Stein > Biografie > 1. Herkunft




Stein-Denkmal in Berlin / Foto, Bearbeitung: M. Weidner, MünsterPeter Burg: Biografie Karl Freiherr vom und zum SteinMarcus Weidner: Stein - Chronologie eines LebensMarcus Weidner: Stein - seine Denkmäler (im Aufbau)Peter Burg: Die Steinsche Städteordnung und Westfalen Marcus Weidner: Bibliografie 'Freiherr vom Stein' Stein - MaterialienZurück zur Startseite
Ansicht von Nassau an der Lahn, um 1820/1830 (Ausschnitt) / Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte/Sabine Ahlbrand-Dornseif, K 65-192 LM

1757-1773


1. Herkunft, Familie, Besitz

 
 
Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein, so der volle Name, wurde am 25.10.1757 in Nassau an der Lahn geboren. In dem Amtsstädtchen des gleichnamigen Fürstenhauses (Nassau-Usingen) stand das Elternhaus, nicht in einem der Dörfer, auf denen der Status der Reichsunmittelbarkeit des Rittergeschlechts beruhte, in dem etwa 10 km entfernten Frücht oder dem etwa 5 km entfernten Schweighausen. Die Familiengruft allerdings befand und befindet sich noch immer in Frücht bei Bad Ems.

Beide Fakten waren für die Geschichte der reichsritterschaftlichen Familie Stein von Bedeutung, die enge territoriale Verflechtung mit dem Fürstentum und der Status der Reichsunmittelbarkeit, der die hohe Gerichtsbarkeit und eine obrigkeitliche Stellung in den abhängigen Dörfern verlieh. Jahrhunderte lang stand sie in den Diensten des benachbarten Landesherrn. Die wechselseitigen Beziehungen waren von Konflikten gekennzeichnet. Die reichsritterschaftlichen Privilegien wurden auf der einen Seite hartnäckig verteidigt, auf der anderen immer wieder angefochten. In derart gespannten Beziehungen wuchs der junge Karl vom Stein auf, und Zeit seines Lebens beherrschte ihn eine starke, durch den Verlust alter Privilegien noch einmal gesteigerte Antipathie gegenüber dem mächtigeren Nachbarn. Als der Fürst von Nassau-Usingen die Reichsunmittelbarkeit der Dörfer Frücht und Schweighausen aufhob, bewertete der Freiherr dies als einen unakzeptablen und unverzeihbaren Raub. Stein verlor zwar die Hoheitsrechte, aber nicht den Besitz.

Mitglieder der Familie Stein übernahmen Dienste an verschiedenen Höfen und Einrichtungen des Reiches. Der Ritterstand lehnte sich traditionell eng an den kaiserlichen Hof in Wien an. Enge Interessenbande verknüpften ihn des gleichen mit den geistlichen Fürsten. Beide Gruppen waren auf die Aufrechterhaltung der Reichsverfassung, die ihnen ihre politischen Rechte, die Libertät garantierte, angewiesen. Steins Vater Karl Philipp war ungeachtet seiner protestantischen Konfession Geheimer Rat des ranghöchsten geistlichen Fürsten, des Erzkanzlers und Kurfürsten von Mainz. Der aus dem Stand des freien Reichsritters abgeleitete Patriotismus war auch dem Freiherrn vom Stein zu eigen. Er stellte den Stand nicht in Frage, in den er hineingeboren wurde und in dem er die zeittypische Erziehung erhielt.

In der elterlichen Erziehung besaß nicht zuletzt wegen häufiger Abwesenheit des Vaters die geistig hochstehende Mutter Henriette Karoline Langwerth von Simmern, verwitwete von Löw, eine Nichte des Vaters, den größeren Einfluss. Die sittlich-religiöse Erziehung stand für sie im Vordergrund. Sie befasste sich intensiv mit Fragen der Religion, der Moral und der Pädagogik und pflegte den Kontakt mit ronommierten Gelehrten wie Johann Kaspar Lavater (1741-1801), dessen Verständnis von Religion als Herzenssache sie teilte. Außer Besitz und geistig-charakterlicher Prägung verdankte Karl seinen Eltern einen Wesenszug, der ihn während seines ganzen Lebens, selbst im fortgeschrittenen Alter, immer wieder in Unannehmlichkeiten brachte: die Neigung zu heftigen Temperamentsausbrüchen. Er hatte neun Geschwister, von denen drei Brüder und drei Schwestern das Erwachsenenalter erreichten. Karl, das zweitjüngste Kind und der Lieblingssohn der dominierenden Mutter, wurde durch die Familienverträge von 1774 und 1779 zum Ärger der älteren Brüder zum Stammhalter und alleinigen Erben des Familienbesitzes erkoren. Der älteste Sohn Johann Friedrich hatte durch seinen verschwenderischen Lebensstil das Vertrauen der Eltern verloren.

Mit 36 Jahren - die Eltern waren bereits verstorben - kam Stein der Verpflichtung des Familienpaktes nach, standesgemäß zu heiraten. Da sein Standesdenken ohnehin stark bei ihm ausgeprägt war, war es für ihn kein Problem, sich bei der Heirat den geltenden Konventionen zu unterwerfen, auch wenn er mit seiner Wahl zunächst nicht recht zufrieden war. Im Jahr 1793 heiratete Karl vom Stein die Tochter eines hannoverschen, einer Liaison des englischen Königs Georg II. entstammenden Feldmarschalls, die 14 Jahre jüngere Gräfin Wilhelmine von Wallmoden. Auch seine Geschwister unterschrieben den Ehekontrakt. Stein vermisste anfangs an seiner Gattin den idealistischen Schwung und die geistige Regsamkeit, die ihn selbst auszeichneten. Doch im Laufe des Lebens wuchs das gegenseitige Verständnis und der Respekt.

Der eben (1793) zum Kammerpräsidenten ernannte Jungvermählte richtete den Hausstand im Herzogsschloss von Kleve ein. Die Eheschließung veranlasste ihn nicht, zum Zwecke der Güterverwaltung in Nassau seinen festen Wohnsitz aufzuschlagen. Das große Wirkungsfeld, das sich Karl in den rheinisch-westfälischen Provinzen Preußens mittlerweile erschlossen hatte, verhinderte die Rückkehr. Für die Verwaltung des Familienbesitzes war er bereits seit dem Tode der Mutter (1783) verantwortlich, da sich der kränkelnde Vater bis zu seinem Tod (1788) aus den Geschäften zurückzog. Karl vom Stein übertrug jedoch der vier Jahre älteren unverheirateten Schwester Marianne, einer Stiftsdame, die Güterverwaltung.
Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung
Ansicht von Nassau an der Lahn, mit Burg Nassau und - unterhalb - dem verfallenen "Stein Schloss", um 1820/1830


Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung
... und 2007


Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung
Schloss der Familie vom Stein in Nassau an der Lahn, Geburtsort des Freiherrn vom Stein


Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung
Nassau a. d. L.: Mittelbau des Steinschen Stadtschlosses, datiert 1621, 2007


Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung
Hoftor des Steinschen Stadtschlosses ("Steinscher Frey Hoff"), datiert 1691, 2007


Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung
Magdalene Wilhelmine Friederike (1772-1819), geb. Gräfin von Wallmoden-Gimborn, Ehefrau des Freiherrn vom Stein
 
Die Eltern Steins
Karl Philipp Freiherr vom Stein (1708-1788),
kurzmainzischer Geheimer Rat, Vater des Freiherrn vom Stein, um 1773 
Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung 
Henriette Caroline Freifrau vom Stein (1721-1783),
geb. Freiin Langwerth von Simmern, verw. Löw von und zu Steinfurth, Mutter des Freiherrn vom Stein, um 1773 
Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung 
 
 
Einzelne Geschwister Steins
2. Johann Friedrich Freiherr vom Stein (22.01.1749-29.07.1799),
preußischer Oberst und Vizeoberjägermeister, um 1795/1807 
Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung 
4. Johanna Louise Freifrau vom Stein (1751-1811),
verheiratet 1773 mit Reichsgraf Jakob Friedemann Werthern von Beichlingen, kursächsischer Geheimer Rat und Gesandter, um 1773 
Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung 
5. Friedrich Ludwig Freiherr vom Stein (1752-1790),
kaiserlicher Oberstleutnant, um 1773 
Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung 
6. Marianne (Maria Anna) vom Stein (1753-1831),
Äbtissin des Stifts Wallenstein zu Homburg, um 1773 
Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung 
7. Maria Charlotte Freifrau vom Stein (1754-1793),
verheiratet 1779 mit Georg August von Steinberg auf Brüggen (gest. 1801), hannoverscher Geheimer Rat und Gesandter, um 1773 
Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung 
10. Ludwig Gottfried Freiherr vom Stein (1762-1837),
um 1773 
Vergrößerung der Abbildung   Vergrößerung der Abbildung   Weitere Informationen zur Abbildung