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Das hölzerne Hindenburg-Denkmal an der Siegessäule in Berlin (Finanzierung des Ersten Weltkriegs), ca. 1916 / Foto: LWL-Medienzentrum für Westfalen/001 Slg. Historische Landeskunde_1/01_4557







Kristina Sievers / Kersten Stemmer

Kriegervereine


Vereinigungen von ehemaligen Soldaten in Vereinsstrukturen entstanden in den verschiedenen deutschen Staaten, insbesondere in Preußen, zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sie setzten sich die Pflege militärischer Traditionen nach dem Ausscheiden aus dem aktiven militärischen Dienst zum Ziel und traten u.a. im Rahmen von Gedenktagen und Beerdigungen in Erscheinung.

Nach der "Reichsgründung von oben" wuchs den Kriegervereinen eine wesentlich größere Bedeutung zu: Bereits am 14. 04.1873 gründete sich der Deutsche Kriegerbund, als erster bedeutender Dachverband von insgesamt 241 Vereinen, welche ihrerseits insgesamt 27 511 Mitglieder[1] vertraten. Bereits in dieser frühen Organisationsphase des deutschen Kriegervereinswesens wurde das Potential der Kriegervereine als patriotische und loyale Sozialisationsinstanz erkannt. Durch die Konstitution des Kyffhäuser-Bundes (KB) der Landeskriegerverbände am 19.09.1899 gelang es ein organisatorisches Dach zu schaffen, welches fast alle Kriegervereine unter sich vereinigte. Dieser war immer noch föderativ organisiert, konnte aber gültige Resolutionen verabschieden. Im Jahre 1913 gehörten dem KB im gesamten Reichsgebiet insgesamt 31 915 Vereine an, welche ihrerseits 2 837 944 Mitglieder repräsentierten.[2] Der KB kann also als wichtigste organisatorische Instanz des Kriegervereinswesens bezeichnet werden. Abseits des KB bestanden noch kleinere und kleinste Spezialvereine, welche Mitglieder entsprechend ihrer Truppengattung aufnahm, z.B. Marine-, Artillerie- oder bestimmte Regimentsvereine.

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs nahm der KB eine verstärkte sozialdemagogische Position ein und versuchte inner- und außerhalb des Verbandes der wachsenden Kriegsmüdigkeit entgegenzuwirken. Insbesondere die Gründung von Vereinen von ehemaligen Kriegsteilnehmern und Kriegsversehrten aus dem sozialdemokratischen Milieu in den Jahren 1917/1918 wurde als bedrohlich für die "patriotische Stimmung" insgesamt und die Stellung des KB im Speziellen empfunden. Um eine mögliche Zersplitterung des Kriegervereinswesens sowie die Artikulation kritischer Stimmen zu verhindern, wurde daher empfohlen, diese Entwicklung durch eigene Strukturen aufzufangen.

Im nachfolgenden Schreiben des preußischen Innenministers Wilhelm Arnold Drews an die Oberpräsidenten werden die zahlreichen Neugründungen von Kriegervereinen im Ersten Weltkrieg thematisiert. Der Innenminister zeigt mögliche Probleme auf, die durch die Zersplitterung der Vereine entstehen können, und bittet die Oberpräsidenten um Berichte aus ihren Provinzen.








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Anmerkungen
[1] Finker, Kurt/ Fricke, Dieter: Der Kyffhäuserbund der deutschen Landeskriegerverbände 1900-1943, in: Fricke, Dieter (Hrsg.): Die bürgerlichen Parteien in Deutschland. Handbuch der Geschichte der bürgerlichen Parteien und anderer bürgerliche Interessenorganisationen vom Vormärz bis zum Jahre 1945, Band 2, Berlin 1970, S. 296-312, S. 298.
[2] Ebd., S. 299.
 
 
Literatur
  • Finker, Kurt/ Fricke, Dieter: Der Kyffhäuserbund der deutschen Landeskriegerverbände 1900-1943, in: Fricke, Dieter (Hrsg.): Die bürgerlichen Parteien in Deutschland. Handbuch der Geschichte der bürgerlichen Parteien und anderer bürgerliche Interessenorganisationen vom Vormärz bis zum Jahre 1945, Band 2, Berlin 1970, S. 296-312.
  • Rohkrämer, Thomas: Der Militarismus der "kleinen Leute". Die Kriegervereine im Deutschen Kaiserreich 1871-1914. (= Beiträge zur Militärgeschichte, Bd.29), München 1990.