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Bildergalerien von Gesandten in den Rathäusern von Münster und Osnabrück




Das Bildnis war das wichtigste künstlerische Medium des Westfälischen Friedenskongresses: die Nachfrage der Diplomaten nach dem eigenen Bildnis und nach den Porträts der anderen Gesandten führte zahlreiche Bildnismaler in die Kongressstädte, vor allem nach Münster. Anselm van Hulle (1601 - nach 1674), Hofmaler des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, kam wohl schon 1646 nach Münster und unterhielt hier eine große Werkstatt. Er schuf hauptsächlich Brustbilder, aber auch eine Reihe ganzfiguriger Bildnisse in Lebensgröße und auch ein Reiterbildnis des französischen Hauptgesandten, des Herzogs von Orléans-Longueville. Ebenfalls mit der niederländischen Gesandtschaft - wohl in Begleitung des holländischen Vertreters Adriaen Pauw - kam Gerard ter Borch (1617-1681), der kleinformatige, sehr minutiös ausgeführte Bildnisse schuf und schließlich sogar vom spanischen Hauptgesandten Grafen Peñaranda engagiert wurde. Weitere Bildnismaler sind etwa in der französischen und kurkölnischen Gesandtschaft bezeugt; ein flämischer Maler namens Janbaptist Floris - vermutlich ein Mitarbeiter der Werkstatt des Anselm van Hulle - lieferte 1648/1649 auf Bestellung 34 Gemälde an den münsterischen Stadtrat zu einem Stückpreis von zehn Talern. Van Hulle nahm sonst 10 Dukaten (20 Taler) für ein eigenhändig gemaltes Brustbild.
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Aus dem Besitz eines Gesandten selbst stammt das von van Hulle gemalte "Bildnis des Nuntius Fabio Chigi", heute im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Auch das Bildnis des Bürgermeisters Dr. Valentin Heider im Rathaus zu Lindau ist ein solches "Souvenir" eines bevollmächtigten Kongressteilnehmers.

Der Basler Bürgermeister Dr. Johann Rudolf Wettstein überlieferte in seinem Tagebuch zum 25.02.1647 Einzelheiten über die Arbeit des Malers Anselm van Hulle: "der hiesige holendische Mohler ... [habe] bereits über 400 Contrafeth allhie verhandlet, do ihme der gemeinen Originalen eines 10 ducaten, der Copeyen aber die geringste 7 Thaler gegolten; seyen deme bereits wiederum über die 100 angefrümbt" [= bestellt]. Drei Tage später besuchte Wettstein das Atelier des Malers, "bey welchem bey nache aller Herren Gesantten Contrafacturn in originali zuefinnden. Hatt den Hertzogen von Longue Ville nicht gar halb Lebensgröse zue Pferdt annderst nicht alß per 25 Ducaten geben wollen." Am 03.04.1647 ging Wettstein erneut "zue Herrn Anshelm van Hüllen, deß Printzen von Uranien Mohler,.. und habe deme der vornembsten Herren Contrafeth aberhandlet, ein Stukh per 3 1/2 ducaten." Er begnügte sich also mit den billigeren Kopien zu 7 Talern. Am folgenden Tag schon empfing Wettstein den Bildnismaler zu einer Sitzung; das Bild war bereits am 14.04.l vollendet. Am 18.04. und 22.04.l kam van Hulle erneut, um für den schwedischen Diplomaten Rosenhane noch ein Porträt Wettsteins zu malen, "so Herr Rosenhann für sich und inn Schweden zue überschikhen begehrt".

Wie Wettstein haben viele andere Gesandte ganze Galerien ihrer Kollegen erworben: der Lindauer Bürgermeister Dr. Valentin Heider siebzehn Gemälde, der kurkölner Gesandte für Paderborn, Dietrich Adolf von der Recke - später ab 1650 Fürstbischof von Paderborn - achtzehn Bildnisse; zwei schwedische Gesandte kauften Serien von 74 bzw. 30 Bildern, die bis heute in Schweden in Schloss Gripsholm und Schloss Läckö erhalten sind. Weitere Galerien sind bekannt - und zu diesen gehören auch die Serien in den Rathäusern der Kongressorte Münster und Osnabrück.
 
 
 
Aus Münster ist der bald nach der Unterzeichnung des Friedens 1648 gefasste Ratsbeschluss überliefert, 34 Bildnisse "der principalesten Gesandten" zu erwerben. Die Schlussquittung des Malers Floris datiert aus dem Oktober 1649. Man bestellte Bildnisse der drei wichtigsten Monarchen - des Kaisers sowie der Könige von Spanien und Frankreich - und jeweils Porträts der drei wichtigsten Diplomaten aus diesen Delegationen, nur aus der kaiserlichen Gesandtschaft fünf, außerdem drei Bildnisse der schwedischen Hauptgesandten und die Bildnisse der beiden Mediatoren, des päpstlichen Nuntius und des Venezianers. Dann wurden Bildnisse der acht Gesandten der Niederländischen Provinzen sowie jener der sieben Kurfürsten in Auftrag gegeben - wobei für das Königreich Böhmen ein sechster habsburgischer Gesandter dabei war. Später erhöhte sich die Zahl der schwedischen Gesandtenbilder noch um das, welches der Resident Matthias Björnklau dem Stadtrat Ende 1649 schenkte. Ebenfalls später hinzu kam das Bildnis des Stadtkommandanten Johann von Reumont. Insgesamt stellte die Gesandtengalerie die politische Struktur des damaligen Europa dar, wie es sich auf dem Friedenskongress darbot - und dabei nahm man in Kauf, dass eine ganze Reihe von Diplomaten aufgenommen wurden, die nur zeitweise in Münster gewesen waren, wie der kaiserliche Minister Graf Trauttmansdorff und der böhmische Vertreter Graf Waldstein, die beide im Juli 1647 abreisten, ebenso wie die Hauptgesandten von Kurmainz und Kurtrier, adlige Domherren, die dann gelehrte Räte als Vertreter zurückließen. Der spanische Gesandte Joseph de Bergaigne, Erzbischof von Cambray, war während des Kongresses am 24.10.1647 verstorben, fand aber, um die Dreizahl der Franzosen zu egalisieren, doch noch Aufnahme. Es fehlten eigentlich nur Diplomaten aus England und Dänemark, die ja an den Verhandlungen unbeteiligt waren, von Portugal und Polen - der polnische Gesandte war faktisch nur Beobachtender, und Portugal stritt ja mit französischer Hilfe noch um die Anerkennung seiner Unabhängigkeit von Spanien. Der französisch-spanische Krieg wurde ja nicht beendet, sondern dauerte noch elf Jahre bis zum Pyrenäenfrieden 1659.
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Rathaus am Prinzipalmarkt zu Münster, um 1900


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Friedenssaal im Rathaus zu Münster mit Blick zur Gerichtsbank, um 1930


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Friedenssaal, 1997
 
 
Die Osnabrücker Galerie trägt dagegen einen ganz anderen Charakter und scheint viel mehr von Zufälligkeiten abhängig gewesen zu sein. Nach einer Eintragung in der Osnabrücker Stadtrechnung (Lohnherrenrechnung) 1648 wurden 7 3/4 Reichstaler bezahlt für "ungebleicht Linnewandt, so zu Conterfeyung der Herren Abgesandten gebraucht; die Conterfeyen aber zu einer stetts wehrender Gedechtnuß auff die große Rhatts Stuben gesetzet werden sollen" - also dort, wo diese Diplomaten getagt und wesentliche Teile des Friedenswerkes ausgehandelt hatten, in dem vornehmsten Prunkraum des Rathauses. Der Kauf der Leinwand war wohl eher eine kostendämpfende Maßnahme - denn man bat offenbar die Gesandten selbst, ihr Bildnis zu schenken und den Maler zu bezahlen. So findet man Bildnisse des Kaisers, des Königs von Frankreich und der Königin von Schweden, der Landgräfin von Hessen; erstaunlicherweise ein Bildnis des päpstlichen Nuntius, fünf kaiserliche Gesandte, den spanischen Hauptgesandten, die beiden französischen Gesandten d'Orléans-Longueville und d’Avaux, die beide schon im Februar bzw. April 1648 abberufen worden waren, während das Bildnis des später unterzeichnenden Grafen Servien fehlt; dieselben vier schwedischen Gesandten wie in Münster (von denen Rosenhane schon 1647 abgereist war!), den kurmainzer Sekundargesandten, den kurkölnischen Hauptgesandten und Osnabrücker Fürstbischof Franz Wilhelm - trotz seines heftigen politischen Konfliktes mit der Stadt. Drei brandenburgische und zwei sächsische Gesandte vertreten die evangelischen Kurfürsten. Weitere elf Bildnisse zeigen evangelische fürstliche Gesandte, und acht Gesandte stellen die Diplomaten der deutschen evangelischen Reichsstädte dar. Von letzteren Bildern weiß man, dass sie aus der Gemeinschaftskasse der Städte bezahlt wurden! Die künstlerische Qualität dieser Bilder ist zum Teil beachtlich. Offenbar waren nicht nur schlechte Kopien, sondern auch Gemälde von der Hand des Meisters van Hulle selbst unter den Geschenken - so die Bilder der Gesandten der Reichsstädte Nürnberg und Regensburg.

Waren die Gemälde für Repräsentationsräume der Gesandten und schließlich auch der Kongressstädte bestimmt und nur einem eingeschränkten Publikum zugänglich, fanden die Porträts in Kupferstichen eine weite Verbreitung weit über die Kongressstädte hinaus und befriedigten die Neugierde der interessierten Öffentlichkeit an denjenigen Persönlichkeiten, die für den Friedensprozess verantwortlich waren. Eine solche Kupferstichserie entstand noch in Münster selbst, angeregt von dem Haarlemer Kupferstecher Pieter Holsteyn (um 1614-1683). Er fertigte Kupferstiche auf Bestellung von Gesandten in Münster selbst, deren Vorlagen z. B. Gerard ter Borch lieferte, so 1646 Porträts des Niederländers Adriaen Pauw und seiner Frau - sie dürften als diplomatische Geschenke gedient haben. Auch von anderen Gesandten sind Kupferstichporträts bekannt, die während des Kongresses entstanden, so von dem Schweden Johann Oxenstierna und dem Spanier Joseph de Bergaigne. Holsteyn hat dann im Auftrag des Amsterdamer Verlegers Jodocus Janssonius eine Bildnisserie im Quartformat (ca. 21 x 14 cm) begonnen, an der auch andere Stecher wie Jonas Suyderhoef, Pieter Nolpe und Pieter de Baillu mitwirkten, die schließlich auf 43 Blatt anwuchs und wohl gleichzeitig auch von den Verlagen des Abraham van Waesberghen und Rombout van den Hoeye in Amsterdam vertrieben wurde. Der Versuch, für diese Ausgabe schon 1646 ein Druckprivileg zum Schutz gegen Nachdrucke zu erwirken, scheiterte indes. Erfolgreicher war Anselm van Hulle, der als Hofmaler des Prinzen von Oranien im März 1648 ein entsprechendes Druckprivileg erhielt. Er ließ seine Skizzen von führenden Kupferstechern in Antwerpen reproduzieren, so Paulus Pontius, Conrad Waumans, Cornelis Galle jun. und Pieter de Jode.
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Rathaus Osnabrück, 2008


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Friedenssaal im Rathaus zu Osnabrück, 1997
 
 
Diese Stiche hatten mit einer Kupferplattengröße von ca. 30 x 20 cm Folio-Format und wurden auf großformatige Papierbögen (bis zu 41 x 32 cm) gedruckt. Sie zeigen das Brustbild des jeweiligen Gesandten in einem Oval mit seinem Wahlspruch, oben aufgelegt das Wappen des Auftraggebers, unten vor der Brust das Familienwappen des Diplomaten, und unten in einem Schriftfeld seine Titel. Der architektonische Rahmen nahm Formen von Epitaphien auf, also von Gedenkmonumenten in Kirchen, und verweist auf die Absicht, den Dargestellten zu verewigen, sein Bildnis nicht nur den Zeitgenossen vorzustellen , sondern auch der Nachwelt zu überliefern. Als van Hulle 1649 einen Sammelband dieser Porträtkupfer der Stadt Osnabrück übersandte, formulierte er im Anschreiben seine Absicht, "das ewige Andenken der Versammlung in der Stadt Osnabrück für ein so heiliges und lobenswertes Werk wie den Frieden" zu sichern. Die Stadt Münster hatte ihm für ein solches Exemplar schon im September 1648 20 Taler gezahlt, und als 1649 auch die beiden Bürgermeister aufgenommen wurden, zahlte die Stadt dafür einen Druckkostenzuschuss von 70 Talern!

Probedrucke und Korrekturen für die endgültige Fassung beweisen, dass die Gesandten selbst auch Adressaten und an der Schlussredaktion der Blätter beteiligt waren: also die Titel und Wappen sowie der Wahlspruch vom Dargestellten authorisiert worden sind. Manche Gesandte haben denselben Spruch auch in Stammbüchern von Mitgliedern anderer Gesandtschaften, von Kongressbeobachtern und "Touristen" eingetragen, die sich vor Ort ein Bild des Geschehens machen wollten - oder die sich um eine Anstellung in einer der Gesandtschaften bemühten.

Es ist überliefert, dass diese Stammbuchsprüche auch ein Medium waren, um Propaganda für politische Positionen zu machen. So wählte der Benediktinerprior Adam Adami, der sich um die Rückgabe der säkularisierten Klöster in Württemberg - letztlich vergeblich - bemühte, einen Bibelspruch des Propheten Jesaja "Die Friedensengel werden bitterlich weinen" - und in seinen Erinnerungen schreibt er, das wäre als eines Friedensgesandten unwürdig und dem Kongress schimpflich erachtet worden, aber er antwortete: "Man gebe mir das zurück, dessen ich durch den Frieden beraubt bin, und sofort werde ich schreiben: Die Friedensengel werden fröhlich lachen. Sonst kann man nicht anders reden, als wie gesprochen ist bei Jesaja im Kapitel 33."
Die Kupferstiche wurden auch einzeln verkauft, so dass jeder Diplomat selbst seine Auswahl zusammenstellen und mit einem eigens gedruckten Titelblatt auch zusammenbinden lassen konnte; nicht zwei dieser Sammelbände sind von der Auswahl und Reihenfolge der Dargestellten her gleich. Sie waren zugleich Bilddokumentation und - durch die Wahlsprüche und Wappen - auch einem Stammbuch ähnlich.
 
 
 
Anselm van Hulle ließ 1648 immerhin 38 Kupferstiche herstellen, 1649 weitere 43, und setzte seine Arbeit als Bildnismaler seit dem Sommer 1649 in Nürnberg fort, um die Teilnehmer der Verhandlungen über die Ausführung des Friedensvertrages zu malen und die Bildnisse zu verkaufen; schließlich wirkte er als Wandermaler noch zehn Jahre bis 1658, besuchte verschiedene deutsche Fürstenhöfe, den Regensburger Reichstag 1653/1654 und die Kaiserwahl in Frankfurt 1657/1658 und nahm auch viele jener Diplomaten sowie insgesamt 26 Fürsten und Könige in seine Bildnissammlung auf, die schließlich auf 132 Blatt anwuchs und noch lange nach seinem Tod 1696-1717 drei weitere Neuauflagen erlebte, dafür wurden die Blätter allerdings durchnummeriert.

Der große buchhändlerische Erfolg der Bildnisserie äußerte sich auch in Nachstichen, die teils schon während der Schlussverhandlungen erschienen. Ein niederländischer Bilderverleger names Frans van Beusekom kopierte van Hulles Blätter gegenseitig - es sind schlicht Raubdrucke. Der Straßburger Verleger Peter Aubry gab ebenfalls eine Serie 94 gegenseitiger Nachstiche heraus, die bis 1650/51 erschien und von der Sammelbände mit 86 bzw. 93 Blatt bekannt sind. Vorlagen waren sowohl die Sammlung van Hulle als auch die Ausgabe der Amsterdamer Verleger Janssonius und Waesberghen. Als Illustration des zeitgeschichtlichen Werkes "Theatrum Europaeum" über die Schlussphase des Krieges und die Friedensverhandlungen ließ der Frankfurter Verleger Merian 76 Gesandtenporträts nach der Serie van Hulles und 15 nach anderen Vorlagen stechen und 1652 publizieren.

Zwei weitere Serien erschienen in Paris nach den Bildnissen, die französische Diplomaten mitgebracht hatten, in den Verlagen des Kupfersteches Baltasar Moncornet mit 35 Bildnissen und eine von 33 Bildern im Verlag des Kupferstechers François Bignon sowie von Henry Sara und Jean Paslé, später neu aufgelegt im Verlag des Louis Boissevin. Während die erstere wahrscheinlich die Bildnisserie des Hauptgesandten Henri d'Orléans Duc de Longueville reproduziert, der Anfang Februar 1648 nach Frankreich zurückkehrte, enthält die zweite vielleicht die des Grafen d’Avaux, der im April 1648 zurückberufen worden war.
 
 
 
Eine Sonderform der Bildnispräsentation war schließlich das Gruppenbildnis, das in den Niederlanden als eigene Gattung entwickelt worden war. Das berühmte, heute in der National Gallery in London gezeigte Gemälde von Gerard ter Borch - eigentlich nur die Vorlage für einen Kupferstich - zeigt die Ratifikation und Beschwörung des Spanisch-Niederländischen Friedens in der Ratskammer des münsterischen Rathauses (heute "Friedenssaal") am 15.05.1648 ist ein prominentes frühes Ereignisbild, das Bildnisse der Teilnehmer in dem Moment zeigt, wo sie durch feierliche Eide den Frieden ewig zu halten versprechen: und die damit die höchste Form des Friedenswillens bezeugen. In der zeitgenössischen Publizistik war der Friedenswillen die für das Gelingen des Friedenswerkes entscheidende Voraussetzung.

Die Bildnisserien der Friedensgesandten treten in der Bildpublizistik an die Stelle der bis in die 1630er Jahre beliebten Serien der Heerführer. Dass man sich für - oft bürgerliche - Fachbeamte interessierte, die durch ihren Anteil am Friedenswerk bildniswürdig wurden, spiegelt das enorme öffentliche Interesse an den Verhandlungen - und ist ein Indiz für die Bildung einer kritischen Öffentlichkeit, die sich z. B. auch auf Flugblättern (Spottblatt auf die Durchführung des Westfälischen Friedens) artikulierte.


Lit.: Karl-Georg Kaster / Gerd Steinwascher (Hg.), "... zu einem stets währenden Gedächtnis". Die Friedenssäle zu Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts, Bramsche 1996, hier S. 101-172; Gerd Dethlefs, Friedensappell und Friedensecho. Kunst und Literatur während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden, Dissertation Münster (1998) 2005.

Gerd Dethlefs
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Suyderhoef, Jonas [nach Gerard ter Borch]
Beschwörung des Friedens zwischen Spanien und den Niederlanden 1648