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(113 KB)   Werner, Anton von (1843-1915): Kaiser Wilhelm I. (1797-1888, reg. ab 1858/1861 bzw. 1871-1888) / Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte - Westfälisches Landesmuseum / Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte - Westfälisches Landesmuseum/Hanna Neander   Werner, Anton von (1843-1915): Kaiser Wilhelm I. (1797-1888, reg. ab 1858/1861 bzw. 1871-1888) / Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte - Westfälisches Landesmuseum / Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte - Westfälisches Landesmuseum/Hanna Neander
TITELKaiser Wilhelm I. (1797-1888, reg. ab 1858/1861 bzw. 1871-1888)
URHEBER OBJEKTWerner, Anton von (1843-1915)
DATIERUNG1889
DATIERUNG HANDLG.1889


INFORMATIONDas Foto zeigt eine Farbskizze Kaiser Wilhelms l., die Anton von Werner (sign. A. v. W.) 1889 anfertigte. Der Kaiser ist in großer Generalsuniform porträtiert. Im Hintergrund der offenen Vorhalle, in der er steht, ist die preußische Fahne zu erkennen. Letzteres Detail ist bemerkenswert, da die Fahne des Deutschen Kaiserreiches hier eher zu erwarten gewesen wäre. Möglicherweise wollte Anton von Werner damit die besondere Verbundenheit Wilhelms I. mit der preußischen Flagge andeuten. Es war bekannt, daß Wilhelm I. der Titel eines Königs von Preußen mehr bedeutete als der des Deutschen Kaisers. Belegt wird dies durch das folgende Zitat aus dem Januar 1871 kurz vor seiner Proklamation zum Deutschen Kaiser im Spiegelsaal von Versailles am 18.01.1871:
"(...) daß mir diese große Umgestaltung Deutschlands sozusagen ungewollt, unersehnt in den Schoß fällt, mir, der niemals dieselbe als seine Aufgabe erkannt oder gar danach begehrt hatte. Und dennoch soll ich es mit meinem eingefleischten Preußenherzen erleben, den Namen (des Königs von Preußen), der so Großes erreicht und geschaffen, zurücktreten zu sehen vor einem anderen (des Deutschen Kaisers), der, fast in seiner Auflösung, ein Jahrhundert lang dem Preußischen feindlich entgegenstand. Dieser Gedanke und dieses Gefühl nehmen mir alle innere Freudigkeit an dem großen Ereignis." [1]

Am 22.03.1797 wurde Wilhelm als zweiter Sohn König Friedrich Wilhelms IIl. und seiner Frau Luise geboren. Erzogen wurde er in der militärischen Tradition Preußens. Einen nachhaltigen Eindruck auf seine Person sollte das Erlebnis der Freiheitskriege (1813-1815) gegen Napoleon haben. 1807 trat er in das preußische Heer ein, in dem er rasch die militärischen Ränge durchlief. 1825 wurde er zum Generalleutnant und Kommandierenden General des III. Armeekorps ernannt. 1841 erhielt Wilhelm den Titel "Prinz von Preußen". Als er 1848 die Märzrevolution mit militärischer Gewalt bekämpfen wollte, was ihm im Volk den Ruf einbrachte, ein "Kartätschenprinz" [2] zu sein, mußte er nach England fliehen. Doch im Juni 1848 kehrte er bereits zurück und schlug 1849 mit preußischen Truppen den Pfälzischen und den Badischen Aufstand blutig nieder.

Während der Erkrankung seines Bruders, König Friedrich Wilhelm IV., übernahm er 1857 dessen Stellvertretung und 1858 die Regentschaft. Nach dem Tod seines Bruders bestieg er am 02.01.1861 den Thron. Die erste Krise seiner Herrschaft löste er selbst aus, indem er die dreijährige Dienstpflicht im Rahmen einer umfassenden Reform des preußischen Heeres forderte. Da das preußische Parlament die Pläne Wilhelms I. ablehnte, kam es zu einem Verfassungskonflikt, der soweit eskalierte, daß Wilhelm sogar bereit war, zugunsten seines Sohnes Friedrich Wilhelm abzudanken. In dieser Situation berief er am 22. September 1862 auf Drängen des Kriegsministers Albrecht v. Roon, zögernd und mit schweren Bedenken, Otto v. Bismarck zum preußischen Ministerpräsidenten.

Dies war wohl die wichtigste Entscheidung, die er jemals getroffen hat, sollte sie doch nicht nur seine Zukunft, sondern auch die Deutschlands, ja Europas, beeinflussen.

Sein Verhältnis zu Bismarck war ambivalent. Er anerkannte dessen geistige Überlegenheit und folgte den politischen Maßnahmen, die Bismarck für nötig erachtete, auch wenn es darüber in einigen Fällen zu erbitterten Auseinandersetzungen kam. In derartigen Streitfällen konnte Bismarck Wilhelm I. erst durch die Androhung seines Rücktritts zum Nachgeben bewegen. Über das Verhältnis zwischen Bismarck und seinem Vater schrieb Friedrich Wilhelm:
"Wenn Bismarck meinem Vater eine Allianz mit Garibaldi (italienischer General und "Vater" der Einheit Italiens) vorschlüge - nun, der ist ja wenigstens General, das wäre nicht das Ärgste; aber wenn er ihm die Allianz mit Mazzini (italienischer Freiheitskämpfer) proponierte - so würde mein Vater anfangs verzweifelt im Zimmer herumgehen und ausrufen: 'Bismarck, Bismarck, was machen Sie aus mir!' Dann bliebe er mitten im Zimmer stehen und spräche: 'Wenn Sie jedoch glauben, daß das im Interesse des Staates unerläßlich nötig sei, so läßt sich am Ende nichts dagegen einwenden!'" [3]

In dem Entschluß, Kriege zu führen - 1864 gegen Dänemark, 1866 gegen Österreich-Ungarn, 1870/71 gegen Frankreich - folgte Wilhelm I. jeweils den politischen Überlegungen Bismarcks, dem er auch die Entscheidung über das Kriegsende und die Friedensverhandlungen überließ. Nach seiner Proklamation zum Deutschen Kaiser und der Gründung des Deutschen Reiches wurde seine allgemein anerkannte Person zu einem Sinnbild der Einheit und Größe des Reiches.


[1] Zit. nach: Rohdich, Walter: Das Dreikaiserjahr 1888. Wilhelm I., Friedrich III., Wilhelm II., Friedberg/H. 1987, S. 50.
[2] Kartätsche: Veraltetes, mit Bleikugeln gefülltes Artilleriegeschoß.
[3] Zit. nach: Rohdich, a. a. 0., S. 38.


TECHNIKÖlgemälde
MATERIALÖl/Pappe
FORMATjpg
MASZE62,0 x 42,5 cm


OBJEKT-PROVENIENZMünster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte - Westfälisches Landesmuseum
OBJEKT-SIGNATUR1370 LM
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte - Westfälisches Landesmuseum/Hanna Neander


QUELLE    Hebbelmann, Georg | Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal | Dia 01, S. 8-10
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.8   1850-1899
Ort1.5   Deutsches Reich <1871-1918>
2.6.8   Porta Westfalica, Stadt
2.30   Brandenburg/Preußen, KFtm. / KgR. < - 1918>
Sachgebiet3.7.2   Landesherren/-frauen, Präsidenten, Regierungschefs
15.12.6   Nationalismus / Patriotismus / Landesherren, Denkmäler
15.12.603   Kaiser-Wilhelm-Denkmal, Porta Westfalica
DATUM AUFNAHME2004-02-25
DATUM ÄNDERUNG2022-05-23
AUFRUFE GESAMT6755
AUFRUFE IM MONAT1242