Gesandte 1645/49 > Reigersberger








Reigersberger,
Nikolaus Georg


(† Aschaffenburg 1652)

Kurmainzischer Sekundargesandter in Münster, 1645-[1648]




Seine Eltern sind Georg von Reigersberg und Anna von Gudenah. Sein Jurastudium in Köln und Mainz schließt er mit der Würde eines Doktors beider Rechte ab. Am 19.08.1624 heiratet er Maria Salome von Faber († 1639), Tochter des Mundschenken Nikolaus Faber. Sie haben vier Söhne, von denen der älteste, namensgleich mit dem Vater, Kanoniker im Aschaffenburger Petersstift wird, und eine Tochter. In zweiter Ehe mit Eva Maria von Münster verheiratet, die das Schloß Fechenbach, den späteren Stammsitz der Familie, in die Ehe bringt.

Seine berufliche Laufbahn beginnt 1622 mit der Ernennung zum kurmainzischen Hofrat, darauf Sekretär in der Staatskanzlei. Seit 1626 bis zu seinem Lebensende Schultheiß der Residenzstadt Aschaffenburg. In dieser Funktion ist er Inquisitor der Hexengerichte in Aschaffenburg, Großkrotzenburg, Wörth und Mönchberg; als ihm in dieser Sache Bereicherung vorgeworfen wird, erbittet er sich am 02.10.1628 vom Dekan des Aschaffenburger Stifts ein Entlastungsschreiben. Mit der Ernennung zum Reichshofrat 1635 Bestätigung seines rittermäßigen Adelstandes. 1640/1643 Ernennung zum kurfürstlichen Geheimen Rat und Kanzler des Mainzer Erzstifts.

Am 28.03.1645 reist er als Sekundargesandter neben  Hugo Everhard Cratz Graf von Scharfenstein zu den Westfälischen Friedensverhandlungen nach Münster. Er wohnt dort gemeinsam mit dem kurfürstlichen Hofrat Peter Brantem im ehemaligen Bentheimer Hof am Hindenburgplatz 10/12, der 1760 zum Galenschen Hof umgebaut wird. In Osnabrück residieren für Kurmainz als Prinzipalgesandter Heinrich Freiherr Brömser von Rüdesheim und Dr. Johann Adam Krebs als Sekundargesandter. In die Zeit der Verhandlungen fällt der Tod des Kurfürsten Anselm Kasimir (1583-1647) und die Wahl des Johann Philipp von Schönborn (1605-1673), der zu den Kräften gehört, die den Abschluß des Friedensvertrags nicht weiter verzögern wollen. Für ihn unterzeichnet Reigersberger an Stelle des bereits 1647 vorzeitig abgereisten Grafen Cratz am 24.10.1648 die Friedensinstrumente als erster Reichsstand gemäß dem Rang des Mainzer Kurfürsten als Reichserzkanzler.

1651 bittet er, dessen politische Einstellung nicht mehr zeitgemäß ist, um seine Entlassung aus dem Kanzleramt. 1652 stirbt er und wird in der Muttergottespfarrkirche in Aschaffenburg beigesetzt.



Literatur

Cools II, S. 16; Theatrum Europaeum VI, S. 401 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); Moncornet Nr. 27 (Gebhard, Abb. S. 213); Pacificatores 1697 Nr. 60 (Abb.); Meiern IV Schema Nr. 20; Walther, S. 38; Zedler 31, S.231; Bildnisse 1827 Nr. 53 (Abb.); Kneschke 7, S. 428-429; Striedinger Nr. 2; Ewald Reinhard: Der Kurmainzische Gesandte Nikolaus Georg von Reigersberg auf dem Westfälischen Friedenskongreß, in: Rote Erde. Beiträge zur Geschichte des Münsterlandes und der Nachbargebiete 10 (1934), S. 17; Hövel, S. 165; Katalog Gripsholm Nr. 262, Nr. 728; Heinz F. Friedrichs: Aschaffenburg im Spiegel der Stiftsmatrikel 1605-1650 (Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg 6), Aschaffenburg 1962, S. 89; Horst Gebhard: Hexenprozesse im Kurfürstentum Mainz des 17. Jahrhunderts (Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg 31), Aschaffenburg 1989, S. 212; Dethlefs/Ordelheide Nr. 219 (Abb.); Duchhardt/Jakobi, S. 24.

Bärbel Rasch-Overberg


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 240f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Nikolaus Georg Reigersberger († Aschaffenburg 1652), Kurmainzischer Sekundargesandter in Münster, 1645-[1648]


Devise


COGITA MORI ANTE MORTEM.

Denke an das Sterben vor dem Tod.



Kartusche


NIKOLAUS GEORGIUS DE RAIGERSPERG Eques S.ræ Cæs.æ M.tis Consiliarius Imperialis Aulicus, Eminentissimi Archiepisc. Principis Electoris Moguntini Cancellarius à Consiliis secretis, et ad Tractatus Pacis Universalis plena cum potestate Legatus.




Wappenbeschreibung


Der Schild ist geviert und mit einem Herzschild belegt. Feld 1 und 4 sind redend: In Blau auf grünem Hügel ein silberner Reiher mit goldenem Schnabel, geöffneten Flügeln und erhobenem rechtem Fuß; der Reiher im ersten Feld ist nach links gewendet. Feld 2 und 3 zeigen in Silber einen roten Schrägrechtsbalken, nach der Figur belegt mit drei silbernen Lilien. Im goldenen Herzschild unter goldener Kaiserkrone [die hier fehlt] ein schwarzer, golden bewehrter Doppeladler. Auf dem gekrönten Helm der Reiher auf dem Hügel.








Kupferstich von Cornelis Galle nach Anselm van Hulle, 1649, 38,1 x 28,2 cm (Blatt), 30,3 x 19,7 cm (Platte)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. K 65-86 LM
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