hereinbrach, wodurch das Meer am meisten anschwillt. Die Erde wurde überschwemmt: Meer, Küste und Felder sahen gleich aus, und man konnte unsicheren nicht von festem (Boden), Untiefen nicht von den Tiefen unterscheiden. (3) Sie wurden von den Wellen zu Boden gerissen und von den Strudeln verschlungen; Vieh, Gepäck und Leichen schwammen durcheinander und trieben (ihnen) entgegen. Die Manipeln lösten sich auf; bald ragten sie mit der Brust, bald mit dem Gesicht aus dem Wasser, manchmal verloren sie den Boden (unter den Füßen), wurden abgetrieben oder überschüttet. Stimmen und gegenseitige Ermunterungen halfen nicht gegen die anstürmenden Wellen; nichts unterschied den Tüchtigen vom Feigen, den Klugen vom Unverständigen, Überlegung vom Zufall: Alles wurde gleichermaßen mit Gewalt fortgespült. (4) Endlich gelangte Vitellius [S. 97] auf höher gelegenes (Land) und führte den Heereszug dort hinauf. Man verbrachte die Nacht ohne Lebensmittel und ohne Feuer; ein großer Teil war nackt oder am Körper zerschunden und nicht weniger elend als solche, die ein Feind einschließt: [26t] Ja, dort gab es noch den Nutzen eines ehrenhaften Todes, für sie nur einen unrühmlichen Untergang. (5) Bei Tageslicht war das Land wieder frei, und man gelangte an den Fluß [27t], an den Caesar mit der Flotte geeilt war. Dann wurden die Legionen eingeschifft, während sich das Gerücht verbreitete, sie seien ertrunken; und man glaubte nicht eher an ihre Rettung, bis man Caesar und das Heer zurückkommen sah.





71. (l) Iam Stertinius, ad accipiendum in deditionem Segimerum fratrem Segestis praemissus, ipsum et filium eius [28t] in civitatem Ubiorum [29t] perduxerat. data utrique venia, facile Segimero, cunctantius filio, quia Quinctilii Vari corpus inlusisse dicebatur. (2) ceterum ad supplenda exercitus damna certavere Galliae Hispaniae ltalia, quod cuique promptum, arma equos aurum offerentes. quorum laudato studio Germanicus, armis modo et equis ad bellum sumptis, propria pecunia militem iuvit. (3) utque cladis memoriam etiam comitate leniret, circumire saucios, facta singulorum extollere; vulnera intuens alium spe, alium gloria, cunctos adloquio et cura sibique et proelio firmabat.
71. (1) Stertinius, den man vorausgeschickt hatte, um die Unterwerfung Segimers, eines Bruders des Segestes, entgegenzunehmen, hatte ihn und seinen Sohn [28t] bereits ins Stammesgebiet der Ubier [29t] überführt. Beiden wurde verziehen, dem Segimer leichten Herzens, dem Sohn nur zögernd, weil es hieß, er habe seinen Spott mit dem Leichnam des Quinctilius Varus getrieben. (2) Im übrigen wetteiferten Gallien, Spanien und Italien darum, Waffen, Pferde und Gold, was ihnen jeweils zur Verfügung stand, anzubieten, um die Verluste des Heeres zu ergänzen. Germanicus lobte ihren Eifer, nahm aber nur Waffen und Pferde für den Krieg und unterstützte die Soldaten noch mit eigenem Geld. (3) Um die Erinnerungen an den Schaden noch durch Gefälligkeit zu lindern, suchte er die Verwundeten auf und rühmte die Taten jedes einzelnen; er sah sich die Wunden an, und durch seine Sorge und seine Worte der Hoffnung bei dem einen, des Ruhms bei dem anderen machte er alle für sich und die Schlacht stark.





72. (1) Decreta eo anno triumphalia insignia A(ulo) Caecinae, L(ucio) Apronio, C(aio) Silio ob res cum Germanico gestas.
72. (l) In diesem Jahr wurden A(ulus) Caecina, L(ucius) Apronius und C(aius) Silius wegen ihrer Taten unter Germanicus die Triumphalinsignien zuerkannt.




[dt] rebus commotis Hss.
[et] So Hss. omissum Heubner
[ft] mox Hss.
[gt] tam Hss.
[ht] offenduntur Hss.
[it] nox Hss.

[3t] 15 n. Chr.
[4t] Fürsten der Cherusker, nicht der Chatten.
[5t] Thusnelda.
[6t] Mattium, gern mit der Alteburg (bei Arnstadt) identifiziert, ist letztlich nicht lokalisierbar.
[7t] Im späteren Köln. Der wohl dem Augustus geweihte Altar sollte vielleicht ein kultischer Mittelpunkt auch für das rechtsrheinische Germanien werden.
[8t] Vittae wurden vor allem als Zeichen des religiösen Kultes verwendet und von Priestern getragen.
[9t] Gallien links des Rheins.
[10t] Germanicus erhielt bereits zum zweiten Mal den Imperatortitel, der schon auf den Princeps und seinen Nachfolger beschränkt war. Zu den sich steigernden Ehrungen des Germanicus vgl. Timpe, Germanicus: Für den Herbstfeldzug des Jahres 14 erhielt er eine laudatio im Senat, für den Frühjahrsfeldzug 15 das nomen imperatoris, für den Sommerfeldzug 15 einen Triumph, den er zwei Jahre später wahrnahm.
[11t] Thumelicus.
[12t] Der entsprechende Teil der Annalen ist verloren.
[13t] Das bezieht sich auf den Augustuskult.
[14t] Die Liktorenbündel, hier als Symbole für die römische Fremdherrschaft.
[15t] Vgl. o. I, S. 150 Anm. 34.
[16t] Die Lagunen in der späteren Zuidersee. Drusus hatte hier einen Kanal zur Nordsee anlegen lassen; vgl. oben S. 18 Anm. 37.
[17t] Wohl im Nordosten.
[18t] Einzig an dieser Stelle ist vom saltus Teutoburgiensis die Rede; der Begriff kann sich aber auf mehrere Gebirgszüge beziehen. Der heutige Teutoburger Wald (früher Osning) erhielt seinen Namen erst im 18. Jh.
[19t] Vgl. dazu auch Suet. Gaius 3,2 (über Germanicus): caesorum clade Variana ueteres ac dispersas reliquias uno tumulo humaturus, colligere sua manu et comportare primus adgressus est. (Um die alten und zerstreuten Überreste der in der Niederlage des Varus Gefallenen in einem Grabhügel zu bestatten, ging er als erster daran, sie eigen händig zu sammeln und zusammenzutragen.)
[20t] Der Augur hatte den göttlichen Willen durch Auspizien zu erkunden. Tiberius suchte hier die alte sakrale Tradition zu wahren.
[21t] Ein Bohlenweg, der trotz zahlreicher Hypothesen nicht näher lokalisierbar ist.
[22t] Als Symbol für die militärischen Verbände.
[23t] Bei Casrra Vetera (Birten bei Xanten).
[24t] Das Werk ist verloren. Vgl. o. S. 5 Anm. 2.
[25t] Spitzname des künftigen Kaisers, weil er in Militärstiefeln herumlief.
[26t] Vielleicht eine Anspielung auf das Schicksal der Truppen Caecinas.
[27t] Visurgin ist wohl eine spätere Glosse zum Text, jedenfalls kann es sich hier nicht um die Weser handeln.
[28t] Sesithacus.
[29t] Das spätere Köln. Vielleicht ist civitas hier schon als Verwaltungseinheit verstanden.