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(97 KB)   Jode, Pieter de [nach Anselm van Hulle]: Porträt der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel / Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte / Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte / Carmen Hickstein   Informationen zur Abbildung

Jode, Pieter de [nach Anselm van Hulle]: Porträt der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel / Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte / Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte / Carmen Hickstein
FAMILIEHessen-Kassel, Landgräfin von
VORNAMEAmalie Elisabeth


GEBURT DATUM1602-01-29   Suche
GEBURT ORTHanau
KONFESSIONref.
EHEPARTNER(I) 1619: Hessen-Kassel Wilhelm V. von (1602-1637), Eltern: Moritz von Hessen-Kassel (1572-1632) und Agnes von Solms-Laubach (1578-1602)
TOD DATUM1651-08-08   Suche
TOD ORTKassel


VATERHanau-Münzberg, Philipp Ludwig II. von (1576-1612)
MUTTERNassau-Dillenburg, Catharina von (1578-1648)


BIOGRAFIETochter des Grafen Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg (1576-1612) und der Catharina von Nassau-Dillenburg (1578-1648). Heiratet 1619 den Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Kassel (1602-1637), Sohn des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel (1572-1632) und der Agnes von Solms-Laubach (1578-1602). Sie haben acht Söhne und sechs Töchter, von denen zehn im Kindesalter sterben. Nach dem Tod Landgraf Wilhelms bestellt der Kaiser den Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt, dessen Vater bereits durch Erbschaft in den Besitz des Marburger Gebietes gelangt ist, zum Administrator für Hessen-Kassel. Der Landgräfin gelingt es jedoch, seinen Vormundschaftsanspruch über ihren neunjährigen Sohn Wilhelm VI. abzuwehren, für den sie die Regentschaft übernimmt. Sie verfolgt die Ziele der Politik ihres verstorbenen Mannes: volle Restitution ihres Hauses durch Rückgabe ihres Anteils an der Marburger Erbschaft sowie Erweiterung ihres Landes durch den Erwerb geistlicher Gebiete in Niedersachsen und Westfalen.

Auf Drängen der Landstände verhandelt sie mit dem Kaiser über einen Beitritt zum Prager Frieden 1635, doch kommt es zum Bruch, als Wien zögert, das reformierte Bekenntnis, dessen entschiedene Anhängerin die Landgräfin ist, sicherzustellen. Darauf führt sie die Verhandlungspolitik ihres Ehemannes mit Frankreich und Schweden weiter. Sie wird nach dem Vertrag von Dorsten 1638 von beiden Staaten als selbständiger Bündnispartner anerkannt, so daß sie den Krieg unabhängig von ihnen fortsetzen kann. Frankreich sagt ihr darüber hinaus 220.000 Taler zur Verstärkung der Armee sowie jährliche Subsidien zu, welche bei der angespannten Lage des französischen Staates allerdings nur zögernd eingehen. Mit ihrer Politik hat die Landgräfin nicht nur in militärischer Hinsicht Erfolg: 1643 sichert sie sich die künftige Erbfolge in der Grafschaft Hanau.

Seit 1645 beteiligt sie sich an den Friedensverhandlungen, wo sie die Verwirklichung der alten Reichsreformpläne ihres Gatten betreibt und sich für die Teilnahme der deutschen Reichsstände als vollberechtigte Verhandlungsmitglieder einsetzt. Auf dem Kongreß wird sie durch die Gesandten Adolf Wilhelm von Krosigk, Johann Vultejus,  Reinhard Scheffer und Adolf von Mey vertreten. Im Friedensschluß erfährt ihr Herrschaftsgebiet eine beträchtliche Erweiterung: ihr werden das bisher unter habsburgischer Administration stehende Fürstentum Hersfeld und ein Teil der heimgefallenen Grafschaft Schaumburg sowie 600.000 Taler Kriegsentschädigung zugesprochen. Außerdem verzichtet Georg II. auf Marburg. Die Landgräfin hat wesentlichen Verdienst an der Gleichstellung des reformierten Bekenntnisses im Reich.

1650 übergibt sie die Regierung an Wilhelm VI. und stirbt im folgenden Jahr.

Wahrscheinlich wurde die Landgräfin, deren Stimme durch ihren frühen Bündnisschluß mit Frankreich und Schweden großes Gewicht besaß, wegen ihrer Verdienste um die Beilegung der innerprotestantischen Streitigkeiten und die Aufnahme der Reformierten als dritte gleichberechtigte Konfession in den Friedensvertrag unter die Porträts der friedenschließenden Regenten an der Stirnwand des Osnabrücker Friedenssaals aufgenommen. Ihr Bildnis entspricht dem Typus, der in einem ganzfigurigen Porträt in Schloß Fasanerie erhalten ist. Das Gemälde bzw. seine Vorlage wird verschiedentlich mit Willem van Honthorst (1594-1666) oder seinem Bruder Gerard (1590-1656) in Verbindung gebracht. Die Physiognomie der Landgräfin auf dem Osnabrücker Bild ist jugendlicher und sinnlicher, als sie Anselm van Hulle bei seinem Aufenthalt in Kassel, der für den 20.12.1650 nachgewiesen ist, festhält. Sein Bildnis zeigt die Landgräfin nach der Übergabe der Regierung an ihren Sohn. Dieser Typus, für die Sammlung der Pacificatores in Kupfer gestochen, war auch für Matthäus Merian in seinem Theatrum Europaeum vorbildlich.


Theatrum Europaeum VI, S. 101 (Abb.); Pacificatores 1697 Nr. 23 (Abb.); Zedler, S. 1636-1637; Meiern IV Schema Nr. 3; Bildnisse 1827 Nr. 38 (Abb.); Karl Wilhelm von Justi, Amalie Elisabeth, Landgräfin von Hessen, Gießen 1822; Christoph Conrad von Rommel, Neuere Geschichte von Hessen Bd. 4, Kassel 1843; ADB 1, S. 383-385; Striedinger, S. 243; Stammtafeln II, 98-99, II, 1; NDB 1, S. 236-237; Dickmann 31972, S. 6; Erwin Bettenhäuser, Die Landgrafschaft Hessen-Kassel auf dem Westfälischen Friedenskongreß 1644-1648, phil. Diss., Wiesbaden 1983; Familienbriefe der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel und ihrer Kinder, hrsg. von Erwin Bettenhäuser (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 56), Marburg 1994.

Kartusche: AMELIA ELISABETHA. Dei gratia Hassiæ Landgravia. Nata Comitissa Hanoviæ Muntzenbergensis, Comitissa Cattimeliboci, Deciæ, Ziegenhaÿnæ, et Niddæ, Inferioris Hassiæ, tutorio Nomine, P. T. Regens.

Devise: PVR ET LOYAL. - Lauter und treu

Wappenbeschreibung: Der Schild ist gespalten, in jeder Hälfte geviert und mit einem Herzschild belegt. Die vordere Hälfte zeigt das Wappen der Landgrafen von Hessen. Im Herzschild in Blau ein siebenfach von Silber und Rot geteilter, golden gekrönter Löwe (Hessen), in Feld 1 in Gold ein blau gekrönter, roter Löwe (Katzenellenbogen), Feld 2: Von Schwarz und Gold geteilt, oben ein sechsstrahliger silberner Stern [der rote Bord um das Feld ist falsch] (Ziegenhain), Feld 3: Von Schwarz und Gold geteilt, oben zwei achtstrahlige silberne Sterne [hier gleichfalls mit falschem rotem Bord] (Nidda), Feld 4: In Rot übereinander zwei schreitende goldene Löwen (Dietz). Die hintere Hälfte zeigt das Familienwappen der Regentin aus dem Hause Hanau. Feld 1 und 4: Von Rot und Gold siebenmal geteilt [hier drei rote Balken in Gold] (Rieneck), Feld 2 und 3: In Gold drei rote Sparren (Hanau). Der Herzschild ist von Rot und Gold geteilt [hier golden-rot geteilt] (Münzenberg).

Silke Wagener

QUELLE  Duchhardt, Heinz / Dethlefs, Gerd / Queckenstedt, Hermann | "...zu einem stets währenden Gedächtnis" | S. 186f.
PROJEKT  Die Herrscher und ihre Gesandten beim Westfälischen Friedenskongress 1645/49 - in Porträts
AUFNAHMEDATUM2006-10-06


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SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.3   1600-1649
3.3.1   Dreißigjähriger Krieg / Westfälischer Friede <1618-1648>
3.4   1650-1699
Ort3.5   Münster, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet3.7.2   Landesherren/-frauen, Präsidenten, Regierungschefs
3.14.4   Außenpolitik, diplomatische Beziehungen
5.9   Kriege, militärische Konflikte
DATUM AUFNAHME2006-10-06
AUFRUFE GESAMT4973
AUFRUFE IM MONAT598