Ereignisse > Zeitleiste 400-1499


Der Kattenturm - Teil der Soester Stadtbefestigung (Ausschnitt)/ Münster, LWL-Medienzentrum für Westaflen







Zeitleiste
Ereignisse 400 - 1499

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400


400

 

 Germanisch-gallische Mischkultur zwischen Loire und Elbe
Ab dem 3. Jahrhundert entwickeln sich an und im Vorfeld des römischen Limes Grenzgesellschaften, die materielle Elemente von den Kulturen beiderseits der Grenze aufnehmen, Handelsbeziehungen und eine daraus resultierende Wirtschaftsgemeinschaft besitzen und nach dem Zusammenbruch der herrschenden politischen, also römischen Ordnung bestehen bleiben und in die Nachfolge der Letzteren traten. Das 4. und 5. Jh. ist die Zeit der gallisch-germanischen Mischkultur, einer sich auf germanische Krieger und deren Umfeld beziehende Kultur von Kriegern, die zwischen Loire und Elbe beheimatet war, also sowohl links als auch rechts des Rheins. Die Mischkultur signalisiert das Eindringen von Germanen ins römische Reich vorzugsweise als Söldner in der römischen Armee. Sie signalisiert auch den umgekehrten Weg einer kulturellen Beeinflussung durch "romanisierte" Germanen in den Gebieten rechts des Rheins.
So korrespondieren die archäologischen Hinterlassenschaften der linksrheinischen Germanen in den Gräbern - gut erkennbar z. B. an den Fibeln der Frauentracht - auch mit der rechtsrheinischen Entwicklung dieser Gegenstände. Die (Waffen-)Gräber links und rechts des Rheins, zu einem beträchtlichen Teil mit einer reichen Ausstattung versehen, tauchen in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts auf und lassen eine soziale Oberschicht erkennen, deren Ursprünge rechts des Rheins liegen und die auch weiterhin Kontakte zur Germania libera pflegen wie freie "foederati" in römischen Diensten oder mächtige Germanen im römischen Heer.
 
 

425

 

 Sächsischer Vorstoß an den Rhein
Für das 2. Viertel des 5. Jahrhunderts ist ein größerer sächsischer Vorstoß über die obere Lippe bis zum Rhein hin nachweisbar. Dabei und bei anderen Unternehmungen des 5. Jahrhunderts stoßen die Sachsen mit dem fränkischen Stammesbund zusammen. Ablesbar ist das sächsische Vordringen an elbgermanisch geprägten Bodenfunden zwischen Weser und Ems. u. a. eine sächsische Buckelurne stammt aus Petershagen (bei Minden), ein reich ausgestattetes Frauengrab aus Bad Lippspringe enthält sächsisches Inventar, u. a. ein Paar Schalenfibeln mit Spiralverzierung.
 
 

450

 

 Gräberfeld von Herzebrock-Clarholz
Das 5. Jahrhundert ist mit dem Ende der späten römischen Kaiserzeit verbunden und den mitunter massiven Umwälzungen der Völkerwanderungszeit. Ablesen lässt sich diese Entwicklung u. a. am ostwestfälischen Gräberfeld von Herzebrock-Clarholz, das Einblick in die "dunklen westfälischen Jahrhunderte" gibt. Auf die Mitte des 5. Jahrhunderts lassen sich die 20 Brandgräber und das eine Körpergrab des Friedhofs datieren. Die Brandgräber enthalten Beigaben, u. a. eine Eisenfibel. Das Körpergrab ist das eines Kindes, in einem Sarg oder auf einem Totenbrett beerdigt. Dem Kind sind beigegeben ein Ledertäschchen mit Eisenfibel und Feuerstahl sowie eine Silbermünze, eine frühe fränkische Prägung aus der Zeit zwischen 430 und 470 n.Chr. Neben dem Friedhof ist noch der Platz der Leichenverbrennung erkennbar.
 
 


500


509

 

 Eingliederung Ribuariens in das Frankenreich König Chlodwigs
Spätestens mit der im Jahr 509/511 erfolgten Eingliederung des (ribuarischen) Kölner Frankenreichs in das Reich des salfränkischen Königs Chlodwig (482-511) gehören auch die rechtsrheinischen Gebiete der "Francia antiqua" zum Herrschaftsbereich des Merowingers. Zum Frankenreich Chlodwigs zählen die Chattuarier entlang des Niederrheins und an der unteren Ruhr, die Boroktuarier zwischen Lippe und Ruhr sowie die Chamaven im westlichen Münsterland.
Für den geografischen Raum, der nachmals als Westfalen benannt wird, ergibt sich für die Zeit um 500 das folgende, zugegebenermaßen unzulängliche Bild: Danach ist das Gebiet zwischen Niederrhein und Weser weitgehend fränkisch, in dieser "Francia antiqua", dem fränkischen Siedlungsgebiet vor der "Landnahme" im römischen Reich, gibt es stärker besiedelte Räume und unbesiedelte Regionen wie etwa das Münsterland. Im Verlauf des 6. Jahrhunderts gehört die rechtsrheinische "Francia" zum östlichen Reichtsteil bzw. Teilreich Austrien (Austrasien) im merowingischen Frankenreich. Nördlich und östlich der "Francia antiqua" sind dann die (erst später so bezeichneten Heerschaften) Westfalen und Engern des sächsischen Stammesverbandes zu finden - vor ihrer Ausbreitung nach Süden und Westen.
 

556

 

 Kämpfe König Chlothars I. gegen die Sachsen
Nach der Übernahme des austrasischen Teilreichs durch den merowingischen Frankenkönig Chlothar I. (reg. 511/55-561) verweigern die Sachsen den an den Herrscher zu zahlenden jährlichen Tribut (555). Chlothar erreicht zunächst die Unterwerfung der Aufständischen, doch endet ein auf Veranlassung austrasischer Großer und gegen den Willen des Königs unternommener fränkischer Feldzug mit einer Niederlage. Plündernde Sachsen, wohl vornehmlich Westfalen und Engern, dringen bis nach (Köln-) Deutz vor, Chlothar kann mit seinen fränkischen Truppen ein großes sächsisches Heer (vielleicht an der Diemel) besiegen und stellt die Tributpflicht der Sachsen wieder her (556).
 
 

561

 

 Sächsischer Vorstoß auf Westfriesland
Verursacht durch Wanderungsbewegungen der Sachsen, wehrt der fränkische "dux" Lupus während der Regierungszeit des fränkischen Teilreichskönigs Sigibert I. (reg. 561-575) einen Vorstoß von Sachsen und Dänen auf Westfriesland ab.
 
 


600


600

 

 Sächsische Gräber in Soest
Seit dem 7. Jahrhundert lösen sächsische Baumsarggräber und Pferdebestattungen in Soest ältere Gräber des 6. Jahrhunderts ab, die mit einer fränkischen Vorbevölkerung in Verbindung gebracht werden können. Weitere Funde südlich der Lippe, etwa in (Dingden-) Lankern, sind mit den Soester Verhältnissen vergleichbar. Sie belegen das Ausgreifen engrischer Sachsen in den südlichen Lipperaum im Verlauf des 7. Jahrhunderts.
Im vom 7. bis 9. Jahrhundert dokumentierten Gräberfeld von Lembeck (bei Recklinghausen) begegnen ältere Körpergräber in Süd-Nord-Ausrichtung und mit Beigaben, jüngere westostorientierte Körpergräber ohne Beigaben sowie Brandflächen- und Pferdegräber. Auch in (Meschede-) Berghausen im Sauerland treten in einem (fränkischen) Reihengräberfeld vier Gräber mit Süd-Nord-Ausrichtung sowie ein wenig fränkisch erscheinendes Pferdegrab auf. Sicher sächsisch ausgeprägt sind indes die Bestattungsplätze in Paderborn, Nutzungen, Ostbevern und Flaesheim. Neben die Süd-Nord-Orientierung, die Körper- und Pferdegräber betrifft, tritt hier als weiteres "sächsisches" Merkmal die handgefertigte kumpfförmige Keramik.
 

610

 

 Fränkisch-sächsisches Gräberfeld von Beckum
Im frühen 7. Jahrhundert erfolgt auf dem Gräberfeld in Beckum die Körperbeisetzung eines hoch gewachsenen, rund fünfzigjährigen Mannes, der offensichtlich zur damaligen sozialen Oberschicht gehört. Das Grab zeichnet sich durch umfangreiche Beigaben aus; u. a. sind dem Toten sein Schild, eine Lanze, ein fränkischer Wurfspieß (Ango), ein Sax und ein prächtiges Ringknaufschwert beigegeben. Hinzu kommen ein mit goldenen und silbernen Zierblechen versehenes Holzschälchen, drei goldene Riemenschnallen, eine große Bronzeschale, ein Spitzbecher aus Glas und eine Nachprägung einer Goldmünze Kaiser Justinians (reg. 527-565). Der Tote liegt in einem Sarg, der Sarg ist in einer großen Grabgrube eingelassen, das Grab ist süd-nördlich orientiert und umgeben von acht Pferdegräbern. Es bildet den Anfang einer kleinen Gräbergruppe.
Alles weist auf eine sächsische Bestattung hin, zumal sich rund 200 Meter von der sächsischen Gräbergruppe entfernt Gräber befinden, die stark fränkisch betont sind und die dem reich ausgestatteten Grab zeitlich unmittelbar vorausgehen. Die Grablege des Sachsen erweist sich somit als Dokument sächsischer Expansion bis hin zur Lippe an der Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert.
 
 

612

 

 Schlacht bei Zülpich
In der Endphase der merowingischen Bruderkämpfe zwischen den Frankenkönigen Chlothar II. (reg. 584/613-629), Theudebert II. (reg. 596-612) und Theuderich II. (reg. 596-613) - die beiden Letzteren sind Enkel der Regentin Brunichilde (gest. 613) - wirbt Theudebert II. sächsische Kämpfer an, die zusammen mit Thüringern und anderen Volksstämmen in der Schlacht bei Zülpich dem Heer von Theudeberts Bruder Theuderich unterliegen (612). Theuderich herrscht nun über das austroburgundische Teilreich, bis er und Brunichilde im Jahr 613 Chlothar II. unterliegen. Chlothar vereint das Frankenreich unter seiner Regierung und setzt 623 seinen Dagobert I. (reg. 623/29-639) als Unterkönig für Austrasien ein.
 
 

632

 

 Erlass des Sachsentributs durch König Dagobert I.
In den Zusammenhang mit der Niederlage eines fränkischen Heeres unter König Dagobert I. (reg. 623/29-639) bei "Wogatisburc" gegen Slawen unter Führung des Samo (631) gehört der Erlass des jährlichen Tributs von 500 Rindern. Die (Ost-) Sachsen haben stattdessen Aufgaben der fränkischen Grenzverteidigung gegen die slawischen Wenden zu übernehmen (632/33). In der Folgezeit schwindet der Einfluss der fränkischen Reichsgewalt auf die Gebiete rechts des Rheins. Diese Entwicklung geht einher mit der Schwäche der Merowingerkönige und der zunehmenden Stärke von Adelsgruppen, unter ihnen den Karolingern.
 
 

691

 

 Tod der beiden angelsächsischen Priestermönche Hewalde
Im Lipperaum werden vor dem Jahr 691 die beiden Hewalde, angelsächsische Priestermönche, beim Versuch der Sachsenmissionierung aktiv. Die Hewalde - nach ihrer Haarfarbe spricht northumbrische Mönch, Gelehrte und Geschichtsschreiber Beda Venerabilis (672/73-735) in seiner passio vom Schwarzen und vom Weißen Hewald - begeben sich vom Boden des Frankenreichs zum Stamm der Altsachsen, um das Christentum zu predigen. Sie reisen zunächst an der Spitze einer größeren Missionarsgruppe, wahrscheinlich ausgesandt von einer Klostergemeinschaft. Dann trennen sie sich von ihren Gefährten und werden das sächsische Gebiet nördlich der Lippe - südlich davon siedelen ja noch die wohl fränkischen Boruktuarier - erreicht haben. Der Missionsversuch bei den Sachsen endet hingegen mit Folter und Tod der Hewalde (gest. 691/692), die Leichen der Missionare werden in den Rhein geworfen.
 
 

694

 

 Missionierung der Boruktuarier durch den Angelsachsen Suitbert
Der Angelsachse Suitbert (637-713) gehört zu den Männern, die den Friesenmissionar Willibrord (gest. 739) im Jahr 690 zum Festland begleiten. Zwei Jahre später wird Suitbert, nach England zurückgekehrt, zum Bischof geweiht und wendet sich der Bekehrung der wohl fränkischen Boruktuarier zwischen Ruhr und Lippe zu. Dort wirkt er erfolgreich, bis dieser Stamm von eindringenden Sachsen - wohl gegen 695 (694/95) - unterworfen wird. Suitbert kann daraufhin mit Unterstützung des fränkischen Hausmeiers Pippin des Mittleren (680/87-714) und auf Veranlassung von dessen Gattin Plectrudis nahe der fränkisch-sächsischen Grenzzone auf einer Rheininsel, dem späteren Kaiserswerth, ein Kloster gründen (nach 695).Die sog. Missionsvölkerliste, die uns ebenfalls Beda Venerabilis wohl zum Jahr 703/04 übermittelt, nennt die neben den Friesen, Rugiern, Dänen und Hunnen die Altsachsen und Boruktuarier als Ziel der angelsächsischen Festlandmission. Um die Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert bewohnen die Boruktuarier das Land zwischen Lippe und Ruhr, die Alt- oder Festlandsachsen siedeln zur Zeit des fränkischen Merowingerkönigs Dagobert I. (reg. 629-639) noch östlich der Weser, dringen aber in der Folgezeit weiter Richtung Rhein vor, sodass sie gegen Ende des 7. Jahrhunderts nördlich der Lippe und östlich des Rheins wohnen.
 
 


700


700

 

 Kosmograf von Ravenna
Die um 700 entstandene Kosmografie von Ravenna, die ältere, wenn auch nicht unbedingt glaubwürdige Nachrichten verarbeitet, bezeichnet die Flüsse Ems (Lamizon), Pader (Ipada), Lippe (Lippa) und Leine (Linac) als zum sächsischen Gebiet gehörend und ist damit ein Zeugnis für das weitere Vordringen der Sachsen in die rechtsrheinische "Francia antiqua".
 

 

 Wandel bei sächsischen Bestattungen
Während des 8. Jahrhunderts kommt es bei den sächsischen Gräbern in Westfalen zu einem weitgehenden Wandel in der Grabausrichtung. Statt der bisher bekannten Süd-Nord-Orientierung setzen sich west-ost-ausgerichtete Grabstellen durch. Ob Letztere ein Zeichen einer Christianisierung der Sachsen vor den Sachsenkriegen des Frankenherrschers Karl des Großen (reg. 768-814) sind, erscheint fraglich, obwohl Missionsversuche bei den Sachsen schon seit der 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts bezeugt sind. Der Wandel hin zu einer West-Ost-Orientierung ist wahrscheinlich vielmehr mit einer äußeren Übernahme von Bestattungsformen aus dem Frankenreich zu erklären, zumal - besonders entlang der sächsisch-fränkischen Grenzzone - mit einer Mischbevölkerung aus Franken und Sachsen gerechnet werden darf.
 
 

 

 Sächsische Siedlung von Warendorf
Mit dem Eindringen der Sachsen in den westfälischen Raum kommt es teilweise auch zur Neugründung von Gehöften, Gehöftgruppen und Dörfern, die auf gerodetem Land angelegt werden. Die sächsische Siedlung von Warendorf mit ihren mehr als 220 Grundrissen von kleineren und größeren Bauten reicht vielleicht ins 7. Jahrhundert zurück, ist im 8. Jahrhundert besiedelt und wird wahrscheinlich zu Beginn des 9. Jahrhunderts aufgegeben. Zwei benachbarte Gebäudegruppen mit einmal vier, einmal sechs beieinanderliegenden Gehöften bestimmt das Bild der Siedlung. Zu jedem Gehöft gehören verschiedene Baulichkeiten: Wohnhallen, Ställe, Scheunen, Grubenhäuser sind umgeben von einem Palisadenzaun. Die einschiffigen Wohnhallen mit ihren schiffsförmigen Grundrissen verweisen auf nördliche Einflüsse und stellen für Westfalen Neuerungen dar. Dagegen sind die Nebengebäude in einem Gehöft eher gemeingermanischen Ursprungs.
Die sächsische Siedlung in (Telgte-) Wöste - drei Gehöfte sind bezeugt - ist um das Jahr 700 entstanden, nachdem das in nachrömischer Zeit wieder bewaldete Gebiet gerodet wurde. Verschiedene Bauphasen dieser Siedlung sind nachweisbar, die Siedlung wird im frühen 9. Jahrhundert verlassen.
Sächsische Siedlungsfunde des 7./8. bis 9. Jahrhunderts sind darüber hinaus noch für Mesum, Ostbevern, Borken und Gittrup (bei Münster) bezeugt.
 
 

703

 

 Missionsvölkerliste des Beda Venerabilis
Die sog. Missionsvölkerliste, die der angelsächsische Mönch Beda Venerabilis (672/73-735) wohl zum Jahr 703/04 seinen Lesern übermittelt, nennt die neben den Friesen, Rugiern, Dänen und Hunnen die Altsachsen und Boruktuarier als Ziel der angelsächsischen Festlandmission. Um die Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert bewohnen die Boruktuarier das Land zwischen Lippe und Ruhr, die Alt- oder Festlandsachsen siedeln zur Zeit des fränkischen Merowingerkönigs Dagobert I. (reg. 623/29-639) noch östlich der Weser, dringen aber in der Folgezeit weiter Richtung Rhein vor, so dass sie gegen Ende des 7. Jahrhunderts nördlich der Lippe und östlich des Rheins wohnen.
 
 

718

 

 Feldzug des Hausmeiers Karl Martell gegen die Sachsen
Aus der politischen Anarchie im fränkischen Merowingerreich kristallisieren sich spätestens um die Wende zum 8. Jahrhundert die Karolinger als mächtigste Adelsfamilie heraus. Die karolingischen Hausmeier bestimmen nun als eigentliche Macht(in)haber statt der merowingischen "Schattenkönige" die Politik. So unternimmt der Hausmeier Karl Martell (reg. 714-741) im Jahr 718 erstmals einen Feldzug nach Westfalen bis zur Weser und gegen die Sachsen, die zuvor (715) das noch fränkisch kontrollierte rechtsrheinische Hatterun (Hattuarien) angegriffen haben. Weitere Feldzüge folgen in den nächsten Jahren.
 
 

722

 

 Brief Papst Gregors II. zur Sachsenmission
Vermutlich in das Jahr 722 gehört ein Schreiben Papst Gregors II. (reg. 715-731), das in der um die Mitte des 8. Jahrhunderts angelegten Briefsammlung des angelsächsischen Missionars und Kirchenreformers Winfrid-Bonifatius (672/75-754) zu finden ist. In dem Brief fordert der Papst die Altsachsen zur Aufgabe ihres Götzendienstes auf, ermuntert sie zum Übertritt zum Christentum und empfiehlt ihnen den Bonifatius als Missionar.
 
 

739

Oktober

 Sachsenmission unter dem Hausmeier Karl Martell
Im Jahr 738 erfolgt von der Lippemündung aus wahrscheinlich nach Westfalen ein erneuter Feldzug des fränkischen Hausmeiers Karl Martell (reg. 714-741), bei dem vielleicht der Mainzer Bischof Gerold (gest. 738?) umkommt. Unterworfene Sachsen liefern Tribut und stellen Geiseln, eventuell wird das Land südlich der Lippe wieder fränkisch. Ein in den Oktober 739 zu datierendes Antwortschreiben Papst Gregors III. (731-741) auf einen Bericht des Winfrid-Bonifatius (672/675-754) lässt Maßnahmen zur Missionierung der Sachsen (sowie der "Borthari" und "Nistresi" erkennen. Doch bleiben die Missionserfolge auf Dauer gering, der Raum südlich der Lippe wird spätestens nach dem Tod Karl Martells (741) erneut sächsisch.
 
 

751

 

 Feldzüge König Pippins gegen die Sachsen
Der karolingische Hausmeier Pippin der Jüngere (reg. 741-768), der Sohn Karl Martells (reg. 714-741), erlangt 751 unter Ausschaltung des letzten Merowingerherrschers das fränkische Königtum. Pippin führt noch im selben Jahr einen Feldzug gegen die rebellischen Westfalen. Mord, Verschleppung und Verwüstung sind an der Tagesordnung, der Widerstand von Westfalen und Engern ist groß, Bischof Hildegar von Köln (reg. nach 748-751) fällt vor der Burg "Iburg" (vielleicht bei Bad Driburg).
Für das Jahr 758 sprechen die Quellen von einem weiteren Heerzug Pippins nach Westfalen. Starke Sperrbefestigungen bei (Haltern-)Sythen werden überwunden, die Westfalen unterwerfen sich, beeiden den Frieden, stellen Geiseln und liefern einen jährlichen Tribut von 300 Pferden.
 
 

770

 

 Sachsenmission des Angelsachsen Lebuin
Im Vorfeld des Sachsenkriegs Karls des Großen gibt es den Missionsversuch des Angelsachsen Lebuin (gest. 773), der um das Jahr 770 datiert wird. Überliefert ist Lebuins Auftreten auf der sächsischen Stammesversammlung in Marklo an der Weser (bei Porta Westfalica?). Dort, wo sich die Repräsentanten der sächsischen pagi, die Vertreter des Adels, der Freien und der Liten (Minderfreien) treffen, verkündet Lebuin den christlichen Glauben, nicht ohne auf das Schutz- und Glücksversprechen des neuen Gottes als des Herrn von Himmel und Erde hinzuweisen, der die bekehrten Sachsen verschonen wird vor dem Frankenkönig Karl (reg. 768-814) und Verfassung und Macht des Sachsenstammes erhält.
Lebuins Rede verursacht indes Aufruhr, einige Sachsen wollen ihn pfählen, doch der Missionar verschwindet auf wundersame Art und Weise, und ein Versammlungsführer namens Buto verweist auf den Thingfrieden und auf die Realität der Aussagen Lebuins, der zudem einen machtvoll(er)en Gott haben muss, wenn er aus der Mitte seiner potenziellen Mörder verschwindet. Die Versammlung beschließt, dass Lebuin fortan unbehelligt in Sachsen predigen kann. Schon zuvor hat der Missionar übrigens innerhalb der sächsischen Oberschicht Anhänger gewonnen, die ihm u. a. vom Besuch der Stammesversammlung abgeraten haben.
 
 

772

 

 Beginn des Sachsenkriegs König Karls des Großen
Der fränkische Hofgelehrte Einhard (770-840) gibt in seinem Leben Karls des Großen (reg. 768-814) als einen Grund für den Sachsenkrieg des Frankenherrschers an die unzähligen Übergriffe von Franken und Sachsen in der teils besiedelten, teils unbesiedelten Grenzzone von Frankenreich und sächsischem Stammesverband, die sich östlich des Niederrheins bis hin zu unterer Lippe und unterer Ruhr entlang zieht. Jedenfalls gewinnen mit der Eroberung Sachsens durch die Franken (772-804) die Jahrhunderte alten Beziehungen zwischen den beiden "Völkern" eine neue Qualität. Über Jahrzehnte wird vom Jahr 772 an in Sachsen gekämpft, der Krieg mit großer Brutalität geführt. Am Ende ist Sachsen ein Teil des Frankenreiches, sind die Sachsen (zumindest oberflächlich) missioniert und christianisiert, und am Ende des 9. Jahrhunderts bezeichnet ein Paderborner Domkleriker Karl den Großen gar als "Apostel der Sachsen".
Folgende Phasen des Sachsenkrieges können ausgemacht werden: Erste Unterwerfung Sachsens (772-777), sächsischer Aufstand unter Widukind (778-785), Zeit eines bilateralen Friedens (785-792), nord-/westsächsisch-friesischer Aufstand (793/794), Kämpfe in Nord- und Nordostsachsen (795-804). Für das Jahr 772 berichten die Reichsannalen, die offiziöse Geschichtsschreibung am karolingischen Hof, von der Eroberung der Eresburg (bei Obermarsberg) und der Zerstörung der Irminsul im sächsischen Engern.
 
 

775

 

 Ersterwähnung der Bezeichung "Westfalen"
Erstmals erscheint in den mittelalterlichen Quellen des Sachsenkriegs König Karls des Großen (reg. 768-814) zu den Kämpfen des Jahres 775 der Name der Westfalen als (westlicher) Teil des sächsischen Stammesverbands. An die westfälische Heerschaft schließen sich nach Osten hin, beiderseits der Weser bis zur oberen Lippe, die Engern an. Sie führen den Namen der vormaligen Angrivarier weiter. Die drei Heerschaften der Westfalen, Engern und Ostfalen machen die Sachsen des frühen Mittelalters aus.
 
 

777

 

 Fränkisch-sächsische Reichsversammlung in Paderborn
In Paderborn findet unter Leitung des Frankenkönigs Karl des Großen (reg. 768-814) eine fränkisch-sächsische Reichsversammlung statt. Vorausgegangen sind fränkische Erfolge und sächsischer Widerstand, ein Beschluss der fränkischen Reichsversammlung in Quierzy zur Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen (Januar 775) und die Niederlage der Sachsen in der Schlacht am Brunsberge (bei Höxter, 775).
 
 

778

 

 Aufstand des Sachsen Widukind
Unter Führung des (wohl westfälischen) Adligen Widukind kommt es zu einer Erhebung der Sachsen, in deren Folge die Paderborner Karlsburg zerstört wird und die bald ins fränkische Rheinland ausgreift. Nach der Niederlage bei Bocholt (779) unterwerfen sich die Westfalen dem Frankenkönig Karl (reg. 768-814), die anderen sächsischen Teilstämme folgen, während Widukind seinen Widerstand beibehält.
 
 

780

 

 Einteilung Sachsens in Missionsbezirke
In den Reichsversammlungen von 777 zu Paderborn und 780 zu Lippspringe wird die Aufteilung Sachsens in Missionsbezirke beschlossen. So ist das hessische Kloster Fulda für große Teile des engrisch-ostfälischen Gebiets zuständig, den Paderborner Raum erschließt das Würzburger Bistum für das Christentum. Die Missionierung im Osnabrücker Gebiet ist Sache des Lütticher Bistums und der westflandrischen Abtei St. Amand, im Münsterland ist Abt Beornrad von Echternach (gest. 797) tätig, dem 792 der Friese Liudger (ca. 772-809), der erste Bischof von Münster, folgt. Die Mainzer Bischofskirche schließlich konzentriert sich in ihrer Missiononstätigkeit eher auf den südostsächsischen Raum.
 
 

782

 

 Reichsversammlung zu Lippspringe
Auf der Reichsversammlung zu Lippspringe kommt es zur Einführung der sog. karolingischen Grafschaftsverfassung. Sachsen wird unterteilt in Grafschaften ("comitatus"), an deren Spitze die Grafen als königliche Amtsträger stehen. Die Grafen üben in Stellvertretung in ihren Amtsbezirken den königlichen Bann aus und entstammen dem sächsischen Adel, der sich durchaus profränkisch gibt. Das Gefecht zwischen Franken und rebellierenden Sachsen an der Süntel (bei Hameln) und das sog. Verdener Blutgericht, bei dem die Aufständischen hingerichtet werden, verschärfen die Situation in Sachsen ebenso wie die vielleicht schon ins Jahr 782 zu datierende "Capitulatio de partibus Saxoniae" (782/85), die drakonische Strafen bei Verbrechen gegen die christliche Kirche und den Frankenkönig erlässt.
In der Folgezeit hält der Krieg weiter an: In zwei offenen Feldschlachten besiegen bei Detmold und an der Hase (bei Osnabrück) fränkische Heere die aufständischen Sachsen (783), eine Reiterschlacht im Dreingau (südlich Münster) endet mit einem Sieg des fränkischen Heeres unter Karl dem Jüngeren (gest. 809), dem ältesten Sohn des Frankenkönigs Karl des Großen (reg. 768-814).
 
 

785

 

 Taufe des Sachsen Widukind
Während das westliche Sachsen ruhig bleibt, hält der Frankenherrscher Karl der Große (reg. 768-814) in Paderborn einen Reichstag ab und verfolgt den noch aufständischen Widukind bis zur Elbe. Widukind wird zur Aufgabe veranlasst und in der Pfalz Attigny getauft. Danach verlieren sich die Nachrichten über den Sachsen.
 
 

792

November

 Ernennung Liudgers zum Leiter des westsächsischen Missionssprengels
In der Nachfolge des Abtes Beornrad von Echternach bestimmt König Karl der Große (reg. 768-814) den friesischen Missionar Liudger (ca. 742-809) zum Leiter des westsächsischen Missionssprengels. Münster, d.h. nachmalig: Bischofskirche, Domstift und Ort, ist eine Gründung Liudgers. Als Mittelpunkt der liudgerischen Mission kommt der Münsteraner Kanonikergemeinschaft, die wahrscheinlich nach angelsächsischen Vorbildern organisiert ist, eine besondere Bedeutung zu. Dieses monasterium ("Münster") wird zum Ausgangspunkt der Christianisierung Westfalens. Der schließlich eintretende Missionserfolg bringt es darüber hinaus mit sich, dass der Missionssprengel im Jahr 805 im Zuge einer organisatorischen Regulierung und Verdichtung zum Bistum wird.
 
 

794

 

 Aufstand in Friesland und Westsachsen
Eine sächsische Aufstandsbewegung (793-794), die Friesland mit erfasst und Paderborn wiederum zerstört, wird nach der Umzingelung und Unterwerfung eines sächsischen Heeres auf dem Sindfeld (bei Paderborn) beendet. Die vertriebenen Missionare und Kirchenleute kehren wieder nach Friesland und Westsachsen zurück.
Diesen Sachsenaufstand führt ein Brief des angelsächsischen Hofgelehrten Alkuin (730-804) auf die kirchliche Zehntpflicht der erst kürzlich zum Christentum Bekehrten zurück (796). Danach betätigen sich christliche Priester eher als Zehnteintreiber und Räuber denn als Prediger.
 
 

798

Juli 19

 Entstehung des Bistums Minden
Wie im Fall der Bistümer Münster oder Paderborn reicht auch das Bistum Minden in die Zeit des Frankenkönigs Karl des Großen (reg. 768-814) und der Sachsenkriege (772-804) zurück. Zum 19.07.798 vermeldet eine Schenkungsurkunde des Klosters Werden den Aufenthalt Karls (und des sächsischen Missionars Liudger; ca.742-809) in Minden. Der König hält eine Reichsversammlung ab, bevor er die Weser überschreitet und in Ostsachsen eindringt.
An dem verkehrsstrategisch wichtigen Ort entsteht zu Beginn des 9. Jahrhunderts (um 802/12) das Bistum Minden unter dessen ersten Bischof Erkanbald (gest. 830). Die engen Beziehungen Erkanbalds zum hessischen Kloster Fulda lassen darüber hinaus erkennen, dass es entlang der Weser Fuldaer Missionsinteressen zu berücksichtigen gilt. Erkanbald ist Koordinator der Fuldaer Mission im Weserraum. Archäologisch spiegelt sich der neue Mindener Bischofssitz in der ergrabenen einschiffigen Saalkirche mit Rechteckchor wider. Die Kirche wird in das beginnende 9. Jahrhundert datiert.
 
 

799

Juli

 Treffen zwischen Papst Leo III. und König Karl dem Großen in Paderborn
Gegen Papst Leo III. (reg. 795-816) bricht am Markustag (25.04.799l) des Jahres 799 in Rom ein Aufstand aus. Der Papst wird misshandelt und für abgesetzt erklärt. Leo begibt sich unter fränkischen Schutz und erreicht in Begleitung von Bischöfen und Klerikern in der 2. Julihälfte Paderborn, wo er auf den Frankenkönig Karl den Großen (reg. 768-814) trifft. Es kommt zu Verhandlungen um die Wiedereinsetzung des Papstes und um die Kaiserkrönung Karls. Das Verhandelte wird im Dezember des Jahres 800 in Rom umgesetzt, Karl der Große Weihnachten 800 zum Kaiser gekrönt.
Jahre später, 806, ernennt Karl den adligen Sachsen Hathumar, der an der Würzburger Domschule ausgebildet ist, zum ersten Bischof von Paderborn (806-815). Damit ist die letzte Etappe der Bistumserrichtung auch für Paderborn vollzogen, nachdem der fränkische Herrscher schon am 08.07.799 die spätere Bischofskirche mit dem Marienpatrozinium geweiht hat.
 
 


800


800

 

 Gründung des Nonnenklosters Herford
Nur ungenau, um das Jahr 800, sind die Versuche des Adligen Waltger anzusetzen, die Gründung eines Nonnenklosters zu betreiben. Nach Fehlschlägen in Müdehorst (bei Bielefeld) und Altenherford gelingt in Herford die Klostergründung: 14 Sanktimonialen unter Waltgers Tochter Suala besiedeln die Frauengemeinschaft, die nach 822 Kaiser Ludwig dem Frommen (reg. 814-840) unterstellt wird und um die Mitte des 9. Jahrhunderts unter Einfluss der Ekbertiner gerät, der Nachkommen des sächsischen "dux" Ekbert (gest. nach 811).
 

 

 Sächsisches Gräberfeld von Wünnenberg-Fürstenberg
Das Gräberfeld von Wünnenberg-Fürstenberg reicht in merowingisch-fränkische Zeit, d.h. bis ins 6. Jahrhundert zurück. Der jüngere, größere, sächsische Teil des Gräberfeldes stammt aus der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts. 49 westostorientierte Gräber mit geringen Beigaben sind in der Art spätsächsischer Reihengräber angeordnet. Die u. a. bei den Franken verbreitete Reihengräbersitte setzt sich seit dem 8. Jahrhundert auch im sächsischen Raum durch, klingt aber bald wieder aus, weil nun beigabenlose Friedhöfe an den christlichen Kirchen entstehen. Dass letztere Entwicklung nicht ohne (heidnischen) Widerstand vonstatten geht, ergibt sich aus den Strafbestimmungen des karolingischen Kapitulars von 782/85, das die Bestattung auf heidnischen Friedhöfen untersagt.
 
 

805

März 30

 Gründung des Bistums Münster
Der friesische Missionar Liudger (742-809) wird - wahrscheinlich in Münster - zum ersten Bischof von Münster geweiht. Die Weihe Liudgers vollzieht der Kölner Erzbischof Hildebald (vor 787-818), das Münsteraner Bistum wird so augenfällig dem Kölner Metropoliten unterstellt. Münster mit seinem Bistumssprengel reiht sich damit in die Reihe der sächsischen Bistümer ein, die um das Jahr 800 entstanden (799 Paderborn, nach 800 Minden, 805 Osnabrück) und die 777/80 durch König Karl den Großen (reg. 768-814) vollzogene Aufteilung Sachsens in Missionssprengel vollenden. Das Bistum Liudgers umfasst die westfälischen Gaue und Landschaften: sächsisches Hamaland, Stevergau, Scopingun, Dreingau und Bursibant und war begrenzt nach Süden durch das Bistum Köln, nach Osten bzw. Nordosten durch die Bistümer Paderborn und Osnabrück, nach Nordwesten durch das Bistum Utrecht.
 
 

806

Dezember 6

 Schenkung von Besitz in Lüdinghausen
In einer weiteren Schenkung an Liudger am 06.12.800 übertragen Senelhard und Waldfrid zum Seelenheil der Suanaburg ihr Erbe in Lüdinghausen (bei Münster), ein Hof mit Zubehör, an den Missionar, der dort wohl auch eine Kirche gründet. Im 9. Jahrhundert ist Lüdinghausen Hebestelle (ministerium) des Werdener Klosters für die Abgaben der umwohnenden Hintersassen, seit dem 10. Jahrhundert gehört der Hof zum Abtsgut wie das benachbarte Forkenbeck, der Lüdinghausen beigeordnet ist ("territorium"). Die zum Abtsgut gehörende Villikation Lüdinghausen-Forkenbeck besitzt um die Mitte des 12. Jahrhunderts insgesamt 68 nachgeordnete Hofstellen. Folgen wir dem Münzprivileg Kaiser Ottos II. vom 19.08.974, so ist Lüdinghausen seit damals auch Münzstätte der Werdener Äbte. Ab dem 12. Jahrhundert gerät der Werdener Besitz zunehmend in Abhängigkeit einer Ministerialenfamilie, die sich nach diesem Hof benennt. Das Geschlecht der Herren von Lüdinghausen erwirbt nach Lehnrecht die Hoheitsrechte des Abts wie Gericht, Münze und Judenregal und besitzt in Pacht die Haupthöfe Lüdinghausen und Forkenbeck - so der Wortlaut einer Urkunde vom 08.05.1365. Beim Aussterben der Familie geht - gemäß einem Vertrag vom 02.02.1441 - der gesamte Besitz als Mannlehen an den Münsteraner Bischof Heinrich II. (1424-1450) gegen eine Pacht von 30 Mark über. Auch der Herzog von Kleve als Kirchenvogt kann diese Übertragung nicht verhindern.
 
 

809

März 26

 Tod des Bischofs Liudger von Münster in Billerbeck
Bischof Liudger von Münster (reg. 805-809) stirbt auf einer Seelsorge- und Predigtreise durch sein Bistum in Billerbeck. Sein Leichnam wird in Münster aufgebahrt, doch dann - dem Wunsch des Missionars entsprechend und auf Befehl Kaiser Karls des Großen (reg. 768-814), wie es in der ältesten Liudgervita heißt - ins Kloster Werden a.d. Ruhr, einer Gründung Liudgers, gebracht und dort begraben. Liudger wird alsbald in Werden und auch in Münster als Heiliger verehrt, die ihm nachfolgenden Münsteraner Bischöfe Gerfrid (reg. 809-839) und Altfrid (reg. 839-849) entstammen der Familie Liudgers.
 
 

811

 

 Friedensvertrag mit den Dänen
Beim fränkisch-dänischen Friedensvertrag an der Eider (811) tritt eine zwölfköpfige fränkisch-sächsische Delegation in Erscheinung, zu denen Ekbert, der Kommandant von Itzehoe, gehört. Leiter der Delegation ist aber Wala (ca. 773-836), ein Vetter Kaiser Karls des Großen (reg. 768-814).
Ekbert stirbt irgendwann nach diesen Ereignissen. Seine Frau Ida (von Herzfeld), später als Heilige verehrt, stiftet in Herzfeld (bei Beckum) eine (Eigen-)Kirche, die als Begräbnisort für Ekbert und sie dient. Die Nachkommen und Verwandten Ekberts und Idas, Ekbertiner und Cobbonen, spielen im Sachsen des 9. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle.
 
 

814

Januar 28

 Wala und Adalhard
Nach dem Tod Kaiser Karls des Großen am 28.01.814 und dem Herrschaftsantritt Kaiser Ludwigs des Frommen (reg. 814-840) kommt es zur Entmachtung der Familie Adalhards und Walas. Wala (ca. 773-836), Halbsachse und Vetter Karls des Großen, hat zuletzt in Sachsen eine Art Statthalterschaft ausgeübt. Adalhard (ca. 750-826), sein fränkischer Halbbruder, und Wala gründen 815 das Vorgängerkloster der Corveyer Mönchsgemeinschaft. Nach ihrem politischen Sturz begibt sich Wala in die Verbannung ins Kloster Corbie, wo er 826 Abt wird. Adalhard übernimmt 822 die Leitung des Klosters Corvey ("Nova Corbeia").
 
 

822

 

 Bernhard "Billung"
Bernhard, der führende Mann des fränkisch-sächsischen Personenverbands der "Billunger", verkauft im Jahr 822 auf Zureden Walas von Corbie (ca.773-836) Kaiser Ludwig dem Frommen (reg. 814-840) den Corveyer Klostergrund, auf dem in der Folge die Abtei entsteht. Zwischen 822 und 828 stiftet Bernhard, der in seiner Zeit als der vornehmste sächsische Adlige gilt, seine gesamten Güter im Tilithi-Gau (um Hameln) der Kirche St. Romanus in Hameln und dem Kloster Fulda.
Im späten 9. und im 10. Jahrhundert besitzen die "Billunger" eine beherrschende politische Stellung in Engern bis hin zur Oberweser. In ottonischer Zeit erlangen die Billunger unter Graf Hermann (reg. 951/61-973) und dessen Sohn Bernhard I. (reg. 973-1011) die Herzogsgewalt in Sachsen.
 
 

822

September 25

 Gründung des Klosters Corvey
Nach dem misslungenen Versuch einer Klostergründung in einem heute nicht mehr lokalisierbaren "Hethis" im Solling (815) siedelt die Mönchsgemeinschaft unter ihrem Abt Adalhard (reg. 822-826), einem Vetter des Frankenkönigs Karl des Großen (reg. 768-814), um nach Corvey, gelegen in einem Weserbogen, nicht weit vom Hellweg entfernt. In den folgenden Jahren wird die aufstrebende Benediktinerabtei mit kaiserlichen Privilegien (Besitzschenkungen, Markt- und Münzrecht) begabt (833), die Vitusreliquien gelangen von St. Denis an die Weser (836), in Corvey entfaltet sich im Verlauf des 9. Jahrhunderts ein vielfältiges geistig-religiös-kulturelles Leben, die Mönchsgemeinschaft wird zum bedeutendsten und einflussreichsten Kloster Sachsens, u. a. noch heute erkennbar an dem spätkarolingischen Westwerk der Abteikirche, das im Jahr 885 zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers eingeweiht wird.
 
 

833

 

 Aufstand gegen Kaiser Ludwig den Frommen
Vom Aufstand der Herrschersöhne gegen Kaiser Ludwig den Frommen (reg. 814-840) ist auch das Osnabrücker Bistum betroffen. Bischof Gefwin (reg. vor 829-834) ist ein besonders eifriger Parteigänger der Aufständischen, so dass er nach Wiedereinsetzung des Kaisers (834) von dem loyalen Grafen Cobbo (dem Älteren, gest. 880), einem Sohn des Grafen Ekberts und der heiligen Ida, aus Osnabrück vertrieben wird. Cobbo überträgt daraufhin seinen Geschwistern, dem Abt von Corvey und der Äbtissin von Herford, die dem Bischof zustehenden Taufkirchenzehnten.
 
 

Juni 1

 Münzstätte für das Kloster Corvey
Mit Urkunde vom 01.06.833 verleiht Kaiser Ludwig der Fromme (reg. 814-840) dem Kloster Corvey Markt-, Münz- und Zollrecht, da das Corveyer Gebiet noch keinen Handelsplatz besitzt. Das herrscherliche Privileg ist ein Markstein in der westfälisch-deutschen Münzgeschichte und zeigt die zunehmende Verbreitung der in königlicher Münzhoheit geprägten karolingischen Denare an. Die um das Jahr 793 erfolgten Münzreformen Kaiser Karls des Großen (reg. 768-814) bilden dabei die Grundlage eines Währungssystems, das auf den neuen Silberpfennigen beruht und Goldmünzen nicht mehr ausprägt. Karolingerzeitliche Münzen, u. a. der Reichsdenar Ludwigs des Frommen, begegnen dann als Einzelfunde in Lembeck (bei Recklinghausen), Paderborn und Corvey.
 
 

April 4

 Schenkung von Geseke an Graf Ricdag
Der Hellwegort Geseke reicht mindestens bis ins 6./7. Jahrhundert zurück und ist vielleicht damals der östliche Vorort des fränkischen Boruktuariergaus gewesen. In karolingischer Zeit gibt es in Geseke und Umgebung ausgedehnten Königsbesitz, der vermöge einer Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen (reg. 814-840) vom 04.04.833 an einen Grafen Richdag, vielleicht einen Ahnherrn des Werler Grafenhauses, gelangt.
Später entsteht in Geseke eine Frauengemeinschaft (St. Cyriakus), deren Äbtissin am 26.10.952 von König Otto I. (reg. 936-973) Königsschutz und Immunität erlangt. Das herrscherliche Diplom nennt Geseke "civitas", doch wird in den mittelalterlichen Quellen erst am Beginn des 13. Jahrhundert der Ort als Stadt erkennbar. Geseke erhält von Erzbischof Engelbert I. (reg. 1216-1225) um 1217 (Rüthener) Stadtrecht, ab 1256 ist neben dem Kölner Erzbischof der Bischof von Paderborn als Stadtherr bezeugt, 1294 verzichtet Paderborn auf den Mitbesitz von Geseke.
 
 

839

 

 Reliquientranslation nach Vreden
Die Xantener Annalen berichten zum Jahr 839 von einer Reliquientranslation nach Vreden (bei Ahaus). Die Gebeine der Heiligen Felicissimus, Agapitus und Felicitas sollen damals zum Frauenkloster im Hamaland gelangt sein. In den Zusammenhang mit der Vredener Klostergründung stellen Quellen des 15. Jahrhunderts dann einen Grafen Waltbert. Zu 858/59 ist in Westfalen ein Graf Waltbert bezeugt, angeblich ein Enkel des Sachsenführers Widukind. Waltbert pilgert 850/51 nach Rom, um Reliquien für seine Kirche in Wildeshausen zu erhalten, wo er ein Kloster stiftet. Die Gründung einer geistliche Frauengemeinschaft in Vreden kann auf ihn, aber vielleicht auf seine Eltern zurückgehen.
Im 10. Jahrhundert ist Vreden im Besitz der Billunger, 1016 wird hier der ermordete Billunger Graf Wichmann bestattet. Das 11. Jahrhundert sieht die Umwandlung der Vredener Frauenkommunität in ein Reichsstift. Äbtissin Adelheid (reg. ab 1014), eine Tochter Kaiser Ottos II. (reg. 973-983), empfängt zusammen mit der Essener Äbtissin Sophia (reg. 1012-1039) im Dezember 1024 König Konrad II. (reg. 1024-1039) auf seinen Umritt durch Sachsen.
 
 

841

 

 Stellinga-Aufstand in Sachsen
Der Tod Kaiser Ludwigs des Frommen (reg. 814-840) und die ausbrechenden Kämpfe u. a. zwischen Kaiser Lothar I. (reg. 817/40-855) und König Ludwig dem Deutschen (reg. 833/40/43-876) zeigt die politische Brüchigkeit der fränkischen Reichseinheit. Auch Sachsen ist von den Kämpfen der zwei Brüder betroffen. Kaiser Lothar verspricht, alte sächsische Rechte und Gewohnheiten wiederherzustellen und provoziert so den Stellinga-Aufstand gegen Ludwig den Deutschen (841). Der schlägt die Erhebung blutig nieder (842), sodass Sachsen weiterhin zu seinem Machtbereich gehört.
 
 

843

August

 Reichsteilungsvertrag von Verdun
Mit dem Tod Kaiser Ludwigs des Frommen am 20.06.840 beginnen die Kämpfe zwischen den Söhnen Ludwigs um die Nachfolge, die in der Schlacht bei Fontenoy (841), im Stellinga-Aufstand (841/42) und in den Straßburger Eiden (842) gipfeln. Anfang August 843 kommt es zwischen den Brüdern zum Vertrag von Verdun und zur Aufteilung des fränkischen Gesamtreiches in ein West-, Mittel- und Ostreich. Ostfranken ("Francia orientalis") und damit Sachsen gelangt endgültig an Ludwig II. den Deutschen (reg. 833/40/43-876), eine Grenzzone zwischen dem Ost- und dem Mittelreich, zwischen "Westfalen" und dem Niederrhein, zieht sich in meist geringem räumlichen Abstand zum Rhein östlich dieses Flusses hin. Im Vertrag von Meersen (870) soll dann noch das östliche "Lotharingien", im Vertrag von Ribémont (880) auch das westliche an das fränkische Ostreich fallen.
 
 

845

 

 Reichsversammlung in Paderborn
Im Herbst 845 hält König Ludwig der Deutsche (reg. 833/40/43-876) eine Reichsversammlung in Paderborn ab und empfängt die Gesandtschaften seiner königlichen Brüder sowie die von Dänen, Bulgaren und Slawen. Im Jahr davor, auch im Jahr danach führt der Herrscher vom sächsischen Gebiet aus Feldzüge gegen die Slawen.
 
 

850

 

 Corveyer Heliand-Handschrift
Im Weserkloster Corvey entsteht um 850 eine Handschrift des Heliand, der volkssprachlichen Übersetzung und Umdichtung einer Evangelienharmonie des Syrers Tatian (2. Jahrhundert). Der Dichter, der zur Zeit Kaiser Ludwigs des Frommen (reg. 814-840) oder König Ludwigs des Deutschen (reg. 840/43-876) schreibt, bietet mit dem Heliand für ein Publikum aus Laien und Geistlichen eine Gesamtschau der Ereignisse des Neuen Testaments, umgeformt zu zeitgenössischen Gegebenheiten. Der Heliand ist - abgesehen von wenigen Glossen, Sprüchen und Beichtformelen - der einzige umfangreiche literarische Text in altsächsischer Sprache.
Als Heliand-Dichter identifiziert die historische Forschung u. a. den Fuldaer Mönch Gottschalk den Sachsen. Gottschalk (806/08-876/80), ein Sohn des sächsischen Grafen Berno, ist bekannt durch seine Lehre von der doppelten Prädestination. Die Lehre wird auf der Mainzer Synode (848), Gottschalk selbst auf der Synode von Quierzy (849) zu strenger Klosterhaft in Orbais verurteilt. In Gottschalks letzten Lebensjahrzehnten entstehen grammatikalische und theologische Schriften.
 
 

852

 

 Gerichtstag König Ludwig des Deutschen in Minden
König Ludwig der Deutsche (reg. 833/40/43-876) zieht, von Köln kommend, über den Hellweg nach Sachsen, wo er in Minden einen allgemeinen Gerichtstag abhält. Es geht darum, Übergriffe ungerechter und erpresserischer Grafen und Richter zu unterbinden und Gerechtigkeit und Ordnung herzustellen, zumal das Institut der reisenden Königsboten ("missi"), eingerichtet unter König Karl dem Großen (reg. 768-814), nun nicht mehr wirksam ist.
Vor dem Mindener Gerichtstag, am 08.12.851 in Herford, hat der König dem ungetreuen Grafen Hrodrad dessen Lehen entzogen und diese dem Kloster Herford geschenkt.
 
 

856

 

 Gründung der Frauengemeinschaft Freckenhorst
Legenden und Fälschungen hüllen die Gründung einer Frauengemeinschaft in Freckenhorst ins Dunkel. Noch vor 860, vielleicht 856, gründet der Adlige Everword in Freckenhorst ein "monasterium", bevor er selbst als Laie ins Kloster Fulda eintritt. Die Frauengemeinschaft erhält das Bonifatius-Patrozinium, zu 860 ist eine Reliquientranslation von Fulda nach Freckenhorst bezeugt.
Der Brand der Klostergebäude im Jahr 1116 und der Verlust aller urkundlichen Unterlagen lassen von der Entwicklung der Freckenhorster Frauengemeinschaft in den der Gründung folgenden Jahrhunderten fast nichts erkennen. 1129 wird die neu erbaute, bis heute erhaltene romanische Stiftskirche geweiht. Das 13. Jahrhundert bringt die Aufgabe der "vita communis" (des "gemeinsamen Lebens") der Stiftsfrauen, vor 1240 wird in Freckenhorst die Augustinerregel eingeführt, 1495 erfolgt die Umwandlung in ein freiweltliches Frauenstift.
 
 

860

 

 Übertragung der Gebeine der heiligen Pusinna nach Herford
Cobbo (der Ältere, gest. 880), der Sohn Ekberts und der heiligen Ida, ist nicht nur Graf und in politischen Dingen bewandert. Für sein Seelenheil pilgert er im Jahr 850 (?) nach Tours zum Grab des heiligen Martin. Auch soll er im Jahr 860 an der Übertragung der Gebeine der heiligen Pusinna zum Frauenkloster Herford wesentlich beteiligt sein. Mit Adela (844, 853) ist eine Schwester Cobbos Äbtissin der Gemeinschaft von Sanktimonialen.
 
 

871

 

 Gründung der Frauengemeinschaft Meschede
Bald nach 871 gründet Emhild, die Tochter oder Witwe des zu 833 bezeugten Graf Richdag, eine Frauengemeinschaft in Meschede im Sauerland. Privilegiert durch die ottonischen Herrscher, versehen mit reichem Grundbesitz, gelingt es dem Kloster dennoch nicht, sich aus der Vogtei der Grafen von Werl bzw. Arnsberg zu befreien. 1306/10 wird die Frauenkommunität in ein Kanonikerstift umgewandelt.
 
 

876

 

 Corveyer Annalen
Jahrelang lebt der westfränkische Abt Hartbert von Lobbes als Flüchtling im Kloster Corvey. Erst im Jahr 876 kann er zurückkehren, hinterlässt aber der Mönchsgemeinschaft an der Weser eine kostbare Handschrift aus dem 8. Jahrhundert: "De ratione temporum" des angelsächsischen Gelehrten Beda Venerabilis (672/73-735). In dieser Schrift über die (mittelalterliche) Zeitrechnung befindet sich auch eine Ostertafel, ein nach abfolgenden Jahren gegliedertes Verzeichnis der für die Osterrechung relevanten Kennzahlen und des Osterfestes. In die Ostertafel eingeschrieben werden in der Folge die Corveyer Annalen, die kurz die für die Mönche wichtigsten Ereignisse eines Jahres wiedergeben.
 
 

August 28

 Reichsteilung beim Tod Ludwigs des Deutschen
Beim Tod König Ludwigs des Deutschen am 28.08.876 wird das ostfränkische Reich auf Grund der Teilungsvereinbarungen von 865 und 872 geteilt. Ludwig III. der Jüngere (reg. 876-882) erhält den Nordteil des Reiches seines Vaters einschließlich Frankens und Sachsens ("Francia et Saxonia"). Der Sieger der Schlacht bei Andernach (876) ist mit der sächsischen Liudolfingerin Liutgard verheiratet. Ludwig stirbt am 20.01.882 ohne einen Erben, sein Reich fällt an seinen Bruder Karl III. (reg. 876/82-887/88).
 
 

882

 

 Besitz und Rechte des Klosters Werden a.d. Ruhr in Dortmund
In der frühen urbariellen Überlieferung des Klosters Werden a.d. Ruhr wird um das Jahr 882 Dortmund zum ersten Mal genannt. Im Ort am Hellweg zwischen Duisburg und Paderborn und an anderen Orten im Boruktuariergau besitzt die Mönchsgemeinschaft Einkünfte, Güter und Rechte, die zusammen mit den auf Werdener Besitz lebenden abhängigen Bauern die frühmittelalterliche Grundherrschaft des Klosters in und um Dortmund ausmachen.
Dass Dortmund aber älter ist, ergibt sich daraus, dass wohl schon zur Zeit des Frankenherrschers Karl des Großen (reg. 768-814) und der Sachsenkriege (772-804) dieser wichtige Kreuzungspunkt zwischen Hellweg und einer Nord-Süd-Straße durch einen befestigten Königshof gesichert wird. In ottonisch-salischer Zeit stellt sich eine Dortmunder Königspfalz als Zentrum eines westfälischen Reichsgutkomplexes dar, zahlreiche Aufenthalte deutscher Herrscher sind im 10. und 11. Jahrhundert bezeugt, Dortmund besteht aus der Pfalz, dem Königshof und einer stadtähnlichen Siedlung.
 
 

884

 

 Normanneneinfälle entlang Ems und Hunte
Von den Normanneneinfällen ins karolingische Frankenreich bzw. ostfränkische Reich ist auch der westfälische Raum betroffen. Beispielhaft seien die normannischen Unternehmungen der Jahre 850 und 854 genannt, die Friesland und den Niederrhein verheeren und vielleicht auch Teile Westfalens. Im Jahr 880 fällt Bischof Dietrich von Minden (reg. 853-880) gegen die Normannen, 883/84 wird ein normannischer Angriff an der unteren Ruhr von einem "dux" Heinrich abgewehrt. Im Jahr 884 fahren die Normannen Ems und Hunte hinauf schädigen Höfe und Kirchen im Osnabrücker Nordland und Emsland. Ein Urbar der Mönchsgemeinschaft Werden an der Ruhr verzeichnet gegen Ende des 9. Jahrhunderts die geschädigten Klostergüter.
 
 

889

August 16

 Besuch König Arnulfs in Corvey
Um die Mitte des August 889 - nach dem Zeugnis einer Urkunde vom 16.08.889 - hält sich der ostfränkische König Arnulf (von Kärnten, reg. 887-899) im Reichskloster Corvey an der Weser auf. Sein Weg führt ihn von Frankfurt über Corvey an die Unterelbe, wo sein Interesse der Abwehr der slawischen Abodriten gilt. Mit Arnulf beginnt die Reihe von über hundert Besuchen ostfränkisch-deutscher Herrscher in Corvey bis zum Ende des 11. Jahrhunderts. Der Aufenthalt des Herrschers in der Weserabtei gilt als Beleg dafür, dass Sachsen im ostfränkischen Reich kaum als eine königsferne Region zu bezeichnen ist, dass vielmehr die sächsische Integration ins Frankenreich seit Kaiser Karl dem Großen (reg. 768-814) große Fortschritte gemacht hat. Sachsen und Franken sind vereint im christlichen Glauben, wie es etwa der Poeta Saxo oder die Sachsengeschichte Widukinds von Corvey (gest. nach 973) formulieren.
 
 

890

März 16

 Landschenkung an Graf Cobbo
Die Ekbertiner, die Nachkommen des sächsischen "dux" Ekbert, spielen am Ende des 9. und zu Beginn des 10. Jahrhunderts eine wichtige politische Rolle in Westfalen. Ein Graf Warin, Sohn Cobbos des Älteren, wird in den Jahren 858, 859 und 889 genannt, ein weiterer Sohn Cobbos mit Namen Ekbert wird um 875, 881 und 891 als Graf bezeichnet. Ekberts Sohn Cobbo (der Jüngere) erscheint 891 und 921 als Graf. Er erhält von König Arnulf (reg. 887-899) am 16.03.890 (?) eine große Landschenkung und setzt sich bei ihm und dessen Nachfolger Ludwig IV. das Kind (reg. 900-911) für das Kloster Corvey ein. Die Ekbertiner verfügen über Grafenrechte sowohl nördlich als auch südlich der Lippe, die Corveyer Äbte Bovo I. (reg. 879-890), Bovo II. (reg. 900-916) und Bovo III. (reg. 942-948) sind Ekbertiner, ebenso die Herforder Äbtissinnen Adila (844, 853) und Haduwi (858, 888).
 
 


900


900

 

 Werdener Villikation Heldringhausen
Ein gewisser Werinhard und seine Ehefrau Eddila übertragen an das Kloster Werden unter Abt Hildebrand (reg. 900-910) ihren Salhof Heldringhausen (bei Recklinghausen) mit sechs Hufnerfamilien und allem grundherrschaftlichen Zubehör wie Gewässern, Wäldern, Wiesen, bebautem und unbebautem Land. Der Hof soll dabei Osger und Wigger, den Söhnen Werinhards und Eddilas, bis zu deren Tod in Landleihe verbleiben. In der Folgezeit wird Heldringhausen Zentrum eines Werdener Hofverbandes, der irgendwann im 10. Jahrhundert dem Propst unterstellt ist. Im 12. Jahrhundert gehören zum Salhof 42 Bauernstellen, um die Mitte des 13. Jahrhunderts 35, 1474 noch 32. Seit dem 15. Jahrhundert ist der Haupthof an mehrere Personen ausgegeben; dasselbe gilt für eine Vielzahl von Unterhöfen, mit denen bäuerliche Familien behandigt werden. Der Hofverband gehört ab dem 13. Jahrhundert zur Landesherrschaft des Kölner Erzbischofs, zum Vest Recklinghausen.
 

906

 

 Ungarneinfälle nach Sachsen
Haben die Normanneneinfälle nach Sachsen und Westfalen Tod und Zerstörung gebracht, so gilt dies für die Einfälle der Ungarn in einem noch größeren Ausmaß. Zum Jahr 906 berichten u. a. die Corveyer Annalen von schweren Verwüstungen in Sachsen und Westfalen. Die Verheerungen durch die Ungarn setzen sich den Jahren 909, 910, 914 und 915 fort. Oberkirchen, Möllenbeck, Herford und Enger sind betroffen, Ungarn sollen nach der Vita der Ida von Herzfeld sogar versucht haben, Kirche und Grablege der Heiligen in Brand zu stecken.
Für das Jahr 919 ist ein Ungarneinfall an den Niederrhein bezeugt, dem die (Düsseldorf-) Gerresheimer Frauengemeinschaft zum Opfer fällt. Vielleicht hat dieser Ungarnzug auch Auswirkungen auf das westliche Westfalen. Im Jahr 926 schließt König Heinrich I. (reg. 919-936) einen neunjährigen Waffenstillstand mit den Ungarn und sichert insbesondere den sächsischen Raum durch Burgen ("Burgenbauordnung" Heinrichs I.). 933 kommt es zur Schlacht bei Riade an der Unstrut und zum Sieg gegen die Ungarn, die zum letzten Mal 936 nach Sachsen einfallen. Für das ostfränkisch-deutsche Reich ist mit dem Sieg in der Schlacht auf dem Lechfeld (bei Augsburg, 955) die Ungarngefahr endgültig beseitigt.
 
 

909

 

 Heirat des sächsischen Herzogs Heinrich mit Mathilde
Mit Graf Liudolf (gest. 866), dem Herzog im "östlichen" Sachsen, treten die Liudolfinger-Ottonen erstmals ins Licht der Geschichte. Liudolfs Sohn, Herzog Otto der Erlauchte (gest. 912), baut die Machtpositionen seiner Familie in Sachsen weiter aus, Liudolfs Enkel, Herzog Heinrich, wird nach dem Tod Konrads I. (reg. 911-919) in Forchheim zum ostfränkischen König gewählt.
Jahre zuvor, 909, ist Herzog Heinrich auf Brautschau in Westfalen. In Herford erwählt er die dort erzogene Mathilde (896-968), Nachkomme des Sachsenführers Widukind, zur Braut und heiratet sie noch im selben Jahr. Für die Liudolfinger bedeutet die Heirat einen Zuwachs an Einfluss und Rechten auch im westlichen Sachsen. Mathilde verfügt über umfangreiches Erbgut im Raum Herford/Enger.
 
 

938

 

 Aufstände gegen König Otto I.
Die ersten Jahre des Königtums Ottos I. des Großen (reg. 936-973) sind durch die Aufstände von Angehörigen der sächischen Königsfamilie und Herzögen geprägt. So empören sich im Jahr 938 Ottos Halbbruder Thankmar und Herzog Eberhard von Franken. Thankmar gelingt es, Ottos Bruder Heinrich im "castellum" Belecke gefangen zu nehmen, doch unterliegt Thankmar und wird noch im selben Jahr auf der Eresburg getötet. Heinrich erhebt sich zusammen mit dem lothringischen und dem Frankenherzog im Jahr 939.
Belecke (bei Arnsberg) ist in der Folgezeit als Reichs- bzw. Reichskirchengut ausgewiesen. Der Besitz gelangt während der Unmündigkeit König Heinrichs IV. (reg. 1056-1106) an Erzbischof Anno II. von Köln (reg. 1056-1075), der den dortigen Zehnten an die Klöster Siegburg bzw. Grafschaft vergibt. Erstmals wird in Belecke ein Propst zum Jahr 1244 erwähnt, im Jahr 1270 erscheint die Benediktinerpropstei als mit dem Kloster Grafschaft verbunden, dessen Abt den Propst einsetzt. Im Zusammenhang mit der Stadterhebung Beleckes - Belecke erhält 1296 Soester Stadtrecht - bekommt die Propsteikirche Pfarrrechte, der Propst kann das Recht des archidiakonalen Sends an sich ziehen.
 
 

941

 

 Widukind von Corvey
Der Mönch und Geschichtsschreiber Widukind (gest. nach 973) tritt um das Jahr 941/42 in das Kloster Corvey ein. Dort beginnt er die "Sachsengeschichte" zu schreiben, die er der Gandersheimer Äbtissin Mathilde, einer Tochter Kaiser Ottos des Großen (reg. 936-973), widmet. In drei Büchern beschreibt Widukind die Geschichte des sächsischen Volkes, so den Übergang der Königsherrschaft in Ostfranken auf die sächsischen Herrscher (919), die Lechfeldschlacht (955) oder das römische Kaisertum Ottos des Großen (962).
 
 

947

Januar 13

 Privilegienbestätigung für die Frauengemeinschaft Essen
Mit Datum vom 13.01.947 bestätigt König Otto der Große (reg. 936-973) der vor der Mitte des 9. Jahrhunderts gegründeten Frauengemeinschaft Essen dessen Privilegien, u. a. den Besitz in (Dortmund-) Huckarde. Dabei ist die Schenkung Huckardes, wie die betreffende Urkunde ausweist, von König Ludwig dem Deutschen (reg. 833/40/43-876) und wohl um das Jahr 870 erfolgt.
Zur Schenkung Ludwigs des Deutschen wird ein Haupthof mit Unterhöfen gehört haben. Diese Villikation Huckarde bildet die Grundlage dafür, dass sich aus der Grundherrschaft mit ihren Rechten bis zum 13. Jahrhundert eine Landesherrschaft der Essener Äbtissin entwickelt. Sie umfasst neben Huckarde auch das benachbarte (Dortmund-) Dorstfeld und bildet eine vom Territorium des Essener Stifts gesonderte Herrschaft, deren Vögte ab 1288 die Grafen von der Mark sind.
 
 

Juli 14

 Frauengemeinschaft in Enger
Vor das Jahr 947 ist die Gründung einer geistlichen Gemeinschaft in Enger (bei Herford) zu datieren. Eine in Dortmund ausgestellte Urkunde König Ottos I. (reg. 936-973) vom 14.07.947 berichtet von der Einrichtung eines Männerstiftes durch Königin Mathilde (ca.896-968), der Gemahlin König Heinrichs I. (reg. 919-936). Hoch- und spätmittelalterlicher Überlieferung, erstmals der sog. Älteren Mathildenvita (um 974) zufolge soll aber der Sachsenherzog Widukind, ein Vorfahr Mathildes, das Stift in Enger gegründet haben und dort begraben liegen. Der älteste Bau der Stiftskirche weist in der Tat bis um 800 zurück. Im Spätmittelalter ist Enger Mittelpunkt der Widukind-Verehrung, 1377 besucht Kaiser Karl IV. (reg. 1347-1378) Enger und lässt das Grab Widukinds wiederherstellen.
Das Stift (St. Maria und Laurentius, später St. Dionys) in Enger wird 968 dem Magdeburger Erzbischof übertragen, für 1074 ist eine königliche Zollstelle bezeugt. Die Edelherren zur Lippe üben im späteren Mittelalter die Stiftsvogtei aus, Enger Mittelpunkt eines Amt mit einer im Jahr 1305 zerstörten Burg. Seit 1408 gehört Enger zur Grafschaft Ravensberg, die Stiftsherren siedeln 1414 nach Herford um.
 
 

950

 

 Münzfund von Selm-Bork
Eine der frühesten westfälischen Funde mittelalterlicher Münzen datiert aus der Mitte des 9. Jahrhunderts. Der Münzfund von Selm-Bork (bei Lüdinghausen) umfasst 60 Silberpfennige, alles Nachahmungen des Kölner Pfennigs und damit repräsentativ für die Münzepoche der überregionalen Pfennigwährung des 10. und 11. Jahrhunderts. Handelsbeziehungen nach Nordeuropa und besonders in den Ostseeraum gehören hierher, die Kölner Pfennige und deren Nachahmungen sind weit verbreitet, doch kommen auch Denare aus Dortmund vor.
 
 

952

Juni 7

 Markt-, Münz- und Zollrecht in Wiedenbrück
Zu Beginn des 9. Jahrhunderts wird die Pfarrei Wiedenbrück der Osnabrücker Kirche zugewiesen. Aus der "Urpfarrei" entstehen in den folgenden Jahrhunderten u. a. die Kirchspiele Gütersloh und Rheda, der Osnabrücker Bischof erhält mit dem Diplom König Ottos I. (reg. 936-973) vom 07.06.952 das Markt-, Münz- und Zollrecht in Wiedenbrück, um das Jahr 1000 ist Besitz des Corveyer Klosters am Ort bezeugt.
Die zunehmende Bedeutung einer vom Sauerland über Lippstadt nach Nordosten führenden Fernstraße hat Einfluss auf die Stadtentwicklung Wiedenbrücks, die an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert in eine entscheidende Phase tritt. In dieser Zeit (um 1170) errichtet Widukind von Rheda (reg. ca. 1170-1191) auch die gleichnamige Burg Rheda, die den Übergang über die Ems sichert und die nach dem Tod Widukinds an die Edelherren zur Lippe gelangt.
 
 

961

Juni 7

 Privileg für die Mindener Kirche
Im Rahmen der (sich ausbildenden) ottonisch-salischen Reichskirche sind auch westfälische Bischöfe (und Äbte) im Reichsdienst der sächsischen Herrscher nachweisbar. Bischof Landward von Minden (reg. 958-969) ist einer der angesehensten Ratgeber König Otto I. (reg. 936-973). Er erhält mit Datum vom 07.06.961 ein königliches Privileg, das der Mindener Kirche Königsschutz, Immunität und freie Wahl des Bischofs zusichert. Trotzdem geht in der Folgezeit die Bischofswahl nicht ohne Eingreifen und Zustimmung des Königs ab. Dies gilt auch für Bischof Milo (reg. 978-996), den Nachfolger Landgards. Milo setzt sich am Ende des 10. Jahrhunderts für die vom lothringischen Kloster Gorze ausgehende Reformströmung ein.
Ähnlich wie in Minden liegen die Verhältnisse bei den Bistümern Münster und Paderborn. Die Reichskirche ist die Stütze des ottonischen Königtums auch in Westfalen. Westfälische Bischöfe und Grafen unterstützen auch die "Außenpolitik" der Ottonen, obwohl es gerade wegen der Interessen der Herrscher in Italien zu Protesten kommt. Bekanntlich bezieht Otto I. Reichsitalien in seine Machtsphäre ein (ab 951) und erlangt 962 in Rom das Kaisertum. Die Niederlage Kaiser Ottos II. (reg. 973-983) gegen die Sarazenen im süditalienischen Cotrone (982) fordert auch unter den westfälischen Kriegern im deutschen Heer schwere Verluste.
 
 

964

Dezember 9

 Reliquientranslation nach Soest
Die Gebeine des heiligen Patroklus von Troyes, eines Märtyrers des 3. Jahrhunderts, stehen im Mittelpunkt des Nachfolgenden: Der Kölner Erzbischof und lothringische Herzog Brun (reg. 953-965), ein Bruder Kaiser Ottos des Großen (reg. 936-973), führt im Jahr 960 einen Feldzug nach Burgund und überführt die Reliquien des Heiligen nach Köln. Vier Jahre später, am 09.12.964, gelangen diese nach Soest, in das von Bruno neu gegründete Kanonikerstift St. Patroklus.
Soest wird damit als Stützpunkt des Kölner Erzbischofs im südlichen Westfalen erkennbar. Diesem Sachverhalt entspricht es, dass zur Zeit Erzbischof Brunos eine erzbischöfliche Pfalz, ein mächtiger Donjon, in Soest erbaut wird. Der bedeutende Hellwegort selbst soll (angeblich?) im Jahr 624 vom merowingischen König Dagobert I. (reg. 623-629) an Bischof Kunibert von Köln gelangt sein. Siedlungsspuren reichen bis ins 6. Jahrhundert zurück, fränkisch betonte Gräber des 6. Jahrhunderts weichen im Verlauf des 7. Jahrhunderts Baumsarggräbern und Pferdebestattungen.
 
 

980

 

 Graf Hermann (I.) von Werl
Für das Westfalen des 10. und 11. Jahrhunderts haben die Grafen von Werl eine wichtige Bedeutung. Um 980 heiratet Graf Hermann (I.) von Werl (978, 985) die burgundische Königstochter Gerberga, die Werler sind damit als "Grafen von Westfalen" auch mit den sächsischen und salischen Königsfamilien verwandt. Doch gelingt es den Grafen in der Folgezeit nicht, eine mächtige Herrschaftsstellung zwischen Rhein und Weser, Sauerland und Friesland zu schaffen. Noch vor 1100 - nach einer Niederlage der Werler Grafen gegen die Friesen - wird Arnsberg das Herrschaftszentrum des (Arnsberger) Grafengeschlechts.
Dem Rang der Werler Grafen entspricht die Bedeutung des frühmittelalterlichen Ortes Werl. Am westfälischen Hellweg gelegen, an der Grenze zwischen den beiden altsächischen Heerschaften Westfalen und Engern, besitzt Werl für seine Umgebung eine politische und kirchliche Vorortfunktion. Ein repräsentativer romanischer Kirchenbau unter der heutigen Walburgiskirche stammmt aus dem 10./11. Jahrhundert, eine Burganlage der Werler Grafen ist nur schriftlich bezeugt ("curtis dicta Aldehof"). Mit dem Übergang von Teilen Werls an den Kölner Erzbischof (ab 1093) beginnt die Verdrängung der Grafen aus dem Ort, der im 13. Jahrhundert kölnische Stadt wird.
 
 

November 20

 Erhebung der Gebeine der heiligen Ida von Herzfeld
In einem bedeutenden Festakt, den wahrscheinlich der Werdener Abt Liudolf (reg. 974-983) veranlasst hat, findet in Herzfeld (bei Beckum) am 20.11.980 durch Bischof Dodo von Münster (reg. 967-993) die Erhebung der Gebeine (Heiligsprechung) der heiligen Ida statt. Abt und Bischof erhalten Partikel der Heiligen, die Ludolf in einer feierlichen Prozession am 01.12.980 nach Werden bringen lässt. Vielleicht steht in Zusammenhang mit dem Akt von 980 die Beilegung einer Auseinandersetzung zwischen Ludolf und Dodo um die Zehntrechte an Werdener Gütern im Münsteraner Bistum. In einem Vergleich einigen sich Abt und Bischof darauf, dass die Zehnten in Herzfeld und Vechtler bei Münster, die Güter in Forkenbeck und Ichtern aber zehntfrei bleiben. Darüber hinaus übergibt Dodo zu seinem Gedächtnis und dem seiner Nachfolger die Zehnten in Vechtler, Senden und Tetekum an Werden.
 
 


1000


1005

Juli

 Kirchensynoden in Dortmund
Im Juli 1005 findet unter dem Vorsitz König Heinrichs II. (reg. 1002-1024) eine Kirchensynode in Dortmund statt. Anwesend sind die Erzbischöfe von Köln, Bremen und Magdeburg sowie zwölf weitere Bischöfe. Im Januar 1016 folgt nochmals eine Synode am Hellwegort. Dortmund nimmt damit als Stützpunkt des Königtums in Westfalen eine überragende Stellung ein, auch wenn man den Ort mit den anderen königlichen Stützpunkten am Hellweg vergleicht: (Duisburg, Essen,) Bochum, Unna, Werl, Soest, Erwitte, Geseke und Paderborn.
 

1009

März 13

 Meinwerk zum Bischof von Paderborn erhoben
Der Sachse Meinwerk (geb. um 975), ausgebildet an den Domschulen von Halberstadt und Hildesheim, wird von König Heinrich II. (reg. 1002-1024), seinem ehemaligen Mitschüler, am 13.03.1009 zum Bischof von Paderborn erhoben. Als Bischof entfaltet Meinwerk (reg. 1009-1036) große Aktivitäten in Paderborn und im Bistum, als Vertreter der ottonisch-salischen Reichskirche ist er vielfach für Herrscher und Reich tätig, z. B. anwesend bei den Kaiserkrönungen Heinrichs II. und Konrads II. (reg. 1024-1039) in Rom (1014, 1027) oder teilnehmend an kriegerischen Unternehmungen, insbesondere gegen die Polen.
Im Gegenzug erhalten Meinwerk und das Paderborner Bistum die Unterstützung der Herrscher. Dem Bischof gelingt der Ausbau seines Bistums als Herrschaftsbereich auf Grund der bischöflichen Banngewalt, der Verfügung über Kirchen, Eigenklöstern und -stiften, der Grafen- und Forstrechte. In Paderborn erneuert und erweitert er den im Jahr 1000 abgebrannten Dom (1015) und gründet die geistlichen Gemeinschaften Abdinghof (1016) und Busdorf (1036). u. a. die Reichsabtei Schildesche (bei Bielefeld) wird Meinwerk von Kaiser Heinrich II. übertragen (1019).
 
 

1015

 

 Gründung des Benediktinerklosters Abdinghof
"Aus Liebe zum Mönchsleben" bereichert Bischof Meinwerk (reg. 1009-1036) die Sakraltopografie seiner Bischofsstadt um das Benediktinerkloster Abdinghof. Die Gründung der Mönchsgemeinschaft in der westlichen Paderborner Vorstadt ("suburbium") erfolgt im Jahr 1015 mit der Ankunft von 13 Mönchen (angeblich aus Cluny) unter ihrem Abt Sigehard (1016, 1031), am 14.02.1016 weiht Meinwerk die Benediktkapelle des Klosters. Die nächsten Jahre sind angefüllt mit Besitzschenkungen an die geistliche Kommunität. Meinwerk selbst tritt die Hälfte der Einkünfte vom Erbgut seiner Mutter Adela an das Kloster ab, Königsgut kommt von Kaiser Heinrich II. (reg. 1002-1024) hinzu. Letzterer wohnt auch der Weihe von Klostergebäuden und Krypta am 02.01.1023 bei. Am 14.01.1023 verleiht der Kaiser dem Kloster Immunität für den Besitz und freie Vogtwahl.
Die Weihe der Klosterkirche erfolgt schließlich am 02.11.1031, nachdem Meinwerk die Gebeine des heiligen Märtyrers Felix in Empfang nehmen konnte. Bei der Weihe sind der Erzbischof von Magdeburg und die Bischöfe von Hildesheim, Minden und Münster anwesend. Meinwerk überantwortet dem Kloster darüber hinaus einen kostbaren Kirchenschatz, mit Datum der Kirchweihe stellt er die Gründungsurkunde für die Mönchsgemeinschaft aus.
 
 

1017

Juni 10

 Königskanonikat am Paderborner Dom
Stellvertretend für die Königskanonikate in Minden und Münster soll das Kanonikat Kaiser Heinrichs II. (reg. 1002-1024) und seiner Ehefrau Kunigunde (gest. 1033) in Paderborn erwähnt werden. Sicher sind es auch die guten Beziehungen zum Paderborner Bischof Meinwerk (reg. 1009-1036), die das Herrscherpaar zur Einrichtung einer Kanonikerpräbende für sich und seine Frau am Paderborner Dom veranlassen. Mit Urkunde vom 10.06.1017 weist der Kaiser zur Ausstattung des Kanonikats der Paderborner Kirche u. a. Güter in Dülmen, Sythen und Lembeck zu.
Das Königskanonikat an Domkirchen gehört zur ottonisch-salischen Reichskirche und dient der sakralen Darstellung des Königtums, ist somit ein wichtiges Bindeglied zwischen König und Kirche.
 
 

1018

 

 Auseinandersetzungen zwischen den Grafen von Werl und dem Kölner Erzbischof
Eine offensive Politik Gerbergas, der Ehefrau des Grafen Hermann I. von Werl (reg. 975, 985), führt zum Streit der Werler Grafen mit dem Kölner Erzbischof Heribert (reg. 999-1020). Gerberga, Gründerin der Frauengemeinschaft Oedingen (vor 1000), wird für längere Zeit gefangen gesetzt. Gerbergas Sohn, Graf Heinrich, setzt den Kampf fort, bei dem es auch gegen den Bischof von Münster um die Vogtei der Liesborner Frauengemeinschaft geht. Eine Vermittlung des Kaisers Heinrich II. (reg. 1002-1024) in dieser Sache scheitert (1017), der Streit geht im Jahr 1018 weiter, ohne dass über dessen Ausgang etwas bekannt ist. 1019/20 beteiligen sich die Werler Grafensöhne am Aufstand des sächsischen Herzogs Bernhard II. Billung (reg. 1011-1059) gegen den Kaiser.
 
 

 

 Schenkung des Grafen Dodiko an die Paderborner Kirche
Der nach dem tragischen Tod seines Sohnes kinderlose Graf Dodiko von Warburg (gest. 1020) vermacht der Paderborner Kirche unter Bischof Meinwerk (reg. 1009-1036) den Besitz seiner bedeutenden Adelsgrundherrschaft. Es handelt sich um Güter und Rechte an elf Orten hauptsächlich südlich von Warburg. Viele der Orte sind Ausbausiedlungen, Rodungstätigkeiten im Rahmen des mittelalterlichen Landesausbaus sind im Gange.
Auch über die soziale Gliederung innerhalb der Grundherrschaft Dodikos lässt sich einiges in Erfahrung bringen. Ministeriale als Meier ("villici") der Hofverbände treten in Erscheinung, abhängige Bauern sowie Frauen und Mädchen, die in Genitien ("Arbeitshäusern") Textilien herstellen. Sie alle unterliegen mit der Tradition des Besitzes Dodikos an Bischof Meinwerk dem Hofrecht der Paderborner Kirche.
 
 

1024

Dezember 25

 Umritt König Konrads II.
Nach dem Dynastiewechsel im deutschen Königtum zwischen den sächsisch-ottonischen und den salischen Herrschern und der in Kamba vollzogenen Wahl Konrads (II., reg. 1024-1039) zum König begibt sich der neue Herrscher im Zuge eines Königsumritts auch nach Sachsen, wo er in Dortmund und zu Weihnachten 1024 in Minden die Huldigung sächsischer Großer entgegennimmt und den Sachsen ihre Rechte ("patria iura") bestätigt. Die Einladung des Königs ist zuvor, am 13.09.1024, auf einer sächsischen Versammlung in Herzfeld beschlossen worden. Nach seinem Aufenthalt in Minden begibt sich Konrad II. nach Paderborn und Corvey, wo er Anfang Januar 1025 zu finden ist.
In den folgenden Jahrzehnten verwandeln sich Sachsen und Westfalen in königsferne Landschaften. Bischöfe und Grafen stehen kaum noch in einer engeren Beziehung zum Königshof. Die Großen Westfalens beteiligen sich nicht mehr an der Reichspolitik, der salische Herrscher ist meist nur auf der Durchreise durch Westfalen.
 
 

1027

April 7

 Schenkung des Hofes Erwitte an die Paderborner Kirche
Das frühmittelalterliche Erwitte liegt am Kreuzungspunkt von westfälischem Hellweg und der vom Sauerland nach Wiedenbrück und Bielefeld führenden Fernstraße. Erwitte ist seit dem 9. Jahrhundert in mittelalterlichen Quellen bezeugt, am 07.04.1027 schenkt Kaiser Konrad II. (reg. 1024-1039) Bischof Meinwerk von Paderborn (reg. 1009-1036) den Königshof in Erwitte. Auch ein Markt ist vorhanden, ebenfalls die (karolingische?, ottonische) Pfarrkirche mit einem Laurentiuspatrozinium. Doch entwickelt sich der Kirch- und Marktort in den folgenden Jahrhunderten nicht weiter, zu übermächtig ist die Konkurrenz der 1184 gegründeten Stadt Lippstadt, zu hemmend der Streit zwischen dem Kölner Erzbischof und dem Paderborner Bischof im 13. Jahrhundert um territoriale Rechte in Erwitte.
 
 

1051

Mai 19

 Kaiserliches Pfingstfest in Paderborn
Kaiser Heinrich III. (reg. 1039-1056) feiert mit seinem Gefolge das Pfingstfest am 19.05.1051 in Paderborn. Anwesend ist - neben dem Paderborner Bischof - auch der Mainzer Erzbischof Bardo (reg. 1031-1051), ehemals Abt von Werden und Helmstedt. Bardo stirbt auf der Rückreise nach Mainz am 10.06.1051 oder 11.06.1051.
Der Herrscher erreicht, auf dem Hellweg Westfalen durchquerend, eine knappe Woche später Dortmund. Hier stellt er am 25.05.1051 für Bischof Alberich von Osnabrück (reg. 1036-1052) eine Urkunde aus, wonach es nur dem Vogt der Osnabrücker Kirche zusteht, Gericht über die Malmannen, die bischöflichen Freibauern, zu halten. Das kaiserliche Diplom wendet sich damit gegen Übergriffe von Grafen und Herzögen, insbesondere verurteilt es die Bedrückung der Bauern durch Graf Bernhard I. von Werl (reg. 1024-1066, gest. ca. 1070).
 
 

1058

April 16

 Brand von Paderborn
Nach einem Brand Paderborns am 16.04.1058 ist fast der ganze Ort zerstört. Nur der Bischofspalast und ein Haus am Markt werden verschont. Auch das Kloster Abdinghof wird durch Feuer zerstört. Dabei kommt angeblich der im Kloster lebende Einsiedler Paternus ums Leben. Er hat wegen seines Gelübdes sich geweigert, seine Mönchszelle zu verlassen.
Der Neubau von Kirche und Kloster Abdinghof erfolgt alsbald, 1078 kann Bischof Poppo von Paderborn (reg. 1076-1084) in Anwesenheit des Gregorianers Bischof Altmann von Passau (reg. 1065-1091). In der Folgezeit - unter Abt Gumbert (reg. 1093-1114) - hält die Reform des Schwarzwaldklosters Hirsau in Abdinghof Einzug.
 
 

1062

Mai 19

 Besuch König Heinrichs IV. in Minden
Der noch unmündige König Heinrich IV. (geb. 1050, reg. 1056-1106) weilt zu Besuch in Minden. Streitigkeiten zwischen dem Gefolge des Herrschers und den Bewohnern Mindens führen zu einem Brand, dem der Dom zum Opfer fällt, aber auch große Teile des Ortes.
Auch die folgenden Entwicklungen führen zu einer weiteren Entfremdung zwischen dem salischen Herrscher und den Sachsen bzw. Westfalen. Beispielhaft sei hier genannt die Übertragung der Grafschaft im Emsgau (1063) an den Bremer Erzbischof Adalbert (1045-1072), einem Vertrauten des Königs.
 
 

1066

Juni 5

 Übertragung der Reichsabtei Corvey an den Bremer Erzbischof
In die Anfangszeit der Mündigkeit König Heinrichs IV. (reg. 1056-1106) seit Mai 1065 gehört die Übertragung der Reichsabtei Corvey an Erzbischof Adalbert von Bremen (reg. 1045-1072), beurkundet am 06.09.1065. Dem königlichem Gunstentzug und Sturz Adalberts auf der Reichsversammlung in Tribur (1066) folgt die Wiederherstellung der alten Corveyer Rechtsstellung u. a. im Diplom König Heinrichs IV. vom 05.06.1066, das die "libertas" des Vitusklosters bei Besitz- und Immunitätsbestätigung hervorhebt. Noch 1072 versucht Adalbert wieder auf die Abtei Corvey Einfluss zu nehmen, doch beendet sein Tod die Weiterführung diesbezüglicher Pläne.
 
 

1070

 

 Konflikt zwischen König Heinrich IV. und Bayernherzog Otto von Nordheim
Eine Einheirat in die Werler Grafenfamilie festigt die Machtstellung des bayerischen Herzogs und sächsischen Grafen Otto von Nordheim (reg. 1061-1070, gest. 1083) auch in Westfalen. Im Jahr 1070 führen die Spannungen zwischen König Heinrich IV. (reg. 1056-1106) und dem Herzog zum offenen Konflikt. Der Herzog wird des Hochverrats angeklagt, der König entzieht ihm das Herzogtum Bayern, ein königliches Heer erstürmt und zerstört die gräfliche Burg Desenberg (bei Warburg), wobei das benachbarte Sauerland stark verwüstet wird.
 
 

1072

 

 Gründung des Klosters Grafschaft
Erzbischof Anno II. von Köln (1056-1075) gründet - im Zusammenhang mit seinem Bemühen um Klosterreform - das Benediktinerkloster Grafschaft auf Besitz der Witwe Chuniza und von deren Sohn Tiemo sowie mit Zustimmung Papst Alexanders II. (reg. 1061-1073) und König Heinrichs IV. (reg. 1056-1106). Grafschaft (bei Meschede) wird von Siegburger Mönchen besiedelt, eine nicht vor dem Jahr 1085 verfasste "Gründungsurkunde" gibt über die (teilweise angeblichen) Rechte der Mönchsgemeinschaft Auskunft. Streitigkeiten mit dem Stift Meschede über das Landdekanat Engern gehen zu Ungunsten des Klosters aus, Grafschaft wird im Zusammenhang mit dem niederrheinisch-sächsischen Aufstand gegen Kaiser Heinrich V. (reg. 1106-1125) stark zerstört (1114). Trotzdem ist das 12. Jahrhundert eine Blütezeit der Grafschafter Mönchsgemeinschaft, erkennbar an Werken aus dem dortigen Skriptorium.
 
 

1073

 

 Sächsischer Aufstand gegen König Heinrich IV.
Die zunehmende Entfremdung zwischen König Heinrich IV. (reg. 1056-1106) und den sächsischen Großen entlädt sich im sächsischen Aufstand gegen den salischen Herrscher. Anlässe gibt es genug: Spannungen zwischen Sachsen und den königlichen Gefolgsleuten, Feindschaften sächsischer Grafen und Bischöfe gegen den König bzw. gegen die während dessen Unmündigkeit Regierenden (1056-1065), die Reichsgut- und Burgenpolitik des Königs in (Ost-)Sachsen, die Zurücksetzung des sächsischen Grafen Otto von Nordheim (gest. 1083). Von den im Sommer 1073 ausbrechenden Kämpfen ist weniger Westfalen als das östliche Sachsen betroffen. Immerhin sind Versammlungen der dem Königtum feindlich gegenüberstehenden sächsischen Großen in Corvey zu August 1073, Januar 1074 und zu 1077 bezeugt, während z. B. der Bischof Friedrich I. von Münster (reg. 1064-1084) und der Graf Konrad von Werl (gest. 1092) auf der Seite des Königs stehen.
Es vermengen sich in der Folge die Kämpfe zwischen Königtum und Sachsen mit dem beginnenden Investiturstreit (1075-1122) zwischen König und Papst, zwischen "regnum" und "sacerdotium", zwischen Anhängern von König und Königskirche auf der einen und herrscherfeindlicher Opposition sowie gregorianischer Reformpartei auf der anderen Seite. Die Schlacht bei Homburg am 09.06.1075 gehört ebenso hierher wie die Wahl des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden (reg. 1077-1080). Der sächsische Aufstand soll bis zum Ende des Regierungszeit König Heinrichs IV. anhalten, wobei zumindest Westfalen zu einer "königoffenen" Landschaft wird.
 
 

1077

März 15

 Königswahl Rudolfs von Rheinfelden
Nach dem "Gang nach Canossa" (26.01.1077-29.01.1077) und der auch von sächsischen Großen am 15.03.1077 vollzogenen Forchheimer Wahl des schwäbischen Herzogs Rudolf von Rheinfelden zum König (reg. 1077-1080) geht Letzterer gewaltsam gegen diejenigen Westfalen vor, die sich ihm nicht anschließen (1077-1080). Das Gegenkönigtum Rudolfs endet nach dessen Sieg in der Schlacht an der Elster, als der dabei verwundete Herrscher wenige Tage später stirbt (15.10.1080).
Auch der neue "sächsische" (Gegen-) König Hermann von Salm (reg. 1081-1088) versucht seinen Einfluss auf Westfalen auszudehnen, das seiner Herrschaft zumindest reserviert gegenübersteht. Kämpfe sind für die Zeit ab Frühjahr 1082 bezeugt (u. a. Belagerung der Iburg, 1082), nach 1084/85 kehrt in Westfalen Ruhe ein, die Anhänger Kaiser Heinrichs IV. (reg. 1056-1106) haben nun das politische Übergewicht, auch was Investiturstreit und Kirchenreform anbetrifft.
 
 

November

 Wormser Fürstenversammlung
Auf einer Wormser Fürstenversammlung (November 1077) erhält das Osnabrücker Bistum unter Bischof Benno II. (reg. 1068-1088) sein volles kanonisches Zehntrecht zurück. Dies geschieht zu Lasten der Klöster Herford und Corvey, die sich in der Folgezeit auf der Seite der sächsischen Aufständischen gegen die Herrschaft König Heinrichs IV. (reg. 1056-1106) finden. Der Corveyer Abt Markward (reg. 1081-1107) z. B. ist Anhänger der gregorianischen Partei der Kirchenreformer und führt im Weserkloster die Reform des Schwarzwaldklosters Hirsau ein. Corvey wird zum Mittelpunkt der Hirsauer Reform in Sachsen. Es ist Angriffen der kaiserlichen Partei ausgesetzt wie im Jahr 1100, als Abt Markward vom Hersfelder Abt Gunthar (reg. 1100-1103) aus Corvey vertrieben wird, sich aber nach Gunthars Tod (1103) wieder im Weserkloster durchsetzen kann.
Auf der anderen Seite steht Bischof Benno von Osnabrück, ein treuer Anhänger des Königs, der sein Bistum 1076 verlassen muss, sich im Gefolge Heinrichs IV. aufhält und nach dem Tod des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden (reg. 1077-1080) wieder nach Osnabrück zurückkehren kann. Bennos Sorge um die Iburg, die er neu befestigt und die 1082 vom Gegenkönig Hermann von Salm (reg. 1081-1088) erfolglos belagert wird, mündet in der Gründung einer Abtei dort (1084). Unterstützt wird Benno nicht zuletzt durch den Kaiser, der in einem Brief von wahrscheinlich 1084/85 den Diözesanen nochmals das Zehntrecht des Osnabrücker Bischofs einschärft.
 
 

1080

 

 Bischofsschisma in Minden
Nach dem Tod des Mindener Bischofs Eilbert (reg. 1055-1080) kommt es am westfälischen Bischofssitz zu einem Schisma. Das gregorianisch gesinnte Domkapitel wählt als Eilberts Nachfolger den Dompropst Reinhard (reg. 1080-1089) zum Nachfolger, die königliche Partei im Investiturstreit entscheidet sich für den Hildesheimer Domherren Folkmar (reg. 1080/89-1095). Fortan stehen sich im Mindener Bistum Anhänger der königlichen und der päpstlichen Partei gegenüber. Reinhard kann sich als Bischof behaupten, solange der Gegenkönig Hermann von Salm (reg. 1081-1088) ihn unterstützt. Dennoch aus Minden vertrieben, kehrt er 1089 nochmals für wenige Monate an seinen Bischofssitz zurück. Nach seinem Tod (1089) setzt sich sein Kontrahent Folkmar durch, der 1095 einem Mordanschlag zum Opfer fällt. Selbst der Leichnam Folkmars muss auf Drängen der letztlich obsiegenden Partei der gregorianischen Kirchenreformer aus dem Mindener Dom entfernt werden (nach 1105).
Folkmars Nachfolger Ulrich (reg. 1096-1097) ist dann wieder ein Gregorianer, dessen Nachfolger Widelo (reg. 1097-1105, 1112-1119) ein Anhänger des Kaisers Heinrich IV. (reg. 1056-1106), Bischof Siegward von Minden (reg. 1120-1140) ein Anhänger des sächsischen Herzogs und Königs Lothar von Supplinburg (reg. 1106/25-1137).
 
 

1082

Februar

 Krieg und Unruhen in Westfalen
Der Weihnachten 1081 geweihte Gegenkönig Hermann von Salm (reg. 1081-1088) unternimmt am Beginn der Fastenzeit einen Heerzug gegen Westfalen. Die Iburg wird vergeblich belagert, die ganze Region verwüstet.
Auch in den folgenden Jahren kommt Westfalen nicht zur Ruhe. An einem 29.10., vielleicht des Jahres 1084, kommt Walter, Bruder des verstorbenen Kölner Erzbischofs Anno (reg. 1056-1075) gewaltsam ums Leben; Walter ist Gesandter Erzbischofs Sigewin (reg. 1078/79-1089). Um diese Zeit sterben auch zwei Söhne des Grafen von Cappenberg. Sie sind Opfer eines Mordanschlags, nur der jüngste Sohn Gottfried, der Vater des Gründers des Prämonstratenserstifts Cappenberg, kann sich retten. Nach 1084/85 lassen die Kämpfe nach, Westfalen hängt zum überwiegenden Teil Kaiser Heinrich IV. (reg. 1056-1106) an.
 
 

1083

 

 Bischofsschisma in Paderborn
Beim Tod des gregorianisch gesinnten Bischofs Poppo von Paderborn (reg. 1076-1083) stehen sich die Anhänger der gregorianischen Reformpartei und die des Königs Heinrich IV. (reg. 1056-1106) gegenüber. So muss der gregorianische Bischof Heinrich I. von Assel (reg. 1084-1102) im Jahr 1085 dem kaiserlichen Gegenbischof Heinrich II. von Werl (reg. 1084-1127) weichen, doch nur für wenige Monate. Heinrich von Assel bleibt bis zum Jahr 1102 Paderborner Bischof und wird dann Erzbischof von Magdeburg (reg. 1102-1107), während Heinrich von Werl die Leitung des westfälischen Bistums übernimmt.
 
 

1092

Juli

 Niederlage der Grafen von Werl gegen die Friesen
Niederlage und Tod der Grafen Konrad und Hermann von Werl gegen die Friesen an der unteren Ems (Juli 1092) stehen am Beginn des Aufstiegs der Grafen von Arnsberg. Der überlebende Werler Graf Friedrich I. (reg. 1092-1124) vermag sich gegen Ansprüche des Kölner Erzbischofs und des sächsischen Herzogs einigermaßen erfolgreich durchzusetzen, muss aber nach der Eroberung Arnsbergs durch den Kölner Erzbischof (1102) Letzteren die Hälfte seiner Grafenrechte abtreten. Herrschaftsmittelpunkt der Grafschaft wird die Arnsberger Burg, bei der 1114 eine vorstädtische Siedlung belegt ist, weiter sind die wichtigen Burgenbauten in Rietberg und Wewelsburg zu nennen. Nach dem Tod Friedrichs I. (1124) gelangt die Arnsberger Grafschaft an Friedrichs Schwiegersohn Gottfried I. von Cuik (reg. 1124-1145).
Die an den Erzbischof abgetretenen Grafschaftsrechte gelangen an erzbischöfliche Lehnsleute, u. a. an die Edelherren von Ardey, Volmarstein und Rüdenberg.
 
 

1093

 

 Erwerb der Externsteine durch das Kloster Abdinghof
Um das Jahr 1093 erwirbt - dies geht aus einer abschriftlich überlieferten Urkunde von ca. 1165 hervor - der Abdinghofer Abt Gumbert (reg. 1093-1114) die Externsteine, eine markante Felsgruppe im Teutoburger Wald. 1115 weiht Bischof Heinrich II. von Paderborn (reg. 1084-1127) die in den Hauptfelsen gehauene Kapelle, zwei große Reliefs an der Außenwand, die die Kreuzabnahme Christi bzw. Adam und Eva zum Thema haben, stammen aus der Zeit um 1130. Eine zweite Kapelle auf der Höhe des zweiten Felsens kommt hinzu. Offensichtlich werden die Externsteine im Mittelalter zu Andachts- und Wallfahrtsorten, Mönche bzw. Weltgeistliche üben die Seelsorge aus.
Auch das Kloster Werden a.d. Ruhr war nahe den Externsteinen begütert. Als Abt sowohl von Werden als auch von Helmstedt musste der Leiter des Werdener Klosters auch in Helmstedt nach dem Rechten sehen. Eine Urkunde von ca. 1129 belegt gut Aufwand und Ausführung der Reisen zwischen Werden und Helmstedt. Danach muss der mit den Grundstücken ausgestattete Dienstmann Heinrich u. a. jährlich für zwei Aufenthalte des Werdener Abtes zu sorgen, ein Mal für die Hin-, ein Mal für die Rückreise.
 
 

1096

 

 Flucht Mar Schemarjas nach Dortmund
Im Vorfeld des Ersten Kreuzzugs (1096-1099) kommt es in den rheinischen Städten zu Judenverfolgungen. Der Kölner Jude Mar Schemarja flieht mit seiner Familie ins westfälische Dortmund, wo er zwar freundlich aufgenommen wird, sich aber zum Christentum bekennen soll. Mar Schemarja bittet scheinbar um Bedenkzeit, nutzt diese aber, um seine Familie umzubringen. Als er auch Hand an sich legt, wird er ohnmächtig und so von den Dortmunder Bekannten gefunden. Mar Schemarja weigert sich zu konvertieren und wird - so der legendenhafte jüdische Bericht weiter - lebendig neben seiner Familie begraben.
 
 


1100


1100

 

 Auseinandersetzungen zwischen dem kölnischen Erzbischof und dem Grafen von Arnsberg
Um bzw. kurz nach dem Jahr 1100 kommt es zu einem Ausgreifen der Kölner Erzbischöfe im Westfalen südlich der Lippe vom alten kölnischen Stützpunkt Soest her. Die Auseinandersetzungen mit dem Grafen Friedrich I. von Arnsberg (reg. 1092-1124) gehören hierher, ebenso der Erwerb von Werl, Hachen und dem Lürwald von Friedrichs Bruder Liupold (1102). Der Kölner "dominatio" dienen weiter der Bau der Burg Volmarstein durch Erzbischof Friedrich I. (reg. 1100-1131) kurz nach 1100 und der Erwerb von Burg und Herrschaft Padberg im Diemeltal um 1120. Nahe Padberg besitzt um die Zeit der Mainzer Erzbischof die Burg Canstein, so dass die Kölner und Mainzer Interessensphären im südlichen Westfalen bedenklich nahe aufeinanderstoßen.
 

 

 Paderborner Stadtmauer
Um das Jahr 1100 wird man den Bau der Paderborner Stadtmauer veranschlagen können. Die Mauer umfasst neben der Domburg, dem Bereich um Dom und Bischofspalast, die geistlichen Gemeinschaften Abdinghof und Busdorf sowie die Vorstadt ("suburbium") der Ministerialen und Kaufleute. Der Ummauerung des Ortes folgen im Verlauf des 12. Jahrhunderts Quellenzeugnisse, die immer wieder den städtischen Charakter der Siedlung betonen: Paderborn wird zur "civitas" des Bischofs.
Der damaligen wirtschaftlichen Prosperität der Bischofsstadt entspricht es, dass Paderborn ein relativ bedeutender Handelsplatz am Hellweg ist. Vor 1028 gibt es einen Markt, Paderborner Münzen sind ab dem 11. Jahrhundert bezeugt, bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts sind Handelsaktivitäten Paderborner Kaufleute bis zu Niederrhein und Niederlanden sowie bis zum Baltikum nachweisbar. Die Bevölkerung besteht aus den den Geistlichen am Bischofssitz, den Ministerialen, den Dienstleuten des Bischofs, aus u. a. auswärtigen Hörigen wie den "einlopeliude" des Klosters Werden a.d. Ruhr sowie den wirtschaftlich potenten Händlern und Kaufleuten.
 
 

 

 Freckenhorster Heberolle
Im Vergleich zu den geistlichen Gemeinschaften in Werden a.d. Ruhr und Essen ist der westfälische Grundbesitz der Frauengemeinschaft Freckenhorst sehr bescheiden. Aus der um 1100 entstandenen Freckenhorster Heberolle geht hervor, dass die Grundherrschaft des Stifts ca. 12 Haupthöfe bei ungefähr 270 Hofstellen umfasst. Im weiteren Vergleich mit den Grundherrschaften von Werden und Essen erscheint die Eigenwirtschaft der Freckenhorster Kommunität geringer ausgeprägt, die abhängigen Bauern sind weniger zu Frondiensten (auf dem Salland), mehr zu Natural- und Geldabgaben verpflichtet. Dieser Eindruck entspricht der der Heberolle, die als einfaches Heberegister auf die bäuerlichen Abgaben abhebt. Eine Freckenhorster Güterbeschreibung aus der Zeit um 1300 nennt aber 12 Haupthöfe, die als ehemalige Zentren von früh- und hochmittelalterlichen Villikationen anzusprechen sind.
 
 

1103

 

 Kaufleute von Huy in Westfalen
Schon die Handfeste von Huy vom 26.08.1066 zeigt den präurbanen Charakter des Ortes an der Maas. Von daher überraschen die frühen Handelsaktivitäten seiner Bewohner nicht. Für das Jahr 1103 sind Kaufleute von Huy neben denen aus Lüttich im Rheinland (Köln) und in Westfalen bezeugt. Die Händler erwerben auf dem Dortmunder Markt Erz, das im Harz gewonnen wird, wie umgekehrt westfälische Händler in Lothringen erscheinen, um Produkte der dortigen Metallindustrie zu erwerben.
 
 

1105

 

 Aufstand König Heinrichs V.
Der junge König Heinrich V. (reg. 1106-1125) rebelliert gegen seinen Vater Kaiser Heinrich IV. (reg. 1056-1106). Heinrich V. schließen sich Sachsen und Westfalen an, doch bleibt Bischof Burchard von Münster (reg. 1097-1118) auf der Seite des Kaisers. Ende des Jahres 1105 wird Burchard daraufhin von einem päpstlichen Legaten suspendiert und wechselt die Seiten, worauf die kaisertreuen Einwohner Münsters ihn gefangen nehmen und an Heinrich IV. ausliefern. Burchard kommt nach dem Tod des Kaisers (07.08.1106) wieder frei und wird in der Folgezeit ein enger Berater Heinrichs V. u. a. ist er wesentlich an den Verhandlungen zwischen Kaiser und Papst Paschalis II. (reg. 1099-1118) in Rom beteiligt (1110/1111) und mitverantwortlich für Repressionen gegen Papst und Kardinäle. Bekanntlich enden die römischen Verhandlungen zur Beilegung des Investiturstreits mit der alsbald kirchlicherseits als "pravilegium" bezeichneten Übereinkunft vom 12.04.1111.
Erst das Wormser Konkordat vom 23.09.1122 wird den Investiturstreit in Deutschland (1075-1122) beenden.
 
 

1106

September

 Erhebung Lothars von Supplinburg zum sächsischen Herzog
Mit dem Tod Herzog Magnus’ (reg. 1072-1106) sterben die sächsischen Herzöge aus dem Geschlecht der Billunger aus. König Heinrich V. (reg. 1106-1125) erhebt auf einem Fürstentag in Münster Anfang September 1106 den bis dahin wenig hervorgetretenen Grafen Lothar von Supplinburg zum Herzog von Sachsen (1106-1137). Lothar setzt sich in der Folge in (Ost-) Sachsen durch und ist während des niederrheinisch-sächischen Aufstands gegen den Kaiser (ab 1114) in Westfalen politisch präsent. Nach dem Tod Heinrichs V. wird Lothar dessen Nachfolger im deutschen Königtum (1125-1137).
 
 

1112

April 21

 Besuch Kaiser Heinrichs V. in Münster
Mit dem Besuch Kaiser Heinrichs V. (reg. 1106-1125) in Münster zu Ostern (21.04.1112) des Jahres 1112 ist verbunden die Anerkennung für den im Reichsdienst tätigen Bischof Burchard von Münster (reg. 1097-1118). Auch Graf Friedrich I. von Arnsberg (reg. 1092-1124) kann sich der kaiserlichen Hochachtung erfreuen.
Noch 1103 im Zuge des allgemeinen Landfriedens vom damaligen Kaiser Heinrich IV. (reg. 1056-1106) geächtet, nähert sich Friedrich dem Kaiser wieder an, um schließlich doch den aufständischen Sohn Heinrich V. zu unterstützen (1105). Er bleibt auf der Seite Heinrichs V., wird vielleicht 1109 dessen Gesandter in Rom und begleitet den Herrscher auf dem Romzug von 1111. 1115 findet sich Friedrich auf Seiten der sächsischen Aufständischen und führt die Westfalen in der Schlacht am Welfesholz gegen den Kaiser (11.02.1115). Ab 1119 gehört der Arnsberger Graf wieder zur Partei des Kaisers.
 
 

1114

 

 Aufstand gegen Kaiser Heinrich V.
Unter Führung des Kölner Erzbischofs Friedrich I. (1100-1131) kommt es zum niederrheinischen Aufstand gegen Kaiser Heinrich V. (reg. 1106-1125). Der Aufstand greift auf Westfalen über, (das östliche) Sachsen folgt. Mit Unterstützung rheinisch-kölnischer Truppen siegt der sächsische Herzog Lothar von Supplinburg (reg. 1106-1137) über das kaiserliche Heer in der Schlacht am Welfesholz (11.02.1115), Lothar dringt nach Westfalen ein, noch im Februar zwingt er die Bewohner Münsters zum Vergleich und den dortigen Bischof Burchard (reg. 1097-1118) zum Frieden, erobert schließlich Dortmund. Burchard ist in der Folge bei Kaiser Heinrich V. in Italien zu finden, im kaiserlichen Auftrag begibt er sich 1118 als Gesandter nach Konstantinopel, auf der Rückreise stirbt er.
 
 

1115

 

 Norbert von Xanten auf dem Weg nach Vreden
Der nach 1080 geborene Sohn des Edelherrn Heribert von Gennep, Norbert von Xanten (gest. 1134) wird als Kind in das Xantener St. Viktor-Stift aufgenommen, um eine geistliche Laufbahn als Kanoniker einzuschlagen. Im Jahr 1115 kommt es zur "Bekehrung" ("conversio") des 1582 heilig Gesprochenen. Norbert ist auf dem Weg von Xanten nach Vreden, um das dortige Frauenstift und dessen Äbtissin, eine polnisch-salische Prinzessin, zu besuchen. Doch er hat - ähnlich wie vor ihm der Apostel Paulus - eine Erscheinung, die ihn zur Umkehr mahnt. Umkehr bedeutet für Norbert, dass er zunächst nach Xanten zurückkehrt, ohne Vreden erreicht zu haben. Sie bedeutet aber auch eine Umkehr in Norberts Leben: Er tut Buße, verkauft seinen Besitz, folgt predigend "nackt dem nackten Christus". In Prémontré (bei Laon) gründet er 1120 eine eigene Stiftsgemeinschaft; es entsteht der Orden der Prämonstratenser. Auch in Westfalen ist Norbert tätig, wie die Gründung des Stifts Cappenberg (1122) zeigt. 1126 wird er in Speyer zum Erzbischof von Magdeburg gewählt, von da an ist er auch im Reichsdienst für Kaiser Lothar III. (reg. 1125-1137) zu finden.
 
 

Februar 11

 Schlacht am Welfesholz und Verhandlungen in Corvey
Nach der Schlacht am Welfesholz (11.02.1115) und dem Vordringen des sächsischen Herzogs Lothar von Supplinburg (reg. 1106-1137) nach Westfalen scheitern Friedensverhandlungen, als zwei Gesandte Kaiser Heinrichs V. (reg. 1106-1125) in Corvey dem Herzog die Beilegung der Streitigkeiten anbieten. Die folgenden Jahre sind immer wieder von Kämpfen und Verhandlungen geprägt, an denen mehrfach Abt Erkenbert von Corvey (reg. 1106-1128) beteiligt ist. u. a. findet am 07.07.1118 im Weserkloster unter Leitung des Kardinallegaten Kuno von Präneste eine Versammlung der gregorianischen Reformpartei statt.
 
 

1119

 

 Anfänge der Grafschaften Tecklenburg und Ravensberg
Der Graf Heinrich I. von Zutphen (reg. 1113-1119) stirbt kinderlos, die Grafschaft wird unter die drei Schwestern Heinrichs aufgeteilt. Einen Anteil aus dem Erbe erhält Graf Ekbert aus der Familie der Grafen von Saarbrücken, und zwar Besitz und (Grafschafts-)Rechte im nordwestlichen Westfalen sowie die Kirchenvogteien über die Bistümer Münster und Osnabrück. Ekbert nennt sich mindestens seit 1139 nach seiner Burg Tecklenburg. Im Verlauf des 12. Jahrhunderts gelingt den Tecklenburgern der Aufbau eines Territoriums, wobei sie sich gegen die Bistümer Münster und Osnabrück sowie gegen die Grafen von Ravensberg durchzusetzen haben. 1173 verzichten die Grafen auf die Münsteraner Bistumsvogtei und erhalten im Gegenzug die Vogtei über das Stift Metelen, 1184 erkennt Graf Simon I. (gest. 1202) mit dem Verkauf der Tecklenburg an den Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg (reg. 1167-1191) und der Rücknahme der Burg als kölnisches Lehen die erzbischöfliche Oberhoheit an. 1189 gelingt der Erwerb der Herrschaft Ibbenbüren als Paderborner Lehen.
Beerbt wird Graf Heinrich I. von Zutphen auch von den (späteren) Grafen von Ravensberg, die Besitzungen und Rechte um Osnabrück erlangen. Zusammen mit der Grafschaft im Emsgau, einer Hinterlassenschaft des Grafen Otto von Nordheim (gest. 1083), und Gütern und Rechten im Teutoburger Wald und u. a. im Wupper-Tal verfügen die Grafen, die sich nach ihrer Burg im Teutoburger Wald nennen, über umfangreichen westfälischen Besitz. Die Grafen von Ravensberg begegnen zuerst als Vizegrafen des sächsischen Herzogs im nördlichen Osnabrücker Raum, Graf Hermann II. (reg. 1085-1115) von Calveslage ist mit einer Schwester Heinrichs von Zutphen verheiratet.
 
 

1120

Januar 21

 Einigung zwischen den sächsischen Fürsten und Kaiser Heinrich V.
Im nicht nur sächsischen Aufstand gegen Kaiser Heinrich V. (reg. 1106-1125) tritt im Verlauf des Jahres 1119 eine Wende zu Gunsten des salischen Herrschers ein. Erzbischof Friedrich I. (reg. 1100-1131) muss aus Köln nach Sachsen fliehen, der Kaiser dringt nach Westfalen vor, wo er - nach Vertreibung Bischof Dietrichs II. (reg. 1118-1127) - Weihnachten 1119 in Münster verbringt, um bald danach die Weser zu überschreiten. Die anschließende Goslarer Reichsversammlung vom 21.01.1120 erzielt eine Einigung zwischen dem Kaiser und den sächsischen Fürsten, doch bleiben Spannungen auch in den folgenden Jahren bestehen.
 
 

1121

Februar 2

 Belagerung Münsters durch Herzog Lothar von Sachsen
Den Beschlüssen der Goslarer Reichsversammlung vom 21.01.1120 zum Trotz bleibt Westfalen von kriegerischen Auseinandersetzungen nicht verschont. Nach dem Tod Bischof Burchards von Münster (reg. 1097-1118) kann Dietrich von Winzenberg, ein Verwandter Herzog Lothars von Supplinburg (reg. 1106-1137), mit Unterstützung des Herzogs die Nachfolge im Episkopat antreten (1118-1127). Beim Vordringen Kaiser Heinrichs V. (reg. 1106-1125) nach Westfalen gegen Ende des Jahres 1119 wird Dietrich von den Einwohnern Münsters vertrieben. Der Bischof flieht zu Herzog Lothar und wird zu Beginn des Jahres 1121 von diesem mit starker Heeresmacht nach Münster zurückgeführt. Doch widersetzt sich der Ort, Münster wird belagert, die Domburg und die dortigen Kirchen brennen am 02.02.1121 infolge der Belagerung nieder.
 
 

Februar 23

 Niederbrennung des Klosters Liesborn
Das um die Mitte oder im dritten Viertel des 8 Jahrhunderts gegründete Frauenkloster Liesborn - am 16.03.1019 von Kaiser Heinrich II. (reg. 1002-1024) als Eigenkloster den Münsteranern Bischöfen bestätigt - wird am 23.02.1121 von durchziehenden Truppen des sächsischen Herzogs Lothar von Supplinburg (reg. 1106-1137) eingeäschert. Knapp zehn Jahre später (1130) entsteht in Liesborn ein Benediktinerkloster, eine Urkunde Bischof Egberts von Münster (reg. 1127-1132) regelt und begründet die Neubesiedlung Liesborns durch Mönche (1131). Das Kloster erhält in der Folgezeit weitere Privilegien von Bischöfen und Päpsten (1136, 1144, 1186).
 
 

1122

 

 Gründung des Prämonstratenserstifts Cappenberg
Im Jahr des Wormser Konkordats vom 23.09.1122, das den Abschluss des Investiturstreits (1075-1122) kennzeichnet, wandelt Graf Gottfried von Cappenberg (gest. 1127) seinen Stammsitz in ein Kloster, das spätere Prämonstratenserstift Cappenberg um und tritt alsbald zusammen mit seinem Bruder Otto in den geistlichen Stand ein. Maßgeblich für Gottfrieds Entscheidung ist zum einen der Schock über den von ihm mit verursachten Brand der Münsteraner Domburg (02.02.1121), zum anderen das Eintreten des Predigers und Ordensgründers Norbert von Xanten (gest. 1134) für eine Sühneleistung.
Das Männer- und Frauenstift Cappenberg entwickelt sich im weiteren Verlauf des 12. Jahrhunderts günstig und strahlt nach Westfalen und Sachsen aus (Varlar, Lette-Klarholz, Scheda u. a.), während das Ende der Cappenberger als politische Größe in Westfalen dem mit ihnen verwandten Grafen Friedrich I. von Arnsberg (reg. 1092-1124) weitere Einflussmöglichkeiten versagt und die Entwicklung eines Territoriums der Bischöfe von Münster begünstigt. Auf längere Sicht hin sind damit die Weichen gegen eine Vereinigung von Engern und Westfalen zu einer weltlich-politischen Einheit gestellt, Westfalen entwickelt sich in der Folgezeit zu einem Konglomerat hauptsächlich geistlicher Territorien.
 
 

1124

 

 Tod Graf Friedrichs I. von Arnsberg
Nach dem Tod des Grafen Friedrich I. von Arnsberg (reg. 1092-1124) kommt es im südlichen Westfalen zu politischen Umwälzungen. Friedrichs einziger (Erb-) Tochter, zuvor mit Graf Gottfried von Cappenberg (gest. 1127) verheiratet, dann zwangsweise ins Kloster gesteckt, verlässt das geistliche Leben und heiratet Graf Gottfried I. von Cuik (reg. 1124-1145), der das Erbe der Arnsberger Grafen fortführt. Doch fällt die Vogtei über die Paderborner Bischofskirche an die Grafen von Schwalenberg, die arnsbergischen Burgen Wewelsburg und Rietberg werden geschleift.
Graf Friedrich von Arnsberg ist mit seiner Politik der Territorialisierung ein erfolgreicher Vorgänger der anderen westfälischen Adels- und Grafengeschlechter, die in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten die politische Bühne Westfalens beherrschen. Genannt seien: die Grafen von Altena-Berg bzw. Mark, Ravensberg, Tecklenburg, Oldenburg, Schaumburg, Schwalenberg, Sterneberg, Everstein und Waldeck, die Edelherren zur Lippe, von Büren, von Steinfurt u. a.m.
 
 

1127

 

 Juda ben David als Gläubiger des münsterischen Bischofs
Der Jude Juda ben David kommt nach Münster, um vom dortigen Bischof Egbert (reg. 1127-1132) das diesem in Mainz vorgestreckte Geld zurückzubekommen. Über vier Monate muss Juda ben David warten, bis er sein Geld erhält. In dieser Zeit lernt er christliches Leben und Christentum kennen, so dass er und ein jüngerer Bruder bald konvertieren und in das Prämonstratenserkloster Cappenberg eintreten. Bei den Prämonstratensern macht Juda ben David alias Hermann Karriere: Er wird Propst im Stift Scheda im westlichen Sauerland.
 
 

1128

August 15

 Gründung des Benediktinerklosters Marienmünster
Die Gründungsurkunde des Benediktinerklosters Marienmünster (bei Schwalenberg) datiert auf Mariä Himmelfahrt, auf den 15.08.1128. Bischof Bernhard I. von Paderborn (reg. 1127-1160) bestätigt die Klosterstiftung Graf Widukinds I. von Schwalenberg (gest. 1137) und dessen Frau Luttrudis. Es folgen in den 1130er-Jahren weitere Schenkungen an das Kloster, dessen Gründungsmönche aus Corvey stammen.
Im 13. Jahrhundert führen die Äbte von Marienmünster die Aufsicht über benachbarte Frauenklöster wie Gehrden oder Willebadessen. Vögte sind die Grafen von Schwalenberg. Im 14. Jahrhundert gerät das Kloster unter den territorialen Einfluss der Paderborner Bischöfe, während die wirtschaftliche Entwicklung (Güter, Kirchenzehnte, Stiftungen) sich günstig gestaltet. Trotzdem kommt es zu Spannungen zwischen Abt und Konvent, die 1371 vertraglich beigelegt werden. Eine Trennung von Abts- und Konventvermögen bei einer Begrenzung auf 16 Präbenden wird vereinbart. 1478/80 wird Marienmünster der Bursfelder Reform zugeführt, die Reformation übersteht das Kloster gut.
 
 

1131

 

 Bischof Egbert von Münster und das Papstschisma
Im Gegensatz zu den meisten westfälischen Großen beteiligt sich Bischof Egbert von Münster (reg. 1127-1132) an der Reichspolitik des Königs Lothar (reg. 1125-1137). So setzt er sich bei einer diplomatischen Mission in Italien im Zusammenhang mit dem 1130 entstandenen Papstschisma im Sinne des deutschen Herrschers für Papst Innozenz II. (reg. 1130-1143) gegen Anaklet II. (reg. 1130-1138) ein.
 
 

1140

 

 Gründung der ersten westfälischen Zisterzienserabtei Hardehausen
Neben dem benediktinischen Reformmönchtum (Corvey) und dem Orden der Prämonstratenser (Cappenberg, Varlar usw.) erlangen innerhalb der reformkirchlichen Bestrebungen des "revolutionären" 12. Jahrhunderts auch die Zisterzienser eine herausragende Stellung in Westfalen. Das Kloster Hardehausen ist die erste Zisterze, die auf westfälischem Boden errichtet wird. Es folgen berühmte Abteien des Zisterzienserordens wie Loccum im Bistum Minden, gegründet um 1163, oder Marienfeld (bei Warendorf), gegründet 1185/86. Zisterziensische Frauenkonvente des 13. Jahrhunderts sind: Kentrup, Levern, Schale, Oelinghausen oder St. Aegidii in Münster.
Die Zisterze Hardehausen (bei Scherfede), eine Kommunität aus Mönchen, wird auf dem Grund eines bischöflichen Salhofes ab 1140 von Bischof Bernhard I. von Paderborn (reg. 1127-1160) gestiftet. Die Stiftung erfolgt mit Hilfe von Bernhards Bruder, dem Edelherrn Ludolf von Oesede, und anderer westfälischer Großer. Das Kloster wird vom niederrheinischen Kloster (Alten-) Kamp aus besiedelt, es erhält alsbald bischöfliche, päpstliche und kaiserliche Privilegien, dazu ausgedehnten Besitz, u. a. in den Dörfern Bönenburg, Rimbeck und Schrefede und ein Waldgebiet. Die Mönche der Zisterzen Marienfeld und Bredelar kommen aus Hardehausen, in Eigenwirtschaft werden Schafzucht und Weberei betrieben. Im späten Mittelalter kommt es, u. a. durch kriegerische Einwirkungen, zum Niedergang Hardehausens.
 
 

1142

April 23

 Gründung des Benediktinerklosters Hohenholte
Das Kloster Hohenholte ist eine der wenigen geistlichen Gründungen, die von einer ministerialischen Familie gestiftet werden. Liudbert von Bevern, ein Dienstmann des münsterischen Bischofs Werner (reg. 1132-1151) gründet in (Havixbeck-)Hohenholte gegen 1142 ein "Klösterlein" ("cellula", "cella"), was Bischof Werner am 23.04.1142, dem Festtag des heiligen Georg, in einer Urkunde bestätigt. Das Kloster erlangt (nordwestlich von Münster) Grundbesitz von wohl mit dem Gründer verwandten ministerialischen Familien. Letztere gehören zu den bedeutendsten Ministerialen des Münsteraner Bischofs, Mitglieder der Familien finden sich als Mönche im Kloster.
Um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert entsteht aus der Mönchsgemeinschaft ein Nonnenkonvent, im späterer Mittelalter werden Augustinerchorfrauen unter der Leitung einer Priorin erkennbar. Im 14. Jahrhundert reißen Missstände menschlicher und geistlicher Natur ein, von Biergelagen und Tanzveranstaltungen ist 1361 die Rede. 1557 wird Hohenholte in ein Frauenstift umgewandelt.
 
 

1143

 

 Westfälische Einwanderung nach Lübeck
Mit der (ersten) Gründung Lübecks durch Graf Adolf II. von Holstein beginnt die Besiedlung des Ortes vor allem durch Bewohner aus Westfalen. Lübeck entwickelt sich rasch, besonders nach der 1158 erfolgten Übernahme der Stadt durch den sächsischen Herzog Heinrich den Löwen (reg. 1142-1180). Heinrich begabt den Ort mit dem Soester Stadtrecht, das Kaiser Friedrich I. Barbarossa (reg. 1152-1190) im Jahr 1188 den Lübeckern bestätigt.
Einordnen lassen sich die Geschehnisse um Lübeck auch in den Zusammenhang der deutschen Ostkolonisation, die im 12. Jahrhundert beginnt. An der Besiedlung slawischer Gebiete östlich der Elbe sind viele Westfalen beteiligt. Hier kommen das holsteinische Wagrien (1146) und das Gebiet östlich von Magdeburg (1164) ins Bild. Die Kolonisationsbewegung soll sich im 13. Jahrhundert weiter fortsetzen; sogar das Baltikum gerät damals ins westfälische Blickfeld.
 
 

1146

Oktober 20

 Wibald von Stablo-Malmedy
Der Abt Wibald von Stablo-Malmedy (reg. 1130-1158) wird als Vertrauter des Stauferkönigs Konrad III. (reg. 1138-1152) auch zum Abt der Reichsabtei Corvey gewählt (1146-1158). Das Weserkloster ist damit ein staufischer Stützpunkt im durch die Welfen dominierten Sachsen während der welfisch-staufischen Auseinandersetzungen im deutschen Reich. Wibald selbst kann sich gegen seinen abgesetzten Vorgänger Heinrich I. (reg. 1143-1146) durchsetzen, die Frauenstifte Kemnade und Fischbeck werden in einer Königsurkunde vom 29.01.1147 dem Weserkloster geschenkt. Auch unter Konrads Nachfolger, König Friedrich I. Barbarossa (reg. 1152-1190), für dessen Wahl sich Wibald stark einsetzt, werden Abt und Abtei weiter begünstigt, eine umfassende Privilegienbestätigung Papst Hadrians IV. (reg. 1154-1159) vom 25.02.1155 enthält u. a. Corveys Exemtion von bischöflicher Amtsgewalt.
Der Abbatiat Wibalds stellt einen kulturellen Höhepunkt Corveys da. Zu nennen sind besonders an schriftlichen Zeugnissen: das Briefbuch Wibalds, zwei Corveyer Gründungsgeschichten, der "Chronographus Corbeiensis" und ein Verbrüderungsbuch, das die Mönche an der Weser als Brüder im Gebet mit Mönchen aus 74 anderen Klöstern, u. a. Stablo, ausweist.
 
 

1147

 

 Kreuzzug gegen die slawischen Wenden
An dem besonders von dem Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux (gest. 1153) gepredigten Kreuzzug gegen die slawischen Wenden nehmen u. a. Bischof Werner von Münster (reg. 1132-1151) und Abt Wibald von Corvey (reg. 1146-1158) teil. Der Heerzug endet mit einem völligen Misserfolg.
 
 

1152

 

 Schwalenberger Übergriffe auf Corvey und Höxter
Der Ort Höxter im Schatten des Klosters Corvey, zu Anfang des 9. Jahrhunderts erstmals, zu Anfang des 12. Jahrhunderts mit Weserbrücke und Markt bezeugt, wird 1152 von Graf Widukind von Schwalenberg, dem Corveyer Vizevogt, niedergebrannt. Damit kulminieren die gegen das Weserkloster und Höxter ab 1145 stattfindenden Gewalttätigkeiten der Schwalenberger. Herzog Heinrich der Löwe (reg. 1142-1180) verbannt daraufhin Widukind aus Sachsen (1157).
Die Schwalenberger werden nach dem Sturz des Herzogs (1180) Corveyer Klostervögte, während der Kölner Erzbischof als westfälischer Herzog seine Macht über Corvey und damit bis zur Weser auszudehnen versucht.
 
 

April

 Umritt König Friedrichs I. Barbarossa
Nach seiner Wahl zum König in Frankfurt (04.03.1152) und seiner Krönung in Aachen (09.03.1152) führt Friedrich I. Barbarossa (reg. 1152-1190) sein Königsumritt über Utrecht und Köln auch nach Dortmund, wo er Ende April oder Anfang Mai eintrifft. In Anwesenheit vieler Fürsten stellt der Herrscher "in der Stadt Dortmund" ("in burgo Tremonia") dem Kölner Erzbischof Arnold II. von Wied (reg. 1151-1156) ein Diplom über die Unveräußerlichkeit erzbischöflicher Tafelgüter aus. Vielleicht bestätigt bei dieser Gelegenheit der Herrscher den Dortmundern auch ein Privileg seines Vorgängers Konrad III. (reg. 1138-1152) aus dem Jahr 1145 über die Autonomie der Stadt. Die zwei Diplome Konrads III. und Friedrichs I. sind zwar nicht erhalten, wohl aber ein entsprechendes Privileg Kaiser Friedrichs II. (reg. 1212/15-1250) vom Mai 1236. König Friedrich I. besucht Dortmund in der Folgezeit noch mehrmals, z. B. im Mai/Juni 1154.
 
 

1158

April 13

 Anfänge der Stadt Lemgo
Zwei Gründungsurkunden stehen am Anfang der Geschichte des Klosters Willebadessen. Die erste datiert vom Jahr 1149, die zweite, die die erste in weiten Teilen wiederholt, vom 13.04.1158. Aufgelistet darin werden Schenkungen an das Kloster, die Urkunden geben die Gründungsausstattung der geistlichen Gemeinschaft wieder.
Unter den an das Kloster Willebadessen verschenkten Gütern und Rechten findet sich auch der Kirchenzehnt von zwei Häusern in Lemgo. Lemgo muss also um 1149 schon als Siedlung Bestand gehabt haben, der Zehnt dort ist von den Brüdern Adalbert, Rudolf und Johannes von Watervelde der Mönchsgemeinschaft zugewiesen worden. Aus der weiteren spärlichen Überlieferung wird eine Stadtgründung Lemgos um 1191/93 erkennbar, das Stadtsiegel stammt aus der Zeit um 1200, eine Münzstätte ist seit etwa 1200 bezeugt. Am 08.01.1245 bestätigt der Stadtherr, der Edelherr Bernhard III. zur Lippe (reg. 1229-1265), den Lemgoer Bürgern die städtischen Rechte, die ihnen schon Bernhards Vater Hermann II. (reg. 1196-1229) und dessen Vater Bernhard II. (reg. ca.1167-1196) bewilligt haben.
 
 

1160

 

 Bergische Erbteilung und Grafen von Altena
Im Zuge der "bergischen Erbteilung" um das Jahr 1160 (oder etwas später) folgen die Söhne Engelbert I. von Berg (reg. 1161/63-1189) und Eberhard I. von Altena (reg. 1161/63-ca.1174) ihrem Vater, dem Grafen Adolf II. von Berg (reg. 1115-1161/63). Es entstehen so im Rheinland und in Westfalen zwei existenzfähige gräfliche Herrschaftsbereiche, wobei sich die Altenaer Linie um 1174/75 in die Grafen von Altena-Isenberg und von Altena-Mark aufspaltet. Letztlich setzen sich die Grafen von der Mark - zunächst im Bündnis mit den Kölner Erzbischöfen - im Raum Westfalen erfolgreich durch, trotz der Erbteilung von 1249 und dem Ausgleich mit der isenbergisch-limburgischen Linie im Jahr 1243.
 
 

1161

 

 Westfalen bei Belagerung und Zerstörung Mailands
Im Rahmen des 2. Italienzugs Kaiser Friedrichs I. Barbarossa (reg. 1152-1190) kommt es zur Belagerung und Kapitulation Mailands (1161/62). Auch wenige westfälische Große sind vor Mailand anwesend, darunter die Bischöfe von Münster, Minden und Paderborn. Im Allgemeinen beteiligen sich aber westfälische Grafen, Bischöfe und Äbte kaum noch an den Italienunternehmungen deutscher Kaiser und Könige.
 
 

1166

 

 Rachefeldzug gegen Graf Heinrich von Arnsberg
Nach dem Tod des Arnsberger Grafen Gottfried I. von Cuik (reg. 1124-1145) setzt sich in den darauf entstehenden Erbauseinandersetzungen Gottfrieds Sohn Heinrich (reg. 1145-1185) gegen seinen Bruder Friedrich (gest. 1164) durch. Friedrich soll dabei im Verlies Heinrichs verhungert sein, was im Jahr 1166 zu einem gemeinsamen Rachefeldzug des sächsischen Herzogs Heinrich des Löwen (reg. 1142-1180), des Kölner Erzbischofs Rainald von Dassel (reg. 1159-1167) und der Bischöfe von Münster, Minden und Paderborn führt. Die Burg Arnsberg wird zerstört, der Graf kann fliehen und erlangt seine Grafschaft als Lehen des Kölner Erzbischofs zurück. Als Sühne für den Brudermord stiftet Heinrich im Jahr 1170 das Prämonstratenserstift Wedinghausen. Der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg (reg. 1167-1191) bestätigt mit Urkunde vom 27.02.1173 die Stiftung.
 
 

1167

 

 Gütererwerbungen des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg ab 1167
Die Gütererwerbungen des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg (reg. 1167-1191) betreffen auch westfälischen Besitz, u. a. Burgen und Allode in Altena, Arnsberg, Asseln, Bertlich, Bilstein, Böckum, Geseke, Günne, Hachen, Hustede, Lippstadt, Mark, Pyrmont, Störmede, Tecklenburg, Vlotho, Wedinghausen, über die der Erzbischof die Lehnshoheit besitzt. Hinzu kommen die Lehnsleute des Kölner Erzbischofs in Westfalen, u. a. die Grafen von Altena, Arnsberg, Everstein, Ravensberg, Rüdenberg, Schwalenberg, Tecklenburg und Volmarstein. Ergänzung und Grundlage erzbischöflicher Macht ist die im Jahr 1180 vollzogene Übertragung des Herzogtums Westfalen an Philipp von Heinsberg und die Kölner Kirche.
Auch der kölnische Stützpunkt Soest wird von Erzbischof Philipp gefördert. Der Bau einer neuen Stadtmauer soll auf ihn zurückgehen, ebenso die Errichtung der neuen erzbischöflichen Pfalz. Soest nimmt um und nach der Mitte des 12. Jahrhunderts einen großen wirtschaftlichen Aufschwung, das Soester Stadtrecht wird Vorbild für viele Städtegründungen in Westfalen und anderswo; Lübeck und Hamburg werden mit Soester Recht begabt. Die Ausformung einer Soester Stadtverfassung zeigen die besser gestellten Kaufleute ("meliores"), ein Stadtsiegel (1168) und ein Rat (1213) an. Die Stadt ist in sechs Teilgemeinden ("Hofen") und sechs Pfarreien unterteilt.
 
 

1168

 

 Soester Stadtsiegel
Im hohen Mittelalter nimmt der Ort Soest, wichtigster Stützpunkt der Kölner Erzbischöfe in Westfalen, eine ernorme Aufswärtsentwicklung. Für die Siedlung, die vielleicht bis in die Zeit um 600 zurückgeht, ist im frühen Mittelalter die Saline, im hohen das Metallhandwerk von großer Bedeutung. Einige romanische Häuser, Steinbauten weisen ins 12./13. Jahrhundert, Kirchen, Klöster und Kapellen, allen voran die St. Petrikirche, machen die hochmittelalterliche Kirchenlandschaft Soests aus. Auch Stadtmauer (2. Hälfte des 12. Jahrhunderts), erzbischöflicher Donjon (Hohes Hospital, um 1000) und Markt (um 1100) sind wichtige topgrafische Elemente des Ortes.
Marktgerichtsbarkeit und Markt- (Stadt-) Recht sind schon früh ausgebildet, mit dem Soester Stadtrecht sollen alleine ca. 60 Städte in Westfalen begabt werden. Auch eine Bürgergemeinde wird um die Mitte des 12. Jahrhunderts in der mittelalterlichen Überlieferung sichtbar. Die Stadtverfassung zeigt die Schicht der begüterten Bürger ("meliores"), das Stadtsiegel von 1168 den Stadtpatron Petrus, thronend, Schlüssel und Kirche in Händen haltend, umgeben von der Stadtmauer mit ihren Türmen und Toren.
Die weitere Entwicklung Soests ist u. a. verbunden mit der Einteilung der Stadt in sechs Pfarrbezirke (um 1180), 1213 werden erstmals Ratsherren, 1229 das Rathaus genannt.
 
 

1170

 

 Wunder des heiligen Liudger in Münster
Um 1170 errichten im Süden der Stadt Münster die Bischöfe Ludwig von Wippra (reg. 1169-1173) und Hermann II. von Katzenelnbogen (reg. 1174-1203) eine Ludgerikirche als Pfarrkirche, die mit einem wundertätigen Kreuz mit Reliquien Liudgers, des ersten Münsteraner Bischofs (reg. 805-809), ausgestattet ist. Nach dem vom ersten Priester dieser Kirche in dieser Zeit verfassten "Münsteraner Büchlein über die Wunder des heiligen Liudger" ("Libellus Monasteriensis de miraculis sancti Liudgeri") ist die Ludgerikirche Schauplatz von durch Liudger bewirkten Wundern, Wallfahrern aus der näheren und weiteren Umgebung Münsters widerfahren Hilfe und Genesung. Der Libellus, in einfachem, manchmal etwas unverständlichem Latein verfasst, von Germanismen durchsetzt und in der Überlieferung direkt der dritten Liudgervita des 9. Jahrhunderts folgend, kann aber der nachlassenden Bedeutung seines Heiligen im Münster des späteren Mittelalter nicht entgegenwirken, auch ist für die Folgezeit ein Liudgerkult an der Ludgerikirche nicht mehr bezeugt.
 
 

1177

 

 Unterwerfung des Edelherrn Johann von Ahaus
Zu den kleineren Edelherrengeschlechtern in Westfalen gehören die Herren von Ahaus im weiteren Umfeld der Münsteraner Bischöfe. Der Gegensatz zwischen den Ahausern und den Bischöfen spitzt sich zu, als Edelherr Johann seine Burg dem Kölner Erzbischof zu Lehen aufträgt (1176). Nach der Rückkehr Bischof Hermanns II. von Münster (reg. 1174-1203) aus Italien - Hermann nahm am Frieden von Venedig (24.07.1177) teil - muss sich Johann allerdings dem Bischof unterwerfen, die Burgen Ahaus und Diepenheim werden zerstört. Trotzdem können die Edelherren ihre kleine Herrschaft in den folgenden Jahrhunderten behaupten. Erst 1406 gelangt Ahaus durch Verkauf an den Bischof von Münster.
Neben Ahaus geraten im späteren Mittelalter auch andere Edelherrengeschlechter in den Sog des entstehenden münsterischen Hochstifts und büßen ihre Existenz ein, z. B. erwirbt der Bischof von Münster im Jahr 1269 durch Kauf die Herrschaft Horstmar.
 
 

Juli 24

 Westfälische Große beim Frieden von Venedig
Auf dem 5. Italienzug des Kaisers Friedrich I. Barbarossa (reg. 1152-1190) in den Jahren 1174 bis 1178 führt die Niederlage von Stauferherrscher und deutschem Heer bei Legnano (29.05.1176) zu intensiveren Verhandlungen um den Frieden und die Aufhebung des alexandrinischen Papstschismas (1159-1177). Am Italienzug beteiligen sich aus Westfalen u. a. der Graf Simon von Tecklenburg (reg. 1170-1202) im Jahr 1174 und später, die Bischöfe Hermann II. von Münster (reg. 1174-1203) und Arnold von Osnabrück (reg. 1173-1190) ab 1176.
Mit dem Frieden von Venedig (24.07.1177) endet das Schisma zwischen Papst Alexander III. (reg. 1159-1181) und den Gegenpäpsten Kaiser Friedrichs I. Bei der Versöhnung zwischen Kaiser und Papst auf dem Markusplatz sind ebenfalls westfälische Große zugegen, u. a. Graf Friedrich I. von Altena (reg. 1173-1198/99) im Gefolge des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg (reg. 1167-1191), die Bischöfe Anno von Minden (reg. 1170-1185) und Arnold von Osnabrück.
 
 

1180

April 13

 Gelnhausener Urkunde Kaiser Friedrich I. Barbarossa
Vom "Sächsischen Krieg" (1177-1181), den territorialpolitischen Auseinandersetzungen zwischen dem Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg (reg. 1167-1191) und dem sächsisch-bayerischen Herzogs Heinrich des Löwen (reg. 1142-1180) ist auch Westfalen betroffen. Auf Seiten des Löwen stehen u. a. die Edelherren Bernhard II. zur Lippe (reg. ca.1167-1196) und Widukind von Rheda (reg. ca.1170-1191), doch betreibt der Kölner Erzbischof im Rahmen einer zielgerichteten westfälisch-engrischen Politik erfolgreich die Verdrängung des sächsischen Herzogs aus Westfalen. 1178 dringt Philipp u. a. bis zur Weser vor und zerstört Höxter.
In der  Gelnhausener Urkunde vom 13.04.1180 verfügt Kaiser Friedrich I. Barbarossa (reg. 1152-1190) nach dem Sturz Herzog Heinrichs des Löwen die Aufteilung des sächsischen ("Stammes"-) Herzogtums ("Westfalen und Engern"). Der westfälische Teil Sachsens gelangt an den Kölner Erzbischof Philipp, der nun zu Gelnhausen das westfälische Herzogtum als Reichslehen vom Kaiser empfängt. Die kölnische Herzogsgewalt erstreckt sich auf den kölnischen Teil Westfalens und auf das Bistum Paderborn, die Bistümer Münster, Osnabrück und Minden bleiben davon ausgeschlossen. Ende 1181 kann schließlich Heinrich der Löwe zur Unterwerfung gezwungen werden; der ehemalige Herzog wird nach England verbannt.
 
 

1184

 

 Altschermbecker Kirchenzehnt
Bischof Hermann II. von Münster (reg. 1174-1203) weist dem Kloster Werden den Zehnten in Altschermbeck (bei Dorsten) zu. Der Werdener Besitz um Rüste und Schermbeck mit dem zugeordneten Hof Halle (bei Doetinchem) geht bis ins 10./11. Jahrhundert zurück. Im 12. Jahrhundert ist der Fronhofverband Rüste zwischen Abt und Propst geteilt. Der abteiliche Haupthof wird nach Ablösung des Villikationssystems im 12./13. Jahrhundert verpachtet, der propsteiliche bleibt weiterhin Sammelstelle für die Einziehung der Gefälle. Die Bursfelder Klosterreform (1474) bringt die Zusammenlegung von Abts- und Propsteigut, für den gemeinsamen Besitz wird Recklinghausen Hebestelle.
 
 

1186

 

 Beziehungen des Klosters Grafschaft zu anderen Benediktinerkonventen
1183 wird der Kölner Erzbischof Anno II. (gest. 1075), der Gründer der Abtei Grafschaft, heilig gesprochen, die 1186 in Siegburg niedergeschriebene Annovita ("Vita Annonis") der westfälischen Gemeinschaft von Benediktinern zum Geschenk gemacht. Auch sonst sind die Beziehungen der Mönche in Grafschaft zum Mutterkloster Siegburg eng: Der Grafschafter Mönch Gevehard verfasst vor 1174 einen metrischen Brief an Abt Nikolaus von Siegburg (reg. 1146/47-1174).
Neben den Beziehungen zu Siegburg spielen Gebetsverbrüderungen mit anderen Klöstern wie Gladbach oder Deutz für die Grafschafter Mönche eine wichtige Rolle. Selbst Reformeinflüsse vom Kölner Kloster St. Pantaleon und vom hessischen Hasungen her sind feststellbar. Die Einbindung der westfälischen Mönchsgemeinschaft zeigt sich an den überlieferten Grafschafter Handschriften der damaligen Zeit, die eine relativ hohe Qualität erkennen lassen. Im 13. Jahrhundert setzt dann ein gewisser Verfall des Klosterlebens ein.
 
 

November 1

 Gründung der Zisterze Marienfeld
Die Zisterzienserabtei Marienfeld wird 1185 gegründet und im darauf folgenden Jahr - am 01.11.1186 - von Mönchen aus Hardehausen besiedelt. Stifter des Klosters sind die Edelherren Widukind von Rheda und Bernhard II. zur Lippe (reg. ca.1167-1196) sowie Graf Lüdiger II. von Wölteringerode-Wohldenberg. Lenker der Klostergründung ist Bischof Hermann II. von Münster (reg. 1173-1203), der am 02.11.1186 die Klostergebäude weiht und am Tag darauf das Kirchlein in Wadenhard dem Mönchen als Gebetshaus überlässt. Die romanische Klosterkirche wird erst 1222 fertig gestellt und unter Teilnahme der Bischöfe von Münster, Osnabrück und Minden geweiht.
In der Folgezeit entwickelt sich Marienfeld mit ihren 400 abhängigen Hofstellen und ungefähr 20 Stadtbesitzungen zu einer bedeutenden Zisterzienserabtei.
 
 

1189

 

 Verdrängung der Schwalenberger Grafen aus der Paderborner Stiftsvogtei
Bischof Bernhard II. von Paderborn (reg. 1186-1203) gelingt es 1189 und endgültig 1193, die Grafen von (Waldeck-) Schwalenberg aus der Paderborner Stiftsvogtei zu verdrängen. Voraufgegangen sind diesem Verzicht des Grafen wahrscheinlich schwere Kämpfe, die u. a. zur Zerstörung der Waldecker Burg Brobeck geführt haben. Der Paderborner Bischof kann sich beim Aufbau seiner Landesherrschaft auf ein geschlossenes Machtgebiet stützen. Auch die Bürener Edelherren nehmen ihre Burg und Stadt Büren vom Bischof zu Lehen (1196).
 
 

 

 Kreuzzug des Kaisers Friedrich I. Barbarossa
Nach der vernichtenden Niederlage eines christlichen Heeres in der Schlacht bei Hattin (03.07.1189/04.07.1187) und der anschließenden Einnahme Jerusalems durch die Truppen Saladins (reg. 1174-1193) erfährt die Kreuzzugsbewegung in Europa einen neuen Aufschwung. Im Sommer 1189 bricht Kaiser Friedrich I. Barbarossa (reg. 1152-1190) mit einem großen deutschen Kreuzheer ins Heilige Land auf. Der Heerzug geht durch Ungarn, das byzantinische Reich und Kleinasien. Der Tod des Kaisers am 10.06.1190 lässt das Kreuzfahrerheer zerfallen, nur wenige Kreuzfahrer gelangen ins Heilige Land.
Unter denen, die am (sog. Dritten) Kreuzzug teilnehmen, befinden sich auch westfälische Große: Bischof Hermann II. von Münster (reg. 1174-1203) wird vom Kaiser nach Konstantinopel vorausgeschickt, Bischof Arnold von Osnabrück (reg. 1173-1190) stirbt 1190 bei der Belagerung von Akkon, Graf Widukind von Schwalenberg (reg. 1183-1189/90) kehrt ebenso wenig vom Kreuzzug zurück wie der Edelherr Widukind von Rheda (gest. 1190), Graf Simon von Tecklenburg (reg. 1170-1202) überlebt.
 
 

1192

Oktober 21

 Bergwerksregal und Zollbefreiung für das Kloster Corvey
Die Reichsabtei Corvey unter ihrem Abt Widukind (reg. 1189-1203) wird am 21.10.1192 von Kaiser Heinrich VI. (reg. 1190-1197) mit dem Bergwerksregal begabt. Schon zuvor - mit Urkunde vom 24.04.1190 - hat der Herrscher das Kloster an der Weser vom Rheinzoll in Kaiserswerth befreit.
 
 

1195

 

 Gründung der Stadt Büren
Die Edelherren von Büren werden im Zusammenhang mit den Grafen von Schwalenberg im Verlauf des 12. Jahrhunderts politisch mächtig. Seit 1123/1224 im Besitz der so genannten Grafschaft Wewelsberg, errichten sie um 1150 eine Burganlage beim "Dorf" ("villa") Büren. Das Ausscheiden der Schwalenberger als Paderborner Kirchenvögte (1189/1193) ermöglicht ihnen in Abstimmung mit dem Paderborner Bischof (1195) die Gründung der Stadt Büren südlich der Burganlage und östlich des Dorfes. Die Stadt entwickelt sich zwischen 1195 und 1220 rasch, erhält Lippstädter Stadtrecht, eine Pfarrei und eine Münzstätte sind vorhanden. Der Plan, Büren um eine Neustadt zu erweitern (1243/1252), scheitert nicht zuletzt an den Streitigkeiten zwischen der älteren und jüngeren Linie der Bürener Edelherren und an den Kämpfen mit den Stadtbürger (1268/1270).
 
 

1198

Juli 12

 Beginn des deutschen Thronstreits
Im Umfeld von Wahl und Krönung König Ottos IV. (reg. 1198-1218) versichert sich der Welfe der Unterstützung auch seiner westfälischen Verbündeten. Urkundlich verpflichtet sich der König gegenüber seinem Hauptwähler, dem Kölner Erzbischof Adolf I. von Altena (reg. 1193-1205, 1212-1216), im Beisein der westfälischen Königswähler zu Zugeständnissen, die u. a. die Reichsabteien Herford und Vreden sowie die Stadt Soest betreffen.
Die Krönung Ottos IV. in Aachen am 12.07.1198 ist dann der Auftakt zum deutschen Thronstreit (1198-1208) zwischen dem Welfen und dem staufischen König Philipp von Schwaben (reg. 1198-1208). Erst nach Ermordung seines Gegenspielers (21.06.1208) ist der Weg zur allgemeinen Anerkennung als Herrscher für Otto IV. frei.
 
 

1199

 

 Anzeige der Königswahl Ottos IV. an Papst Innozenz III.
Im Thronstreitregister Papst Innozenz’ III. (reg. 1198-1216) ist u. a. eine auf die 2. Jahreshälfte 1198 oder auf 1199 zu datierende Wahlanzeige der Anhänger des am 12.07.1198 in Aachen gekrönten welfischen Königs Otto IV. (reg. 1198-1215/18) zu finden. In der Wahlanzeige erbeten u. a. die Bischöfe Bernhard II. von Paderborn (reg. 1186-1203) und Thietmar von Minden (reg. 1185-1206) sowie Abt Widukind von Corvey (reg. 1189-1203) die Zustimmung des Papstes zur erfolgten Königswahl.
 
 


1200


1200

 

 Kreuzzug nach Livland
Der Kreuzzugsaufruf Papst Innozenz’ III. (reg. 1198-1216) vom Jahr 1199 findet auch in Westfalen Gehör. Für die Jahre nach 1200 berichten die historiografischen Quellen von einigen Unternehmungen ins Baltikum. Im Jahr 1200 gelangt eine erste Gruppe von Rittern unter Führung des Grafen Konrad von Dortmund auf 23 Schiffen von Lübeck nach Livland. 1205 folgen westfälische Kreuzfahrer unter Graf Heinrich von Stumpenhausen (Hoya), 1207 unter Graf Gottfried von Pyrmont.
Auch der Edelherr Bernhard II. zur Lippe (reg. 1167-1196) ist an der christlichen Missionierung des Baltikums beteiligt. Ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, tritt Bernhard 1196 als Mönch in die Zisterze Marienfeld ein und wird um 1210 Abt im baltischen Dünamünde, schließlich Missionsbischof in Selonien (1218-1224).
Viele westfälische Ritter folgen dem Schwertbrüderorden bzw. dem Deutschem Orden in den Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts ins Baltikum: Ritter Lubbert von Schwansbell, Amtmann bzw. Burggraf des Kölner Erzbischofs und des Bischofs von Münster (1233, 1257), bringt von seiner Livlandreise angeblich Blutstropfen der heiligen Maria mit, die er den Kirchen in Waltrop, Derne und Lünen schenkt, eine angeblich aus Livland stammende Kreuzreliquie wird in der Frauengemeinschaft Freckenhorst verehrt.
 

 

 Johanniterorden in Westfalen
Zu Kreuzzugsbewegung und Kirchenreform des hohen Mittelalters gehören auch die geistlichen Ritterorden, die um das Jahr 1200 mit den Johannitern in Westfalen Einzug halten. Der gegen Ende des 11. Jahrhunderts in Jerusalem gegründete Orden hat die Pflege von kranken und armen Pilgern sowie den Kampf gegen die Ungläubigen als Aufgabe. Die Edelherren von Steinfurt sind es nun, die um das Jahr 1200 den Johannitern eine (erste) Niederlassung in Burgsteinfurt ermöglichen. Es folgen Ordenskommenden in Herford (vor 1231), Borken (1263) und in Münster (1282).
 
 

Juli 22

 Anfänge der Stadt Hagen
Über das frühmittelalterliche Hagen ist wenig bekannt. Besitz der geistlichen Gemeinschaften Werden a.d. Ruhr und Herdecke gibt es schon damals im Hagener Umland, eine intensivere Besiedlung und politische Erfassung des Raumes in sächsischer Randlage setzt aber erst im 12. Jahrhundert ein. Aus einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Adolf I. von Altena (reg. 1193-1205, 1212-1216) vom 22.07.1200 geht der erzbischöfliche Besitz eines Hofes Hagen hervor. Doch verpfändet Adolf im der Urkunde zu Grunde liegenden Rechtsakt den Hof u. a. gegen die Lehnsauftragung der Burg Altena durch seinen Bruder Arnold von Altena (reg. 1173-1209). Auch in der Folgezeit ist der erzbischöfliche Hof immer wieder verpfändet. Hagen und damit die nur fast territoriale Machtposition der Kölner Erzbischöfe in diesem Gebiet gehen im Verlauf des 14. Jahrhunderts, insbesondere nach der Eroberung der Burg Volmarstein durch den märkischen Grafen (1324), in der Grafschaft Mark auf.
 
 

September 29

 Gründung der Stadt Rüthen
In einer Urkunde vom 29.09.1200 verbrieft der Kölner Erzbischof Adolf I. von Altena (reg. 1193-1205, 1212-1216) dem Grafen Gottfried II. von Arnsberg (reg. 1185-1235) die Neutralität des zur Stadt erhobenen Ortes Rüthen: Burgenbau darin ist nur mit beiderseitiger Zustimmung möglich, die Einkünfte werden halbiert, der Ort mit Soester Stadtrecht begabt.
Die Anfänge des Dorfes (Alten-) Rüthen gehen dabei in die 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts zurück. Das Dorf besitzt einen erzbischöflichen Salhof, die Pfarrkirche wird 1072 dem Kloster Grafschaft inkorporiert. Östlich des Dorfes wird im Jahr 1200 am Nordufer der Möhne die Stadt gegründet, wahrscheinlich als erste kölnisch-erzbischöfliche Stadtgründung in Westfalen. Ab 1220 drängen die Kölner Erzbischöfe die Arnsberger Mitberechtigung an der Stadt zunehmend zurück, eine erzbischöfliche Burg wird noch vor der Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut. Durch Weiterentwicklung des Soester Stadtrechts entsteht Rüthener Recht, mit dem Städte wie Geseke, Warstein, Werl oder Schmallenberg begabt werden.
 
 

1214

 

 Gründung Bielefelds
Grundbesitz verschiedener geistlicher Institutionen ist in Bielefeld schon seit dem 11. Jahrhundert bezeugt. 1214 gründet Graf Hermann von Ravensberg (reg. 1192-1218) die Stadt Bielefeld, der er das münsterische Stadtrecht verleiht. Es entsteht eine Ministerialen- und Kaufleutestadt, ausgestattet mit Markt, Zoll und Münze, Stadtmauer, (landesherrlichem) Bürgermeister und Rat. Bielefeld steht alsbald in Konkurrenz zu Herford und wird 1221 von den Herfordern zerstört. Die Folgezeit sieht den Wiederaufbau und die Vergrößerung der Siedlung, in der Altstadt entstehen Rathaus und Nikolauskirche, der Ort erhält 1236 eine eigene Pfarrei, gegen Ende des 13. Jahrhunderts wird er um die Neustadt erweitert. Im späten Mittelalter siedeln sich Kanoniker, Augustinerinnen und Franziskaner in Bielefeld an.
 
 

März

 Gefangenschaft des Münsteraner Bischofs Otto I.
Nach dem welfisch-deutschen Thronstreit (1198-1208), nach der allgemeinen Anerkennung König Ottos IV. (reg. 1198-1215/18) und dessen Kaiserkrönung (1209) kommt es ab dem Jahr 1212 wieder zu Thronstreitigkeiten im deutschen Reich, als es - unterstützt von Papst Innozenz III. (reg. 1198-1216) - dem staufisch-sizilischen König Friedrich II. (reg. 1212/15-1250) gelingt, sich in Süddeutschland gegen Otto IV. durchzusetzen. Auch Bischof Otto I. von Münster (reg. 1203-1218) stellt sich auf die Seite des Staufers. Er begibt sich auf den Hoftag Friedrichs nach Koblenz (Mitte bis Ende März 1214), wird aber - nach dem Abfall seiner Dienstleute und der Münsteraner Bürger - in Köln von Anhängern Kaiser Ottos gefangen genommen.
Inhaftiert in der niederrheinischen Pfalz Kaiserswerth, befreit Graf Adolf III. von Berg (reg. 1189-1218) nach Belagerung und Übergabe der Burg den Bischof (24.07.1215). Noch auf dem Vierten Laterankonzil Papst Innozenz’ III. (November 1215) ist die Gefangennahme Bischof Ottos ein Grund dafür, dass der gebannte Kaiser Otto IV. nicht rekonziliert wird. Für die Münsteraner Bürger und die bischöflichen Ministerialen hat die Gefangennahme des Bischofs die Exkommunikation und die Belegung Münsters mit dem Interdikt zur Folge.
 
 

Juli 27

 Bernhard von Horstmar und der Sonntag von Bouvines
Noch Werner Rolevinck (1425-1502) gilt in seinem "Lob Westfalens" der Edelherr Bernhard von Horstmar als Inbegriff westfälischer Ritterlichkeit. Bernhard, zeitlebens Junggeselle, nimmt am Kreuzzug Kaiser Friedrich Barbarossas (reg. 1152-1190) teil, wo er sich in den Kämpfen um Akkon einen Namen macht (1192). Er ist Teilnehmer des Kreuzzugs Kaisers Heinrich VI. (reg. 1190-1197) und zusammen mit Graf Adolf von Schauenburg Sieger in einem Gefecht bei Sidon. In der Zeit der staufisch-welfischen Thronstreitigkeiten steht er auf Seiten Kaiser Ottos IV. (reg. 1198-1215/18), kann aber zusammen mit anderen westfälischen Großen die Niederlage des welfischen Herrschersam 25.07.1214, am Sonntag von Bouvines, gegen den französischen Herrscher nicht verhindern. Bernhard gerät wie auch die Grafen Otto von Tecklenburg (1202-1226) und Konrad von Dortmund in französische Gefangenschaft. Bernhard kann fliehen und bleibt weiter Anhänger des politisch ins Hintertreffen geratenen Kaisers. Nach dem Tod Ottos IV. ist der Edelherr in der Umgebung König Friedrichs II. (reg. 1212/15-1250) zu finden, u. a. in Süditalien. 1227 findet Bernhard in der Schlacht von Coevarden den Tod.
 
 

1218

März 6

 Tod Bischofs Otto I. von Münster auf dem Kreuzzug
Im Jahr 1217 nimmt Otto an einem Kreuzzug ins Heilige Land teil, wobei er mit König Andreas II. von Ungarn (reg. 1205-1235) und Herzog Leopold VI. von Österreich (reg. 1198-1230) nach Syrien und Palästina gelangt. Spätestens Anfang November ist der Bischof in Akkon, am 06.03.1218 stirbt er bei Caesarea. Weitere Teilnehmer sind die Grafen Otto von Tecklenburg (reg. 1202-1226) und Gottfried II. von Arnsberg (reg. 1185-1235).
Zeitlich parallel dazu kämpft der Ritter Sweder von Dingden gegen die Sarazenen vor der ägyptischen Festung Damiette. Sweder stellt hier für den Deutschen Orden eine Urkunde aus. Im Gegensatz zu Bischof Otto gelingt dem Ritter die Rückkehr nach Westfalen. Vielleicht hängt es mit der Kreuzzugsbegeisterung Sweders und seiner Bocholter Gefolgsleute zusammen, dass die Georgsverehrung in Bocholt Einzug nimmt. Der Neubau der Stadtkirche wird jedenfalls dem kappadokischen Erzmärtyrer geweiht.
 
 

1220

 

 Herford und Äbtissin Gertrud II.
Um das Jahr 1220 wird Herford erstmals urkundlich als "Stadt" ("civitas") bezeichnet, obwohl der städtische Charakter des Ortes bis weit in das 11./12. Jahrhundert zurückreicht. Prägungen Herforder Münzen sind für den Anfang und dann wieder am Ende des 12. Jahrhunderts bezeugt, für die Wende zum und das beginnende 13. Jahrhundert ebenso ein Gemeindevorsteher ("magister civium") und ein Rat. Die Gründung der Herforder Neustadt erfolgt in den Jahren um 1220 mit Beteiligung der Herforder Äbtissin und des Kölner Erzbischofs. Auch der Bau des Herforder Münsters wird um diese Zeit begonnen.
Maßgeblich an den Entwicklungen beteiligt ist die Herforder Äbtissin Gertrud II. (reg. ca.1215-1234/1238), eine Tochter des Edelherren Bernhard II. zur Lippe (reg. ca.1167-1196). Gertrud ist es, die im Thronstreit zwischen dem Staufer Friedrich II. (reg. 1212/15-1250) und dem Welfen Otto IV. (reg. 1198-1218) vermittelnd eingreift, und wahrscheinlich auf dem Fürstentag zu Herford den staufischen Herrscher empfängt (1218), der hier die Anerkennung der welfischen Parteigänger findet. Der Äbtissin gelingt ebenfalls ein Ausgleich mit den Grafen von Ravensberg (1221), sie selbst ist an der "Herforder Teilung" zwischen den Brüdern Otto und Ludwig von Ravensberg beteiligt (1226). Unterstützung finden Äbtissin und Reichsabtei beim Kirchenvogt, dem Kölner Erzbischof Engelbert (reg. 1216-1225), und bei König Heinrich (VII.) (reg. 1222-1235), der Herford im Jahr 1224 besucht.
 
 

 

 Westfälischer Besitz der Essener Frauengemeinschaft
Die Limburger Vogteirolle führt um das Jahr 1220 den Grundbesitz der Essener Frauengemeinschaft u. a. in Westfalen auf. Danach besteht die Essener Grundherrschaft aus Hofverbänden (Villikationen), die sich um einen Haupthof (Fronhof) gruppieren. Im Einzelnen ist Essener Besitz nachweisbar durch folgende Fronhöfe: (Dortmund-) Huckarde (mit Dorstfeld), Hirschfeld (bei Huckarde), Brockhausen (bei Unna), Hordel-Ückendorf (bei Gelsenkirchen), Ringeldorf (bei Recklinghausen), Muddinghof (bei Beckum), Berhorst (bei Ahlen). Dabei gehören zu den Fronhöfen meist ein paar Dutzend Unterhöfe, im Falle Huckardes werden 112 zugehörige Höfe aufgeführt.
Der umfangreiche Besitz ist die (wirtschaftliche) Voraussetzung für die Existenz der geistlichen Frauenkommunität in Essen. (Fron-) Dienste und Abgaben der abhängigen Bauern bilden die Grundlage einer geistlichen Grundherrschaft mit ihrer Verwaltung, ihren Rechten und Besitzungen. Die hochmittelalterliche Grundherrschaft ist bipartit, besteht also aus eigenbewirtschafteten Landflächen und dem an abhängige Bauern ausgegebenem Leiheland mit seinen Hufen. Im Verlauf des 13. Jahrhunderts ist diese Art der Grundherrschaft einem vielfältigen Wandel unterworfen, Auflösung der Hofverbände, Verpachtung von Ländereien und Rentengrundherrschaft dominieren das späte Mittelalter.
 
 

1225

November 7

 Ermordung des Kölner Erzbischofs Engelbert I.
Der Kölner Erzbischof Engelbert I. von Berg (der Heilige, reg. 1216-1225), der zugleich Graf von Berg ist (1218-1225), versucht erfolgreich, die erzbischöfliche Landesherrschaft im westfälischen Herzogtum zu stärken. Dies gelingt durch die Verfügung über Kirchenvogteien, durch Burgenbau und Stadtgründungen. Das Paderborner Bistum, dessen Bischof Bernhard III. (reg. 1203-1223) im Jahr 1217 vertrieben wird, "umstellt" Engelbert mit einem Kranz von Städten und Burgen wie Geseke (um 1217), Brilon (um 1217/20), (Ober-) Marsberg oder Volkmarsen. An der "Heidenstraße", der Verbindung zwischen Köln und Westfalen entstehen die Städte bzw. Burgen Wipperfürth (1222), Attendorn (1222), Schmallenberg und Medebach (1220). 1224 treten die Grafen von Nassau Engelbert die Hälfte der Stadt Siegen ab.
Offensichtlich fußt Engelberts aggressive Territorialpolitik auf dem Befestigungsregal, das ihm als geistlichen Fürsten allerdings formal erst seit dem "Reichsgesetz" König Friedrichs II. (reg. 1212/15-1250) vom 26.04.1220 zusteht, und auf der Landfriedenswahrung, beides Ausfluss der herzoglichen Gewalt des Kölner Erzbischofs. Die fast unangreifbare Stellung Engelberts als Reichsverweser des staufischen Herrschers schürt zudem den Widerstand der westfälischen Großen, so dass es auf dem Soester Hoftag des Erzbischofs Anfang November 1225 zu einer Verschwörung kommt und in deren Folge am 07.11.1225 zur Ermordung Engelberts bei Gevelsberg durch den Grafen Friedrich (II.) von Isenberg (reg. 1209-1226), den Neffen des Erzbischofs. Letzterer, eher ein Werkzeug der Adelsverschwörung, wird in Köln hingerichtet (14.11.1226), die Isenburg (bei Hattingen) wird zerstört, Graf Adolf I. von Altena-Mark (reg. 1199-1249) erhält die Lehen des Isenbergers, die Soester Bürger müssen für die im Rahmen der Verschwörung erfolgte Niederlegung des erzbischöflichen Zwingturms innerhalb der Stadt eine Geldbuße zahlen.
 
 

1226

Februar 19

 Werdener Güter in Westfalen
Friedrich (II.) von Isenberg (reg. 1209-1226) hat auch die Vogtei über die westfälischen Güter des Klosters Werden in Lüdinghausen, Eichholt, Nordkirchen, Selm und Werne innegehabt. Nach der Ächtung des Grafen erhält das Ruhrkloster in einem Privileg König Heinrichs (VII.) (reg. 1222-1235) vom 19.02.1226 die Vogteirechte an seinen fünf Höfen. 1280 oder 1281 kann Friedrichs Sohn, Dietrich von Isenberg (reg. 1242-1299), die westfälischen Vogteirechte weitgehend wieder übernehmen. In der Zwischenzeit setzen sich aber die Grafen von der Mark im Werdener Raum und hinsichtlich des Klosters als Vögte durch.
 
 

März 4

 Gründung der Stadt Hamm
Kurz nach 1200 erwirbt Graf Adolf I. von Altena (reg. 1199-1249) die Burg Mark und nennt sich von da an Graf von der Mark. Im Zusammenhang mit der Ächtung seines Vetters Graf Friedrich II. von Altena-Isenberg (reg. 1209-1226) nutzt Adolf die Gunst der Stunde und bemächtigt sich der Besitzungen des Isenbergers. Er zerstört die Isenburg bei Hattingen und errichtet dafür die Burg Blankenstein, er zerstört Nienbrügge an der Lippe und gründet am Aschermittwoch (04.03.1226) des Jahres 1226 die Stadt Hamm, nur unweit der Burg Mark gelegen. Burg Blankenstein und Stadt Hamm stehen am Beginn der Geschichte der Grafschaft Mark.
Hamm, planmäßig angelegt und zunächst durch die Isenberger Grafen bedroht, erhält Lippstädter Stadtrecht, um 1290 ist erstmals eine Stadtmauer bezeugt, eine Bürgerschaft (Kaufleute) entsteht neben und mit den Dienstleuten des märkischen Grafen, der Rat wird urkundlich seit 1279 erwähnt, Zünfte und Patriziat sind ab dem 15. Jahrhundert feststellbar. Kirchliche Institutionen wie Zisterzienserinnenstift und Hospital finden sich seit der Wende zum 14. Jahrhundert, 1337 erhält die Stadt eine eigene Pfarrei. Ein gräfliche Münzstätte ist 1235 vorhanden. Hamm ist Residenzstadt gegen Ende des 14. und im 2. Viertel des 15. Jahrhunderts.
 
 

Mai 1

 Ravensberger Erbteilung
Die weitgestreuten Ravensberger Besitzungen innerhalb und außerhalb Westfalens werden zwischen den Grafen Otto und Ludwig (reg. 1217-1249) im Jahr 1226 geteilt ("Herforder Teilung"). 1252 werden die Ravensberger Besitzungen u. a. im Emsland und Vechta an den Bischof von Münster verkauft, der Territorialisierungsprozess konzentriert sich in der Folgezeit auf die Grafschaft im Osning und um Ravensburg. Die Stadtgründung Bielefelds (1214) gehört ebenso hierher wie die Abrundung der kleinen Landesherrschaft durch den endgültigen Erwerb von Vlotho (1289). Die Grafschaft Ravensberg liegt zwischen den Bistümern Osnabrück, Münster und Minden.
 
 

1227

 

 Reichsacht gegen Graf Otto I. von Tecklenburg
Eine Folge der Ermordung des Kölner Erzbischofs Engelbert I. (reg. 1218-1225) ist u. a., dass der Mörder, Graf Friedrich (II.) von Isenberg (reg. 1209-1226), von Graf Otto I. von Tecklenburg (reg. 1226-1234) auf der Tecklenburg aufgenommen wird. Auch Otto verfällt der Reichsacht, der Kölner Erzbischof und der Osnabrücker Bischof versuchen, unterstützt vom Grafen von Ravensberg, die Grafschaft zu zerschlagen (1227). Dies misslingt, es kommt zu Friedensschlüssen mit Ravensberg (1231), Köln (1232) und Osnabrück (1236), Otto muss auf die Vogtei über das Osnabrücker Bistum und über die Iburg verzichten. Der Graf stiftet im Jahr 1240 zur Sühne das Zisterzienserinnenkloster Leeden (bei Tecklenburg).
 
 

1228

 

 Bischof Bernhard IV. von Paderborn
Die Kumulation von Bistümern in den Händen eines bestimmten Adelsgeschlechts ist eine im Mittelalter häufig vorkommende Erscheinung. Den Edelherren zur Lippe gelingt in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts die Besetzung der Bistümer Senonien durch den Vater Bernhard II. (reg. 1167-1196), Utrecht, Bremen und Paderborn durch die Söhne Bernhards. Im Jahr 1228 gelangt mit Bernhard, dem Sohn Bernhards II., ein Lipper auf den Paderborner Bischofsstuhl (1228-1247). Geweiht wird dieser Bernhard von seinem Bruder, dem Erzbischof Gerhard II. von Bremen (reg. 1219-1258), während zuvor, im Jahr 1223, der Vater von seinem Sohn, Bischof Otto II. von Utrecht (reg. 1215-1227), die Bischofsweihe erhielt.
Mit Bischof Bernhard IV. verbunden ist die Krise des entstehenden Hochstifts Paderborn in den Jahren 1230/32. Der Bischof wird aus der Stadt ausgesperrt - er weicht zur Residenz Neuhaus aus - und muss mit der sich konstituierenden Paderborner Bürgerschaft einen für ihn ungünstigen Vergleich schließen.
 
 

1229

 

 Handelsvertrag mit dem Smolensker Fürsten
Die vielfältigen Handelsbeziehungen westfälischer Kaufleute gerade seit dem 13. Jahrhundert belegt ein im Jahr 1229 in Novgorod abgeschlossener Handelsvertrag deutscher Kaufleute mit dem Fürsten von Smolensk. Neben den Kaufleuten aus Lübeck und Bremen vertreten je zwei Bürger die westfälischen Städte Münster, Dortmund und Soest.
Auch für die Folgezeit sind Handelsaktivitäten westfälischer Kaufleute belegt. Der Dortmunder Kaufmann Sudermann ist 1257 in Krakau zu finden, während Münsteraner Bürger mit Skandinavien Handel treiben. Wollhandel mit England ist für Kaufleute aus Münster, Soest und Dortmund bezeugt, die Soester betreiben sowohl Ostseehandel, u. a. nach Gotland, und verhandeln Waren nach Lothringen.
 
 

 

 Franziskaner in Westfalen
Wie die Dominikaner, so breiten sich auch die Franziskaner in Westfalen im Verlauf des 13. Jahrhunderts aus. Franziskanerkonvente sind für Herford (1223/29), Paderborn (1232), Soest (1233), Dortmund (1244), Münster (1247) oder Höxter (1229/38) bezeugt. In Höxter werden die Franziskaner vom Corveyer Abt gefördert, in Soest kommt es 1288/89 zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Bettelordenkonvent und der Pfarrgeistlichkeit.
 
 

1231

 

 Dominikaner in Soest
Die am Anfang des 13. Jahrhunderts entstehenden Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner spielen in Kirche und Religiosität des späteren Mittelalters eine wichtige Rolle. Die auf Stadt und Bürgertum orientierten Mönchsorden beeinflussen wie auch die um die Mitte des 13. Jahrhunderts sich ausbildenden Beginenhäuser das religiöse Leben in Westfalen.
1222 wird mit Jordan von Padberg ein Westfale General des Dominikanerordens, 1231 in Soest der erste Konvent gegründet. Es folgen dominikanische Gemeinschaften in Minden (1236) und Warburg (1281/87). In Warburg wie übrigens auch in Dortmund (1309/10) kommt es zu Protesten des Weltklerus bzw. zu Gewalttätigkeiten, der Warburger Konvent kann sich erst nach Verhängung des Kirchenbanns etablieren. Nur zögernd entstehen im 13. Jahrhundert dominikanische Frauenklöster wie das Kloster Paradies in Soest (1252) oder der Konvent in Lahde an der Weser (1265), der 1306 nach Lemgo verlegt wird.
 
 

1232

 

 Verkauf der Grafschafter Klostervogtei
Seit 1123/25 wird in den mittelalterlichen Quellen zum Grafschafter Benediktinerkloster das Rechtsinstitut der Klostervogtei erkennbar. Ab 1166 sind die Grafen von Dassel als Inhaber der Vogtei bezeugt, die neben Grafschafter Besitz auch Güter des Kölner Erzbischofs umfasst. Als Stellvertreter der gräflichen Hauptvögte finden sich Untervögte, etwa im 13. Jahrhundert die Edelherren von Grafschaft.
Die Grafen von Dassel verkaufen im Jahr 1232 die Hauptvogtei an die Arnsberger Grafen, die sich wiederum 1238 gegenüber Erzbischof Konrad von Hochstaden (reg. 1238-1261) verpflichten, die Vogtei in derselben Weise wie ihre Vorgänger auszuüben. Mit den Anfall der Arnsberger Grafschaft an das kölnische Herzogtum Westfalen im Jahr 1368 fällt auch die Grafschafter Klostervogtei an die Erzbischöfe.
 
 

1236

Mai

 Privileg Kaiser Friedrichs II. für die Dortmunder Bürger
Aus einer Urkunde Kaiser Friedrichs II. (reg. 1212/15-1250) vom Mai 1236 ist erstmals Konkretes über die städtische Autonomie Dortmunds und die Rechte der Bürger zu erfahren. Das Diplom richtet sich, eine erste, beim Stadtbrand von 1232 vernichtete Urkunde vom 01.05.1220 ersetzend, an die "universitas Tremoniensium civium" und bestimmt für die Bürger das Dortmunder Grafengericht als Gerichtsstand, erklärt, dass Dortmunder Kaufleute auf Handelsreisen vom Zweikampf aus unrechtmäßigem Grund befreit sind, und verfügt die Zollfreiheit der Handel treibenden Dortmunder im ganzen deutschen Reich.
Aus der Urkunde ergeben sich: die Existenz einer Dortmunder Bürgerschaft, das Bestehen eines Schöffengerichts unter dem Grafen bzw. dessen Richter, die Existenz einer Gruppe von Kaufleuten innerhalb der Bürgerschaft, die Verbindung zwischen Grundbesitz und Zugehörigkeit zur Bürgerschaft. In der Folge, im Jahr 1238, sind erstmals Dortmunder Bürger mit Namen urkundlich bezeugt. 1241 treten "consules", Ratsleute zum ersten Mal auf und lassen sich mit den Schöffen des Grafengerichts in Verbindung bringen und mit einem eng begrenzten Kreis von ratsfähigen Familien.
 
 

1237

 

 Entstehung der Grafschaft Rietberg
Die Grafschaft Rietberg entsteht durch Herrschaftsteilung der Arnsberger Grafen Gottfried III. (reg. 1235-1281) und Konrad I. (reg. 1235-1275), der sich nach der um 1100 gegründeten Burg Rietberg nennt und die nördlichen Teile der Arnsberger Grafschaft erhält. Die Nachfolger Konrads I. können sich in den folgenden Jahrhunderten in Westfalen gut behaupten. Um 1300 besetzen die Rietberger die Bischöfsstühle von Osnabrück, Paderborn und Münster, 1374 erhält Rietberg das Lippstädter Stadtrecht, 1456 muss Graf Konrad V. (reg. 1428-1472) aus Geldnot die Grafschaft dem hessischen Landgrafen zu Lehen auftragen. Die Seitenlinie der Arnsberger Grafen stirbt mit Graf Johann II. (reg. 1541-1562) aus.
 
 

1238

 

 Entstehung des Paderborner Stadtrats
Die Emanzipation der Paderborner Bürgergemeinde vom Bischof als ihrem Stadtherrn beginnt in den 1220er-Jahren. Der Kreis der angesehenen Bürger der Stadt ("honestiores civitatis"), unter ihnen bischöfliche Ministeriale und Fernkaufleute, profiliert sich gegen Bischof Bernhard III. (reg. 1203-1223), der 1222 aus Paderborn vertrieben wird, und kann auch die bischöfliche Doppelwahl von 1223 für sich nutzen ebenso wie die Landeskrise von 1230/32, in der Bischof Bernhard IV. (reg. 1227-1247) gegen die Grafen von Schwalenberg steht. So bildet sich bis zur erstmaligen Bezeugung im Jahr 1238 ein Paderborner Stadtrat aus. Parallel dazu erhält die Stadt eine neue Pfarreinteilung (1231).
 
 

1243

 

 Zisterzienserinnenkloster Holthausen bei Büren
Als Gründer des Zisterzienserinnenkloster Holthausen, zunächst in Büren beheimatet, treten im Jahr 1243 die Edelherren Bertold II. (1232, 1277) und Bertold III. (1258, 1277) von Büren in Erscheinung. Die Frauengemeinschaft erhält erst 1269 durch Kauf des Oberhofes und der Villikation Holthausen ihre wirtschaftliche Grundlage, das für dien Zisterzienser(innen) typische Marienpatrozinium ist für 1282 bezeugt.
Holthausen ist das Familienkloster der Edelherren von Büren, es dient als Begräbnisstätte des Geschlechts, darüber hinaus als Versorgungsstätte für adlige Töchter der Umgebung. Das Kloster bleibt von der Reformation in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts unberührt, kalvinistische Einflüsse (ab 1568) werden 1598 rückgängig gemacht.
 
 

Mai 1

 Teilungsvertrag zwischen den Grafen von Altena-Mark und Altena-Isenberg
Graf Friedrich (II.) von Isenberg (reg. 1209-1226), der Totschläger Erzbischof Engelberts I. von Köln (reg. 1216-1225), wird 1226 in Köln hingerichtet. Sein Sohn Dietrich (von Isenberg-Limburg) (reg. 1242-1299) kämpft um das Erbe seines Vaters gegen Graf Adolf I. von der Mark (reg. 1199-1249). Im Teilungsvertrag vom 01.05.1243 verbleibt Dietrich ein Gebiet um die ca. 1230 erbaute (Hohen-) Limburg (bei Iserlohn). Er nennt sich seit 1247 Graf von Limburg und begründet die Linie der bis 1459 im Mannesstamm regierenden Grafen von (Isenberg-) Limburg.
Die unterhalb der Limburg gelegene gleichnamige (unbefestigte) Siedlung wird 1252 zur Freiheit mit Marktrecht erhoben. Sie ist auch Münzstätte der Limburger Grafen. 1288 wird die Burg Limburg zerstört, aber sofort wieder aufgebaut.
 
 

1244

 

 Vogtei des Frauenstifts Schildesche
Die 939 gegründete, seit 940 unter Königsschutz stehende Frauengemeinschaft Schildesche (bei Bielefeld) gelangt im Jahr 1019 an die Paderborner Bischöfe, die in der Folgezeit die Vogtei über die Kommunität ausüben. Im Jahr 1244 tritt das Bistum die Vogteirechte an die Grafen von Ravensberg ab.
Statt einer Äbtissin leitet ab 1241 eine Dechantin das Frauenstift, Paderborner Domherren sind in der Stellung eines Propstes ab 1219 bezeugt. Das Propstamt erlischt im Zuge reformatorischer Bestrebungen im Jahr 1540, ohne dass sich die Reformation in Schildesche vollständig durchsetzen kann.
 
 

1246

Mai 22

 Ladbergener Städtebund
Die Absetzung Kaiser Friedrichs II. (reg. 1212/15-1250) durch Papst Innozenz IV. (reg. 1243-1254) auf dem Konzil von Lyon (1245), das Überhandnehmen des Fehdewesens sowie konkret ein Bündnis der Bischöfe von Münster und Osnabrück (1245) führen am 22.05.1246 zum Abschluss des Ladbergener Städtebunds, der ein Schutzbündnis der Städte Münster und Osnabrück gegen deren Stadtherren ist, dem aber auch die Münster und Osnabrück "zugewandten" Städte und Weichbilder wie Minden, Coesfeld und Herford angehören. In den Statuten des Bundes bilden die Regelungen über die Sicherheit der Bürger bei Handel, Verkehr und Markt einen Schwerpunkt. Bei Übergriffen des Adels sollen Sanktionen gegen die Täter verhängt werden, Konflikte zwischen den Bundesstädten regeln Schiedskommissionen.
Der Ladbergener Bund resultiert aus der gestiegenen Bedeutung der westfälischen Handelsstädte. Wenn auch über die Aktivitäten des Bundes nichts weiter bekannt ist, so steht er doch am Anfang einer Reihe von Zusammenschlüssen zwischen westfälischen Städten (1246-1338), von Landfriedensordnungen (1298-1392), denen Städte und Fürsten angehören, sowie von Städtebündnissen innerhalb der Hanse (14./15. Jahrhundert).
 
 

1252

 

 Erwerb Vechtas durch das Bistum Münster
Bischof Otto II. von Münster (reg. 1247-1259), ein Enkel des Edelherrn Bernhard II. zur Lippe (reg. 1167-1196) und Bruder des Paderborner Bischofs Simon (reg. 1247-1277), hat beim Ausbau des münsterschen Territoriums große Erfolge aufzuweisen. Als Pfand erwirbt der Bischof die Grafschaft Bocholt und die Burg Ringenberg, beides Ausgangspunkte der späteren Ämter Bocholt und Stromberg im Münsteraner Fürstbistum.
Im Jahr 1252 erfolgt der Ankauf der Herrschaft Vechta durch Otto von Gräfin Jutta von Ravensberg. Vechta bleibt in der Folgezeit nur lose mit dem bischöflichen Territorium verbunden. Mit dem Übergang Vechtas an das Bistum fallen auch Rechte und Besitz im Emsland an die Münsteraner Bischöfe, u. a. die Freigerichte zwischen Ems und Hunte, die Grafschaften im Ems-, Agradin- und Dersigo. Der Marktort Meppen wird dem Bischof auf einem Hoftag in Köln am 23.03.1253 von König Wilhelm von Holland (reg. 1247-1256) bestätigt. Umgekehrt steht Otto im Thronstreit zwischen Wilhelm und den staufischen Herrschern auf Seiten des in Norddeutschland weitgehend anerkannten Gegenkönigs.
 
 

1253

Juli 17

 Werner Städtebund
Am 17.07.1253 schließen Gesandte der westfälischen Städte Münster, Dortmund, Soest und Lippstadt an der Lippebrücke bei Werne ein ewiges Bündnis ab. Der sog. Werner Städtebund regelt das Verhalten der Städte ("Rat und Hilfe") bei Übergriffen nicht nur von Adel und Territorialherren auf den Handel, er regelt die Gleichstellung der Bürger der Mitgliedsstädte und führt die Verpflichtungen der Mitglieder gegeneinander auf, zu denen auch die Bestrafung von Bürgern gehört, die gegen den Bundesvertrag verstoßen. Das Bündnis der Städte gilt als Reaktion auf die Fehden, die Westfalen immer wieder unsicher machen. Der Konflikt zwischen dem Grafen Engelbert I. von der Mark (reg. 1249-1277) und Dortmund (1250-1252) sowie die kölnisch-paderbornische Fehde (1247-1254/56) sind hier zu nennen.
Der Werner Städtebund entwickelt sich in den folgenden Jahrzehnten weiter - ein Mal durch den Beitritt Osnabrücks (1264/68), zum anderen durch den Ausbau der inneren Bundesstruktur (2. Bundesurkunde von 1268, Revisionen des Bundesvertrages 1284-1296, Soester Bundestag von 1296). 1270 wird der Stadt Attendorn die Aufnahme in den Bund verweigert. 1274 kommt es zu einem Konflikt zwischen Münster und Osnabrück um den münsterischen Bürger Gerwinus Dives; der Konflikt endet noch im selben Jahr mit dem Schiedsspruch einer Bundeskommission, die aus Vertretern der Städte Dortmund, Soest und Lippstadt besteht und in Soest tagt.
 
 

1254

Oktober 9

 Bischof Simon von Paderborn
Auch und gerade das 13. Jahrhundert ist das Zeitalter der Territorialisierung und des Ausbaus der Landesherrschaften. Im Gebiet des Bistums Paderborn stehen sich wegen der Gründung der Stadt Salzkotten (1247) der Paderborner Bischof Simon I. zur Lippe (reg. 1247-1277) und der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden (1238-1261) entgegen. 1248 kommt es zu ersten Zusammenstößen, am 09.10.1254 (oder ein paar Tage später) unterliegt der Bischof in der Schlacht auf dem Wulferkeskamp (bei Dortmund). Es folgen die zweijährige Gefangenschaft Simons und ein für den Bischof ungünstiger Friedensvertrag, der den erzbischöflichen Mitbesitz an Geseke und Salzkotten regelt. Auch später (1275) gerät Bischof Simon durch die Opposition der Paderborner Bürger in Konflikt mit dem Kölner Erzbischof.
 
 

1255

Mai

 Rheinischer (Städte-)Bund in Westfalen
Die Zeit des beginnenden Interregnum (1245/56-1273) ist die Zeit des Rheinischen (Städte-)Bundes, in dem sich seit 1254 Städte, aber auch Territorialherren zusammenfinden, um zunächst ökonomische Zielsetzungen, dann eine Landfriedensordnung zu verwirklichen. Zu den Zielsetzungen gehören der Ausbau von Handel und Verkehr, die Beseitigung von Zollhindernissen, die Sicherheit der Straßen. Anfang 1255 wird die auch für den westfälischen Handel wichtige Stadt Köln Mitglied des Bundes.
Im Verlauf des Mai 1255 treten eine Reihe westfälischer Städte dem Rheinischen Bund bei: Münster, Dortmund, Borken, Warendorf, Herford, Beckum, Ahlen, Osnabrück, Lippstadt, Telgte, Vreden, Coesfeld, Soest, Attendorn, Minden, Paderborn. Hinzu kommt der Graf von Tecklenburg. Die Städte beteiligen sich regional und überregional am Rheinischen Bund, die letzte bezeugte Regionaltagung des Bündnisses in Westfalen findet am 15.04.1257 statt. Noch im Jahr 1257 hört der Rheinische Bund faktisch auf zu bestehen.
 
 

1256

 

 Dortmunder Bürgerstatuten
Nach dem Privileg Kaiser Friedrichs II. (reg. 1212/15-1250) für die Dortmunder Bürger vom Mai 1236 zeigen Urkunden sowie die lateinischen Bürgerstatuten von 1256/60 und die Deutschen Statuten von vor 1340 die Aufgliederung der Dortmunder Bürgerschaft, und zwar geografisch in die Nachbarschaften Wester-, Borg- und Osterburschaft, sozial durch die an der Ratswahl beteiligten Gruppen. Diese sind die sechs (Handwerker- und Gewerbe-)Gilden, die mit je zwei, sowie die Reinoldigilde, die mit sechs von ihr aber nicht zu bestimmenden Vertretern zusammen mit dem alten Rat an der Wahl des neuen Gremiums teilnehmen. Die Reinoldigilde, benannt nach dem Patron der Dortmunder Mutterkirche, repräsentiert als Gilde der Wein- und Tuchhändler, also der Fernhändler den ältesten, wohl ins 12. Jahrhundert zurückgehenden Zusammenschluss von Kaufleuten. Dem stehen (zunehmend) zur Seite die vermögenden Bürger in den neuen Gilden, die ursprünglich - erkennbar an den Gründstücken in und um Dortmund, über die sie verfügen - der "familia" des Königshofs entstammen und nun - neben den Mitgliedern der Reinoldigilde - zu den ratsfähigen Familien Dortmunds gehören.
 
 

1257

 

 Auffindung eines Marienbildes im Kloster Liesborn
Um die Mitte des 13. Jahrhunderts findet sich im Benediktinerkloster Liesborn ein Marienbildnis (wieder) auf, das sich alsbald großer Verehrung erfreut. Die daraus resultierenden Einnahmen kommen - so bestimmt der Bischof Otto II. von Münster (reg. 1247-1259) in einer Urkunde aus dem Jahr 1257 - dem Abt und dem Thesaurar des Klosters zugute. Einem spätmittelalterlichen Bericht zufolge wird darüber hinaus in Liesborn im Jahr 1333 eine größere Zahl von Reliquien aufgefunden, die über zweihundert Jahre zuvor bei der Zerstörung der Liesborner Frauengemeinschaft durch Herzog Lothar von Sachsen (reg. 1106-1137) angeblich von den damaligen Sanktimonialen versteckt worden sind (1121).
 
 

1258

März 16

 Kloster Segenstal in Vlotho
Gegen Graf Otto von Tecklenburg (reg. 1231-1262) setzt sich in Vlotho nach 1248 der Oldenburger Heinrich der Bogener (gest. 1270) durch. Im Frühjahr 1258 ist die Burg Heinrichs oberhalb von Vlotho zu einem großen Teil fertiggestellt, Heinrich gründet mit seiner Frau in den Baulichkeiten der Vorgängerburg im Tal das Nonnenkloster Segenstal, urkundlich bezeugt zum 16.03.1258.
Mit Kloster und Burg sichert Heinrich der Bogener seine Herrschaft Vlotho gerade gegenüber den Ansprüchen der Edelherren zur Lippe. Auch die Entstehung der Stadt Vlotho wird in den Zeitraum der Regierung Heinrichs gehören. Nach dem Tod des erbenlosen Bogeners setzen sich gegen die Mindener Kirche und den Kölner Erzbischof die Grafen von Ravensberg in Vlotho durch, doch tritt der Ort alsbald hinter Bielefeld zurück und wird 1368 durch die Mindener zerstört.
 
 

1260

Mai

 Übereinkunft zwischen dem Kölner Erzbischof und dem Herzog von Braunschweig: Weser als Grenze
Der welfische Herzog Albrecht I. von Braunschweig (reg. 1252-1279) steht im Kampf des Paderborner Bischofs Simon I. (reg. 1247-1277) gegen den Kölner Erzbischof auf Seiten Simons. Nach der Niederlage des Paderborners auf dem Wulferkeskamp (bei Dortmund, 09.10.1254) kommt es zu Verhandlungen zwischen dem Herzog und Erzbischof Konrad von Hochstaden (reg. 1237-1261). Im Mai 1260 einigt man sich auf der Kogelenburg u. a. im Beisein des Corveyer Abtes in einer "feierlichen Unterredung" auf die Weser als Grenze zwischen dem braunschweigischen und kölnischen Interessengebiet. Konrads Einflusssphäre liegt zwischen dem Rhein und der Weser, liegt in Westfalen.
 
 

1261

Juli 3

 Fraternitätsvertrag zwischen den Bistümern Münster und Minden
Gegenseitiges Gebetsgedenken ("memoria") verbindet im Mittelalter oftmals geistliche Gemeinschaften, seien es Klöster, Stifte oder Bistümer. So beinhaltet eine in Minden ausgestellte Urkunde vom 03.07.1261 einen Fraternitätsvertrag zwischen den westfälischen Bistümern Münster und Minden mit ihren Bischöfen und Domkapiteln. Die "unio fraternitatis" legt fest, dass wenn ein Mitglieds aus einem Domkapitel stirbt, die Kanoniker des anderen Kapitels dieselben "memoria" feiern, als wenn ein eigener Mitbruder gestorben wäre.
 
 

1262

 

 Otto von Bentheim als Erbe der Grafschaft Tecklenburg
Mit dem Tod Ottos I. (reg. 1231-1262) erlischt das Tecklenburger Grafengeschlecht im Mannesstamm. Ottos Sohn Heinrich, verheiratet mit der Gräfin Jutta von Ravensberg, ist schon 1248 verstorben, Ottos Tochter Heilwigis hat den Grafen Otto (II.) von Bentheim (gest. 1284) zum Ehemann, der im Jahr 1262 die Tecklenburger Grafschaft übernimmt. Otto II., der seine letzten Lebensjahre im Utrechter Haus des Deutschen Ordens verbringen wird, überträgt ab 1268 die Herrschaft Lingen und die Grafschaft Tecklenburg an seinen ältesten Sohn Otto III. Mit dessen Sohn Otto IV. sterben die Bentheimer Grafen in Tecklenburg im Jahr 1328 aus.
 
 

1263

 

 Krieg zwischen dem Erzbistum Köln und der Grafschaft Mark
Aus einem geringfügigen Anlass heraus - der märkische Truchsess Bernhard Bitter nimmt einige Soester Bürger gefangen - entwickelt sich im Frühjahr 1263 eine heftige Fehde zwischen dem Erzbistum Köln und der Grafschaft Mark. Vom Essener Stiftsgebiet und von der (Neu-) Isenburg auf Werdener Territorium dringen kölnische Truppen in die Grafschaft ein und brennen das befestigte Dorf Unna nieder. Zwei Jahre später kommt ein Frieden zustande: Unna, Kamen und Iserlohn dürfen nur mit Zustimmung des Erzbischofs Engelbert II. von Falkenberg (reg. 1262-1274) weiter befestigt werden, Graf Engelbert I. von der Mark (reg. 1249-1277) heiratet eine Nichte des Erzbischofs.
Auch nach den Auseinandersetzungen der Jahre 1263/65 halten die Spannungen zwischen dem Grafen von der Mark und dem Kölner Erzbischof an. Erzbischof Siegfried von Westerburg (reg. 1275-1297) besteht auf seinem herzoglichen Recht des Burgenbaus und befiehlt im Jahr 1278 dem Grafen Eberhard II. von der Mark (reg. 1277-1308), die Befestigungen von Unna, Kamen und Iserlohn zu schleifen. u. a. das Gegeneinander von Märkern und Kölner Erzbischof eskaliert schließlich in der Schlacht von Worringen (05.06.1288).
 
 

1266

 

 Deutscher Orden in Welheim und Mülheim a.d. Möhne
Wie die Johanniter, so besitzt auch der gegen Ende des 12. Jahrhunderts in Akkon (um-) gegründete Deutsche Orden seit dem 13. Jahrhundert einige Stützpunkte in Westfalen. Eine dem heiligen Georg geweihte Kommende in Münster entsteht in den 1240er-Jahren, es folgt nach 1252 die wichtigere Niederlassung des Ordens in (Bottrop-) Welheim, nachdem der Versuch des Ordens, sich bei Soest niederzulassen, gescheitert ist. 1266 wird dann die Kommende in Mülheim a.d. Möhne gegründet, ein Hof am Ort durch Graf Gottfried III. (reg. 1235-1281) dazu an den Orden verkauft. Die Kommende wird zur weitaus größten in Westfalen, doch sind die münsterischen Komture während des späten Mittelalters Vorsteher der Ordensballei Westfalen.
 
 

1267

 

 Landtagsversammlungen im Hochstift Münster
Seit 1267 sind Landtagsversammlungen für das Hochstift Münster auf dem Laerbrock (bei Boesensell) belegt. Vermutlich geht die Einrichtung noch weiter zurück und bezeugt die Mitwirkung der Landstände neben dem Landesherren an der politischen und verfassungsrechlichen Entwicklung im Bistum. Hier sind es das münsterische Domkapitel, die landsässige Ritterschaft und die Stadt Münster, die die Landstände ausmachen.
Die Ursachen für die Herausbildung landständischer Verfassungen liegen in der Ausformung der Territorien im 13. und 14. Jahrhundert und im Anspruch der politisch relevanten Kräfte, an den die Landesherrschaften betreffenden Entscheidungen beteiligt zu werden. Der selbstständigeren Stellung der Landesherren im deutschen Reich entspricht dabei dem Angewiesensein der Territorialherren auf die Leistungen ihrer Untertanen, die wiederum gegen den Landesherrn politische Rechte und Zugeständnisse erlangen.
 
 

1270

 

 Konstitutionen des Klosters Grafschaft
In der Konstitution vom Jahr 1270 werden die inneren Verhältnisse des Benediktinerklosters Grafschaft geregelt. Die Konstitution behandelt u. a. die Teilung der Einnahmen zwischen Abt und Konvent und das Recht des Abtes, den Propst von Belecke und den Custos zu ernennen. Der Konvent verfügt über "Präbenden", deren Anzahl im Jahr 1303 auf 24 beschränkt wird, Indiz dafür, dass aus der Mönchsgemeinschaft zunehmend ein Stift, eine Versorgungseinrichtung für den Adel wird (1363).
 
 

1275

Februar

 Gründung der Paderborner Städte Steinheim und Borgentreich
Die Vakanz des Kölner Bischofsstuhles nach dem Tod Erzbischofs Engelbert II. (reg. 1261-1274) nutzt der Paderborner Bischof Simon I. (reg. 1247-1277) dazu aus, im östlichen Teil seines Hochstifts die Städte Steinheim und Borgentreich zu gründen. Während die Gründungsurkunde für Steinheim auf den 03.02.1275 datiert, kann für Borgentreich die Stadterhebung in dieser Zeit nur vermutet werden. Steinheim und Borgentreich sind in den folgenden Jahren zwischen dem Paderborner Bischof und dem Kölner Erzbischof zumindest diplomatisch umkämpft, geht es doch in entsprechenden Verhandlungen um die Niederlegung der Stadtbefestigungen. Dass es dazu nicht kommt, erklärt sich aus der erzbischöflichen Niederlage in der Schlacht bei Worringen (05.05.1288).
Borgentreich entwickelt sich in den kommenden Jahrzehnten erfolgreich. Pfarrkirche, Rat und das Stadtsiegel sind noch für das 13. Jahrhundert bezeugt, Markt, Handel und Stadtrecht verweisen auf die Wichtigkeit der bischöflichen Landstadt, die sich u. a. 1413 mit Paderborn, Warburg und Brakel gegen den Bischof verbündet und ab 1414 auf Seiten des Kölner Erzbischofs Dietrich III. von Moers (reg. 1414-1463) steht. Im weiteren Verlauf des 15. Jahrhunderts erscheint Borgentreich integriert in das Paderborner Hochstift.
 
 

1277

August 17

 Bündnis der sog. Vierstädte
Ein weiteres Wehrbündnis zwischen westfälischen Städten ist das Bündnis der Vierstädte Dortmund, Münster, Soest und Osnabrück vom 17.08.1277, abgeschlossen "zum gemeinsamen Nutzen" der Orte. Der Städtebund hat längere Zeit Bestand. Am 06.04.1312 wird das Bündnis in Münster erneuert und umgestaltet, am 04.05.1318 folgt eine weitere Verlängerung des Bundes um sechs Jahre, dasselbe geschieht 1324 und zuletzt am 10.11.1338. Bis 1344 dauert somit der Bündniszustand für die Vierstädte an.
Die Jahre 1277/78 sind die Zeit einer großen rheinisch-westfälischen Koalition gegen den Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg (reg. 1275-1297). Doch agiert der Kölner durchaus erfolgreich. Graf Engelbert I. von der Mark (reg. 1249-1277) wird durch den Edelherrn Hermann von Lon gefangen genommen und stirbt alsbald in der Haft auf der Burg Bredevoort. Der Graf Gottfried III. von Arnsberg (reg. 1235-1281) muss nach der Zerstörung Neheims Frieden schließen, Graf Eberhard II. von der Mark (reg. 1277-1308) kapituliert.
Zur Sühne des Überfalls auf den märkischen Grafen begibt sich Hermann von Lon auf eine Pilgerfahrt nach Livland.
 
 

1283

Juli 13

 Verpachtung des Hauses Heming
Äbtissin Gertrud II. (reg. 1263-nach 1285) und der Frauenkonvent von Metelen überlassen Goswin Scap das Haus Heming gegen jährlich dem Stift zu leistende Abgaben auf 24 Jahre nach Hofsprachenrecht.
Aus der diesen Rechtsakt dokumentierenden Urkunde geht erstmals hervor, dass die Frauengemeinschaft in Metelen eine Kommunität von Augustinerinnen ist. Das 889 gegründete Stift hat die Augustinerregel wahrscheinlich erst 1279 angenommen, da in diesem Jahr eine Translation von Reliquien des heiligen Augustinus (354-430) nach Metelen belegt ist. Auch in der Folgezeit, etwa zu 1308 oder 1337, wird von den Augustinerinnen in Metelen berichtet.
 
 

1286

 

 Bürener Bürger im Schuldbuch der Hansestadt Riga
Das aus der Zeit zwischen 1286 und 1336 überlieferte Schuldbuch der livländischen Hansestadt Riga nennt an einigen Stellen Schuldner aus der westfälischen Stadt Büren. Das Schuldbuch gibt damit Zeugnis über die Handelsverbindungen zwischen Büren und Riga innerhalb der Hanse. Es dokumentiert auch, dass Livland ein Ziel der Zuwanderung von Menschen aus dem Lippstädter Raum ist. In Lübeck und Danzig finden sich im 14. Jahrhundert ebenfalls Bürger und Kaufleute aus Büren. Der Ort hat aber als kleinere Mittelstadt eine nur geringe wirtschaftliche Bedeutung, eine Kaufmannsgilde ist vorhanden, ebenso siedeln sich Juden in Büren an, die 1291/92 verfolgt werden.
 
 

1288

Juni 5

 Schlacht bei Worringen
Nicht nur für den Niederrhein, sondern auch für Westfalen hat die Niederlage des Kölner Erzbischofs Siegfried von Westerburg (1275-1297) in der Schlacht bei Worringen (bei Köln) am 05.06.1288 eine besondere Bedeutung. Die Kampfhandlungen zwischen dem Erzbischof und dem Grafen von der Mark beginnen schon 1287. Gegen den Kölner Erzbischof steht eine große Koalition unter Führung des Herzogs Johann I. von Brabant (reg. 1267-1294), zu der u. a. die Stadt Köln, die Grafen von der Mark, von Berg und von Jülich gehören. Am 07.05.1288 wird die kölnische Burg Raffenberg (bei Hohenlimburg?) zerstört, im Juni kommt es zur genannten Schlacht, der Erzbischof wird gefangen genommen, Zülpich zerstört. Graf Eberhard II. von der Mark (reg. 1278-1308) kehrt daraufhin ins Westfälische zurück und zerstört die kölnischen Festungen Werl, Volmarstein (bei Hagen), Menden und (Neu-)Isenburg (bei Essen-Werden). Die Vogtei über das Essener Frauenstift gelangt an die Grafschaft Mark, die sich immer unabhängiger von ihrem Lehnsherrn, dem Kölner Erzbischof, entwickeln kann.
Von einer Art Oberherrschaft der Kölner Erzbischöfe in Westfalen kann in der Folge der Schlacht von Worringen nicht mehr die Rede sein. Westfalen zersplittert endgültig in eine Vielzahl von selbstständigen Territorien, der Erzbischof ist im Wesentlichen nur noch wirksam in den kölnischen Territorien, im Herzogtum Westfalen und im Vest Recklinghausen. Dort fährt er mit dem Erwerb von Besitz und Rechten fort, gründet u. a. die Städte Belecke, Warstein und Kallenhardt oder die Burgen Fürstenberg, Aldenvels und Schnellenburg. u. a. gelangen Geseke (1294), Wittgenstein und Laasphe (1295) an den Erzbischof.
 
 

1295

Oktober

 Westfälische Hansestädte und die Nowgorod-Frage
Gegen Ende des 13. Jahrhunderts ist die Kaufmannshanse der frühen Hansezeit schon längst abgelöst durch die Strukturen der Städtehanse. So sind es auch westfälische Hansestädte die im Konflikt zwischen Lübeck und Visby betreffend den Rechtszug der Nowgoroder Handelsniederlassung (1293-1295) sich für Lübeck aussprechen und damit für die Führungsrolle dieser Stadt im russischen Hansehandel. Anfang Oktober 1295 fertigen Dortmund, Lippstadt, Paderborn, Lemgo, Herford, Minden und Höxter ihre Konsenserklärungen auf und senden diese nach Lübeck. Unklar, da nich belegt, ist die Rolle von Soest und Münster, während sich Osnabrück gegen Lübeck ausspricht.
 
 

1298

 

 Bochum als Marktsiedlung
In Bochum ist erstmals für das Jahr 1298 ein Markt bezeugt. Ein Ort Altenbochum reicht bis ins Ende des 9. Jahrhunderts zurück, elf Hofstellen um eine "villa publica" Bochum nennt eine Urkunde König Heinrichs III. (reg. 1039-1056) vom 17.06.1041. Im Verlauf des 13. Jahrhunderts wird aus dem an die Grafen von der Mark gelangten Bochum die erwähnte Marktsiedlung, im 14. Jahrhundert entsteht ein befestigter, als Freiheit zu bezeichnender Ort, der 1428 erstmals "Stadt" genannt wird. Bochum ist in dieser Zeit Gerichtssitz und Mittelpunkt eines märkischen Amtes, nachdem sich spätestens 1392 die Märker im Bochumer Gogericht durchgesetzt haben.
 
 

Juni 6

 Wahl des Kölner Erzbischofs zum Corveyer Tutor
Das 13. Jahrhundert ist für die Reichsabtei Corvey und dessen Territorium eine Zeit des vergeblichen Bemühens um Eigenständigkeit insbesondere gegenüber den Kölner Erzbischöfen, die mehr und mehr in die Rolle der Corveyer Schutzherren hineinwachsen. So erreicht Erzbischof Heinrich I. von Molenark (reg. 1225-1238) die Abtretung der Hälfte der Stadt Marsberg und der Corveyer Burg Lichtenfels (1230), während sich die Reichsabtei in den Fehden der Jahre 1265 und 1267 kölnischer Unterstützung versichern kann.
Am 06.06.1298 wählen Abt und Konvent des Klosters Corvey den Kölner Erzbischof Wikbold von Holte (reg. 1297-1304), einen Bruder des Corveyer Propst, zum Tutor für die Mönchsgemeinschaft. 1304 muss das Weserkloster die Hälfte der Burg und der Stadt Volkmarsen an den Erzbischof verpfänden. Dass der Kölner Einfluss auf Corvey in der Folgezeit nicht weiter wächst, ist letztlich eine Folge der Schlacht bei Worringen (05.06.1288) und der veränderten machtpolitischen Beziehungen zwischen Erzbischof und westfälischen Dynasten.
 
 

Juni 24

 Westfälischer Landfrieden des Kölner Erzbischofs Wikbold von Holte
Landfrieden haben auch in Westfalen eine lange Tradition, angefangen vom Reichsfrieden Kaiser Heinrichs IV. (reg. 1056-1106) aus dem Jahr 1103 über den Mainzer Landfrieden Kaiser Friedrichs II. (reg. 1212/15-1250) von 1235, der sich erstmals gegen das Fehdewesen ausspricht. Im späteren Mittelalter wird klar, dass Landfrieden nicht ohne die Beteiligung von Fürsten und Städten zu gewährleisten sind. Dies gilt auch für die Friedensordnungen in Westfalen, etwa für die Landfrieden, die die Kölner Erzbischöfe ab 1298 mit geistlichen und weltlichen Landesherren abschließen. Genannt seien die Friedensordnungen von 1307, 1358, 1365, 1371, 1387 oder 1392.
Am 24.06.1298, zehn Jahre nach der Schlacht bei Worringen, verbinden sich der Kölner Erzbischof Wikbold von Holte (reg. 1297-1304), Bischof Eberhard von Münster (reg. 1275-1301), Graf Eberhard II. von der Mark (reg. 1277-1308) sowie die Städte Münster, Soest und Dortmund zum ersten westfälischen Landfrieden. Das ständisch gemischte Landfriedensbündnis hat die Beseitigung von Krieg, Raub und Plünderung zum Ziel, richtet sich gegen das Fehdewesen und die allgemeine Unsicherheit in Westfalen und gebietet das Einschreiten der im Landfrieden Verbundenen gegen Landfriedensbrecher. Der westfälische Landfrieden der Territorien steht alsbald in Konkurrenz zum allgemeinen Reichslandfrieden, den im November 1298 König Albrecht I. (reg. 1298-1308) verkündet.
 
 


1300


1307

 

 Verzeichnis des erzbischöflichen Marschalls Johann von Plettenberg
Über den auch nach der Niederlage von Worringen (05.06.1288) beträchtlichen kölnischen Einfluss im "Herzogtum Westfalen" unterrichtet ein Verzeichnis des Marschalls Johann von Plettenberg. Der Marschall, der beamtete Stellvertreter des Kölner Erzbischofs in Westfalen, lässt das Verzeichnis um 1307 anlegen. Es gibt Aufschluss über Rechte und Besitz des Erzbistums in Westfalen, nennt die Städte Soest, Medebach, Winterberg, Marsberg, Padberg, Brilon und Rüthen sowie das 1294 erworbene Geseke, weiter Attendorn und Olpe. Zusammen mit der herzoglichen Verfügung über die Gogerichte, mit den landesherrlichen Steuern und Einnahmen, Klerussteuern, Zöllen und Judenschutz verfügt damit der Kölner Erzbischof über eine beträchtliche Machtstellung auch in Westfalen.
 

1310

 

 Umwandlung der Mescheder Frauengemeinschaft in ein Kanonikerstift
Die Frauengemeinschaft in Meschede befindet sich im frühen und hohen Mittelalter in der Verfügung der Grafen von Werl bzw. Arnsberg. So ist die letzte Äbtissin des Mescheder Frauenstifts, Agnes (gest. 1306), eine Schwester des Arnsberger Grafen Ludwig (reg. 1281-1313). Letzterer führt zusammen mit dem Kölner Erzbischof Heinrich II. von Virneburg (reg. 1306-1332) bis 1310 die Umwandlung des Konvents in ein Kanonikerstift durch, das wiederum in Johann (reg. 1310-1319), einen Bruder Ludwigs, seinen Leiter findet. Das Zusammengehen von Arnsberger Grafen und Kölner Erzbischof ist vor dem Hintergrund des Vordringens der Grafschaft Mark zu sehen, doch verfolgt Graf Ludwig auch das Ziel, über das Stift die Ortsherrschaft über Meschede zu erlangen.
 
 

1316

 

 Tod des Grafen Konrad III. von Dortmund
Graf Konrad III. von Dortmund stirbt im Jahr 1316, die Dortmunder Grafschaft als Reichslehen ist in der Folge hart umkämpft, zumal in einem Thronstreit die Könige Friedrich (III.) der Schöne (reg. 1314-1330) und Ludwig (IV.) der Bayer gegeneinanderstehen. Es kommt zur Belehnung des Kölner Erzbischofs durch den einen, des Konrad von Lindenhorst, des Neffen Konrads III., durch den anderen Herrscher. Schließlich kann sich Konrad von Lindenhorst durchsetzen, u. a. indem er zusagt, die Hälfte der Grafschaft an die Reichsstadt Dortmund zu verkaufen. 1335 setzen Stadt und Graf gemeinsam den neuen Freigrafen ein, die Einkünfte des Freigerichts werden geteilt. 1343 erfolgt der Verkauf der einen Hälfte der Dortmunder Grafschaft.
 
 

 

 Kauf der Herrschaft Lohn durch den Bischof von Münster
Das späte Mittelalter sieht die Bischöfe von Münster als Territorialherren fast überall in ihrer Diözese. Lediglich kleine Randterritorien wie Horstmar, Wettringen, (Stadt-) Lohn oder Ahaus befinden sich an der Peripherie des Bistums. Ab der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts gelingt es den Bischöfen, einige dieser Territorien durch Kauf zu erwerben, so 1252 Vechta oder 1269 Horstmar.
Gegen die Bischöfe von Münster haben die Lohner Edelherren im 12. und 13. Jahrhundert ihr Territorium aufgebaut, Graf Hermann von Lohn (gest. 1316) steht in Gegensatz zu den Grafen von der Mark, denen er 1278 und nochmals 1303 unterliegt. Mit Hermann stirbt 1316 das Geschlecht der Grafen von Lohn aus, das Territorium fällt an die Herren von Ahaus, die es noch im selben Jahr an den Bischof von Münster verkaufen.
 
 

1320

 

 Gründung der Stadt Grevenstein
Um das Jahr 1320 gründet der Arnsberger Graf Wilhelm (reg. 1313-1338) die Berg- und Burgstadt Grevenstein. 1327 mit Mauer und Graben befestigt, verliert der Grenzort schon bald nach dem Aufgehen der Arnsberger Grafschaft in dem westfälischen Herzogtum (1368) an Bedeutung.
 
 

1321

Mai 30

 Burgfriede für Burg und Stadt Büren
Streitigkeiten zwischen den (bis zu drei) Linien der Bürener Edelherren, Konflikte zwischen den Edelherren und der Stadt Büren wie der von 1296 führen im Verlauf des 14. Jahrhunderts zur Machteinbuße des Bürener Adelsgeschlechts auch gegenüber dem Ort. Nur mühsam kann der Burgfrieden für Burg und Stadt Büren am 30.05.1321 und am 27.11.1335 erneuert werden, 1326 erwirbt der Paderborner Bischof das Öffnungsrecht für Büren, 1355 wird die Stadt teilweise verpfändet. Der Niedergang der Bürener Edelherren entspricht um die Mitte des 14. Jahrhunderts dem der Stadt. Bevölkerungsverluste, auch infolge der Pest, und die Degradierung Bürens als Pfandobjekt tun ihr Übriges.
 
 

1327

 

 Städtisches Verfassungsprivileg für Paderborn
Das 13. und beginnende 14. Jahrhundert ist die Zeit der Emanzipation der Paderborner Bürger von ihrem Stadtherrn, dem Bischof. Nach der Konstituierung des Stadtrats vor dem Jahr 1238 gelingt es den Bürgern, auch mit Unterstützung des Kölner Erzbischofs, gegenüber dem Stadtherrn weiter autonom zu werden. Übergriffe auf die bischöfliche Immunität, der Kampf um die Kontrolle des Marktes, die Flucht Bischof Simons I. (reg. 1247-1277) ins Paderborn benachbarte Neuhaus (1272) und die teilweise Verfügung über das Gericht des Stadtgrafen münden in der Festschreibung des städtischen Erfolgs durch das "Privilegium Bernhardi" von 1327/1331. Bischof Bernhard V. (reg. 1321-1341) erkennt darin das Recht der freien Ratswahl an, weiter das Burgericht als Stadtgericht in der Verfügung der Stadt, ebenso die Einschränkungen beim Amt des Stadtgrafen; der Paderborner Rat kann beim Oberhof Dortmund Rechtsauskunft einholen. Dagegen ist die Stadt im Territorium des Paderborner Bischofs integriert.
 
 

1328

 

 Schweriner Grafen von Tecklenburg
Mit dem Tod des Bentheimer Grafen Otto IV. von Tecklenburg (reg. 1302-1328) tritt dessen Schwager Gunzelin (VI.) von Schwerin (reg. 1323-1328) das westfälische Erbe an. Gunzelin setzt seinen Sohn Nikolaus I. (reg. 1328-1368) als Grafen ein, die Schweriner Linie wird bis zum Jahr 1557 die Tecklenburger Landesherrschaft regieren.
 
 

1332

 

 Freiheiten der Stadt Höxter
Gegenüber der Reichsabtei Corvey erlangt Höxter im sog. Sühnebrief des Corveyer Abtes Rupert von Tomburg (reg. 1308-1336) vom Jahr 1332 weitgehende wirtschaftliche und politische Freiheiten innerhalb des Territoriums des Weserklosters zu. Damit hat sich Höxter in jahrzehntelangen Auseinandersetzungen u. a. mit Hilfe der Paderborner Bischöfe und der Braunschweiger Herzöge durchgesetzt.
Ursache der Streitigkeiten ist neben anderem die Entwicklung von Markt und Stadt Corvey (ab 1250). Die Stadt Corvey wird 1265 von Höxter und dem Paderborner Bischof zerstört und fällt im Verlauf des 15. Jahrhunderts wüst, die Bevölkerung (auch der anderen Corveyer Siedlungen) siedelt allmählich nach Höxter um. Der Herzog von Braunschweig ist seit 1265 Vogt über Höxter. Die Reichsabtei schließt 1331/32 mit dem hessischen Landgrafen und dem Herzog von Braunschweig Schutzverträge ab, die wegen der politischen Gegensätze zwischen Hessen, Braunschweig und dem Paderborner Bistum den Erhalt des kleinen Corveyer Territoriums im 14. bis 16. Jahrhundert sichern helfen.
 
 

1332

August 25

 Privileg für die Reichsstadt Dortmund
Kaiser Ludwig der Bayer (reg. 1314-1347) stellt am 25.08.1332 auf dem Reichstag zu Nürnberg das sog. "Privilegium Ludovicianum" als grundlegende Dortmunder Verfassungsurkunde aus. Das Privileg beinhaltet eine Reihe auch reichsstädtischer Rechte und bestätigt alle "alten" Rechte, Freiheiten, Privilegien und Gewohnheiten Dortmunds vom Besitz der halben Dortmunder Grafschaft bis zum recht des Bierbrauens. Jedoch ist mit dem Privileg keine Rückgängigmachung der aktuellen Verpfändung Dortmunds und der Grafschaft an den Kölner Erzbischof verbunden. Die Verpfändungspraxis wirkt sich auch weiterhin belastend auf das Verhältnis zwischen Reichsstadt und deutschem Königtum aus und ist eine Ursache der Großen Dortmunder Fehde (1388/89).
 
 

1333

 

 Ämter im kölnischen Westfalen
Mit der Ausbildung von Landesherrschaften im Verlauf des hohen Mittelalters kommt es auch zur Entstehung einer territorial-administrativen Gliederung. Die Verwaltungsgliederung in den erzbischöflich-kölnischen Herrschaftsgebieten in Westfalen reicht dabei mindestens bis ins 2. Viertel des 14. Jahrhunderts zurück, die Ämter ("officia") orientieren sich an den Bezirken der Gogerichte, Burgen und Städte sind Verwaltungsmittelpunkte dieser Ämter.
1333 werden die Ämter Brilon, Hovestadt (bei Soest), Medebach Menden, Rüthen, Waldenburg und Werl genannt. Sie stehen unter der Verwaltung des Marschalls, eines für Westfalen zuständigen (ministerialischen, adligen) Amtsträgers und Stellvertreters des Kölner Erzbischofs. Der Amtssprengel ist das "Marschallamt", er wird im 15. Jahrhundert zum "Herzogtum Westfalen". Dem Erzbischof dagegen direkt unterstellt ist das Vest Recklinghausen und, seit 1368, die Grafschaft Arnsberg.
 
 

1342

 

 Wüst gefallene Siedlungen in der Paderborner Feldmark
Im Jahr 1342 wird der Grund und Boden des bischöflichen Haupthofes Enenhus (nordwestlich von Paderborn) zur Feldmark der Stadt Paderborn gerechnet. Es kann angenommen werden, dass der Hof, immerhin der Haupthof einer umfangreichen Villikation des 11. und 12. Jahrhunderts, um die Mitte des 14. Jahrhunderts nicht mehr bewohnt ist.
Im späteren Mittelalter fallen eine Reihe vormals wichtiger Siedlungen im Umfeld Paderborns wüst: Barkhusen, Balhorn, Esbegtinghausen, Hildelinhusen, Rippinghusen u. a. Naturkatastrophen und Fehden, die westfälische Abwanderung in den Ostseeraum, die Attraktivität der nahen Stadt beförderten diese Entwicklung. Auch Entstehung und Verlauf der Landwehr um Paderborn spielen hier mit hinein.
 
 

1343

Mai 23

 Wiedereinlösung der englischen Königskrone
Im Zusammenhang mit dem Hundertjährigen Krieg (1339-1453) verpfändet König Eduard III. von England (reg. 1327-1377) am 27.02.1339 die englische Krone seinem Bundesgenossen Erzbischof Balduin von Trier (reg. 1307-1354) für 50000 Gulden. Die Krone soll noch im selben Jahr wieder eingelöst werden, befindet sich aber noch 1343 im Besitz des Erzbischofs, der inzwischen auf die französische Seite getreten ist. Unter Beteiligung von Dortmunder Kaufleuten lösen mit Vertrag vom 23.05.1343 die Hansestädte die englische Kröne ein, bis Frühjahr 1344 wird sie an unbekanntem Ort verwahrt, im April jenes Jahres übergibt der Dortmunder Kaufmann Konrad Klepping in Brügge die Krone an den Mayor des dortigen englischen Stapels, von wo sie dem Schatzmeister des englischen Königs übersandt wird.
Über den englischen Wollhandel spielen die Dortmunder und Kaufleute anderer Hansestädte in der Anfangsphase des Hundertjährigen Krieges eine wichtige Rolle im Kreditgeschäft für den englischen Herrscher. Seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts und besonders im 15. Jahrhundert nimmt die Bedeutung Dortmunds im hansischen Englandhandel ab.
 
 

1346

 

 Übergang der Grafschaft Ravensberg an die Grafen von Jülich-Berg
Das Haus Ravensberg stirbt mit seinem Grafen Bernhard (reg. 1328-1346) im Jahr 1346 aus. Mit der Nichte Bernhards, Margarethe, ist zu diesem Zeitpunkt Graf Wilhelm V. von Jülich (reg. 1328-1361) verheiratet, so dass die Grafschaft Jülich von nun an mit der Grafschaft Ravensberg in Personalunion verbunden und Ravensberg auch in die niederrheinische Politik eingebunden ist. Da Margarethe zudem Erbin der Grafschaft Berg ist, wird Ravensberg auf längere Sicht Teil des niederrheinisch-westfälischen Länderverbunds Jülich-Berg (1423) bzw. Jülich-Berg-Kleve-Mark (1511/21).
 
 

1350

 

 Pest in Westfalen
Die seit 1347 auftretende Beulenpest erreicht Westfalen. In einer bis 1352 andauernden Welle breitet sie sich hauptsächlich entlang von Schifffahrtswegen und Handelsstraßen aus. Bis zu einem Drittel der Bevölkerung, teilweise auch mehr, stirbt. An Hand der wüst gefallenen Siedlungen lässt sich ermitteln, dass das Gebiet zwischen Eggegebirge und Weser sowie um Paderborn überproportional stark von der Pest betroffen ist, das Münsterland dagegen weitaus weniger.
Für das Benediktinerkloster Liesborn gibt ein chronikalischer Bericht die Opfer der ersten Pestepidemie an: 12 Mönche, 2 Novizen, 4 Laienbrüder, 2 Laienschwestern. Die Zahl der Pfründen der Mönchsgemeinschaft beläuft sich dabei seit dem Jahr 1298 auf 22 Voll- und sechs Knabenpräbenden, wird aber im 14. Jahrhundert häufig überschritten.
Die seit 1350 immer wieder im Abstand von 10 bis 15 Jahren einsetzenden Pestepidemien führen endgültig zu einer Umkehr in der demografischen Entwicklung. Haben sich zwischen dem Jahr 1000 und dem 13. Jahrhundert die Bevölkerungszahlen verdoppelt bis verdreifacht, so tritt im Verlauf des 13. und am Beginn des 14. Jahrhundert eine Stagnation ein, u. a. verursacht durch Hungersnöte wie die "caristia maxima" der Jahre 1315 und 1316. Erst gegen 1500 und im 16. Jahrhundert kommt es wieder zu einem stärkeren demografischen Aufwärtstrend.
 
 

 

 Judenverfolgungen in Westfalen
Im Zuge des Vordringens der Beulenpest kommt es in westfälischen Städten und Orten zu Judenverfolgungen und zur Vernichtung der Judengemeinden. Davon betroffen sind u. a. Dortmund, Minden und Münster, während in Lübbecke ein Inschriftenstein der Andreaskirche zum Jahr 1350 Geißler, Pest und Judenmord erwähnt. Insgesamt 28 westfälische Orte beherbergen nachweislich bis 1350 Juden, die teilweise unter der Schutzherrschaft des Kölner Erzbischofs stehen. Eine Folge dieses "Judenschutzes" ist es, dass sich der Kölner Erzbischof Wilhelm (reg. 1349-1362) mit Herford am 17.07.1353 und mit der Reichsstadt Dortmund am 07.05.1354 über ehemaliges jüdisches Eigentum vergleicht. Erst ab 1370 sind dann wieder wenige Juden in einigen westfälischen Städten wie Dortmund, Hamm, Bielefeld, Herford oder Paderborn bezeugt.
 
 

1357

Januar

 Chronik des Levold von Northof
Levold von Northof (1279-nach 1359), Student der Universität in Avignon, Domherr in Köln und Prinzenerzieher der Söhne des Grafen Adolfs II. von der Mark (reg. 1328-1347), schreibt in den Jahren um 1357/58 seine Chronik über die Grafen von der Mark, die er - entsprechend seiner Rolle am märkischen Hof - auch mit einem Fürstenspiegel zur Belehrung der Herrschenden einleitet. Die Chronik vermittelt einen Eindruck von der errungenen Machtstellung und dem Selbstbewusstsein und -verständnis des märkischen Hauses.
Levold erwähnt auch, wie (die Stadt) Werden Anfang des Jahres 1357 (vor Fastnacht am 21.02.1357) Schauplatz des Hoftages und der Hochzeit zwischen Margarete, der Schwester Graf Engelberts III. von der Mark (reg. 1347-1391), und Graf Johann I. von Nassau-Dillenburg (reg. 1351-1416) wird. Sichtbar wird hierdurch das besondere Verhältnis der Grafen von der Mark zur Stadt Werden, aber auch die Abhängigkeit des Werdener Klosters und Territoriums von den märkischen Kirchenvögten.
 
 

August

 Adolf von der Mark als Bischof von Münster
Im August 1357 stirbt Bischof Ludwig II. von Münster (reg. 1310-1357). Nachfolger wird der Märker Adolf (reg. 1357-1363), ein Geistlicher ohne höhere Weihen, von Papst Innozenz VI. (reg. 1352-1362) in Avignon zum Bischof ernannt und als solcher ungeweiht. Die Grafen von der Mark haben damit Zugriff auf drei lothringisch-westfälische Bistümer, da in Lüttich Adolfs Onkel Engelbert (reg. 1345-1364) Bischof ist, in Osnabrück Adolfs Bruder Dietrich (reg. 1361-1366, 1373-1376) Verweser des Bistums sein wird. Adolf wird 1363, Engelbert (III.) 1364 Kölner Erzbischof.
Das Gewicht märkischer Politik zeigt sich im Eintreten Bischof Adolfs für seinen Bruder, den Grafen Engelbert III. von der Mark (reg. 1347-1391). Der münsterische Stiftsadel ist einbezogen in die sog. Geldrischen Händel, bei denen sich im niederrheinischen Herzogtum die beiden Brüder Eduard und Rainald mit ihren Parteien gegenüberstehen. Der Adel erhofft sich märkische Unterstützung (1357), weswegen er Adolf als Bischof unterstützt. Doch beim Wiederaufflammen des Konfliktes in Geldern (1359) wechselt Adolf die Fronten und findet sich in Übereinstimmung mit seinem Bruder Engelbert. Was folgt, ist ein Krieg, bei dem das Hochstift Münster in schwere Mitleidenschaft gezogen wird. Doch steigen dadurch die Erbansprüche der Märker auf die Grafschaft Kleve, denn Adolfs Großonkel Graf Johann von Kleve (reg. 1347-1368) wird kinderlos sterben und Adolf ihn beerben (1368).
 
 

1363

 

 Übergang der Herrschaft Bilstein an die Grafen von der Mark
In die Lehnsabhängigkeit der Grafen von Sayn verlegt im 1. Viertel des 13. Jahrhunderts der Edelherr Dietrich von Förde seinen Stammsitz nach zur Burg Bilstein, nahe der Lenne gelegen. Den Edelherren von Bilstein gelingt es, eine Herrschaft auszubilden, die von der oberen Lenne bis nach Olpe und Römershagen reicht und im Osten mit der Fredeburg eine wichtige Position innehat. Im Jahr 1359 verkaufen die Grafen von Sayn den Grafen von der Mark die Lehnshoheit über Bilstein. Beim Aussterben der Bilsteiner Dynasten 1363 zieht Graf Engelbert III. von der Mark (reg. 1347-1391) die Herrschaft der Edelherren als heimgefallenes Lehen ein. Die Burg Bilstein wird besetzt, die Herrschaft verbleibt in den folgenden Jahrzehnten bei den märkischen Grafen, bis sie im Umfeld der Soester Fehde (1444-1449) an Kurköln gelangt. 1445 erhält der Ort Bilstein eine Privilegienbestätigung als Freiheit.
 
 

1368

 

 Erhebung Altenas zur Freiheit
Das Dorf Altena, lange Zeit (ab dem 11. Jahrhundert) im Schatten der Burg der Grafen von Altena gelegen, erst kurz vor 1318 mit einer Pfarrkirche versehen, dann Mittelpunkt des märkischen Amtes Altena, wird von Graf Engelbert III. von der Mark (reg. 1347-1391) zu einer Freiheit ohne Befestigungsrecht erhoben.
 
 

August 25

 Verkauf der Grafschaft Arnsberg an das Kölner Erzbistum
Die Grafschaft Arnsberg geht im kölnischen Herzogtum Westfalen auf. In einem Vertrag vom 25.08.1368 verkauft der erbenlose Graf Gottfried IV. (reg. 1338-1368) sein Territorium an Kuno von Falkenstein, den Administrator des kölnischen Erzbistums (1366-1370) und Trierer Erzbischof (1362-1388). Mit dem Tod des märkischen Erzbischofs Engelbert III. (reg. 1364-1368) ist der Weg frei für den Verkauf der Grafschaft, die somit nicht in die Hände der Grafen von der Mark gelangen kann, zumal ein Zusatzvertrag von 1369 den Kölner Erzbischöfen untersagt, die Grafschaft oder Teile davon an das märkische Territorium abzutreten. Noch vor dem endgültigen Abschluss der Verhandlungen verzichtet Graf Gottfried auf seine Rechte und stirbt im Februar 1371 in ihm auf Lebenszeit überlassenen Brühl (bei Köln). Voraufgegangen sind dem Kaufvertrag von 1368 Kämpfe um die Arnsberger Grafschaft, in denen durch den Angriff Graf Engelberts III. von der Mark (reg. 1347-1391) u. a. Arnsberg in Flammen aufgeht (1366). Die Auseinandersetzungen enden mit einem für den Arnsberger Grafen demütigenden Frieden (1367). Voraufgegangen ist dem Ende der Arnsberger Grafschaft auch der Tod des als Erben vorgesehenen Oldenburger Grafensohns Christian, der im Kampf gegen die Friesen fällt (1368).
 
 

1371

 

 Münzfund von Bochum-Weitmar
Irgendwann nach 1371 wird in (Bochum-) Weitmar ein Münzschatz von ca. 2000 Münzen vergraben. Die Herkunft der Münzen verweist auf die Münzepoche des endenden 13. und des 14. Jahrhunderts, die durch das Auslaufen der westfälischen Pfennigprägung und das Eindringen von neuen Silber- und Goldmünzen charakterisiert werden kann. 90 Prozent der Silbermünzen sind Turnosen, Turnosgroschen im Wert von 12 Pfennigen, hinzu kommen einzelne Schillinge, u. a. aus dem westfälischen Lüdinghausen.
Neben den Großsilbermünzen sind es Goldmünzen, die verstärkt umlaufen. Der nach 1373 vergrabene Münzhort aus Unna umfasst mindestens 151 Goldmünzen, darunter franzöische und deutsche Schilde sowie (rheinische) Gulden.
 
 

November 25

 Westfälisches Friedensrecht Kaiser Karls IV.
In der Abfolge der westfälischen Landfrieden ist der von Kaiser Karl IV. (reg. 1347-1378) am 25.11.1371 verfügte einer der wichtigsten. Der Landfrieden, der als Recht bezeichnet wird, geht auf Initiative des Kölner Erzbischofs zurück und bestimmt die westfälischen Freigerichte zur Überwachung des Friedens. Er wird am 25.07.1372 vom Erzbischof, den Bischöfen von Paderborn, Münster und Osnabrück und vom Grafen von der Mark beschworen. Auch die Reichsstadt Dortmund schließt sich dem Landfrieden an. Fortgeführt wird der Landfrieden von 1371 durch den vom 29.07.1385, der eine große Zahl von Mitgliedern aufweist, zusätzlich den Abt von Corvey, die Grafen von Waldeck und zur Lippe, die Städte Münster, Soest und Osnabrück und andere mehr.
 
 

1372

April 6

 Vemegerichtsbarkeit in Westfalen
Freigerichtsbarkeit und Veme, das Richten unter Königsbann, haben ihren Ursprung im Westfalen des 12. und 13. Jahrhunderts, ohne dass damit ein besonderer politischer Bezug zum deutschen Königtum gegeben ist. Vielmehr fehlt dem König hinsichtlich Westfalens im späten Mittelalter eine wirksame Einflussnahme, zumal die geheimen Gerichtsverfahren der Veme eher königlichen Eingriffen entgegen stehen.
Mit Datum von 06.04.1372 verfügt nun Kaiser Karl IV. (reg. 1346-1378), dass die Gerichtsstühle und Freigrafschaften "zwischen Weser und Rhein" zu den kölnischen Herzogtümern Engern und Westfalen gehören. Damit sind die Freigrafschaften, auch in nichtkölnischen Territorien, dem Kölner Erzbischof unterstellt, Übergriffe von Freigrafen gegen Untertanen der Kölner Kirche werden unterbunden. Der Anspruch der Erzbischöfe auf Oberherrschaft über die Veme und die daraus resultierenden Expansionsbestrebungen durchziehen dabei die westfälische Geschichte des 14. und 15. Jahrhunderts bis hin zur Soester Fehde.
 
 

1377

November 22

 Letzter Kaiserbesuch in Westfalen: Karls IV. in Dortmund
Seit 1224 hat sich kein König mehr in Dortmund aufgehalten. Am 22.11.1377 kommt es endlich zum Besuch Kaiser Karls IV. (reg. 1347-1378). Dortmunder Bürger reiten dem Herrscher bis Unna entgegen, ein Festzug, Glockengeläut und ein Spalier Dortmunder Bürger am Ostenhellweg begleiten den Einzug des Kaisers. Karl erhält Reliquien des Dortmunder Heiligen Reinoldus, der Kaiser erneuert das Privileg seines Vorgängers Ludwigs (reg. 1314-1347) und bestimmt für die Zukunft, dass keine Verpfändung Dortmunds ohne Einwilligung der Bürger stattfinden soll. Außerdem ergeht die Aufforderung an den Kölner Erzbischof sowie die Grafen von Berg und Mark, Dortmund gegen Übergriffe zu schützen.
 
 

1378

 

 Großes Papstschisma
Nach der Rückkehr des Papsttums aus Avignon (1309-1377/78) nach Rom und dem Tod Papst Gregors XI. (reg. 1370-1378) kommt es im Verlauf des Jahres 1378 zu einer päpstlichen Doppelwahl, die am Anfang des sog. Großen Papstschismas (1378-1417) steht. Über fast vier Jahrzehnte stehen sich die Päpste aus Rom und Avignon gegenüber, wobei der römische Bischof das römisch-deutsche Reich, Nord- und Osteuropa sowie England zu seiner Obödienz rechnen darf. Auch die westfälischen Bischöfe von Minden, Münster und Paderborn sowie der Kölner Erzbischof stehen im Schisma auf römischer Seite. Das Papstschisma endet nach dem Zwischenspiel des Konzils zu Pisa (1409) und nunmehr drei gegeneinander stehenden Päpsten mit der Wahl Papst Martins V. (reg. 1417-1431) auf dem Konzil zu Konstanz (1414-1418).
 
 

1379

 

 Bischofschronik des Florenz von Wevelinghoven
Die früheste Bischofschronik für Münster ist die des spätmittelalterlichen münsterischen Bischofs Florenz von Wevelinghoven (1364-1379). Florenz hat die lateinische Chronik, wie er in der Vorrede schreibt, als Bischof von Münster anfertigen lassen. Sie muss daher vor seiner Versetzung nach Utrecht 1379 entstanden sein, wenn auch die erhaltenen Abschriften aus dem 17. Jahrhundert und später - das Original fehlt - uns über den Schluss der Chronik im Unklaren lassen. Der historiografische Text ist ein Bischofskatalog, der das Leben der Bischöfe von Münster in "Biografien" vorstellt. Jeder dieser "Biografien" sind am Schluss (zumeist) zwei Verse über den entsprechenden Prälaten beigefügt. Aus welchen Quellen die Chronik dabei geschöpft hat, ist meistens kaum noch nachzuvollziehen. Die chronologische Anordnung der historischen Ereignisse ist noch bis ins 14. Jahrhundert fehlerhaft und wird durch Wundergeschichten und Sagen ergänzt. Das gilt auch für die "Biografie" des ersten Münsteraner Bischofs Liudger.
 
 

1385

Februar 22

 Hundeherberge und Wildbahn des Grafen von der Mark im Werdener Stiftsgebiet
Die Werdener Klostervogtei der bergischen Grafen gelangt im Zuge bergischen Erbteilung (um 1160) an die Altenaer Linie, zu Anfang des 13. Jahrhunderts an die der Märker. Während die Stiftsvogtei über das benachbarte Essener Territorium zwischen dem Kölner Erzbischof und dem Grafen von der Mark bis ins 15. Jahrhundert zumindest rechtlich umstritten bleibt, behaupten sich die Märker als Werdener Vögte und nehmen Einfluss auf die Entwicklung von Stadt und Benediktinerkloster Werden (1256, 1317, 1371, 1372).
Das Verhältnis zwischen der Werdener Abtei und ihrem Klostervogt, hier dem Grafen Engelbert III. von der Mark (reg. 1347-1391), weist manches Kuriosum auf wie die Beherbergung und Versorgung gräflicher Hunde durch Hofhörige der Werdener Höfe und Kotten von Barkhofen, Kalkofen und Viehausen (bei Essen-Werden). Engelbert verzichtet in einer Verfügung vom 22.02.1385 auf die Hundeherberge und fordert stattdessen von den Höfen und Kotten eine jährliche Abgabe in Höhe von 2 Schillingen bzw. 12 Pfennigen. Die Urkunde über die Ablösung der Hundeherberge passt dabei gut zur am 21.08.1337 dokumentierten Erklärung des Grafen Adolfs II. von der Mark über die zu seiner Herrschaft gehörende "Wildbahn" ("wyltbane") "im Werdener Gericht" ("per iudicium Werdinense"). Die Wildbahn ermöglicht dem Klostervogt u. a. die Jagd mit Hunden in den Werdener Wäldern.
 
 

1387

Oktober 7

 Westfälischer Landfrieden des Kölner Erzbischofs Friedrich von Saarwerden
König Wenzel (reg. 1378-1400) hebt am 10.03.1387 das 1371 verkündete westfälische Landfriedensrecht seines Vaters, des Kaisers Karl IV. (reg. 1347-1378), wieder auf. Ein Grund für diese Entscheidung liegt in der Friedenssicherung durch die Freigerichte und damit in der Nähe des Landfriedens zur Veme. Die westfälischen Landesherren, an der Spitze der Kölner Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden (reg. 1370-1414), reagieren darauf, indem sie mit Datum vom 07.10.1387 in Soest einen neuen Landfrieden beschließen. Es verbinden sich miteinander die Bischöfe von Köln, Münster, Paderborn und Osnabrück, der Graf von Waldeck und die Städte Soest, Münster, Dortmund und Osnabrück.
 
 

1388

Februar 21

 Große Dortmunder Fehde
Im Bemühen der Dortmunder Bürgerschaft, ihre Reichsunmittelbarkeit auch gegen die Verpfändungen der Stadt durch die deutschen Herrscher zu behaupten, sieht sich die Reichsstadt einer Fürstenkoalition gegenüber. Die Große Dortmunder Fehde beginnt mit den Eintreffen der Fehdebriefe des Kölner Erzbischofs, des Grafen von der Mark und 45 weiterer Landesherren, freilich einer brüchigen Koalition. Dortmund, nur unzulänglich unterstützt von anderen Hansestädten, übersteht zunächst ein mehrwöchige Belagerung und Beschießung, am 03.10.1388 kann die Rovenburg, ein kölnisches Bollwerk gegenüber dem Burgtor, eingenommen und zerstört werden. Dortmunder Vorstöße nach Schüren und Hörde folgen, weitere Ausfälle der Belagerten führen zu Zerstörungen in den benachbarten Dörfern, vom 27.04.1389 bis zum 02.05.1389 wird Dortmund nochmals eingeschlossen.
Schon am 24.06.1388 beginnen - im Sinne mittelalterlicher Konfliktführung, von Kommunikation und Abschreckung - erste Friedensverhandlungen, die zwischen dem 04.11.1389 und dem 20.11.1389 in die entscheidende Phase treten. Dortmund verpflichtet sich, je 7.000 Gulden an den Kölner Erzbischof und den märkischen Grafen zu zahlen, die Belagerung wird aufgehoben, die Gefangenen werden ausgetauscht. Der frühere Rechtszustand ist wieder hergestellt, wenn auch die finanziellen und wirtschaftlichen Folgen für die Stadt beträchtlich sind, aber ab 1417 mit Hilfe Kaiser Sigismunds (reg. 1410-1437) überwunden werden können.
 
 

1391

 

 Adolf III. von der Mark als Graf von Kleve und Mark
Adolf, der Sohn Graf Adolfs II. von der Mark (reg. 1328-1347), geboren um 1332, ist für die geistliche Laufbahn vorgesehen. Er wird Domherr in Lüttich (1342) und Köln (1348), ist Propst von Schildesche (1354), Domscholaster in Speyer (1355), schließlich Domherr in Münster (1357), studiert kanonisches Recht in Montpellier. Vom Papst gegen den Widerstand des Kölner Erzbischofs mit dem Bistum Münster providiert (1357), regiert er sechs Jahre lang das westfälische Bistum (1357-1363). Danach wird er Kölner Erzbischof (1363-1364), gibt aber das kirchliche Amt zu Gunsten seines Onkels, des Bischofs Engelbert von Lüttich (reg. 1345-1364 bzw. als Erzbischof Engelbert III. 1364-1368), auf. Er kehrt in den weltlichen Stand zurück und setzt sich 1368 erfolgreich in der Grafschaft Kleve durch (1368-1394). Nach dem Tod seines Bruders, des Grafen Engelbert III. von der Mark vereinigt er die Territorien Kleve und Mark (erstmals) in einer Hand (1391-1394) und leitet somit die Union der beiden Grafschaften ein, die 1461 endgültig wird.
 
 

 

 Reliquientranslation nach Grafschaft
Auch das spätmittelalterliche Westfalen kennt Reliquientranslationen. In die Zeit innerer und äußerer Missstände im Kloster bzw. Stift Grafschaft fällt die Übertragung von Reliquien des heiligen Kölner Erzbischofs Anno II. (reg. 1056-1075) von Siegburg nach Grafschaft, vom Mutter- zum Tochterkloster.
Die Reliquientranslation kann dem westfälischen Kloster aber keine weiteren Impulse vermitteln. Grafschaft nimmt kaum an den benediktinischen Reformbestrebungen des 15. Jahrhunderts teil, etwaige Reformimpulse, die vom 1422 zu St. Maximin in Trier stattfindenden Benediktinerkapitel der Köln-Trierer Ordensprovinz ausgehen, bleiben im Kloster und überhaupt in Westfalen ohne Wirkung. Erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts nimmt sich der Kölner Erzbischof Hermann IV. von Hessen (reg. 1480-1508) der Reform des Klosters an.
 
 

1392

September 20

 Letzter westfälischer Landfrieden
Die westfälischen Landfrieden umfassen hauptsächlich den Zeitraum des 14. Jahrhunderts. Im letzten dieser Landfrieden sind der Kölner Erzbischof, die Bischöfe von Münster und Paderborn, der Graf von Kleve-Mark und die Städte Münster und Soest Vertragspartner. Die Friedensordnung nimmt die Artikel der älteren Landfrieden wieder auf, modifiziert diese aber in einigen Punkten: Jeder Landesherr ist für den Frieden in seinem Territorium verantwortlich; Friedenssicherung ist (auch) eine Sache von Richter und Amtmann auf lokaler Ebene; im Landfrieden einbezogen sind neben Fürsten und Städten auch Ritter und Ministeriale.
 
 

1398

 

 Gefangenschaft des Sweder von Voorst
Die Herrschaft Ahaus gelangt nach dem Aussterben der Edelherren im Mannesstamm durch Heirat im Jahr 1241 an einen Zweig der Edelherren von Horstmar, ein reduziertes Territorium über die Erbtochter Johanna im Jahr 1393 an Sweder von Voorst (reg. 1393-nach 1400). Letzterer gerät 1398 in die Gefangenschaft des Bischofs von Münster. Nur die Verpfändung der Herrschaft Ahaus im Jahr 1400 führt zur Freilassung Sweders, der wenig später stirbt. Seine Witwe Johanna heiratet Goddert von der Ruhr, der 1406 die Herrschaft dem münsterischen Bischof verkauft.
Eine Pfarrei Ahaus ist 1346 erstmals bezeugt, die Stadt Ahaus gegen Ende des 14. Jahrhunderts. Im 16. Jahrhundert ist Ahaus Vorort des münsterischen Amtes Ahaus und auf dem Braem.
 
 


1400


1400

Februar 24

 Aufstand gegen den Dortmunder Rat
Die finanziellen Schwierigkeiten der Reichsstadt Dortmund nach der Großen Dortmunder Fehde (1388/1389) führen 1399 zum Aufstand der Dortmunder Gilden gegen den vom Patriziat dominierten Stadtrat. Letzterer wird gefangen gesetzt, ein neuer Rat der Gilden eingesetzt. Patriziat und Gilden einigen sich in der "neuen Eintracht" vom 24.02.1400 auf eine neue Ratsordnung: Die Gilden sollen sechs der 18 Ratsmitglieder stellen, der Frieden ist wiederhergestellt.
Die "neue Eintracht" stößt indes auf wenig Verständnis beim römisch-deutschen König Ruprecht von der Pfalz (reg. 1400-1410). 1404 wird die Reichsacht über Dortmund verhängt, 1406 wird auf Intervention des klevischen Landesherrn die neue Ordnung anerkannt.
 

Oktober 25

 Streit zwischen Graf Otto V. von Tecklenburg und dessen Sohn Nikolaus (II.)
Beispielhaft für die vielen Fehden, die die Herrschaft der Schweriner Grafen von Tecklenburg im 14. und 15. Jahrhundert begleiten, ist der erbitterte Streit zwischen Graf Otto V. (reg. 1368-1388) und dessen Erbsohn Nikolaus (II.) (reg. 1388-1426). Die Streitigkeiten eskalieren in der Gefangensetzung des Vaters auf der Tecklenburg, die Raubzüge des Nikolaus führen zu einem Bündnis zwischen den Bischöfen von Osnabrück und Münster (1393), das gegen den Tecklenburger gerichtet ist. In der Folge gehen eine Reihe gräflicher Burgen an die überlegenen Gegner verloren, im Jahr 1400 wird die Burg Bevergen (bei Tecklenburg) eingenommen. Am 25.10.1400 verzichtet Nikolaus in einem Vertrag auf den größten Teil der von den Verbündeten eroberten Tecklenburger Gebiete. Die Grafschaft sinkt zur politischen Bedeutungslosigkeit herab, zumal weitere Familienzwistigkeiten die reduzierte Machtstellung der Tecklenburger bedrohen.
 
 

1404

 

 Brand von Warendorf
Der Ort Warendorf, gelegen an der Kreuzung zweier Verkehrswege, um 1200 zur Stadt aufgestiegen, besitzt die auf die Zeit um 800 zurückgehende Holzkirche, die 1139 erstmals urkundlich genannt wird. Diese romanische Laurentiuskirche wird zusammen mit dem benachbarten Rathaus und großen Teilen der Stadt im Jahr 1404 verwüstet. Über 100 Einwohner sollen dabei umgekommen sein.
Nach dem Warendorfer Stadtbrand wird die Laurentiuskirche wieder aufgebaut. Der romanische Westturm, um 1150 errichtet, übersteht den Brand und wird mit einer gotischen Spitzhaube versehen. An den Turm schließt sich die auch heute noch bestehende, dreischiffige gotische Hallenkirche an, die teilweise auf den Fundamenten des romanischen Baus gründet. Noch im 15. Jahrhundert wird das Kirchenschiff um ein Joch verlängert und damit der Kirchturm durch die Verlängerung der Seitenschiffe Teil des Langhauses.
 
 

 

 Weistum des Schöpplenberger Besitzes des Klosters Werden
Der Werdener Besitz in Schöpplenberg (bei Hagen) und Halver (bei Lüdenscheid) geht in das 11. Jahrhundert zurück und wird in den entsprechenden Urbaren zum Gut des Werdener Propstes gezählt. Schöpplenberg ist im 12. Jahrhundert der Haupt-, Halver (Monnikenhof) der beigeordnete Hof der Villikation mit ihren rund 50 abhängigen Hufen. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts ist der Hofverband Schöpplenberg-Halver aufgelöst. Beide Fronhöfe werden im 15. Jahrhundert verpachtet, im 16. Jahrhundert ist der Monnikenhof mit allen Unterhöfen und Rechten an die Familie von Edelkirchen vergeben. Noch 1404 lässt der Werdener Propst Bertold von Büren in einem Weistum Rechte und Ansprüche des Klosters feststellen, nachdem über einen Zeitraum von zwanzig Jahren Kornabgaben von den Unterhöfen nicht abgeführt worden sind.
 
 

1405

Juni 5

 Mindener Ratsstreit
Zu Pfingsten (05.06.1405) kommt es innerhalb des Rats der Stadt Minden zum Streit, nachdem die "Gemeinheit" ("meynheid") sich gegen das Stadtregiment aufgelehnt hat. Ein Teil des Rates wird vertrieben, ein anderer wendet sich zur Erlangung einer Rechtsweisung an den Dortmunder Oberhof, andere westfälische und Hansestädte werden eingeschaltet, u. a. an die Vierstädte Dortmund, Soest, Münster und Osnabrück Boten gesandt. König Ruprecht (reg. 1400-1410) belegt die Stadt Minden mit der Reichsacht (1407), erst 14 Jahre später kann sich der Ort davon lösen. Das Einschalten der Hanse führt am 11.08.1407 zum Schiedsspruch einer Kommission, dem auch die Vertreter der Stadt Minden unter dem Druck einer bevorstehenden Verhansung schließlich zustimmen. Danach kommt es zu einer Beteiligung von Handwerkerschaft und "Gemeinheit" an der Führung der Stadt.
 
 

1407

April 28

 Öffnungsrecht des hessischen Landgrafen für Corveyer Burgen
Die Schutzherrschaft der Landgrafen von Hessen über das Reichskloster Corvey erweitert sich mit dem Vertrag vom 28.04.1407. Hierin versichert Abt Dietrich Runst (reg. 1407-1417) für das Corveyer Territorium dem Landgrafen seine Treue und sagt diesem das Öffnungsrecht für alle Corveyer Burgen zu.
Die Abhängigkeit der Reichsabtei von Hessen dokumentiert sich noch in einem Erbschutzvertrag vom 28.05.1434, der dem hessischen Landgrafen Ludwig I. (reg. 1413-1458) endgültig die politische Dominanz im Stift Corvey sichert.
 
 

1409

 

 Konflikt zwischen Paderborner Stadt und Bischof
Im Paderborner Klosterstreit um die Reform des Klosters Abdinghof (1409-1412) stehen Bischof Wilhelm von Berg (reg. 1400-1414) und die Stadt Paderborn gegeneinander. Wilhelm versucht, sich an die "gemeynheitt" der Bürger bzw. an den Ausschuss der "Vierziger" zu wenden, kann sich aber gegenüber dem Rat nicht durchsetzen. Die "Vierziger" fungieren als Vertretung der vier Paderborner Bauerschaften und repräsentieren, gerade nach dem Bürgerkonflikt von 1480/83, die Bürgergemeinde gegenüber dem Rat, den sie wählen und der sich seit der Krisenzeit in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts allmählich zur Obrigkeit wandelt.
Das Paderborn des 15. und 16. Jahrhunderts ist geprägt von Gewerbetreibenden und Händlern, unpolitische Ämter oder Zünfte werden sichtbar, Schuhmacher, Knochenhauer und Bäcker sind kaum als leistungsstark zu bewerten und verweisen auf die geringe wirtschaftliche und somit politische Kraft des Paderborner Gewerbes. Dabei ist die Stadt weiterhin Münzstätte und Zollstelle, Getreide- und Viehmarkt, Biererzeuger und Kapital- und Rentenmarkt.
 
 

 

 Frauenstift und Augustinerchorherren-Gemeinschaft Böddeken
In den Jahren 1408/09 endet die fast 600-jährige Geschichte der Frauengemeinschaft Böddeken (bei Wewelsburg). Bischof Wilhelm von Paderborn (reg. 1400-1414) führt 1409 Augustinerchorherren aus Zwolle in Böddeken ein, der neue Konvent erlebt im 15. Jahrhundert eine Blütezeit, nicht zuletzt durch den Anschluss an die Windesheimer Kongregation. Böddeken reformiert und gründet zwanzig Augustinerklöster und steht ab 1559 einer aus neun Gemeinschaften gebildeten sächsischen Ordensprovinz vor.
Das Frauenstift Böddeken kann vom 9. bis zum 14./15. Jahrhundert auf eine meist erfolgreiche Entwicklung zurückblicken. Im Einzelnen sind zu nennen: die Gründung der Frauengemeinschaft durch den heiligen Meinulf (837), die eigenklösterliche Existenz Böddekens in Abhängigkeit vom Paderborner Bischof und eine allmählich im Verlauf des hohen Mittelalters gewonnene unabhängigere Stellung, die Bevogtung der Kommunität durch die Grafen von Werl und Arnsberg (11./12. Jahrhundert), dann durch die Edelherren von Büren (13./14. Jahrhundert), reicher Grundbesitz im Paderborner Raum, der durch grundherrschaftlichen Wandel im hohen und Wüstungsprozesse im späten Mittelalter beeinträchtigt wird, die Zerstörung von Stiftskirche und anderen Baulichkeiten (1390) und der Niedergang der Frauengemeinschaft unter Äbtissin Walburg von dem Walde (1390, 1408). Besonders im späteren Mittelalter wird erkennbar: die Ämterverfassung der Kommunität mit Äbtissin, Pröpstin, Dekanin und Kellnerin, der "Hof" der Böddeker Äbtissin mit seinen Hofämtern Kämmerer, Marschall, Truchsess und Schenken, die weitverzweigte Ministerialität des Stifts.
 
 

1410

 

 Marienfelder Klosterreform
Nach der Resignation des Abtes Gerlach (reg. 1401-1410) übernimmt Hermann von Warendorf (reg. 1410-1443) die Leitung des Zisterzienserklosters Marienfeld. Ihm gelingt es, die Abtei aus eigener Kraft zu reformieren und zu neuer Blüte zu führen. Marienfeld wird zum Ausgangspunkt einer konservativen Marienfelder Reform innerhalb des Zisterzienserordens und übernimmt u. a. die geistliche Betreuung der Nonnenklöster Kentrup (bei Hamm) und Rengering (bei Warendorf). Unter den Äbten Johann V. Wineken (reg. 1479-1495) und Heinrich Münstermann (reg. 1498-1537) erreicht die Marienfelder Reform ihren Höhepunkt und beeinflusst die geistlichen Gemeinschaften in Bredelar (bei Brilon), Klein-Burlo (in Coesfeld) und Wormeln (bei Warburg).
 
 

1417

 

 Erhebung Beverungens zur Stadt
Der Ort Beverungen reicht bis ins 9. Jahrhundert zurück, eine Burg zum Schutz des Übergangs über die Weser errichtet der Paderborner Bischof um 1330, wobei das Kloster Corvey und die Herren von Brakel Miteigentümer der Anlage werden. 1347 wird Beverungen als Weichbild bezeichnet, 1417 erhebt der Kölner Erzbischof Dietrich von Moers (reg. 1414-1463) unter Beteiligung der Reichsabtei den Ort zur Stadt.
 
 

1418

 

 Cluny und Abdinghof
Laut der in dieser Hinsicht falsch unterrichteten Vita des Paderborner Bischofs Meinwerk (reg. 1009-1036) soll der Gründungskonvent des Paderborner Benediktinerklosters Abdinghof aus Cluny stammen. Diese cluniazensische Herkunft hat sich aber im Verlauf des Mittelalters durchgesetzt. So besucht Abt Hermann I. von Abdinghof (reg. 1268-1273) im Jahr 1270 Cluny und erlangt unter Hinweis auf die Gründung der Paderborner Mönchsgemeinschaft den Abschluss einer Gebetsbrüderschaft. Umgekehrt kommt es im Jahr 1418 zu einer Visitation Abdinghofs durch cluniazensische Mönche. Im Rahmen der damaligen kirchlichen Reformbestrebungen - es sei an das Konstanzer Konzil (1414-1418) erinnert - erlegen die Mönche aus Cluny der Mönchsgemeinschaft in Paderborn Reformvorschriften auf, die wohl nicht befolgt werden.
Das Kloster Abdinghof hat im Verlauf gerade des 14. Jahrhunderts viel von seinen wirtschaftlichen und religiösen Grundlagen eingebüßt. Wegen der Aufrechterhaltung der klösterlichen Disziplin kommt es unter dem Prior Gobelinus Person (gest. 1421) zu Streitigkeiten im Kloster (Paderborner Klosterstreit), die erst mit dem Rücktritt des Paderborner Bischofs Wilhelm von Berg (reg. 1400-1414) im Jahr 1414 enden. Auch der Einfluss der Mönche aus Cluny bleibt gering. Erst die ab 1468/76 einsetzende Bursfelder Reform und der Eintritt in die Bursfelder Kongregation (1477) führt zu einer Besserung der Verhältnisse. So wird Abdinghof von reformatorischen Vorgängen nicht erfasst (1528, 1532).
 
 

Juli 4

 Verpachtung des Werdener Hofes Schapen
Beginn des 15. Jahrhunderts wird der Werdener Hof Schapen (bei Lingen) an die Familie von Hake in Pacht ausgegeben. Doch kommt es zu Rückständen bei den Zahlungen. Im Hofgericht von Schapen bezeugen daher am 04.07.1418 vor Abt Adolf II. von Spiegelberg (reg. 1398-1431) und Ritter Heinrich van der Leyte Gertrud von Langen, die Witwe Johann Hakes, und die Hofhörigen, daß der Hof Schapen Eigentum des Werdener Klosters ist; Gertrud verzichtet auf ihre Anprüche am Hof. Um 1474 ist die Familie von Langen wieder Pächter des Hofes, im 16. Jahrhundert gelangt der Hof an die Familie von Tork auf Vorhelm.
Besitz des Werdener Klosters in Schapen lässt sich schon im 9./10. Jahrhundert nachweisen. Im 11. und 12. Jahrhundert bildet Schapen zusammen mit dem beigeordneten Hof Leer (bei Burgsteinfurt) einen Hofverband mit knapp 70 Hofstellen. Die bisherige Organisation löst sich im 13. Jahrhundert auf; Leer kommt im Tausch gegen Lengerich (bei Münster) am 08.05.1269 an den Adligen Bernhard von Ahaus, über Schapen ist bis ins 15. Jahrhundert nichts weiter bekannt.
 
 

1419

August 10

 Landständische Einigung in der Grafschaft Mark
Vor dem Hintergrund des Für und Wider der Landesunion zwischen dem Herzogtum Kleve und der Grafschaft Mark spielt sich die Beteiligung der märkischen Landstände an den Geschehnissen im Territorium ab. 1418 kommt es zu einer Einung der märkischen Städte, mit Vertrag vom 10.08.1419 zu einer städtisch-ritterlichen "eyndracht". Sie spielt eine Rolle in den zwischen Herzog Adolf IV. von Kleve-Mark (reg. 1394-1448) und dessen Bruder Gerhard (reg. 1425-1461) ausbrechenden Kämpfen, doch erweist sich gerade hier das städtische Bündnis als wenig stabil. Erst die erneuerte Einung vom 14.09.1426 sieht die Städte Hamm, Unna, Kamen, Iserlohn, Schwerte, Lünen und etwas später Bochum und die märkische Ritterschaft auf Seiten Gerhards, der förmlich als märkischer Landesherr anerkannt wird. Das Einvernehmen zwischen den Städten und Gerhard wird bis zur Soester Fehde (1444-1449) anhalten.
 
 

1421

November 17

 Gobelinus Person stirbt
Gobelinus Person stirbt. Der vermutlich im Jahr 1358 in Paderborn geborene Gelehrte und Kirchenmann ist durch sein Werk Cosmidromius bekannt, eine Universalchronik, in dem er auch auf die westfälische Geschichte eingeht. Person wird 1390 Pfarrer in Paderborn, dann Offizial und Generalvikar beim Bischof (1409). Im Rahmen seiner kirchenreformerischen Aktivitäten unterliegt er im Streit mit dem Paderborner Kloster Abdinghof, im Auftrag des Kölner Erzbischofs gelingt Person aber die Reformierung des Bielefelders Marienstifts und der übrigen Kollegiatstifte im Paderborner Bistum. Gobelinus Person zieht sich 1418 ins Reformkloster Böddeken zurück.
 
 

1423

 

 Auseinandersetzungen um die Grafschaft Mark
Nach dem Tod Graf Engelberts III. von der Mark (reg. 1347-1391) und der zwischenzeitlich (1398) erfolgten Vereinigung der Territorien Kleve und Mark kann sich Herzog Adolf IV. von Kleve (-Mark) (reg. 1398-1447) gegen seinen Bruder Gerhard (reg. 1425-1461) nicht durchsetzen. In den 1423 ausgebrochenen Kämpfen behaupetet Gerhard, unterstützt vom Kölner Erzbischof Dietrich III. von Moers (reg. 1414-1463), bis 1437 zwei Drittel der Grafschaft Mark. Das Bündnis zwischen Gerhard von der Mark und dem Erzbischof soll bis zur Soester Fehde (1444-1449) halten. Erst 1461 sind Kleve und Mark wieder vereinigt.
 
 

1424

 

 Heinrich von Moers als Bischof von Münster
Der auch im westfälischen Raum fast übermächtige Kölner Erzbischof Dietrich III. von Moers (reg. 1414-1463) verschafft seinem Bruder Heinrich (II.) das Bistum Münster (1424-1450). 1441 wird Heinrich zudem Administrator von Osnabrück, so dass die Moerser Grafenfamilie einschließlich der Bistümer Paderborn (1414) und Utrecht (1433) über eine herausragende Machtstellung im Nordwesten des römisch-deutschen Reiches verfügt.
Damit steht der Komplex der Moerser Territorien im Gegensatz zum Herzogtum Kleve und dessen Verbündeten, dem Herzog von Burgund, während das klevische "Nebenland" Mark unter der Regierung des Grafen Gerhard (reg. 1425-1461) eher auf der Seite des Kölner Erzbischofs steht. Es deuten sich die politischen Konstellationen an, die die Soester Fehde (1444-1449) bestimmen.
 
 

1429

Januar 15

 Päpstliche Supplik des Hartmann Stadenhusen
Beispielhaft für das kirchliche Pfründenwesen im späten Mittelalter und die "Biografie" eines Geistlichen des 15. Jahrhunderts sei der Werdegang des Priesters Hartmann Stadenhusen geschildert. Stadenhusen (gest. nach 1460) wendet sich am Anfang seiner kirchlichen Karriere insgesamt drei Mal mit Suppliken an die römische Kurie und Papst Martin V. (reg. 1417-1431). Im Juni 1425 erbittet er die bei Höxter gelegene Kapelle St. Aegidii als kirchliche Pfründe, einen Monat später die Kirche St. Bonifatii in Walghe (bei Minden). Beide Pfründen, sollte er sie jemals erlangt haben, besitzt er 1429 nicht mehr, als er sich in einer weiteren Supplik am 15.01.1429 um die Kapelle bei den Externsteinen bewirbt. 1431 findet sich Stadenhusen als Pfarrer in Stapelage (bei Hörste), 1435 und noch 1460 als Priester in Oerlinghausen (bei Lemgo). Er besitzt in Lemgo die Allerheiligen-Vikarie und ist Kanoniker in Bielefeld, als er als Verkäufer von Besitz innerhalb und außerhalb Lemgos (1435) und als Käufer zweier Häuser in Lemgo (1437) auftritt.
 
 

November 24

 Paderborner Inkorporationsstreit
1414 wird der Kölner Erzbischof Dietrich von Moers (reg. 1414-1463) zum Administrator des Paderborner Bistums. Diese Personalunion zwischen den Bistümern Paderborn und Köln soll helfen, die Vormachtstellung der Erzbischöfe in Westfalen wiederherzustellen. Eine Bulle Papst Martins V. (reg. 1417-1431) vom 24.11.1429 verfügt auf Wunsch des Erzbischofs die Inkorporation des Paderborner Hochstifts ins Kölner Erzbistum. Dagegen wenden sich Paderborner Domstift und Stadt, und auch Papst Eugen IV. (reg. 1431-1439) lässt 1431 die Inkorporationspläne aussetzen. Erzbischof Dietrich verwendet u. a. das Druckmittel der (ihm unterstellten) Femegerichte, um die Stadt 1438 doch noch auf seine Seite zu ziehen. Im Verlauf der Soester Fehde (1444-1449) kehrt die Stadt zu ihrer neutralen Position zurück, Dietrich verzichtet am 08.07.1444 auf die Inkorporation des Paderborner Hochstifts.
 
 

1444

Juni 22

 Beginn der Soester Fehde
Die Übermacht des Kölner Erzbischofs Dietrich III. von Moers (reg. 1414-1463) bedroht die Stadt Soest, die um ihre Unabhängigkeit gegenüber ihrem Landesherrn bangt. So entschließen sich die Soester Bürger, sich dem Herzogtum Kleve zu unterstellen. Am 22.06.1444 reitet der spätere klevische Herzog Johann in Soest ein und verbrieft der Stadt am folgenden Tag ihre Freiheiten und Rechte.
Für den bisherigen Stadt- und Landesherrn, dem Kölner Erzbischof, ist der Abfall Soests ein Kriegsgrund. Es beginnt die Soester Fehde (1444-1449). Auf Seiten des Kölner Erzstifts stehen die Hochstifte Osnabrück und Paderborn, bis 1446 auch das Bistum Münster, weiter die Reichsstadt Dortmund und Graf Gerhard von der Mark (reg. 1425-1461). Die märkischen Städte sind indes für Soest, das vom Herzogtum Kleve, den Edelherrn zur Lippe und von Lippstadt unterstützt wird. Auch europäische Großmächte zeigen sich an dem Konflikt interessiert: Das Herzogtum Burgund steht auf klevischer, das Königreich Frankreich auf kurkölnischer Seite. 1444 und 1445 erobern kurkölnische Truppen die Territorien Fredeburg und Bilstein.
 
 

1447

Mai 18

 Lübecker Hansetag und Tohepesate
Auch und gerade während der Soester Fehde (1444-1449) besuchen Vertreter westfalischer Städte den Hansetag in Lübeck vom 18.05.1447. So sind Münster, Paderborn und Lemgo vertreten, während das in die Kriegsangelegenheiten verwickelte Soest den Gesandten von Münster und Paderborn mit Datum vom 11.05.1447 eine Vollmacht gibt. Der Hanserezess verzeichnet als Ergebnis der Verhandlungen u. a. die Verlängerung der "vruntliken tohopesate" von 1443, einem Bündnis von Hansestädten, dem nun auch die westfälischen Städte beitreten. Die hansische Tohopesate wird 1451 nochmals um sechs Jahre verlängert.
Das Städtebündnis der Hanse tritt damit flankierend zu den innerwestfälischen Bündnissen auf. Es sei an den Hammer Bund der Vierstädte von 1443 erinnert und an die Bündniserneuerung vom 23.10.1445. Am 18.11.1447 desselben Jahres schließen sich die Städte des Hochstifts Münster zusammen, u. a. Münster, Coesfeld, Warendorf, Borken, Rheine und Haltern.
 
 

Juli 19

 Belagerung Soests in der Soester Fehde
Landgraf Wilhelm von Thüringen (reg. 1428-1482) führt ab 10.06.1447 ein böhmisch-hussitisches Söldnerheer zur Unterstützung des Kölner Erzbischofs Dietrich von Moers (reg. 1414-1463) über die Weser. Stoßrichtung des Heeres ist Horn, Lemgo und Lippstadt, die Stadt Paderborn schlägt sich auf die Seite des Erzbischofs und sagt dem bisher verbündeten Soest die Fehde an, das Bistum Münster unter Bischof Heinrich von Moers (reg. 1424-1450) gibt seine 1446 erlangte Neutralität auf und wechselt auf die Seite des Erzbistums.
Das erzbischöfliche Heer ist unterdessen auf 15.000 Mann angewachsen und beginnt Ende Juni mit der Belagerung Soests. Die Stadt kann alle Angriffe zurückweisen, insbesondere den Hauptangriff vom 19.07.1447. Dieser Fehlschlag, Versorgungsprobleme und Streitigkeiten im Heer nötigen nur zwei Tage später zum Abbruch der Belagerung.
 
 

1449

April 27

 Friedensschluss von Maastricht
Das Einschwenken des Kölner Erzbischofs Dietrich III. von Moers (reg. 1414-1463) auf die Linie Papst Nikolaus’ V. (reg. 1447-1455) im Streit zwischen Basler Konzil (1431-1449) und Papsttum ermöglicht Verhandlungen zwischen den beiden Kriegsparteien der Soeser Fehde (1444-1449). Unter Vermittlung der Kardinäle Nikolaus von Kues und Carvajal kommt es in Maastricht am 27.04.1449 zum Friedensschluss. Es bleibt beim Status quo, Soest damit beim Herzogtum Kleve, die Territorien Fredeburg und Bilstein beim Kölner Erzbischof.
 
 

1450

Oktober 13

 Ausbruch der Münsterischen Stiftsfehde
Nach dem Tod des münsterischen Bischofs Heinrich II. von Moers (reg. 1424-1450) treten im Hochstift zwei Kandidaten für das Bischofsamt auf. Der Kölner Erzbischof Dietrich III. von Moers (reg. 1414-1463) bestimmt seinen Bruder Walram (reg. 1450-1456) zum Bischof und findet darin am 15.07.1450 auf Hausdülmen (bei Dülmen) die Zustimmung eines Teils der münsterischen Domherren. Dagegen stehen die Grafen von Hoya und die Stadt Münster, später ein Teil der Domherren und der größte Teil der Geistlichkeit. Unterdessen wird Graf Johann von Hoya (reg. 1450-1457) zum Stiftsverweser gewählt, sein Bruder Erich soll Bischof von Münster werden.
Ein am 13.10.1450 von Graf Everwin von Bentheim-Steinfurt vermittelter Vergleich begünstigt die hoyasche Partei, der Stiftsverweser kann die wichtigsten Landesburgen wie Wolbeck, Horstmar, Meppen oder Vechta in seine Gewalt bringen. Der allgemeine Appell an Papst Nikolaus V. (reg. 1447-1455) in der Streitsache führt indes dazu, dass sich der Papst für Walram von Moers als Bischof entscheidet. Die Voraussetzungen für die sog. Münsterische Stiftsfehde (1450-1457) sind gelegt.
 
 

1451

Juni 11

 Vertrag von Hausdülmen
Der münsterische Stiftsverweser Johann von Hoya (reg. 1450-1457) verbündet sich im Vertrag von Hausdülmen (bei Dülmen) am 11.06.1451 mit dem Herzog Johann I. von Kleve (reg. 1448-1481) gegen die politischen Ambitionen des Bischofs Walram von Moers (reg. 1450-1456). Der Herzog bezieht damit Gegenposition zum Kölner Erzbischof Dietrich III. von Moers (reg. 1414-1463), der sich damals um die Einbeziehung des Herzogtums Berg(-Ravensberg) in den erzbischöflichen Machtbereich bemüht. Indirekt steht auch der Herzog von Burgund auf Seiten Johanns von Hoya. Der Stiftsverweser erklärt am 09.07.1451 Walram den Krieg, während die Stadt Münster am selben Tag von König Friedrich III. (reg. 1440-1493) die Mitteilung erhält, dass Walram mit Regalien belehnt sei und die Stadt dem Bischof zu huldigen habe.
In den folgenden Wochen und Monaten beginnen die Kämpfe zwischen den Parteien aufzuflammen, die Stadt Münster und die hoyaschen Anhänger im Bistum werden mit Exkommunikation und Interdikt belegt, die Stadt Vreden als einer der letzten Stützpunkte Walrams fällt in die Hände Johanns von Hoya.
 
 

1452

Januar 21

 Verzicht Walrams von Moers auf die Münsteraner Bischofswürde
In der Münsterischen Stiftsfehde (1450-1457) erklärt am 21.01.1452 der u. a. vom Papst anerkannte Münsteraner Bischof Walram von Moers (reg. 1450-1456) seinen Verzicht auf das Bischofsamt zu Gunsten Konrads von Diepholz, eines Neffen des Utrechter Bischofs, wenn nur der Stiftsverweser Johann von Hoya (reg. 1450-1457) und der Bischofskandidat Erich von Hoya aus dem Hochstift vertrieben werden. Die misslungene Belagerung von Ahaus (Oktober 1451 bis Januar 1452) und das Eingreifen eines geldrich-kölnisch-utrechtischen Söldnerheeres bewirken einen Stimmungsumschwung, doch scheitern Kompromisse, die Kämpfe - zumal um Vreden (1452/53) - dauern mit Beteiligung des Utrechter Bischofs in den nächsten Jahren an.
 
 

Juni 5

 Regional- und Dritteltage der westfälischen Hansestädte
Während über die an der Wende zum 14. Jahrhundert einsetzenden Regionaltage des westfälischen Hansestädte fast nichts bekannt ist, beginnen mit dem 05.06.1452 im geldrischen Nijmwegen die von der Hansestadt Köln angeregten Dritteltage des westfälischen Hansedrittels. Es folgen bis 1467 Dritteltage u. a. im klevischen Wesel, bis sich 1469 auf Grund des Kölner Verhaltens im Londoner Hansekontor die westfälischen Hansestädte von der rheinischen Metropole distanzieren. In diesem Zusammenhang kommt es zu einer Regionaltagfahrt der Städte Rüthen, Werl, Arnsberg, Attendorn und Lippstadt in Soest. In diesen Zusammenhang gehört auch die Ausbildung von westfälischen Hansequartieren: Jeweils eine größere Hansestadt bildet mit einem Kreis benachbarter Städte solch ein Quartier. Quartiervororte sind: Dortmund mit den märkischen Städten Hamm, Unna, Kamen, Schwerte, Iserlohn usw., Soest mit den Städten Geseke, Werl, Arnsberg, Attendorn u. a., Münster mit den Beistädten Coesfeld, Dülmen, Haltern, Warendorf, Bocholt, Telgte usw.
Anschluss an Köln finden die westfälischen Hansestädte wieder seit 1494. Am 2. August dieses Jahres kommt es zu einem Dritteltag unter Kölner Leitung und westfälischer Beteiligung in Wesel.
 
 

1454

Juli 18

 Niederlage der hoyaschen Partei bei Varlar
Spätestens seit 1453 ist die Partei Bischof Walrams von Münster (reg. 1450-1456) und Konrads von Diepholz im münsterischen Hochstift auf dem Vormarsch. Die Verschlechterung der Lage veranlasst Stiftsverweser Johann von Hoya (reg. 1400-1457), in Münster gegen Bürger und Rat vorzugehen. Widerstand regt sich, ein Hansetag vom 17.10.1454 fordert die Wiederherstellung der alten Ratsverfassung der Stadt Münster.
Unterdessen gehen die kriegerischen Auseinandersetzungen im Hochstift weiter. Auf Seiten Johanns von Hoya greift Herzog Friedrich von Braunschweig-Lüneburg ein, doch unterliegen seine Truppen bei Varlar am 18.07.1454 dem Heer der Brüder Walram und Dietrich von Moers. Auch dieser Sieg ist nicht entscheidend, zumal im folgenden Jahr der Utrechter Bischof Rudolf von Diepholz (reg. 1433-1455) stirbt.
 
 

1455

März 5

 Gründung des Klosters von Franziskaner-Observanten in Hamm
Ein Gründungserlass Papst Nikolaus’ V. (reg. 1447-1455), datiert auf den 22.01.1455, ist die Voraussetzung für die Stiftung des ersten deutschen Klosters von Franziskaner-Observanten in Hamm. Graf Gerhard von der Mark (reg. 1425-1461), der Ordensprovinzial Johann Goes und Ordens- und Laienbrüder sind am 05.03.1455 in der gräflichen Kapelle in Hamm anwesend, als der Graf den Mönchen die Kapelle sowie Grundstücke und Häuser in Hamm, weiter Landbesitz zur Verfügung stellt. In der Folge gewinnt das Kloster in der Stadt Hamm großes Ansehen und ist auch während der ersten Jahrzehnte der Reformation präsent. Letztere setzt sich indes in den 1550er-Jahren in Hamm durch.
Im Gegensatz zum (damaligen) Priester- und Predigerorden der Franziskaner bemühen sich die Observanten um eine strengere Lebensführung und beachten Armutsgebot und Eigentumsverzicht der ursprünglichen Franziskanerregel. Beeinflusst werden die Observanten von der "Devotio moderna", einer gerade in den Niederlanden beheimateten religiösen Reformbewegung in der "Nachfolge Christi".
 
 

1457

 

 Westfalen in der "Germania" des Enea Silvio Piccolomini
Der Humanist und spätere Papst Enea Silvio Piccolomini (1405-1464; Pius II., reg. 1458-1464) schreibt im Herbst und Winter 1457/58 seine in den 1430er- und 1440er-Jahren gewonnenen Erkenntnisse in seiner Schrift "Germania" nieder. Dabei lobt der Gelehrte und Kirchenmann, dass Westfalen über eine große Zahl bemerkenswerter Städte verfügt.
In der Tat beträgt um die Mitte des 15. Jahrhunderts die Anzahl westfälischer Städte wohl etwa 130 bis 140. Drei mittelalterliche Entstehungsschichten westfälischer Städte sind auszumachen. Zur frühen Periode bis etwa 1180 gehören die Bischofsstädte Minden, Münster und Paderborn sowie die Kaufleutestädte Dortmund und Soest. Die zweite Phase von 1180 bis 1350 ist die Zeit der Stadtgründungen und -erhebungen; hierher gehören Attendorn, Bielefeld, Brilon, Coesfeld, Hamm, Herford, Kamen, Lippstadt, Recklinghausen, Telgte, Warendorf oder Wiedenbrück. In einer dritten Phase ab 1350 entstehen bedeutend weniger Städte, u. a. Ahaus, Bochum, Drolshagen, Lippspringe, Schwerte oder Tecklenburg. Dabei sind die Städte ungleichmäßig verteilt. Das Hochstift Münster hat weniger Städte als das Territorium des Paderborner Bischofs oder das kölnische Westfalen.
 
 

1457

Oktober 23

 Kranenburger Vertrag
Militärisch kann sich letztendlich keine Partei in der Münsterischen Stiftsfehde (1450-1457) durchsetzen. Eine Vereinfachung der politischen Verhältnisse tritt auch mit dem Tod Bischof Walrams von Münster (reg. 1450-1456) am 03.10.1456 zunächst nicht ein. Erich von Hoya, der Bischofskandidat des Stiftsverweser Johann von Hoya (reg. 1450-1457), und Konrad von Diepholz, der Neffe des verstorbenen Utrechter Bischofs Rudolf (reg. 1433-1455) bemühen sich weiter um die Bischofswürde, doch befördert der Papst - auch mit Rücksicht auf den Herzog von Burgund - Johann von Simmern-Zweibrücken (reg. 1457-1466) auf den Münsteraner Bischofsstuhl.
Unter klevischer Vermittlung kommt es schließlich am 23.10.1457 zum Kranenberger Vertrag und zum Frieden im münsterischen Bistum: Erich von Hoya wird mit einer lebenslangen Rente abgefunden, die Stadt Münster huldigt dem neuen Bischof, die münsterischen Ämter Dülmen und Stromberg bleiben dem Herzog von Kleve verpfändet, der im Übrigen eine Aufwandsentschädigung erhält.
 
 

1459

 

 Corvey und die Bursfelder Reform
Die desolaten innern und äußeren Verhältnisse innerhalb von Kloster und Stift Corvey führen in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts zu Reformbestrebungen. Erste, zunächst wenig erfolgreiche Ansätze reichen in das Jahr 1459 zurück. Die Äbte Hermann von Bömelberg (reg. 1478-1504) und Franz von Ketteler (reg. 1505-1547) verhelfen der vom Kloster Bursfelde ausgehenden benediktinischen Reformbewegung in Corvey zum Durchbruch. Die Reichsabtei wird keine Stätte des Humanismus, vielmehr gelangt die berühmte Corveyer Tacitushandschrift an Papst Leo X. (reg. 1513-1521), der dafür dem Kloster einen Ablassbrief ausstellen und ihm einen Druck der Handschrift zukommen lässt.
 
 

1461

 

 Endgültige Vereinung der Territorien Kleve und Mark
Nach dem Tod Adolfs III. von Kleve-Mark (reg. 1368/91-1394) verbleibt die niederrheinisch-westfälische Ländermasse in der Hand der märkischen Grafen, wird jedoch geteilt. So fungieren die jüngeren Söhne Adolfs, Dietrich (reg. 1393-1398) und Gerhard (reg. 1425-1461), als Grafen von der Mark, der älteste Sohn, Adolf IV. (reg. 1394-1448), betreibt erfolgreich die Erhöhung Kleves zum Herzogtum (1417). Nach dem Tod Gerhards (1461) kann Johann I. (reg. 1448/61-1481) die Territorien Kleve und Mark endgültig in einer Hand vereinigen.
 
 

1465

 

 Kirchenbau und Reform im Kloster Liesborn
Der Blütezeit des Benediktinerklosters Liesborn im 12. und 13. Jahrhundert folgen um 1350 die Pestepidemie und 1353 ein verheerender Brand, dem fast alle Klosterbaulichkeiten zum Opfer fallen. Im 15. Jahrhundert wird Liesborn in die Soester und Münsterische Fehde hineingezogen, doch gelingt es bedeutenden Äbten immer wieder, die Mönchsgemeinschaft in wirtschaftlicher und geistig-kultureller Hinsicht zu festigen.
Die Liesborner (Pfarr- und) Klosterkirche mag hierfür beispielhaft stehen: Der romanische Turm stammt aus der Zeit des Wiederaufbaus nach 1130, nach dem Brand von 1271 wird 1306 mit einem Kirchenneubau begonnen, der Pläne von Abt Florin Ketelhot (reg. 1304-1328) realisiert. Dem Brand von 1353 erfolgt ein Wiederaufbau, doch erst ab 1441 werden die Pläne vom Beginn des 14. Jahrhunderts weiter verfolgt. 1465 ist der Neubau von Langschiff und Chor vollendet.
Das Jahr 1465 ist auch das Jahr der Eingliederung Liesborns in die Bursfelder Kongregation. Bischof Johann III. von Münster (reg. 1457-1466) erzwingt nach dem Tod des Abtes Lubbert Oldehoff (reg. 1431-1462) die Reform der Mönchsgemeinschaft und beauftragt damit die Äbte Johann von Bursfelde und Adam Meyer. Reformwillige Mönche erscheinen nun in Liesborn, manche der bisherigen Mönche verlassen das Kloster und werden mit Renten abgefunden, mit Heinrich von Kleve (reg. 1464-1490) ist ein neuer Abt gefunden. Bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts hält die Blütezeit Liesborns an, u. a. tritt im Jahr 1490 mit Bernhard Witte der erste Klosterchronist und der Verfasser einer ersten Gesamtdarstellung westfälischer Geschichte in die Mönchsgemeinschaft ein.
 
 

1474

 

 Verpfändung Brilons an das Herzogtum Burgund
Auch Westfalen ist vom aggressiven Ausgreifen des Herzogtums Burgund unter Karl dem Kühnen (reg. 1467-1477) betroffen. Nach dem Tod Dietrichs von Moers (reg. 1414-1463) ist das Kölner Erzstift in einer desolaten polititischen und wirtschaftlichen Lage. Im Konflikt mit den Stiftsständen schließt Erzbischof Ruprecht von der Pfalz (reg. 1463-1480) im Jahr 1474 ein Bündnis mit burgundischen Herzog ab, Karl der Kühne wird Schirmherr des Erzstifts, die Stadt Brilon an Burgund verpfändet.
Wie bekannt, enden die Großmachtpläne des Herzogtum Burgunds mit der misslungenen Belagerung von Neuss (1474/75) und dem Tod des Herzogs (1477). Kurköln tritt in der Folgezeit machtpolitisch in den Hintergrund, die Jahrzehnte um die Wende zum 15. Jahrhundert gehören der großräumigen rheinisch-westfälischen Territorialbildung um die Landesherrschaften Kleve, Mark, Jülich, Berg und Ravensberg (1511/21).
 
 

1475

 

 Städtische Autonomie Paderborns im bischöflichen Hochstift
Zwischen den Jahren 1472 und 1478 kommt es unter Bischof Simon III. von Paderborn (reg. 1463-1498) zu einer Reihe von Abmachungen, die die Stadt und deren Bürger begünstigen. Daneben erlangt Paderborn im Jahr 1475 von Kaiser Friedrich III. (reg. 1440-1493) die vollständige Befreiung von Feme- und anderen auswärtigen Gerichten. Die Stadt stellt sich in der Folge aber auch in den Dienst des Bischofs und des Hochstifts und integriert sich dadurch noch stärker in das Territorium des Paderborner Bischofs. Die Abwendung von einem Bündnis mit anderen Hansestädten ist dafür ein ebensolches Motiv wie die maßgebliche Beteiligung Paderborns am 1491 erneuerten landständischen Rat.
 
 

1488

 

 Dortmunder Münzkongress
Die Vielfalt spätmittelalterlicher Währungen im westfälischen Raum zeigt sich in den dort verbreiteten rheinischen Goldgulden und Weißpfennigen, den norddeutschen Witten und den niederländischen Groots, während in den Grafschaften Limburg und Mark die westfälischen Pfennigprägungen gegen 1430 eingestellt werden und die Dortmunder Münze seit 1419 im Auftrag König Sigismunds (reg. 1410-1437) Goldgulden und Weißpfennige herstellt. Um das für den Handel so schädliche Währungschaos abzustellen, kommt es 1488/89 in Dortmund zu einem Münzkongress mit dem Ziel, gemeinsame Absprachen hinsichtlich der Münz- und Preisverhältnisse zu treffen. Doch scheitern diesbezügliche Bemühungen, erst um 1511/12 haben entsprechende Maßnahmen mehr Erfolg.
Am Beginn der Neuzeit taucht die neue Silbermünze des Talers auf. Nachprägungen dieses Münztyps bringt in Westfalen zuerst der Osnabrücker Bischof heraus, u. a. durch seine Münzstätte in Wiedenbrück (1525). Es folgen 1528 der Graf zur Lippe, 1535 der Bischof von Münster, erst 1541 die Reichsstadt Dortmund.
 
 

1495

Oktober 21

 Vogteivertrag zwischen dem Frauenstift Essen und dem Herzog von Kleve
Nach der Schlacht bei Worringen (05.06.1288) bleibt die Vogtei über die Essener Frauengemeinschaft und deren Territorium zwischen dem Kölner Erzbischof und den Grafen von der Mark umstritten. Im Umfeld des Thronstreits um Ludwig dem Bayern (reg. 1314-1347) und Friedrich den Schönen (reg. 1314-1330) verzichtet Erzbischof Heinrich II. von Virneburg (reg. 1306-1337) auf die Vogtei (1314), der märkische Einfluss im Essener Territorium (Stift) verstärkt sich u. a. dank der Essener Äbtissinnen Kunigunde von Berg (reg. 1326-1337) und Katharina von der Mark (reg. 1337-1360). Letztere trägt entscheidend dazu bei, dass die märkischen Positionen im Essener Stift nach einem für den Grafen von der Mark unglücklich verlaufenen Krieg gegen den Erzbischof (1344/45) und während der Unmündigkeit Graf Engelberts III. (reg. 1347-1391) nicht verloren gehen.
Die Kölner Kirche beharrt bis zum Ende der Soester Fehde (1449) auf ihre Ansprüche hinsichtlich der Essener Vogtei, doch die märkische Machtstellung im Stift nicht mehr zu erschüttern. Herzog Johann II. von Kleve-Mark (reg. 1481-1521) wird im Vertrag vom 21.10.1495 die Erblichkeit der Vogtei, das Herbergs- und Öffnungsrecht zuerkannt. Die Abhängigkeit des Stifts Essen von der Landesherrschaft Kleve-Mark ist damit endgültig besiegelt.
 
 

1498

 

 Teilung der Grafschaft Tecklenburg
Den Höhepunkt der Familienstreitigkeiten im Hause der Tecklenburger Grafen bildet die Teilung der Grafschaft im Jahr 1493. Graf Nikolaus III. (reg. 1450-1493) selbst behält die Herrschaft Lingen, die nach seinem Tod an seinen Sohn Nikolaus IV. (reg. 1493-1541) gelangt, der andere Sohn Otto VII. erhält Tecklenburg mit Rheda. In der Folgezeit lassen die Fehden zwischen den beiden Brüdern nicht nach. Nikolaus IV. gesteht immerhin zu, dass die Herrschaft Lingen nach seinem Tod wieder in die Grafschaft Tecklenburg fallen soll. Dies geschieht im Jahr 1541.