PROJEKT

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PROJEKTNAMEAusplünderung der Juden / westf. Finanzbehörden
LAUFZEIT2001, 2004-2005


TRÄGER  Geschichtsort Villa ten Hompel
  Oberfinanzdirektion Münster
  Internet-Portal "Westfälische Geschichte"
SPARTEForschungsinstitute


KURZINFORMATIONAuszüge aus den Lehrmaterialien "Verfolgung und Verwaltung: Die wirtschaftliche Ausplünderung der Juden und die westfälischen Finanzbehörden" von Sabine Mecking
INFORMATIONSpätestens seit den Arbeiten des amerikanischen Holocaust-Forschers Raul Hilberg ist allgemein bekannt, dass das nationalsozialistische Herrschafts- und Terrorsystem von 1933 bis 1945 nicht allein durch SS, Gestapo, Sicherheitsdienst oder nationalsozialistische Aktivisten hätte existieren können, sondern dass es in der Mehrheit von gewöhnlichen Menschen und Institutionen getragen wurde. Der Nationalsozialismus drang in nahezu alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens ein. Die zwölfjährige NS-Zeit mit ihren Vorbedingungen und Nachwirkungen prägte die deutsche Geschichte wie kaum eine andere Epoche.

Der Terror des NS-Staates wäre ohne das reibungslose Funktionieren des Verwaltungsapparates nicht möglich gewesen. Dabei hat die Finanzverwaltung einen erheblichen Beitrag zur wirtschaftlichen Ausbeutung der jüdischen Bürger geleistet. Entgegen ihrer verbreiteten Selbsteinschätzung war sie eben nicht die unpolitische Fachbehörde, die unbeeinflusst von den Veränderungen nach 1933 und losgelöst vom Unrecht der Zeit ihre Arbeit nach rein sachlichen Kriterien fortsetzte. Beispielhaft seien hier nur die mit der Verschärfung der Ausreisebestimmungen einhergehende Bedeutungszunahme der "Devisenstelle“ sowie die Einrichtung der "Dienststelle für die Einziehung von Vermögenswerten“ im Jahre 1941 genannt. Diese und andere Behörden und Abteilungen waren massiv an der wirtschaftlichen Auspressung und Verfolgung beteiligt.

Die Rolle der Steuer- und Zollbehörden im "Dritten Reich“ ist bis Anfang der 1990er Jahre nur wenig beachtet worden. Für den Oberfinanzbezirk Westfalen haben Mitte der 1990er Jahre Mitarbeiter der Finanzverwaltung in einer bis dahin beispiellosen selbstaufklärerischen Arbeit die Geschichte der eigenen Finanzverwaltung von 1933 bis 1945 untersucht. [1] Daran anknüpfend wurde im Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster die Wanderausstellung "Verfolgung und Verwaltung - Die wirtschaftliche Ausplünderung der Juden und die westfälischen Finanzbehörden“ erarbeitet, die mittlerweile an vielen Orten der Bundesrepublik zu sehen war. [2] Im Zusammenhang mit der Ausstellung entstand die gleichnamige Didaktische Mappe (Münster 2001) zur Ausgrenzung und wirtschaftlichen Ausplünderung der Juden durch die Finanzverwaltung, die von der Villa ten Hompel in Kooperation mit der Oberfinanzdirektion Münster herausgegeben wird. [3] Anhand ausgewählter Aktenauszüge, Gesetzestexte oder Zeitungsartikel wird in dieser Unterrichtsbroschüre Formen, Ursachen und Folgen des gesellschaftlich akzeptierten, staatlichen Raubes nachgespürt.



[1] Siehe hierzu die beiden Aufsätze von Ilse Birkwald: Die Steuerverwaltung im Dritten Reich, in: Wolfgang Leesch/Ilse Birkwald/Gerd Blumberg: Geschichte der Finanzverfassung und -verwaltung in Westfalen seit 1815, 3. Sonderausgabe, Münster 1998, S. 239-286; Gerd Blumberg: Die Zollverwaltung und die Devisenstelle im Dritten Reich, in: ebd., S. 289-353.
[2] Alfons Kenkmann/Bernd-A. Rusinek (Hg.): Verfolgung und Verwaltung. Die wirtschaftliche Ausplünderung der Juden und die westfälischen Finanzbehörden, Katalog zur Wanderausstellung, Münster 1999.
[3] Sabine Mecking: Didaktische Mappe: Verfolgung und Verwaltung. Die wirtschaftliche Ausplünderung der Juden und die westfälischen Finanzbehörden, Münster 2001.


SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ1.2   Urkundenbuch, Quellensammlung, Quellenedition
Zeit3.9   1900-1949
3.10   1950-1999
Sachgebiet3.1   Staat, Politik und Verwaltung / Allgemeines
3.14.1   Haushalt, Finanzen, Steuern, Abgaben, Zoll
6.8.10   Juden
10.1   Wirtschaft und Arbeit / Allgemeines
DATUM AUFNAHME2004-06-08
AUFRUFE GESAMT8030
AUFRUFE IM MONAT382