MEDIEN

(87 KB)   Kriegsgefangenenlager im Deutschen Reich im Sommer 1941   Kriegsgefangenenlager im Deutschen Reich im Sommer 1941
TITELKriegsgefangenenlager im Deutschen Reich im Sommer 1941


INFORMATIONDie Karte zeigt die verschiedenen Kriegsgefangenenlager in den Wehrkreisen (WK) des Deutschen Reiches im Sommer 1941. Aufgeführt werden - abgesehen von dem ausschließlich für sowjetische Offiziere vorgesehene Offizierslager Oflag 62 in Hammelburg - nur die Lager für Unteroffiziere und Mannschaften, die Mannschaftsstammlager, abgekürzt Stalag. Zu diesem Zeitpunkt gab es zwei Lagerkategorien; zum einen spezielle sog. Russenlager, zum anderen "normale" Gefangenenlager für Kriegsgefangene anderer Nationalitäten. Letztere bestanden z.T. bereits seit dem Herbst 1939. Ausschlaggebend für ihren Standort waren vor allem Gesichtspunkte des Arbeitseinsatzes, zu dem nach der Genfer Konvention von 1929 zumindest gefangene Mannschaftsdienstgrade verpflichtet waren. Das Beispiel des WK VI Münster zeigt das deutlich: die Stalags in Hemer, Dortmund und Bocholt stellten Arbeitskräfte vor allem für das Ruhrgebiet bereit, diejenigen in Bonn und Krefeld für die Landwirtschaft, während Gefangene von Neu-Versen und Bathorn aus in den Emsland-Mooren zum Einsatz kamen. Die Bezeichnung der Lager setzte sich zusammen aus der römischen Ziffer des Wehrkreises und einem Großbuchstaben, der chronologisch entsprechend der Aufstellung des jeweiligen Lagers vergeben wurde, Stalag VI C Bathorn beispielsweise war das dritte Lager, das im WK VI Münster entstand. Die Kommandanten sämtlicher Kriegsgefangenenlager wurden in speziellen Lehrgängen im Stalag II D Stargard (Pommern) auf ihre Aufgabe vorbereitet.

Für die im Krieg mit der Sowjetunion erwarteten Gefangenenmassen plante die deutsche Führung zunächst insgesamt 60 neue Lager, von denen einige im Reich selbst verbleiben sollten, um dort einen Arbeitseinsatz auch der gefangenen Rotarmisten zu ermöglichen. Als Standorte waren im Gegensatz zu den bisherigen Lagern aus ideologischen Gründen Truppenübungsplätze vorgesehen; Kontakte zwischen den sowjetischen Soldaten als den Vertretern des weltanschaulichen Todfeindes und der deutschen Bevölkerung, aber auch den Gefangenen anderer Nationen sollten dadurch von vornherein unmöglich gemacht werden. Aus diesem Grund wurde auch die Zahl der Lager auf maximal zwei pro Wehrkreis begrenzt. Diese „Russenlager" unterschieden sich in ihrer Bezifferung von den herkömmlichen Kriegsgefangenenlagern. Das Stalag, das auf dem Truppenübungsplatz Senne eingerichtet wurde, erhielt die Nummer 326 (Zahlen aus der 300er Reihe wurden für die neuen Gefangenenlager im Krieg gegen die Sowjetunion vergeben, die 6 zeigte an, daß der WK VI Münster das Lager aufgestellt hatte). Dazu erhielt es die Kennzeichnung, die es bei einer "normalen" Verwendung erhalten hätte, nämlich VI K, so daß die offizielle Bezeichnung "Stalag 326 (VI K)" lautete.

Noch im Juli 1941 ging die deutsche Führung vom Prinzip der strengen Isolierung der sowjetischen Gefangenen ab und verteilte sie auch auf die bereits bestehenden Lager. Vorn Stalag Senne aus, in dem am 10. Juli die ersten beiden Transporte mit zusammen etwa 4.000 Mann eintrafen, wurden beispielsweise bereits zwei Wochen später sowjetische Soldaten in die Emslandlager Neu Versen und Bathorn weitergeleitet, in denen zuvor in aller Eile spezielle Russenabteilungen abgetrennt worden waren. Ab Anfang August gelangten Gefangene von der Senne aus auch in die WK V Stuttgart und WK XII Wiesbaden; nachweisen lassen sie sich u. a. in den Stalags V A Ludwigsburg und V B Villingen (Schwarzwald) oder XII A Limburg/Lahn und XII D Trier.

Es war nur folgerichtig, daß das Stalag 326 dann auch seinerseits Kriegsgefangene anderer Nationen erhielt. Im Rahmen einer Umorganisation im Kriegsgefangenenwesen des WK VI Münster wurde es am 1.9.1942 den anderen Lagern gleichgestellt, verlor also seinen Status als reines "Russenlager" und übernahm von den Stalags Hemer, Dortmund und Bathorn diejenigen Franzosen, Polen oder Serben, die diese bisher im Land Lippe und im Reg. Bez. Minden eingesetzt hatten (s. Dokument 5  Quelle). Im Gegensatz zu den übrigen "Russenlagern" blieb das Stalag 326 (VI K) bis Kriegsende an seinem Standort. Manche von ihnen wurden entweder verlegt (Stalag 304 Zeithain z.B. nach Belgien im September 1942), aufgehoben (so Stalag 308 Neuhammer im März 1943) oder anderen Lagern angegliedert (etwa Stalag 310 Wietzendorf an Stalag X B Sandbostel). Das Lager Senne blieb bis zur Befreiung im April 1945 mit dem Schicksal sowjetischer Gefangener verknüpft, denn ab Herbst 1942 diente es zusätzlich als Musterungs- und Ausleselager für den Ruhrbergbau; diejenigen Gefangenen, die man im Stalag 326 für tauglich befunden hatte, kamen in das Stalag VI A Hemer und von dort ins Ruhrgebiet (s. Dokument 8  Quelle). Umgekehrt diente die Senne in den letzten Kriegsmonaten auch als Auffangstation für viele sowjetische Kriegsgefangene, die man aus dem Ruhrgebiet vor den herannahenden westalliierten Truppen evakuierte,

Aus Gründen der Überschaubarkeit zeigt die Karte keine Offizierslager (Oflag) bis auf das Oflag 62 (XIII D) in Hammelburg, das speziell für sowjetische Offiziere vorgesehen war. Soweit in Mannschaftslagern Offiziere entdeckt wurden, wurden diese für gewöhnlich nach Hammelburg überstellt.


Quelle:
Reinhard Otto,
Wehrmacht, Gestapo und sowjetische Kriegsgefangene im Deutschen Reich 1941/1942, München 1998, S. 40f. (aktualisiert)


FORMATjpg


QUELLE    Otto, Reinhard | Das Stalag 326 (VI K) Senne | Dia 01, S. 10-12
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ5.1   Atlas, Kartenwerk, Karte / zeitgenössisch
Zeit3.9   1900-1949
Ort1.6   Deutsches Reich <1918-1945>
Sachgebiet5.2   Militärorganisation, Wehrverfassung
5.7.4   Kriegsgefangenschaft
DATUM AUFNAHME2003-11-20
AUFRUFE GESAMT8106
AUFRUFE IM MONAT546