Kriegsendphaseverbrechen 1945 > Suttrop



 

Suttrop im Mai 1945 -
US-Filmmaterial über das Kriegsendphaseverbrechen bei Suttrop

 
 
 
Ende März 1945, in der Nacht vom 22. auf den 23. März 1945, wurden von einem Kommando der "Division z. V." (Division zur Vergeltung), dessen Stab in einer Suttroper Schule (heute Stadt Warstein, Kreis Soest) untergebracht war, 57 Zwangsarbeiter:innen bzw. ein Säugling ermordet. Sie waren am Vortag von einem sog. Auffangkommando, das die abseits der festgelegten Wege sich bewegenden Flüchtlinge internieren sollte, zum Stabssitz gebracht worden. Da es nach Warstein und Eversberg die dritte Erschießung dieses Verbrechenskomplexes war, ist davon auszugehen, dass mit der direkten Ablieferung beim Stab auch deren Tötung eingeplant war, denn Unterbringungs- und Versorgungsmöglichkeiten gab es beim Stab nicht. Die Flüchtlinge wurden zunächst über Nacht u.a. im Heizungskeller der Schule untergebracht. In der Abenddämmerung des nächsten Tages wurden, vermutlich unter dem Kommando des Wehrmachtoffiziers Hermann Schmoller, einige von ihnen zur späteren Erschießungsstelle gefahren, um dort eine Art Deckungsgraben auszuheben. Gegen 22:00 Uhr wurden dann alle 57 Personen schubweise, in drei Gruppen, in das Waldgelände verbracht, mussten sich in den Graben stellen und wurden dann mit einem Genickschuss getötet. Die letzte Gruppe musste sich an den Rand der Grube stellen, da diese schon mit Leichen angefüllt war. Im Angesicht der Erschossenen wurden nun auch diese ermordet. Einem etwa 9 Monate alten Säugling, der bei seiner erschossenen Mutter gefunden wurde, wurde vermutlich an einem Baum der Schädel eingeschlagen. Ihre Leichen wurden zusammen mit ihrer Habe in dem Graben verscharrt.Soweit die Leichen später identifiziert werden konnten, starben in Suttrop 43 Bürger:innen der UdSSR (18 Frauen, 25 Männer) und 4 Pol:innen (1 Frau, 3 Männer), bei 10 Personen ist die Nationalität unbekannt. Die Alterspannbreite reicht von etwa 9 Monaten bis 48 Jahren.

Die Leichen wurden bereits kurze Zeit nach dem Einmarsch der Alliierten aufgrund eines Hinweises der "Bürgerwehr" (28.04.1945) gefunden und auf Befehl des US-Militärs von angeblich ehemaligen NS-Funktionären bzw. Mitgliedern exhumiert (02.05.1945). Die gesamte Ortsbevölkerung von Suttrop und Kallenhardt, d.h. Kinder eingeschlossen, wurde gezwungen, als Sühnemaßnahme am 3. Mai 1945 an den gegenüber der Erschießungsstelle aufgereihten Leichen vorbeizugehen. Ein Film-Team des US-Army Signal Corps, das offenbar das 709. Tank-Bataillon, das die Leichenbergung organisierte, begleitete oder von diesem zum Tatort gerufen wurde, konnte den Zug und die erneute Bestattung filmisch dokumentieren und fotografieren. Fotos sowie dieser und ein weiterer Film, der die Situation am Warsteiner Tatort zeigt, wurden als Beweise eines Ermittlungsverfahrens, das die US-Militärs einleiteten, beigegeben. Der Suttroper Film (9:16 min) wird heute in den "National Archives & Records Administration" (NARA), Washington/USA, aufbewahrt (111 ADC 4191, LIB 6215), der  Warsteiner Film ließ sich jedoch trotz umfangreicher Recherchen 2019 nicht ermitteln. Eine Kopie beider Filme ist im Imperial War Museum (IWM), London, zu finden.

Infolge der unregelmäßigen Anlage des Friedhofs und der späteren forstwirtschaftlichen Nutzung des Areals war bei der Neugestaltung des Friedhofs, die ab 1958 nach dem Prozess vor dem Arnsberger Landgericht erfolgte, nicht mehr ganz ersichtlich, wo die Gräber genau lagen. Dies erschwerte 1964 die Exhumierung der Leichen, als im Zuge des Neubaus einer Verbindungsstraße und der Aufhebung der kleinen Anlagen in NRW der Suttroper Friedhof aufgelöst werden sollte. Obgleich man sieben Leichen nicht fand, wurde die Kriegsgräberstätte geschlossen, da das Regierungspräsidium Arnsberg an der Glaubwürdigkeit der Zahlenangaben zweifelte. Im Rahmen der Forschungsarbeit über das Kriegsendphaseverbrechen wurden Anfang Oktober 2021 in Zusammenarbeit mit dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte und der Bezirksregierung Arnsberg von der LWL-Archäologie Grabungen auf dem Gelände durchgeführt, ohne jedoch die sieben fehlenden Leichen auffinden zu können. Es ist davon auszugehen, dass diese heute unter der Verbindungsstraße ruhen. Gefunden wurde, neben einigen menschlichen Knochen, die der Umbetter 1964 übersehen hatte, aber das Fundament des sowjetischen Obelisken, der im Jahr der Umbettung zum Friedhof Fulmecke nach Meschede gebracht wurde. Im Fundament hatte sich ein Glasröhrchen befunden, und darin hatte man 1964 eine Notiz von 1945 über die Sinnstiftung des Obelisken entdeckt, mit der Anzahl der hier bestatteten Opfer: 57.
Film Suttrop

Um den Film ansehen zu können, klicken Sie bitte auf das Bild. Bitte beachten Sie, dass der Film Szenen mit der Darstellung von Leichen enthält, die verstörend wirken könnten.

Film des Signal Corps zur Situation am  Warsteiner Tatort

Fotos zur Grabanlage bzw. zur Erschießungsstelle in Suttrop und zu Warstein

Vernehmungsprotokolle zum Tathergang in Suttrop und Eversberg

Der "Arnsberger Prozess" 1957/58:  Film- und Audiomaterial des Westdeutschen Rundfunks (WDR)

LWL-Filme zum Massaker und den archäologischen Grabungen 2018-2020:
Langenbachtal (2019) und
Ermordet, verscharrt, verdrängt - archäologische Forschungen zu Weltkriegsverbrechen in Warstein (2021)
 
 
 

Szenenbeschreibung

 
 
00:00
Einblendung der Filmsignatur "LIB 6215"
 
 
00:02
Die Bevölkerung zieht vom Tal herauf an den aufgereihten Mordopfern vorbei, im Hintergrund GIs
 
 
00:19
desgl., links die geöffnete Leichengrube, rechts und links GIs
 
 
00:33
desgl., rechts und links GIs, links im Hintergrund sind die Stapel mit den Habseligkeiten der Mordopfer zu sehen, die offenbar von den Tätern mit den Leichen in der Grube verscharrt worden waren
 
 
00:45
Nahaufnahme der vorbeiziehenden Bevölkerung mit den Leichen auf der rechten Seite und Gis im Hintergrund
 
 
00:59
desgl.
 
 
01:08
Aufgereihte Leichen mit der links vorbeiziehenden Bevölkerung
 
 
01:19
GI mit Waffe im Anschlag, im Hintergrund die vorbeiziehende Bevölkerung, GIs und die Habseligkeiten der Mordopfer vor der ausgehobenen Leichengrube
 
 
01:37
Nahaufnahme der Leichen, deren Verletzungsmuster gut zu sehen ist (Genickschuss), mit vorbeiziehender Bevölkerung, im Hintergrund GIs und die Leichengrube
 
 
01:48
Nahaufnahme der vorbeiziehenden Bevölkerung, im Hintergrund GIs und die Leichengrube sowie Personen, die sich den Gis unterhalten
 
 
02:06
Aufgereihte Leichen mit der links vorbeiziehenden Bevölkerung, rechts GI
 
 
02:15
Nahaufnahme der vorbeiziehenden Bevölkerung, im Hintergrund GIs und die Leichengrube
 
 
02:18
Nahaufnahme der vorbeiziehenden Bevölkerung, im Hintergrund ein GI
 
 
02:37
Leichengrube mit Habseligkeiten der Mordopfer sowie GIs, im Hintergrund der Zug der Bevölkerung
 
 
02:52
desgl.
 
 
03:03
Nahaufnahme einzelner Leichen, im Vordergrund die vorbeiziehende Bevölkerung, daneben Personalpapiere
 
 
03:15
desgl., eine Person schaut sich eine Leiche näher an
 
 
03:27
Aufgereihte Leichen mit der links vorbeiziehenden Bevölkerung
 
 
03:37
Aufgereihte Leichen mit GIs, ehemalige Zwangsarbeiterinnen schauen sich die Leichen an
 
 
03:48
"Nahaufnahme einzelner Leichen, darunter die Leiche eines Säuglings (2. von rechts); Personen sammeln Geldscheine und die Personalpapiere ein"
 
 
03:59
Nahaufnahme einzelner Leichen
 
 
04:06
desgl.
 
 
04:15
desgl.
 
 
04:28
desgl.; im Hintergrund Personen
 
 
04:37
NSDAP-Mitglieder/Funktionäre (?) heben, bewacht von GIs (mit Panzer), Gräber aus und legen Tannenzweige in die Gruben
 
 
04:49
NSDAP-Mitglieder/Funktionäre (?) heben Gräber aus und legen Tannenzweige in die Gruben, Nahaufnahme
 
 
04:58
desgl.
 
 
05:08
desgl.
 
 
05:21
Blick in ein ausgehobenes Grab, in das jemand einen Tannenzweige wirft
 
 
05:30
desgl., im Vordergrund Mann mit Schaufel und Zweig
 
 
05:43
NSDAP-Mitglieder/Funktionäre (?) mit Tannenzweigen, im Hintergrund ein Militärfahrzeug
 
 
05:46
NSDAP-Mitglieder/Funktionäre (?) transportieren eine Leiche auf Holzgestellen zu den Gräbern, im Hintergrund GIs und drei Militärfahrzeuge (Jeeps), kurz im Vordergrund zu sehen ehemalige Zwangsarbeiterinnen mit Blumenschmuck
 
 
06:06
Bestattung eines Leichnams, Klärung der Vorgehensweise
 
 
06:19
Bestattung eines Leichnams, bei der die Leiche an Schnüren in die Grube herab gelassen wird
 
 
06:34
Bestattung eines Leichnams, links eine ehemalige Zwangsarbeiterin, die Blumen in das Grab wirft, dahinter GIs
 
 
06:46
"NSDAP-Mitglieder/Funktionäre (?) transportieren eine Leiche auf Holzgestellen zu den Gräbern, im Hintergrund GIs und drei Militärfahrzeuge (Jeeps), kurz im Vordergrund zu sehen ehemalige Zwangsarbeiterinnen mit Blumenschmuck; weitere Gruppen von Wartenden"
 
 
06:56
Transport und Bestattung eines Leichnams
 
 
07:09
Herablassen eines Leichnams in sein Grab
 
 
07:26
desgl., Nahaufnahme
 
 
07:43
desgl.
 
 
07:53
Leichnam im Grab
 
 
08:01
Trauernde Gruppe von ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, eine Frau mit Blumen in den Händen
 
 
08:09
desgl., Nahaufnahme
 
 
08:19
desgl.
 
 
08:26
NSDAP-Mitglieder/Funktionäre (?) und GIs, Andacht an den geschlossenen Gräbern (Grabhügel), Person in der Mitte liest aus der Bibel (?)
 
 
08:34
desgl.
 
 
08:42
GIs auf einem Panzer, der Corporal im Vordergrund bekreuzt sich
 
 
08:49
"Ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, z. T. mit Blumen- und Tannenschmuck, richten die Gräber her, im Hintergrund eine selbst hergestellte Fahne mit kyrillischer Beschriftung ("In ewiger Erinnerung an die russischen Märtyrer, die von den deutschen Eindringlingen ihren grausamen Tod erdulden mussten") und dem Datum "3. Mai 1945"
 
 
09:04
Ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter bringen Tannenschmuck zu den Gräbern, im Hintergrund ein US-LKW