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Zeitleiste
Ereignisse bis 399

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- 200000


- 189000

 

 Eiszeitlicher Lagerplatz in Bottrop
Ein Lagerplatz an der Emscher in Bottrop, wo Archäologen Faustkeile, blattförmige Schaber und Abschläge aus Feuerstein fanden, ist mittelpaläolithisch (ca. 127000/189000 Jahre alt) und wird neben einem damit vergleichbaren Fundplatz in Herne dem Jungacheuléen und den frühen Neandertalern zugeschrieben. Solche "Rastplätze" (Freilandstationen, Felsüberhänge, Höhlen, auch mit Feuerstellen) deuten schon auf die Lebensweise der damaligen Menschen hin, die hauptsächlich von der Jagd auf die eiszeitliche (Mega-)Fauna lebten und wandernd umherzogen. Die mittelpaläolithischen Artefakte zeigen dabei eine Verfeinerung der Technik bei der Feuersteinbearbeitung (Levalloistechnik), einen ökonomischen Umgang mit den Rohmaterialien (z. B. Nachschärfung von Steinwerkzeugen) und einen zunehmend längeren Transportweg vom geologischen Aufschluß zum Fundplatz.
Weitere eiszeitliche Fundplätze in Westfalen sind ebenfalls nur schwer zeitlich einzureihen und können nur grob entsprechenden Kalt- und Warmzeiten zugeordnet werden. Zu nennen sind Funde an Lippe und Weser, Haltern-Hullern, Costed (bei Minden) oder Holtfeld (bei Halle in Westfalen).
 
 

- 50000

 

 Steinzeitliche Funde in der Balver Höhle
Während der langen Altsteinzeit gehören Neandertaler-Funde von Höhlen im Sauerland, damals südlich der Eisgrenze gelegen. Am bedeutendsten sind die Funde aus der Balver Höhle im Hönnetal. Verschiedene Fundschichten weisen hier auf verschiedene Formen von Faustkeilen hin. Die unterste Höhlenschicht weist in eine Zeit zurück, die mehr als 80.000 Jahre her ist. Eine zweite Fundschicht wird dem Micoquien, einer Zeitepoche mit einem Alter von mehr als 50.000 Jahren zugeordnet, eine jüngere, mehr als 35.000 Jahre alte Fundschicht gehört ins Mousterien.
Fundstellen des Mousterien sind weiter gekennzeichnet durch Oberflächenfunde aus Bielefeld, Cleve (bei Gütersloh) oder Daseberg (bei Warburg).
 
 

- 15000

 

 Eiszeitliche Funde des Magdalénien
Mit dem Verschwinden der Neandertaler und dem Auftreten des Jetztmenschen ändert sich das (spät-) eiszeitliche Fundensemble auch in Westfalen. In das Magdalénien, der Steinzeitepoche nach ungefähr 15000 v.Chr., gehören "Kleinkunstwerke" wie etwa Ritzungen von Tieren. Ein Beispiel hierfür ist die Gravierung eines Pferdekopfes auf einem Tonschiefergeröll, gefunden in der Balver Höhle im Hönnetal.
Weitere sauerländische Höhlen wie die Martinshöhle bei Letmathe oder die Bilsteinhöhle bei Warstein weisen Funde aus dem Magdalénien auf. Verstreute Oberflächenfundplätze aus dieser Zeitepoche stammen aus dem östlichen Westfalen.
 
 

- 10000

 

 Altsteinzeitliche Hütten in Westerkappeln
Ins 10. Jahrtausend v.Chr. gehört ein Aufenthaltsplatz späteiszeitlicher Sammler und Jäger in Westerkappeln (bei Tecklenburg). Ein Dünengelände weist die Umrisse von ovalen Hütten aus, bis zu 3,50 Metern durchmessend, aus Ästen und Zweigen errichtet. Funde lassen verschiedene Arbeitsplätze erkennen. Der Platz ist ein nur zeitweise belegter Stützpunkt, der als Ausgangspunkt etwa für Jagd in der Umgebung dient.
 
 

- 9000

 

 Einflüsse der Ahrensburger Gruppe
In das 9. vorchristliche Jahrtausend gehört die Ahrensburger Kulturgruppe von Jägern und Sammlern, die, zusammen mit anderen Kulturen (Niederlande, Brandenburg), Einfluss auf den westfälischen Raum nimmt. Funde der Ahrensburger und verwandter Gruppen kommen vor in Lavesum (bei Recklinghausen), Lünen-Beckinghausen, in Stukenbrock in der Senne, in Wennemen (bei Meschede).
 
 

- 8000

 

 Klimawandel und Nacheiszeit
Um 10000 v. Chr. erfolgt in Europa ein Wandel vom eiszeitlichen Klima zum Klima der Nacheiszeit als Warmzeit bzw. Zwischeneiszeit. Eine Änderung im steinzeitlichen Fundbild tritt ein mit dem Aufkommen winziger Steinwerkzeuge, der sog. Mikrolithen. Mesolithische Fundstellen bei Haltern markieren zeitlich am frühesten diesen Übergang, Funde in Hagen, Iserlohn oder bei Detmold sind etwas jünger. Ins 6. vorchristliche Jahrtausend fallen Funde im Teutoburger Wald, im Weserbergland, im Münster- und Sauerland.
Die quartäre Klimaentwicklung ist gekennzeichnet durch den Wechsel von Eis- und Warmzeiten, wobei die letzte (Weichsel-) Eiszeit die kälteste ist. Die Nach-Eiszeit wird durch ein weitgehend stabiles Klima geprägt. Gerade das Atlantikum (5300-2700 v.Chr.) kann man als ihren wärmsten Abschnitt ansehen, danach wird es unter Schwankungen wieder etwas kühler. Tundren, Steppen, lichte Wälder bis hin zu Wäldern mit bestimmten vorherrschenden Baumarten kennzeichnen die Entwicklung der Pflanzen, Bäume und Tiere, die sich diesen Klimaänderungen anpassen. Auch das Klima im Mittelalter ist durch langfristige Schwankungen geprägt. Seit dem 3./4. Jahrhundert herrscht in Mitteleuropa ein feuchtkühles Klima vor, vom 8. bis zum 13. Jahrhundert ein günstiges mit einer wechselhaften und feuchteren Periode im 9. und dem sog. hochmittelalterlichen "Klimaoptimum" im 12. und 13. Jahrhundert.
 
 

- 5000

 

 Linearbandkeramische Siedlungen in Westfalen
Mit dem Auftreten der linearbandkeramischen Kultur vom Ende des 6. bis zur Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr., also zu Beginn des Neolithikums, kann man von einer neuen Qualität der Durchdringung Westfalens durch den Menschen sprechen. Statt Jägern und Sammlern beginnen nun sesshafte Ackerbauern und Viehzüchter ihre Umwelt zu bestimmen, aus der Naturlandschaft Westfalen wird langsam eine Kulturlandschaft, neben die Werkzeuge aus Stein tritt die Keramik.
Die älteste Besiedlung Westfalens - wahrscheinlich durch Einwanderung Ackerbau betreibender Gruppen - äußert sich in den linearbandkeramischen Siedlungen gerade im Bereich südlich der Lippe, auch nördlich der Ruhr entlang der Hellwegzone. Hausgrundrisse sind so auf Lössböden in Bochum, Werl, Soest und in der Warburger Börde auszumachen.
 
 

- 4500

 

 Rössener Kultur in Westfalen
Als Folge einer kulturellen Auffächerung der Linearbandkeramik entsteht die auch in Westfalen erkennbare Rössener Kultur, deren Beginn in die Zeit vor oder um die Mitte des 5. vorchristlichen Jahrtausends zu setzen ist. Die Fundräume gleichen im Wesentlichen denen der voraufgehenden linearbandkeramischen Kultur, Siedlungen bestehen entlang des Hellwegs, in der Soester Börde, an der unteren Lippe. Die Hausgrundrisse der Rössener Kultur sind verschieden von denen der Bandkeramiker, die Töpferware bietet nun eingestochene Verzierungen, Werkzeuge wie Arbeitsäxte haben sich verändert.
Neben der bandkeramischen bzw. Rössener Kultur existieren noch Gruppen von Jägern und Sammlern in mittelsteinzeitlicher Tradition, koexistierend mit den Ackerbauern und sich im Güter- und Kulturaustausch mit jenen befindend. Doch gewinnen Ackerbau und Viehzucht weiteres Gewicht, wie der archäologisch feststellbaren Ausweitung des Siedlungsraums zu entnehmen ist.
 
 

- 4000

 

 Michelsberger Kultur in Westfalen
Aus der Zeit der Jahrhunderte vor und nach 4000 v.Chr. datieren Funde der Michelsberger Kultur in Westfalen. Jungsteinzeitliche Siedlungen einschließlich großer Erdwerke sind bei Coesfeld, Osterwick sowie Soest feststellbar, an Keramik finden sich spitzbodige Gefäße und flache Schalen mit geknickter Wandung, an Steinwerkzeugen spitznackige Beile und Messerklingen aus westeuropäischem Silex.
 
 

- 3200

 

 Gräber und Siedlung der Trichterbecherkultur in der Ammerter Mark
Ausläufer der jungsteinzeitlichen Trichterbecherkultur erreichen im Verlauf des 4. vorchristlichen Jahrtausends von Norden her auch Westfalen etwa bis zur Lippelinie. In der Ammerter Mark (in Heek bei Borken) finden sich reich mit Keramik und Steingeräten ausgestattete, aber auch beigabenlose Erdgräber, wobei die Toten in Hockerstellung beerdigt werden. Handmühlen, Beile, Flintgeräte und -abfall kennzeichnen dann die nahegelegene neolithische Siedlung, auch die Spuren rechteckiger Häuser sind feststellbar. Die Eingriffe der Bauern der Trichterbecherkultur in die Landschaft, aber auch eine Klimaverschlechterung führen dann zur Versandung des Gebiets, das erst rund ein Jahrtausend später durch Menschen der mittleren Bronzezeit wieder besiedelt wird. Auch eine Besiedlung der Ammerter Mark während der römischen Kaiserzeit ist nachweisbar.
 
 

- 2200

 

 Becherkulturen und Bronzezeit in Westfalen
Im Verlauf des 3. vorchristlichen Jahrtausends klingen die Kulturen der Großsteingräber bzw. südwestfälischen Steinkisten aus. An ihre Stelle treten in einem Umbruch die Becherkulturen, u. a. charakterisiert durch steinerne Streitäxte. Noch vor der Wende zum 2. Jahrtausend erfolgt der Übergang zur frühen Bronzezeit.
Statt neolithischer Gemeinschaftsgräber treten nun Einzelgräber in den Vordergrund wie das Hockergrab bei Werl oder die Hügelgruppen von Neheim-Höingen, Werl oder Ostbüren (bei Unna). Einer Zäsur in der Besiedlung Westfalens zu Beginn der Becherkulturen folgt die Ausweitung des Siedlungsraumes. Funde häufen sich dabei um Ahaus, Borken, Brackwede, Recklinghausen und Steinfurt.
 
 

- 1700

 

 Frühe Bronzezeit in Westfalen
Während Kupfer rund ein Jahrtausend zuvor nach Westfalen gekommen ist, sind Bronzefunde dort seit der frühen Bronzezeit feststellbar, d.h. seit der Wende vom 3. zum 2. Jahrtausend v.Chr. Handelsbeziehungen zu den britischen Inseln und zur Nordsee prägen weiter das Bild, während Einflüsse der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur Böhmens auf das jungstein-kupferzeitlich geprägte Westfalen sich nicht bemerkbar machen.
In Westfalen lebt die Nachfolgebevölkerung der Becherkulturen in Streusiedlungen. Familienbezogene Grabhügel besitzen teilweise Stein-, Palisaden- oder Grabenringe wie in Herne-Baukau oder Ramsdorf (bei Borken). Um Einzelgräber der Jungsteinzeit wie in Herne entstehen Grabhügelgruppen, die somit eine gewisse Siedlungskontinuität von der Stein- zur Bronzezeit anzeigen.
 
 

- 1550

 

 Sögeler Kulturgruppe
Die Sögeler Kulturgruppe, der Sögeler Kreis, benannt nach Grabfunden in Sögel bei Aschendorf im Emsland, verleiht dem westfälischen Raum um die Mitte des 2. vorchristlichen Jahrtausends eine gewisse Eigenständigkeit. Randleistenbeile vom norddeutschen Typ, Kurzschwerter aus Bronze uns Schmuck machen die Besonderheiten des Sögeler Kreises, der sich durch Fundstellen bei Lübbecke, Hagen-Hohenlimburg, Iserlohn-Sümmern oder Bocholt auszeichnet. Die kleinen Grabfelder der damaligen Zeit besitzen wenig Beigaben, viele Körperbestattungen sind beigabenlos.
 
 

- 1200

 

 Friedhöfe der jüngeren Bronzezeit
Der langsame Wandel hin zur jüngeren Bronzezeit zeigt sich auch in Westfalen an Zahl und Größe der dortigen Gräberfelder. Letztere zeigen eine Bevölkerungszunahme an und sind Ausdruck eines weit nach Norden reichenden Einflusses der Urnenfelderkultur. Von den Körperbestattungen der älteren Bronzezeit wandelt sich das Bild zu den Brandbestattungen in Urnen auf den großen Friedhöfen Lahde, Hülsten-Radberg, Neuwarendorf (bei Warendorf) oder Emsdetten. Daneben gibt es im Münsterland schlüssellochförmige Grabanlagen, z. B. in Datteln, Emsdetten oder Telgte.
Der Wandel in den Bestattungsformen resultiert aus den unterschiedlichen Kultureinflüssen, denen Westfalen in dieser Zeit unterworfen ist. Beeinflussungen von Seiten der Lausitzer Kultur, vom "Nordischen Kulturkreis" (Unterelbe-, Lüneburger, friesische Nordseeküsten- und Ems-Weser-Gruppe), von der niederrheinischen Grabhügelkultur her sind auszumachen. Die Urnenfelderkultur spiegelt sich in wichtigen Funden des Sauerlands, u. a. den drei Griffzungenschwerten vom Kaisberg bei Hagen oder der Bronzeamphore von Gevelinghausen.
Eine Intensivierung im Bereich der Metallverarbeitung, gleichsam eine technische Revolution anzeigend, ist in der jüngeren Bronzezeit festzustellen. In der Landwirtschaft treten neben den Weizen- und Gerstenarten auch Roggen und Hirse, Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen oder Ackerbohnen kommen hinzu. Neben Rind, Schwein, Schaf und Ziege finden sich zahlreiche Wildtiere wie Wildschweine, Auerochsen oder Rothirsche. Das Pferd wird als Reit- und Zugtier genutzt. Handel, auch Fernhandel, und Verkehr u. a. mit Bronzegegenständen, besonders Waffen, oder Salz gehören hierher.
 
 


- 1000


-700

 

 Eisenzeitliches Gräberfeld in Birkefehl
Um 700 v.Chr. beginnt im Raum Westfalen die ältere vorrömische Eisenzeit (Hallstattzeit). Das eisenzeitliche Gräberfeld in Birkefehl (bei Erndtebrück) reicht bis in diese Zeit zurück. Brandbestattungen in Flachgräbern lassen die zwei Beisetzungsarten des Urnengrabs und des Knochenlagers erkennen. An Beigaben sind Metallgegenstände (Schmuckstücke) und Miniaturgefäße aus Ton vorhanden, Waffen und Gebrauchsgegenstände des Alltags fehlen hingegen. Manche Gräber sind auch beigabenlos.
Die Bevölkerung lebt aller Wahrscheinlichkeit nach auf agrarischer Grundlage. Viehwirtschaft dominiert wohl damals im Siegerländer Raum, Eisenproduktion und -verarbeitung ist hier zumindest für die späte Hallstattzeit (um 500 v.Chr.) anzunehmen.
 

- 500

 

 Westfalen in der älteren Eisenzeit
Kulturelle Einflüsse aus dem Norden bestimmen das Westfalen der älteren Eisenzeit. Funde von sog. Wellenrandrauhtöpfen Harpstedter Typs z. B. belegen Verbindungen zur Harpstedter Gruppe und damit zu Bevölkerungsgruppen in der Nachfolge der Jastorf- und Harpstedt-Nienburger Kulturen bzw. der Ems-Weser-Kulturgruppe. Auch das Eindringen einzelner germanischer Gruppen nach Westfalen ist anzunehmen.
Beeinflusst wird das Westfalen der älteren Eisenzeit auch durch die Wessenstedter Gruppe (Bottrop, Wulfen-Sölten), durch die mittelrheinische Laufelder Gruppe (Bochum-Harpen, Datteln) sowie durch eine niederhessische Hallstattgruppe (Hagen, Rüthen, Ergste, Schwerte).
 
 

- 400

 

 Westfälische Wallanlagen der vorrömischen Eisenzeit
Am Ende der Hallstatt- und zu Beginn bzw. während der Latènezeit tauchen in Westfalen Wallanlagen als Befestigungswerke auf. Bekannt sind als Ring- und Abschnittswälle: die Babilonie (im Wiehengebirge) aus dem 5., die Hünenburg (bei Bielefeld) aus dem 4./3. die Grotenburg (bei Detmold), der Piepenkopf, der Tönsberg (an der Weser) oder die Herrlingsburg (bei Schieder) aus dem 3. vorchristlichen Jahrhundert. Dauerbesiedlung ist feststellbar, so dass manche der Anlagen durchaus den keltischen "oppida" zur Seite gestellt werden können. Die Burgen sind Siedlungs- und Schutzplätze, Mittelpunkte von Siedlungskammern, ihre Existenz ist Ausfluss einer während der Latènezeit erstarkenden Oberschicht und damit eines sozialen Wandels.
Manche der vorgeschichtlichen Befestigungen weisen zu 300/250 v. Chr bzw. zur Zeitenwende Zerstörungshorizonte auf. Sie stehen vielleicht in Zusammenhang mit Germanenvorstößen der Jastorfkultur bzw. mit Vorstößen von Elbgermanen nach Westfalen.
 
 

- 300

 

 Eisenerzabbau und -verhüttung im Siegerland
In der späteren Latènezeit (um 300 v.Chr.) ist im Siegerländer Raum Eisenerzabbau und die Verhüttung des Eisenerzes archäologisch feststellbar. Beispielsweise finden sich im Volkersbachtal (bei Neunkirchen) Urnengräber, Hausreste sowie eine Schmiede. Andere Siegerländer Funde dieser Zeit weisen ein Formenspektrum auf, das in die keltische Welt weist. Somit ist anzunehmen, dass Siegerländer Eisen(produkte) umgekehrt ihren Weg in den keltischen Raum finden. Jedenfalls verschwindet das spezialisierte Eisen erzeugende Gewerbe um Christi Geburt, also zu einer Zeit, als die keltische Welt jenseits des Rheins römisch wird.
 
 


- 100


- 80

 

 Vorgeschichtlicher Friedhof in Petershagen-Lahde
Auch aus dem letzten Jahrhundert der vorrömischen Eisenzeit liegen dem Archäologen besonders Funde von Gräberfeldern (eventuell mit dazugehörigen Siedlungen) vor. Einer dieser vorgeschichtlichen Friedhöfe ist der von Petershagen-Lahde (bei Minden). Der Friedhof zeigt eine wohl weitgehend kontinuierliche Belegung von der jüngeren Bronzezeit bis ins 1. vorchristliche Jahrhundert an. Aus der Zeit ab 80 v. Chr. bis zur Zeitenwende stammen vom Südrand des Gräberfeldes über 90 Brandgrubengräber. Sie enthalten als Beigaben zwar keine Waffen, aber u. a. ein Glasschälchen, eine Bügelscheibenfibel, Eisenmesser und Armringe und deuten den relativen Wohlstand der hier begrabenen Personen an. Zum Gräberfeld des 1. Jahrhunderts v. Chr soll eine bäuerliche Siedlung, bestehend aus sechs bis neun Höfen, gehören, doch fehlen entsprechende Hinweise darauf.
Das Gräberfeld von Petershagen-Lahde liegt im Weserraum und damit am Schnittpunkt verschiedener kultureller Einflusszonen. Der Weserraum besitzt in der Latènezeit Beziehungen zu den keltischen, nord- und ostgermanischen Siedlungsräumen. In der Zeit der römischen Expansionsversuche nach Germanien (12 v. Chr-16 n. Chr.) siedelt dort der germanische Stamm der Cherusker.
 

- 58

 

 Germanen in Westfalen
Als der römische Feldherr und Politiker C. Julius Caesar (100-44 v.Chr.) in Folge der Eroberung Galliens (58-51 v.Chr.) auch den Nieder- und Mittelrhein erreicht, begegnen ihm Bevölkerungsgruppen, die er im Zuge seiner Unterteilung in Gallier und Germanen trennt. Am Niederrhein und in Westfalen erscheinen in den römischen Quellen seit Caesar somit Friesen, "Germani cisrhenani", Sugambrer, Marser, Ubier, Brukterer, Chatten, Cherusker, Ampsivarier, Chamaven, Angrivarier, "Fosi", "Dulgubnii", "Calucones", Tubanten, "Tuihanti" und Usipeter. Im Münsterland können die Brukterer, im Wesergebiet Angrivarier und Cherusker, in der Hellwegzone und im Sauerland Marser und Chattuarier verortet werden.
Man kann diese (somit fremdbezeichneten) Germanen mit westgermanischen Funden und den (Nordsee- und) Rheinwesergermanen in Verbindung bringen, die Sugambrer sollen nach dem römischen Geschichtsschreiber P. Cornelius Tacitus (ca. 55-120) zu den Istväonen gehören. Doch sei davor gewarnt, all diesen einzelnen Belegen eine zu hohe Bedeutung beizumessen. Stämme als Ethnien können definiert werden über Sprache, Kultur, biologische Abstammung, Herrschaft, Name oder Zugehörigkeitsbewusstsein.
 
 

- 40

 

 Vordringen von Elbgermanen
In die Zeit um 40/30 v.Chr. hinein reichen Funde in Westfalen und am Niederrhein, die man mit dem Eindringen elbgermanischer Gruppen über den Hellweg an den Niederrhein in Verbindung bringen kann. Grabfunde lassen vermuten, dass es die in der römischen Historiografie erwähnten Sueben sind, die von Osten her Richtung Rhein vordringen. Sueben unterstützen 30/29 v.Chr. den gegen die Römer aufständischen Stamm der linksrheinischen Moriner, und Sueben sind es auch, die durch großräumige Kriegszüge Usipeter, Tenkterer und Sugambrer aus ihren Wohnsitzen verdrängen.
Damit markiert das Vordringen der Sueben eine kurze Phase elbgermanischen Einflusses in Westfalen, der um Zeitenwende ausklingt. In der Folgezeit bildet sich, archäologisch betrachtet, eine Rhein-Weser-germanische Fundgruppe in Westfalen heraus.
 
 

- 12

 

 Beginn der römischen Germanenkriege
Im Jahr 16 v.Chr. bringen die zwischen Lippe und Sieg wohnenden Sugambrer, aber auch Usipeter und Tenkterer einer römischen Legion unter ihrem Befehlshaber Lollius eine vernichtende Niederlage bei. Es folgt eine Strafexpedition des Drusus (12 v.Chr.). Teile der Sugambrer siedelt Tiberius, der spätere Kaiser, 8 v.Chr. unter dem neuen Namen der Cugerner um Xanten an.
Mit dem römischen Angriff auf Usipeter und Sugambrer beginnen die von Kaiser Augustus (reg. 27 v.Chr-14 n.Chr.) und der römischen Militärführung initiierten Germanenkriege (12 v.Chr-16 n.Chr.). Im Winter 12/11 v.Chr. kommt ein Bündnis der Cherusker, Sueben und Sugambrer zustande, der römische Angriff des Jahres 11 v.Chr. wendet sich gegen die Sugambrer, Usipeter und Tenkterer, eine ständige Besatzung entlang der Lippe wird eingerichtet. Das Jahr 10 v.Chr. bringt die Unterwerfung von Sugambrern und Cheruskern, die römischen Legionen dringen bis an Weser und Elbe vor, Drusus verunglückt tödlich. Die Jahre unter dem Kommando des Tiberius bis 7 v.Chr. führen zu einer weiteren Stabilisierung römischer Herrschaft rechts des Rheins. Nach dem Rückzug des Tiberius vom Staatsdienst schweigen die römischen Quellen für einige Zeit, was Germanien anbetrifft. Lediglich ein Feldzug des L. Domitius Ahenobarbus zum Jahr 3 v.Chr. ist bezeugt, ebenso ein Aufstand ab dem Jahr 1 n.Chr., der wohl erfolgreich niedergerungen wird.
 
 

- 11

 

 Römische Militärlager entlang der Lippe
Mit dem Ausgreifen der römischen Macht auf die Gebiete der freien Germanen rechts des Rheins und den im Jahr 12 v.Chr. beginnenden Germanenkriegen entstehen ab dem Jahr 11 v.Chr. entlang der Lippe römische Militärlager. Das älteste Lippelager ist Oberaden (bei Bergkamen), versehen mit den zentralen Gebäuden ("praetorium", "principia"), umgeben von einer Holz-Erde-Mauer mit Mauertürmen und dem Graben. Oberaden wird nur wenige Jahr als Mehrlegionenlager genutzt, dann, nach 8 v.Chr., aufgegeben. Erhalten haben sich aus Oberaden römische Einzelfunde wie ein hölzernes Fass, ein eiserner Infanteriehelm oder ein Dolch.
Auch die Anlage in (Delbrück-)Anreppen im Paderborner Land wird zeitweilig als Legionslager genutzt, das fächenmäßig fast doppelt so große Römerlager in (Dorsten-) Holsterhausen ist ein nur zeitweise belegtes Marschlager.
Bei Haltern finden sich ein Feld-, ein Hauptlager und weitere Anlagen sowie eine zwischen dem Anna- und dem Silverberg verlaufende römische Gräberstraße. Es liegen ausschließlich Brandbestattungen vor, der Leichenbrand befindet sich überwiegend in Urnen, Beigaben sind vorhanden. Manche Gräber werden aufwändig überbaut, römische Tumuli müssen die südlich am Gräberfeld vorbeiführende Straße gesäumt haben. Das Halterner Hauptlager hat über das Jahr 9 n.Chr. hinaus nicht bestanden und ist vielleicht der wichtigste römische Stützpunkt an der Lippe in der Zeit der Germanenkriege.
 
 


1


9

September

 Schlacht im Teutoburger Wald ("Varusschlacht")
Im römisch besetzten Germanien hauptsächlich zwischen Rhein und Weser bleibt nach den Feldzügen des Tiberius in den Jahren 4 und 5 n. Chr. die Lage ruhig, auch als es zu Kämpfen zwischen Römern und den Markomannen unter Marbod (gest. 37) kommt (6 n. Chr.) und zum daran anschließenden pannonischen Aufstand (6-9 n. Chr.).
Im Jahr 7 übernimmt P. Quintilius Varus (gest. 9 n. Chr.) die Statthalterschaft in Germanien. Verwaltungspolitisch-zivile Maßnahmen der römischen Besatzungsmacht führen in der Folge zum Widerstand. Im Jahr 9 kommt es unter Führung des Cheruskers Arminius (gest. 19 n. Chr.) zu einer Verschwörung germanischer Stämme. Im September dieses Jahres bricht der offene Widerstand aus, die drei Legionen unter Varus werden in unwegsames Gelände gelockt und in der sog. Schlacht im Teutoburger Wald ("Varusschlacht") - als Ort der Schlacht wird heute Kalkriese bei Osnabrück vermutet - überfallen und vollständig aufgerieben. Der Zusammenbruch der römischen Herrschaft östlich des Rheins ist vollständig, als anschließend die dortigen Lager in germanische Hände fallen. Immerhin kann die Rheingrenze gehalten werden, Maßnahmen des Tiberius in den Jahren 10 bis 12 n. Chr. stabilisieren die römische Herrschaft links des Rheins.
 

14

 

 Feldzüge des Germanicus
Dem Hilfeersuchen des Cheruskerfürsten Segestes letztlich gegen Arminius (gest. 19 n.Chr.) entsprechend, rücken im Jahr 14 n.Chr. römische Truppen unter dem Oberbefehl des Germanicus vom Rhein durch den nördlich der (unteren) Ruhr gelegenden "Heissi-Wald" ("silva Caesia"), ins Innere Germaniens vor. Die Legionen haben den Auftrag, die in der Varusschlacht Gefallenen zu bestatten. u. a. kommt es zu Kämpfen mit den nördlich des Heissi-Waldes siedelnden Marser (Kleine Brukterer?). Die Feldzüge des Germanicus dauern bis 16 n.Chr. (Schlacht bei Idistaviso und am Angrivarierwall), dann werden von Kaiser Tiberius (14-37) alle römischen Unternehmungen rechts des Rheins abgebrochen.
Mit der römischen Bedrohung verschwindet auch die Einheit zwischen den germanischen Stämmen, auf die ein Arminius noch in der Zeit der römischen Angriffskriege gebaut hatte. Für die kommenden Jahrzehnte bis Jahrhunderte stellt die germanische Welt keine Gefahr für die römische Machtstellung am durch Lager, Kastelle und vorgelagertem Glacis geschützten Rhein dar.
 
 

69

 

 Brukterer und Bataveraufstand
Bis zum Bataveraufstand melden die römischen Quellen nichts mehr. Der Aufstand von 69/70, in dem die im Lippegebiet siedelnden Brukterer eine wichtige Rolle spielten, findet bekanntlich in den Kämpfen um den vicus Gellep (Gelduba; bei Krefeld) und in der Schlacht bei Vetera (bei Xanten; 70 n.Chr.) seine Höhepunkte. Mit dem römischen Sieg stabilisiert sich die Lage am Rhein wieder. Veleda, die Seherin und Priesterin der Brukterer, wird im Jahr 77 von den Römern gefangen genommen. Die Brukterer verlieren in der Folgezeit an Bedeutung (98) und sind später rechtsrheinisch vor Köln (bis zur Lippe?) zu finden.
 
 

150

 

 Siedlung der römischen Kaiserzeit in (Bielefeld-)Sieker
In (Bielefeld-)Sieker besteht vom 2. bis 5. Jahrhundert eine Siedlung der römischen Kaiserzeit und der frühen Völkerwanderungszeit. Ein Friedhof enthält 66 Brandgräber, der Leichenbrand ist teilweise in Urnen gefüllt, teilweise in einem Leder- oder Leinenbehältnis. An Beigaben sind erwähnenswert ein spätrömiscer Spruchbecher sowie eine Goldmünze des römisch-gallischen Kaisers Postumus (reg. 258-268). Auch Tierbeigaben sind vorhanden.
Zum Gräberfeld gehört eine größere Siedlung mit 25 Haupt- und Nebengebäuden, Speichern und Grubenhäusern. Die Hauptgebäude sind ein-, zwei- oder dreischiffige Hallenhäuser, bis zu 52 Meter lang und zur Unterbringung von Mensch und Vieh vorgesehen. Einheimische Keramik, Scheibenfibeln und Eisengegenstände vervollständigen das Bild des Bauerndorfs, das im 5. Jahrhundert aufgegeben wird. Weitere Siedlungsspuren stammen aus den vorrömischen Eisenzeit (500 v.Chr. bis Christi Geburt) und aus dem Mittelalter (9.-12. Jahrhundert).
 
 

180

 

 Handel zwischen Römern und Germanen
An Hand der in Westfalen gefundenen römischen Münzen (aus Kupfer und Silber) lassen sich gerade für das 2. Jahrhundert intensive Handelsbeziehungen zwischen den germanischen Stämmen zwischen Rhein und Weser und dem römischen Reich ausmachen. Römisches Einfuhrgut (Gebrauchskeramik, Metallteile oder Pendelmühlen aus Basaltlava) findet sich darüber hinaus insbesondere zwischen Ruhr und Lippe und im Ravensberger Land.
Handelsbeziehungen jeglicher Art erfordern, dass die Bewohner des freien Germanien mehr als nur Ackerbau und Viehzucht betreiben. In der Tat wird in den Einzelhöfen und Gehöftgruppen Tuch hergestellt, werden hier die Textilien auch verarbeitet. Hinzu kommen Metallwaren aus den Schmieden, scheibengedrehte Keramik, die in Töpfereien hergestellt wird. Die Uniformität der germanischen Sachkultur, wie sie in den westfälischen Funden aus der römischen Kaiserzeit in Erscheinung tritt, erklärt sich u. a. aus dem innergermanischen Handel.
 
 

256

 

 Fränkischer Stammesbund am Niederrhein
Anlässlich der Einfälle germanischer Kriegergruppen in die römische Provinz Niedergermanien seit 256/257 werden in den spätantiken Quellen die Franken als "Francorum gentes" erwähnt. Damit wird erstmals ein fränkischer Stammesbund erkennbar, der ("freie") germanische Stämme am Niederrhein und in Westfalen umfasst und der gegen das römische Reich gerichtet ist. Der Stammesbund fußt dabei auf kulturellen Traditionen, die mit der materiellen Kultur rheinwesergermanischen Fundgruppe in Verbindung gebracht werden können.
Der Stammesbund ist nur lose organisiert, eher ein Stammesschwarm, eine Föderation. In der Tat sind ältere Stämme als zu den Franken gehörig nachweisbar: Chamaven, Chattuarier, Brukterer und Am(p)sivarier, eventuell auch Teile der Chauken und die Chatten. Im 4. Jahrhundert werden noch die Salier genannt, vielleicht der Kern des fränkisches Stammesverbands. Diese Stämme lassen sich im rechtsrheinischen Raum lokalisieren, u. a. die Brukterer im Kölner Vorland, die Chattuarier in dem Raum vor Xanten und an der Ruhr. Die Führung (teilweise das Königtum) der fränkischen (Teil-)Stämme haben dabei die Oberschicht der "principes", "duces" oder "reges" inne. Deren Kontakte sind es auch, die die fränkischen Stämme miteinander zum Stammesbund verknüpfen. Damit ist klar, dass Stämme ihm zeitweise angehörten oder auch nicht, dass "ethnische" Faktoren eine geringere, Stammes(bund)traditionen eine größere Rolle spielen. Letztere basieren u. a. auf erfolgreichen Beutezügen von "principes" und deren Gefolgschaften auf römischem Gebiet.
 
 

360

 

 Kämpfe des Caesars Julian gegen Chamaven und Chattuarier
Der große Frankeneinfall von 351/353, in dessen Folge selbst Köln, die Hauptstadt der niedergermanischen Provinz, erobert wird (355), muss die römische Herrschaft im Niederrheingebiet aufs stärkste erschüttert haben. Der römische Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus (ca. 330-395) berichtet von der mühsamen Rückeroberung durch den Caesar Julian (reg. 355/361-363), von dessen Kämpfen gegen Salier und Chamaven sowie der Entsendung einer britannischen Getreideflotte an den Niederrhein (355-359). Diesen Ereignissen folgt vom wieder eingenommenen Xanten aus ein römischer Vorstoß in das rechtsrheinische Gebiet der Chattuarier (360). Für einige Jahre herrscht am Niederrhein Ruhe, Kaiser Valentinian I. kämpft in den Jahren 366/367 erfolgreich gegen die Franken.
 
 

392

 

 Feldzug des römischen Heermeisters Arbogast
Die Ermordung des römischen Gegenkaisers Maximus (reg. 383-388) führt zu einem erneuten Germaneneinfall in die Provinz "Germania secunda" und letztlich zu einem erfolglosen rechtsrheinischen Feldzug der römischen Heerführer Nannienus und Quintinus, der an oder nördlich der Ruhr mit einer Niederlage der römischen Truppen endet (388). Der fränkisch-römische Heermeister Arbogast ist es dann, der nach dieser Niederlage im Winter 392/93 den Rhein bei Köln überschreitet und die Siedlungsgebiete der Brukterer und der nördlich der Lippe wohnenden Chamaven verwüstet; Kämpfe im Bergischen Land und an der Ruhr sind nur zu vermuten. Der (west-)römische Heermeister Stilicho schließt mit den Brukterern Verträge, die die Ruhe an der Rheingrenze garantieren sollen (396). Mit dem Abzug der römischen Truppen vom Rhein zu Beginn des 5. Jahrhunderts ändert sich indes dort die machtpolitische Situation, fränkische "foederati" übernehmen die Grenzsicherung.