Hereduc > Kalle, der Museumsmaulwurf


 
Cordula Edelbroich / Renate Wiechers

"Kalle, der Museumsmaulwurf"
Ein Lese- und Hörbuch im Unterrichtseinsatz

 
 
Orte
Kindergarten bzw. Klassenraum, wenn möglich, eine Ausgrabung und Museen z. B.  LWL-Römermuseum Haltern oder das  LWL-Museum für Archäologie in Herne
Kalle als  Hör- und Bilderbuch im Internet-Portal "Westfälische Geschichte"
 
Fächer
Sachunterricht, Sprache und Gestaltung
 
 
Dauer
Diese ist abhängig davon, wie viele der angesprochenen Unterrichtsvorschläge mit in das Projekt einbezogen werden
 
 
Alter
Kinder im Vorschulbereich (5 Jahre), 1., 2. und Anfang 3. Schuljahr
 
 
Das Projekt
Alles und jeder besitzt einen historischen Hintergrund...
Auf den ersten Blick erscheint diese Aussage trivial, aber ist sie das wirklich? Kinder leben vor allem in der Gegenwart und beziehen die Vergangenheit nicht mit in ihr gegenwärtiges Leben ein. Dies ist zunächst auch einmal gut so, jedoch nicht ausreichend für ein tiefergehendes Verständnis der eigenen Lebenssituation, der Gesellschaft, der Welt als Ganzes. Schon früh sollten sie eine Aufgeschlossenheit dafür entwickeln, dass ihre gegenwärtige Situation das Resultat einer Jahrtausendenalten Entwicklung ist und das Wissen über die Vergangenheit nötig ist, um die Gegenwart zu verstehen.

In unserer modernen Welt verändern sich die Lebensumstände sehr schnell, Dinge, die gerade noch aktuell waren, scheinen schnell in der Bedeutungslosigkeit zu versinken und sind dabei doch Grundlage jeder zukünftigen Entwicklung. Dieses Projekt bietet die Möglichkeit, sich mit Vergangenheit in kindgerechter Weise auseinander zu setzen und Erfahrungen sowie Wissen zu sammeln, um sich sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft besser zurechtzufinden.

Im Mittelpunkt des Projekts steht das Kinderbuch " Kalle der Museumsmaulwurf - Ferien und nichts als Ärger" (s. Literaturangabe hinten). Dieses Buch wird als bebildertes Hörbuch und zum Herunterladen für das Lesen aufbereitet.

Die zentrale Figur in diesem Buch ist ein kleiner Maulwurf, denn Maulwürfe und Archäologen haben eins gemeinsam: ihre Lebenswelt- bzw. ihr Arbeitsgebiet befindet sich unter der Erde. Kalle hält sich selbst für einen wichtigen Archäologen, ohne den seine Freunde und Kollegen aus dem Museum, Frau Professor Sandkorn und Assistent Theo, ihre Arbeit nicht leisten könnten.

Mit Entdeckereifer, unbefangen und neugierig, wie Kinder, versucht der kleine Maulwurf, neue Erlebnisse und Erfahrungen mit seinem bisherigen Wissen, aus seiner Lebenswelt heraus zu verstehen. Kalle interpretiert so zunächst mit einer ganz eigenen, fantasievollen Art "seine Fundstücke" und erfährt dann durch die Zusammenarbeit mit den Archäologen ihre genaue Bedeutung.

Der Maulwurf lernt eine Menge und die Zuhörer und Leser lernen mit. So wird z. B. geklärt, dass es sich bei dem vermeintlichen Igel, der sich Kalle in den Weg stellt, um eine mittelalterliche Flachshechel handelt, das "Schneckenhaus" ist ein Spinnwirtel aus Ton und das "Regenwurmversteck" gehört zu einem Webgewicht. Auch über die Arbeit der Archäologen wird der Alterstufe entsprechend informiert. Die Kinder erfahren etwas über die Arbeitsgeräte, die Vorgehensweise auf einer Ausgrabung, über die Dokumentation der Funde und darüber, wo solche Funde aus der Vergangenheit zu besichtigen sind.

Alle in dem Buch angesprochenen Funde gehören zu einem frühmittelalterlichen "Grubenhaus", das als Spinn- und Webkeller genutzt wurde. Von dem Gebäude selbst wurden nur noch Verfärbungen im Erdboden gefunden. Die Fundstücke - ein Spinnwirtel und ein Webgewicht aus Ton sowie eine Flachshechel aus Eisen - geben Auskunft darüber, welche Arbeiten in diesem Grubenhaus verrichtet wurden. Bei jedem Fund wird genau erklärt, welche Teile und warum sie nicht mehr erhalten sind sowie welche Tätigkeiten mit ihnen verrichtet wurden.

Ergänzend zu der Arbeit mit dem Kinderbuch / dem Hörbuch bietet es sich an, einen Besuch in einem archäologischen Museum, einem Heimatmuseum oder auf einer laufenden Ausgrabung durchzuführen. In allen Museen, die vor- und frühgeschichtliche Funde zeigen befinden sich in Regel die bereits erwähnten Funde, evtl. auch weitere Funde, die zu der im Buch angesprochenen Thematik passen.
 
 
Projektverlauf
1. Das Kinder- bzw. Hörbuch

Das Projekt selbst beinhaltet vor allem die Arbeit mit dem Kinderbuch bzw. dem Hörbuch, wobei die hier vorgestellten möglichen Unterrichtsinhalte jederzeit individuell ergänzt werden können.
Die Schwerpunkte und die methodische Vorgehensweise sollten sich dabei an der Alterstufe der Kinder orientieren.

Sinnvoll ist es auf jeden Fall, das Buch nicht in einem vorzulesen bzw. zu hören, sondern in Abschnitten, um immer wieder Raum für Gespräche und eigene Aktivitäten zu geben.

Eine Möglichkeit, die in dem Buch enthaltenden Informationen zu dokumentieren wäre eine Übersicht in tabellarischer Form:
 
 

Tabelle
 
Die Vorgehensweise auf einer Ausgrabung und die archäologischen Arbeitsgeräte können in ähnlicher Weise (mit Abbildungen und/oder Texten) in einer Übersicht dokumentiert werden.
 
 
 
Den Abschluss könnte der Mal- und Klebebogen "Die frühmittelalterliche Hofanlage" bilden.
 
 
Über die Thematik des Buches hinausgehend, kann die Hauptfigur "Kalle" Initiator sein, sich über den realen Maulwurf, sein Vorkommen, sein Aussehen, sein Verhalten etc. zu informieren.


2. Der Besuch in einem Museum oder auf einer Ausgrabung

Empfehlenswert ist wie bereits erwähnt der Besuch in einem Museum mit entsprechenden oder ähnlichen Fundstücken und - wenn möglich - die Besichtigung einer laufenden Ausgrabung.

Dafür wäre folgendes zu klären:
  • Welches Museum in der näheren Umgebung besitzt entsprechende Fundstücke (Spinnwirtel, Flachshechel, Webgewichte)?
  • Ist ein Archäologe oder ein anderer Mitarbeiter des Museums bereit, im Museum oder bei einem Besuch im Kindergarten / in der Klasse etwas von seiner Arbeit zu berichten?
  • Gibt es in der näheren Umgebung eine Ausgrabung und wenn ja, kann man diese besuchen?

Befindet sich in erreichbarer Nähe kein Museum, das Spinnwirtel, Flachshechel und/oder Webgewichte zu seinen Ausstellungsstücken zählt, könnte trotzdem ein Museumsbesuch unter dem Motto "Bei uns hat Kalle etwas anderes / etwas besonderes entdeckt" durchgeführt werden. So könnten, je nach den Ausstellungsstücken des entsprechenden Museums, andere Aspekte des vor- und frühgeschichtlichen Lebens den Kindern näher gebracht werden.

Für die konkrete Unterrichtsgestaltung bietet sich folgende Vorgehensweise an:
  1. Vorerfahrungen der Kinder sammeln
    In einem Gespräch wird geklärt, was die Kinder unter einem Museum verstehen. Wer war vielleicht schon einmal in einem Museum? Was ist das "ein Museum"?
  2. Das Museum als einen Ort, an dem jeder sein Wissen und sein "Horizont" erweitern kann, verständlich machen
    Die Beantwortung der Frage, was ist ein Museum - ein Ort, an dem man Dinge sehen kann, die es heute nicht mehr gibt, die von weit entfernten Orten stammen, die es nicht beliebig oft auf der Welt gibt etc. - sollte bei den Kindern bereits die Neugier wecken, diesen "geheimnisvollen" Ort, an dem man Neues, bisher Unbekanntes sehen und erfahren kann, kennen lernen zu wollen.

    Da jedoch nicht irgendein Museum besucht werden soll, sondern eines, das Dinge aus der Vergangenheit ausstellt, ist es sinnvoll, den Kindern "Vergangenheit" unter dem Aspekt, dass Dinge von früher über das Leben der Menschen erzählen können zu verdeutlichen. Eine Möglichkeit dazu wäre, die Kinder etwas aus ihrer persönlichen Vergangenheit mitbringen zu lassen, z. B. etwas aus ihrer Zeit als "Kleinkinder" und zu diesem mitgebrachten Gegenstand erzählen zu lassen. So könnte in einem ersten Schritt ein "Klassenmuseum" entstehen. Die Kinder schlüpfen dabei auch in die Rolle eines Archäologen, der Dinge aus der Vergangenheit sucht, erkundet, untersucht und zu deuten bzw. zu verstehen sucht. Erst dann, wenn der Archäologe seine Forschungsarbeit beendet hat, kann aus dem Fundstück ein Ausstellungsstück werden.
  3. Der Museumsbesuch
    Wie genau der eigentliche Museumsbesuch abläuft, hängt von den Gegebenheiten des einzelnen Museums ab und erfordert eine gewisse Vorbereitung:
    - Wo liegen die Funde, die in dem Buch angesprochen werden?
    - Bietet es sich an, die Kinder mit Suchaufträgen, z. B. den Bildern aus dem Kinderbuch, loszuschicken? etc.
    Wenn es die Möglichkeit gibt, einen Archäologen bzw. einen Mitarbeiter des Museums bei dem Museumsbesuch mit hinzuziehen, sollte mit den Kindern bereits im Vorfeld überlegt werden, welche Fragen man stellen könnte. Die Kinder (bzw. der Lehrer) könnten sich die Fragen notieren und das Gespräch mit einem Kassettenrekorder aufnehmen, damit die erhaltenen Informationen nicht verloren gehen und auch zu späterer Zeit immer wieder zur Verfügung stehen. Auf jeden Fall sollte man den Kindern zusätzlich auch die Zeit geben, dass Museum noch alleine oder in kleinen Gruppen zu erkunden, um etwas zu finden, was sie besonders interessiert, ihnen besonders fremd erscheint, über das sie noch etwas wissen wollen.
  4. Besuch auf einer laufenden Ausgrabung
    Der Besuch einer Ausgrabung bietet die Gelegenheit, die Archäologen und alle weiteren Mitarbeiter einer Ausgrabung direkt vor Ort bei ihrer Arbeit zu beobachten. Vor allem die in dem Buch angesprochenen Verfärbungen des Erdbodens (Gebäudespuren) können so am besten verdeutlicht werden.
 
 
Lernziele
Die Intention dieses Projektes ist es, das Interesse an Archäologie und an Museen bei Kindern zu wecken. Sie sollen erfahren, dass Archäologen Dinge aus der Vergangenheit entdecken, ausgraben, erforschen und deuten. Sie sollen das Museum kennen lernen als einen Ort, an dem diese Funde aufbewahrt werden und an dem jeder etwas über die Vergangenheit erfahren kann.
Es ist einerseits ein Lernen an und mit Sachüberresten des Alltagslebens vergangener Zeiten, ein sich Vertrautmachen mit der Vergangenheit und andererseits ein Kennenlernen des Lernortes Museum, als Motivation für künftige Museumsbesuche.


Unterrichtsvorschläge sowie Lernziele für die einzelnen Lernbereiche:
Sachunterricht 
Unterrichtsvorschlag 
Technik und Arbeitswelt 
- sich über die Arbeit eines Archäologen informieren (wenn möglich einen Archäologen einladen bzw. besuchen)
- Besuch in einem Museum
- Besuch einer Ausgrabungsstätte 
Zeit und Kultur 
- aus Sachbüchern etc. weitere Informationen über das Leben im Frühmittelalter herausfinden (Vergleich mit dem Leben heute) 
Pflanzen und Tiere 
- "Der Maulwurf" (sich über Aussehen, Vorkommen, Nahrung etc. informieren) 

 

 
Sprache 
Unterrichtsvorschlag 
Schriftlicher Sprachgebrauch /
Mündlicher Sprachgebrauch 
- zu jedem Kapitel Bilder malen lassen und dazu Sätze schreiben (so kann ein eigenes Bilderbuch entstehen)
- je nach Leistungsvermögen der Kinder kann man auch nur malen und dazu erzählen lassen bzw. einzelne Szenen nachspielen 
Schriftlicher Sprachgebrauch 
zu S. 5 ("...denn er hatte den ganzen Tag frei...")
- Freies Schreiben:
- Wie könnte Kalles Ferientag aussehen?
- "Mein schönster Tag" (reales oder Wunscherlebnis) 
Lesen 
- einzelne Teile der Geschichte zum selbstständigen Lesen vorbereiten: Fragen zum Text (eine Antwort selbst schreiben, bei vorgegebenen Antworten die richtige ankreuzen) 
Lesen 
- einzelne Teile / Sätze ungeordnet verteilen und in die richtige Reihenfolge bringen 

 

 
Gestaltung 
Unterrichtsvorschlag 
Zeichnen / Malen 
- Farblehre: Brauntöne ermischen (Kalle unter der Erde) 
Plastizieren und Bauen 
- Spindeln aus Ton und Holzstäben herstellen
- Webstuhl mit Tongewichten herstellen 
Bilden und Ausge-stalten textiler Flächen  
- Schaf (Pappe) mit Rohwolle bekleben
- Mit den Spindeln Garn herstellen (wenn möglich unbehandelte Wolle und dann das Säubern und Auskämmen mit einbeziehen)
- (Darstellungen/Geräte zur Herstellung von Garn / Stoff aus unterschiedlichen Zeiten und Kulturen sammeln)
- (Grundstruktur eines Garns / eines Gewebes kennen lernen)
- Weben (evtl. Einfärben des selbsthergestellten Garns mit Naturfarben) 
 
 
Nützliche Adressen
Spezielle Programme mit Kalle, dem Museumsmaulwurf, werden in folgenden beiden Museen angeboten:

LWL-Römermuseum Haltern
Weseler Straße 100
45721 Haltern am See
Tel. 02364/93760
Fax 02364/937630
URL: http://www.lwl-roemermuseum-haltern.de
E-Mail lwl-roemermuseum@lwl.org
("Kalle auf Wohnungssuche")

LWL-Museum für Archäologie
Europaplatz 1
44623 Herne
Tel. 02323/946280
Fax: 02323/9462833
URL: http://www.lwl-landesmuseum-herne.de
E-Mail lwl-archaeologiemuseum@lwl.org
("Kalle lernt spinnen")
 
 
Literatur
H. Hilgers / C. Edelbroich, erschienen im Verlag Lensing-Wolff, Münster, 1995, Copyright Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Landesbildstelle Westfalen - Referat für Museumspädagogik

Weitere Sachinformationen finden sich bei Gundi Frick-Lemmer,  Alltagsleben der Sachsen (=Vor- und Frühgeschichte in westfälischen Museen, Heft 3), Münster 1995". Es handelt sich um eine Dia-Serie, bestehend aus 12 farbigen Dia-Positiven und einem ausführlichen Begleitheft mit Abbildungen historischer Funde. Die in dem Kinderbuch angesprochenen und zeichnerisch dargestellten Funde "Spinnwirtel und Flachshechel" sind hier mit Originalabbildungen aufgeführt.