QUELLE

DATUM1482-05-17   Suche   Suche DWUD
TITEL/REGESTFriedrich, Gerhard und Eberhard von Neheim beschweren sich bei Hermann von Wied, Erzbischof von Köln, über erlittenes Unrecht und bitten ihn um Wiedereinsetzung in die Rechte, die ihrem Vater Friedrich aberkannt worden sind.
TEXTFriedrich, Gerhard und Eberhard von Neheim beschweren sich bei Hermann von Wied, Erzbischof von Köln, über erlittenes Unrecht und bitten ihn um Wiedereinsetzung in die Rechte, die ihrem Vater Friedrich aberkannt worden sind:

[1] Klage über gewaltsame Verdrängung aus Rechten in ihrer "Herrlichkeit" (Grafschaft, Freibann, eigenen Mark) zu Stockum in der Zeit der Erzbischöfe Diedrich von Moers und Ruprecht von der Pfalz trotz verbriefter Rechte des Grafen Ludwig von Arnsberg, u. a. Wegnahme des Zehnts auf Blei und Eisen, des Kornzehnt und des kleinen Zehnts).

[2] Wegnahme des Berggerichts und des Rechts auf Genehmigung des Bergbaus auf zehntpflichtigen Gütern.

[3] Klage über Einsetzung eines Landgerichts in Stockum anstelle des Gerichts zu Seitfeld.

[4] Wegnahme weiterer landwirtschaftlicher Zehnten.

[5] Wegnahme zehntpflichtiger Güter in Stockum.

[6] Verlust der Rechte an Böckings Hof in (Dörn-)Holthausen und am Schultenhof zu Endorf.

[7] Beschwerde über die Anklage des Vaters vor den Landständen.


Diit is alsulchen gebreck und ansprake, wy Frederich, Geret und Everdt van Neyhem, gebrodere, hebn und doen an den hochwerdigen hogeborn foirsten und heren ertzbischop to Colne etc., unsen gnedigen lieven heren.

(1.) To dem oirsten maell seggen wy und sprechen syne gnade an so woe dat byschop Diderich und bischop Roprecht selger gedacht synre gnaden vorfaren amme stifte von Colne vor und syne gnaden us na durch iere amptlude, diener und beveler unsem selgen vader Frederich van Neyhem, dem goit gnade vor und uns ub na mit vorbedachten unrechter gewalt bedranget, enthoven, entbeirt und genomen hebn und uns entenget in unser graveschap, fryenbanne und eygener marcken to Stoichem gelegen an der graveschape van Arnsberge, die uns doch van aldes her van velen langen jaeren verleden, van unsen overalderen und alderen von Goitz wegen angeervet is und inhebender gebrucklicken weren und in rechteme besitte opboren van allen renten und gulden upkomyngen und verfalle baven der erden und in der erden gehat hebn to nutte und oirber unse voralderen und alderen ouch tot unseme oirber und nutte sonder eyniche besperinge oder rechte bysprake ien vor und uns na dan me gedan bys umb ... [1] her bynnen jaerich unverjaeret verleden myn oder mer ungefairlich in tyt bischop Diderichs und bischop Roprecht oveng(enant) und ub van unsem gnedigen[herrn] as men dat sehen und erkennen mach in eyme brieve van selgen Ludwige, greven to Arnsberge, [2] gegeven und versegelt vor sich und syne erven, des eyn affschrifft hyr by gelacht is, [3] die dan unse voralderen und alderen, ouch bischop Frederich selger gedacht, die selven ouch alse dair by ungedranget hebn laten blyven und alle renten, gulde, opkommynge und verfalle in der vurg. unser graveschope, frienbanne, marcken und guederen dair ingehoren restlichen unbespeirt hebn laten heven und boeren dar enboven dan die selben amptlude, diener und beveler unsem selgen vader vor uns uns na unsen blytienden onder vurg. unser graveschop frienbanne eygener marcken und gueden enthoven, ontbuert und genomen heben und noch also entheven, entboren und nemen und inbehouff und nutt gebracht und gedaen der vurg. unser gnedigen heren und want an unse voralderen und alderen vor und wy ub na biisher to ander vurg. unser graveschap, frienbanne, marcken und guederen, die dan myn Frederichs tient gueder synt, allen korn tienden, isern tienden und vort allen smalen tienden, soe die gewontlich is geboirt hebbe, bisher toe und noch heve und boire sonder jemaintz verbieden, besperinge oder rechte bysprache dair ane gedaen bys op desen huedigen dach. Datum deser schrifft bysonder in byschop Diderichs tiiden der blytiende uns also geweltlich entuiecht und genomen wirt und is van ieren gnaden wegen.

(2.) Ouch so hebn die selven amptlude, diener und beveler van der vurg. unser gnaedigen heren wegen in der selven unser graveschap frienbanne, marcken und guederen sich underwonden, unses berchgerichtz und dat beseten oder besitten laten, weder unser willen boven recht und uns dairane entonget und uns unser heirlicheit und gerichtz dair mede geweltlichen entweldiget und enwert baven unse brieve und segele, want dair nyemantz engeboirt dat berghgerichte to besitten dan uns oder dem wy oder unser erven, die dan to gehoren dare to setten oder bevelende worden. Inhalt desselven unses briefs und seggen daromb soulde oder wolde jemantz also in unser graveschap, fryenbanne, marcken und guedern vurg. oder sus in onse tiendt guedere inslaen, senchen, grawen oder wynnen eynich bley, isern oder sus eyniche ertze, dat en soulde doch nicht gescheen noch gedaen werden dan met unsere weten und willen oder des die dat van unser wegen in haben und bevele hedn und uns und deme also don nutt und tienden dairvan geven und sus anders nyemantz inhalt des vurg. unses briefe.

(3.) Ouch heben die selben amptlude, diener und beveler eyn ungewontlich und ungeboirlich lantgerichte gelacht to Stochem in dat dorp in unse heirlicheit, graveschap und frienbann, dat dair nicht to wesen en plach noch ouch nicht gehorich en is, want dat in dem hove to Seytfelde to wesen plach und dan ingehorich is und und uns nicht nager en geboirt to wesen mede to drangene, oder to overfallen, want wy an ond in unser heirlicheit und gerichten nyemantz geyniches rechten noch herlicheit noch ouch gerichtes baven unse gerichte en staen noch enbekennen. Inhalt desselben breifes dairvan.

Darop segge ich Frederich van Neyhem dat die hoff to Stochem mit allen synen alden und nyhen tobehoringen, rechten und herlicheit myn rechte pachtguit is und ouch van mynre vaderlichen moderlichen erve my tot eyner deylonge mit anderen gude in mynen affdeyll gekomen und gefallen, uitgescheiden den blytienden, dat myne brodere ieren deyll dare anbehalden heben und so wes Aelke van Neyhem, myn nichte, dair ane hevet tot ierer lyfftucht op sulchen pacht und schoult, ich jairlix dairvon geven mott den herren van Sent Andree bynnen Colne, so ich den selven hoff to Stochem van ien to lehene hebbe vor eyn durslachtich recht erve pachtlehen guit asdat myne vorfaren alderen und alderen gehat hebn van ien und sy dan alle wege unbespraken by gelaten und enkenne daromb dem vorg. myne gnedigen heren noch nyemandes anders geynicher herlicheit noch recht an dem vorgnante hove to Stochem und guederen dar ingehoren, want sulchen tiende uit den vurg. guderen in den vorg. pachthoff gehoren myn Frederichs erve pacht guede synt an der vorg. graveschop inhalt unser brieve und segell sonder jemantz besagen.

(4.) Die kurfürstlichen Amtleute haben den Ausstellern Einnahmen vom Vieh, das Grevenkorn u. a. entzogen.

(5.) Sie haben den Kirchenzehnt und andere Güter in der "Herrlichkeit" der Aussteller an sich gezogen.

(6.) Darop segge ich Frederich van Neyhem dat die hoff to Stochem mit allen synen alden und nyhen tobehoringen, rechten und heirlicheit myn rechte pachtguit is und ouch van mynre vaderlichen moderlichen erve my tot eyner deylonge mit anderen gude in mynen affdeyll gekomen und gefallen, uitgescheiden den blytienden, dat myne brodere ieren deyll dare anbehalden heben und so wes Aelke van Neyhem, myn nichte, dair ane hevet tot ierer lyfftucht op sulchen pacht und schoult, ich jairlix dairvon geven mott den herren van Sent Andree bynnen Colne, so ich den selven hoff to Stochem van ien to lehene hebbe, vor eyn durslachtich recht erve pachtlehen guit asdat myne vorfaren alderen und alderen gehat hebn van ien und sy dan alle wege unbespraken by gelaten und enkenne daromb dem vorg. myne gnedigen heren noch nyemandes anders geynicher heirlicheit noch recht an dem vorgnante hove to Stochem und guederen dair ingehoren, want sulchen tiende uit den vurg. guderen in den vorg. pachthoff gehoren myn Frederichs erve pacht guede synt an der vorg. graveschop inhalt unser brieve und segell sonder jemantz besagen.

(7.) Ouch so leget eyn guit to Holthusen [4] in der selven unser graveschap und marcken, dair Lambert Boickingh up plach to wonende, dat man billichte heyten kirckenguit. Dat selbe guit gaff myns selgen vader suster mit iere dochter Aylke Eickbuch hoven tot eyne bruitschatte und in doch ritterguit und mach der kirchen van Huesten verpandt und versat syn mit etzlichen anderen guede. Ouch so leget to Stochem eyn guit in der selven graveschap und is den Schoulten van Endorp und gelt und rent van my to lehene, dair ich dan allen tienden baven und buven und allen smalen dienden uit und innen hebbe und boere, besonder dan uns der blytiende dair uitgenomen wirt allet wy vorgeroirt is.

(9.) Alle dieser unser gebreck overfalle, besperyngen und gewalt ane und in unserm guede gedaen in vorgeroirter maten hevet unser selge vader vor und wy na synt angange und ane heven der vurg. overfalle, besperingen und gewalt doch meystlich alle jaer vor den ritterschapen und steden des stifts van Colne up deser syden Ryns, [5] dair de guede gelegen synt montlick und ouch schrifftlich verclaget und verfolget und mit vlytlicher beden ersocht, uns sulx affgestalt moch werden und uns by dem unseme vestlichen to latene, dat unsem selgen vader vor und uns na nicht hevet mogen wederfaren noch gedyen und uns alsoe mit sulchen swerlichen, ungeboirlichen drange und gewalt overfallen, des uns selge vader vor und wy na nicht verdient en noch verschoult enhebn, des also to groten verderfflichen schaden gebracht up achte duysent overlenscher rinssche gulden und mehr und heisschen und gesynnen daromb an unseme gnedigen herrn vurg. sulches richtonge und sulchen ungeboirlichen overfall und gewalt an und in unsem guede woe vurg. is gedaen wirt und is doen und aff doen stellen und uns vort restlichen an und in unsem guede, renten, gulden upkomen und verfalle sitten und blyven laten, as die vorfaren heren der graveschap van Arnsberge unsen voralderen und alderen gedaen hebben bys an tyt bisschop Diderichs und hopen und getruwen dem rechten ungetwyvelt, uns sulx in dem rechten geboren soule und to gesprachen werde na inhalde des selven unses vorgeroirden briefs dair van.

Off us unse gnedige here vurg. hyr entgen uns anssprache und den vurg. unsen brieff eyniche contract oder sus eyniche antworde oder weer stellen oder settene wolde laten oder doen, meynen wy und hopen durch recht sulx Syner Foirstlichen Gnaden nicht geboren en soule noch ouch temptlichen en sy eyniche sprache oder weer entgen unse spracke, brieve und segell vurg. ichtes stellen oder setten soule oder wylle anders dan uns laten blyven und to behalden by dem unseme asdat syns gnaden und gnaden capitell allen ritterschapen in der graveschap und landesschap van Arnsberge plichtich is to doen.

Deser unser Frederichs, Geretz und Everdes gebrodere van Neyhem vurg. gebreck und ansprache vorgerort verbliven wy und stellen die an U gestalde fronde dair toe recht dair over to sprechene inhalt des dach cedeln darop gegeven und unser beschrever spraken, doch uns beheltlichen unser brieve und segell graveschap, frienbanne, marcken und guederen und alle anderer unser gerechticheit und uns vader uwen segelen beschreven weder over geven und senden as wy U dese unse ansprache beschreven und besegelt overgeven. In oirkunnt unser segele na eyn onder an dese schrifft gedruckt. Datum anno domini millesimo quadrigentesimo octuagesimo secundo feria sexta post festum ascensionis domini.

Drei Siegel der Aussteller.
ERLÄUTERUNG[1] Ein Wort z. T. zerstört (trivet?).
[2] Graf Ludwig von Arnsberg, um 1288 bis 1313.
[3] Fehlt in der Akte!
[4] Sundern-Dörnholthausen.
[5] Gemeint sind die Landstände des Herzogtums Westfalen, also der rechtsrheinischen Teile des Herrschaftsbereiches des Kölner Erzbischofs.


PROVENIENZ  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen
BESTANDHerzogtum Westfalen, Landesarchiv
SIGNATUR274, fol. 1-5


QUELLE    Reininghaus, Wilfried / Köhne, Reinhard | Berg-, Hütten- und Hammerwerke im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit | S. 441-443


PROJEKT    Montanwesen im Herzogtum Westfalen
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ1.3   Einzelquelle (in Volltext/Regestenform)
Zeit2.20   1450-1499
Sachgebiet4.3   Rechtsprechung, Gerichte
10.14   Montanindustrie
DATUM AUFNAHME2008-01-31
AUFRUFE GESAMT2290
AUFRUFE IM MONAT171