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(65 KB)   Rincklake, Johann Christoph (1764-1813) [nach]: Bernard Overberg (1754-1826) / Münster, Westfälischer Kunstverein / Dauerleihgabe an: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster/S. Ahlbrand-Dornseif   Informationen zur Abbildung

Rincklake, Johann Christoph (1764-1813) [nach]: Bernard Overberg (1754-1826) / Münster, Westfälischer Kunstverein / Dauerleihgabe an: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster/S. Ahlbrand-Dornseif
FAMILIEOverberg
VORNAMEBernard


GEBURT DATUM1754-05-01   Suche
GEBURT ORTBauerschaft Höckel in Voltlage bei Osnabrück
TAUFNAMEBernard Heinrich
KONFESSIONkath.
TOD DATUM1826-11-09   Suche
TOD ORTMünster
BEGRÄBNIS ORTMünster, Überwasserfriedhof; 1904 Chor der Überwasserkirche


BIOGRAFIEAus armer Krämerfamilie auf dem Lande stammend, besuchte Overberg 1771-1774 das Franziskaner-Gymnasium zu Rheine. 1774-1779 studierte er Philosophie und Theologie in Münster, 1779 Priesterweihe. In Münster veröffentlichte er 1780 begleitend zur Koadjutorwahl des späteren Fürstbischofs  Max Franz von Österreich eine Dissertation über Koadjutorwahlen ("Dissertatio Canonica De Electionibus Coadjutorum Episcopalium"); allerdings hatte die Universität noch kein Promotionsrecht.

1780-1783 Kaplan in Everswinkel, wurde er 1783 vom Generalvikar  Franz von Fürstenberg zum Leiter des Elementarschulwesens berufen, der von den Landständen aus Steuermitteln besoldet wurde. 1783/1784 unternahm er Schulvisitationen im Niederstift Münster (d.h. in den Ämtern Meppen, Cloppenburg und Vechta), um Grundlagen für die zielgerichtete Verbesserung des Unterrichts zu erheben; das Niederstift war dem Generalvikar direkt unterstellt, während im Oberstift (dem heutigen Münsterland) die Aufsichtsrechte der Archidiakone aus dem Domkapitel zu beachten waren. 1784 Beginn der "Normalschule", wo Overberg alljährlich bis 1826 in dreimonatigen Kursen Lehrer aus- und weiterbildete. Durch ein System von Gehaltszulagen für die Absolventen seiner Kurse wurde zugleich das Leistungsprinzip bei der Lehrerbesoldung eingeführt.

1785 wurde er zusätzlich Rektor und Beichtvater der Lotharinger Chorschwestern, die eine höhere Schule für Mädchen und eine Freischule für arme Kinder (d.h. eine Schule, in der die Eltern kein Schulgeld zahlen mußten) unterhielten, wo Overberg bis 1811 unterrichtete und den Kursteilnehmern der Normalschule Lehrbeispiele bot.

Neben seiner Lehrtätigkeit war Overberg Verfasser zahlreicher wichtiger, oft nachgedruckter und weit über das Bistum Münster hinauswirkender Bücher im Sinne der katholischen Volksaufklärung: 1788 erschien sein "Neues A-B-C. Buchstabir- und Lesebuch", 1793 die "Anweisung zum zweckmäßigen Schulunterricht für die Schullehrer", in dem er den Lehrern ein neues Arbeits- und Bildungsethos und eine neue, kindgerechte Lehrart zu vermitteln suchte, durch eine die Selbsttätigkeit des Verstandes fördernde fragend-entwickelnde Unterrichtsform. Als Grundlage für die Lehrerausbildung diente das 1888 in zehnter Auflage gedruckte Buch bis Ende des 19. Jahrhunderts. 1799 folgte die Publikation der "Geschichte des alten und neuen Testaments" für den Gebrauch an Schulen; 1804 Publikation eines "Katechismus der christkatholischen Lehre" in zwei Ausgaben für kleinere und größere Schüler sowie eines "Christkatholischen Religionshandbuches, um sich und andere zu belehren": darin formulierte er die Forderung nach einem praktischen Christentum aufgrund einer verinnerlichten Gottesliebe. Overberg war damit ein ebenso prominenter wie wirkungsvoller Vertreter einer katholischen Aufklärung, die die Dogmen der Offenbarungsreligion mit "modernen", vom Staat vorgegebenen Anforderungen an den Bildungsstand der Untertanen zu verbinden wußte.

Seit 1789 im Haushalt der Fürstin  Gallitzin als ihr Seelsorger und Berater lebend; war Overberg ein prominentes Mitglied der "Familia Sacra" um Fürstenberg und die Gallitzin. 1809 wurd er Regens des Priesterseminars und zugleich Dechant und Pfarrer an der Überwasserkirche; 1813 besuchte er die stigmatisierte Nonne  Anna Katharina Emmerick und fertigte Berichte über ihr äußeres und inneres Leben an. 1816 schließlich wurde er von der preußischen Regierung zum Konsistorialrat mit der Zuständigkeit für das katholische Elementarschulwesen in der Provinz Westfalen ernannt.

Overbergs Schulreformen, die er dank der Protektion des Generalvikars Fürstenberg realisieren konnte, waren vorbildhaft für das Elementar-Schulwesen in den katholischen Nachbarstaaten. Nach seinem Tode 1826 allerdings wurde die Lehrerausbildung an das Seminar in Büren südlich Paderborn verlegt.


Literatur

Richard Stapper: Bernard Overberg, in: Westfälische Lebensbilder Bd. 1, Münster 1929, S. 258-274; Walter Gödden / Iris Nölle-Hornkamp, Westfälisches Autorenlexikon, Bd. 1, Münster 1993, S. 312-316 (mit ausführlicher Bibliographie); Alwn Hanschmidt: Bernard Overberg, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 19, 1999, S. 727-728; Alwin Hanschmidt (Hg.), Elementarschulverhältnisse im Niederstift Münster im 18. Jahrhundert. Die Schulvisitationsprotokolle Bernard Overbergs für die Ämter Meppen, Cloppenburg und Vechta 1783/84, Münster 2000.

Gerd Dethlefs
AUFNAHMEDATUM2004-11-16


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  Digitaler Porträtindex druckgraphischer Bildnisse/Frühe Neuzeit - Bildarchiv Foto Marburg


QUELLE    Walter, Bernd | Die Beamtenschaft in Münster zwischen ständischer und bürgerlicher Gesellschaft | Nr. 214, S. 441
  Stapper, Richard | Bernard Overberg |
  Schulte, Wilhelm | Westfälische Köpfe | S. 236f.
   | Köln Westfalen 1180-1980 | Bd. 1, S. 488

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.6   1750-1799
3.7   1800-1849
Ort2.21   Münster, (Fürst-)Bistum < - 1802>
3.5   Münster, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet12.1   Bildung und Erziehung / Allgemeines
16.2   Katholische Kirche
16.6.3   Geistliche, Rabbiner, Ordensleute
16.6.5   Domkapitel / Klöster / Stifte, Klosterleben
DATUM AUFNAHME2004-01-29
DATUM ÄNDERUNG2010-03-24
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