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(169 KB)   Herford nach dem Urkataster von 1826/1827 / Bad Driburg, GSV Städteatlas-Verlag / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Herford nach dem Urkataster von 1826/1827 / Bad Driburg, GSV Städteatlas-Verlag / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELHerford nach dem Urkataster von 1826/1827


INFORMATIONHerford ist aus mehreren vorstädtischen Siedlungskernen zusammengewachsen; dem karolingischen Königshof, dem Stift, dem Handelsplatz der Kaufleute (Wik) und der Siedlung der Kirchenhörigen.

Der Königshof "Adonhusa" entstand im Schnittpunkt uralter Handelsstraßen nördlich des heutigen Gänsemarktes als Stützpunkt der fränkischen Heere in den Sachsenkriegen und sicherte die Doppelfurt über Aa und Werre.

Die Abtei, um 789 als erstes sächsisches adeliges Frauenkloster gegründet, wurde mit dem Kloster Corvey zum Mittler christlich-fränkischer Kultur im Weserraum, Kaiser Ludwig der Fromme erhob es zur Reichsabtei unter königlichem Schutz, der 860 die Reliquien der hl. Pusinna übertragen wurden. Nach der Zerstörung durch die Ungarn (926) wandelte man das Kloster in ein Kanonissenstift [1] um.

Der Klosterbezirk (Immunität [2]) war schon im 9. Jahrhundert befestigt. Außerhalb, wohl auf dem Gebiet der späteren Neustadt, entwickelte sich eine Siedlung der zahlreichen unfreien Bediensteten und Handwerker des durch reiche königliche Schenkungen schnell aufblühenden Reichsstiftes.

In unmittelbarer Nähe zu Königshof und Kloster entstand schon in karolingischer Zeit ein Rast- und Stapelplatz für Fernkaufleute, die hier im Fernwegkreuz Soest - Minden, Osnabrück - Hameln zusammenkamen. Hieraus entwickelte sich eine unbefestigte Kaufmannssiedlung (der "Rote Wik" = Radewig; etwa im Verlauf von Gänsemarkt und Radewigerstraße). Die Bewohner des Wik waren im Gegensatz zu den Kirchenhörigen persönlich frei und standen unter Königsschutz. Eine Marktrechtsverleihung 973 als Bestätigung eines bereits älteren Rechtes beweist die wirtschaftliche Bedeutung des Ortes in dieser Zeit.

Der wirtschaftliche Aufschwung im 11. und 12. Jahrhundert und das starke Bevölkerungswachstum beschleunigten die Besiedlung der späteren Altstadt mit Handwerkern und Kaufleuten. Auch der Marktverkehr verlagerte sich dorthin. Etwa um 1170 war die gesamte Siedlung mit einer Holz-Erde-Mauer befestigt und schloß ein Gebiet von ca. 33 ha ein.

Vor 1224 folgte die Gründung der Neustadt die durch die starke Bevölkerungsvermehrung notwendig geworden war. Die neue Stadt bestand im Grundriß aus einem Zweistraßensystem mit Mittellage von Markt, Rathaus und Kirche, was wenig später Vorbild für die Anlage der Lemgoer Neustadt wurde. Die Gesamtfläche der Stadt betrug nun 56 ha.

Wenig später erhielt die gesamte Siedlung eine neue Befestigung mit Mauern und Gräben. 1256 war sie bereits vollendet da sich damals die Abtei in den militärischen Schutz der Stadt begab. Die Befestigungen wurden im 16. Jahrhundert modernisiert, nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) begann auf preußischen Befehl die Entfestigung.

Der vorliegende Plan Herfords nach dem Urkataster von 1826/27 läßt noch die einzelnen Stadtteile und Siedlungskerne Radewig, Altstadt, Immunität und Neustadt erkennen. Das Gelände des ehemaligen Königshofes ist unbebaut die Hauptdurchgangsstraßen beidseitig besiedelt. Die abteiliche Freiheit (Immunität) mit Münsterkirche und ehemaligen Klostergebäuden, in dieser Zeit als Fabrik genutzt, ist von der bürgerlichen Stadt nur durch enge Zugänge zu erreichen, die Neustadt ist von der Altstadt durch einen Wasserlauf getrennt.


[1] Kanonissenstift: Gemeinschaft von Stiftsfrauen unter einer Äbtissin ohne feierliche Gelübde und Regel (Ehelosigkeit, persönliche Armut).
[2] Immunität: Bezirk besonderen, von der weltlichen Gerichtsbarkeit ausgesonderten Rechts.


Quelle: Westfälischer Städteatlas I, 1975, Blatt 8.


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OBJEKT-PROVENIENZBad Driburg, GSV Städteatlas-Verlag
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Kösters, Klaus | Stadt und Stift Herford | Dia 01, S. 7-9
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ5.1   Atlas, Kartenwerk, Karte / zeitgenössisch
Ort2.3.3   Herford, Stadt
2.14   Herford, Reichsabtei < - 1810>
Sachgebiet7.2   Siedlungsstruktur, Siedlungstypen
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT1317
AUFRUFE IM MONAT133