QUELLE

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DATUM1915-04-04   Suche   Suche DWUD
URHEBER/AUSSTELLERInspektion der Kriegsgefangenenlager, XVIII. Armeekorps
EMPFÄNGERMallinckrodt, Meinulf von, Landrat des Kreis Meschede
  Mallinckrodt, von, Meinulf  |  
AUSSTELLUNGSORTFrankfurt am Main
TITEL/REGESTSchreiben der Inspektion der Kriegsgefangenenlager des XVIII. Armeekorps an den Landrat des Kreis Meschede zum Einsatz von Kriegsgefangenen in Industrie und Landwirtschaft
TEXTInspektion der
Kriegsgefangenenlager
XVIII. Armeekorps
T-B. Nr.

Frankfurt a. M., 4. April 1915.
Kettenhofweg 22.

In der Nähe der verschiedenen Kriegsgefangenenlager
des Korpsbezirks hat sich in den letzten Wochen eine inten-
sive Nachfrage nach Kriegsgefangenen-Arbeitern zur Aus-
hilfe bei der Landwirtschaft sowohl, als auch bei der
Industrie entwickelt.
Die Inspektion nimmt an, dass ähnliche Verhältnisse
auch in anderen Gegenden und Kreisen bestehen. Um dieser
Nachfrage zu begegnen, und um den Bezug von Kriegsgefan-
genen da zu erleichtern, wo es an Arbeitskräften wegen
Einberufung zur Fahne fehlt oder fehlen wird, beabsichtigt
die Inspektion in den verschiedenen Kreisen sogenannte
" A r b e i t s l a g e r " zu errichten, jedes unter dem
Kommando eines Offiziers, Offizier-Stellvertreters oder
Feldwebels, aus denen der Bedarf der Umgegend[1] befriedigt
werden kann, und nach denen, Je nach diesem Bedarf[2] von den
Hauptlagern Ersatz nachgeschoben werden soll.
In die "Arbeitslager" werden gelegt:
nur gesunde Kriegsgefangene,
nur gegen Pocken, Cholera & Typhus geimpfte Kriegsgef.,
nur arbeitswillige, gutmütige Kriegsgefangene.
Die wichtigste Frage bei der Errichtung solcher "Arbeits-
lager" ist die Möglichkeit der Unterkunft. Die Inspektion
ist nicht gewillt, Baracken für die Unterkunft zu bauen,
da das Reich schon viele Hunderttausende zum Zweck des
Barackenbaues ausgegeben hat. Weitere Ausgaben dürfen das
Vaterland nicht zugemutet werden.
Zur Unterkunft für die Kriegsgefangenen eignen sich
insbesondere leerstehende Häuser, seien sie Armenhäuser

[Seite 2]

Oder herrschaftliche Häuser, seien es Turnhallen, Gemein-
dehäuser oder leerstehende Fabriken.
Von der Qualität der Unterkunft hängt in vieler
Hinsicht die Zufriedenheit der Kriegsgefangenen ab. Es
ist infolgedessen von Wichtigkeit, dass die Unterkunft
ein gewisses Mass von Komfort für die Kriegsgefangenen
Arbeiter bietet.
Je nach Grösse der Unterkunft wäre das "Arbeits-
lager" mit 30 bis 500 Gefangenen zu belegen.
Die Verpflegung ist derart gedacht, dass jedem
Detachement mehrere Kriegsgefangene-Köche mitgegeben
und dass das Rohmaterial für die Verpflegung im allge-
meinen aus der Nähe des Lagers bezogen wird.
Die Inspektion bittet um gefl. Nachricht, ob dieser
Vorschlag auf dortige Zustimmung hoffen kann, und fe[?][3]
ob und welche Gebäude sich innerhalb des Kreises zur
Einrichtung von "Arbeitslagern" eignen.

[Unterschrift]
Generalmajor und Inspekteur.

[1] Bedarf der Umgegend = unterstrichen mit Anmerkung links (unleserlich).
[2] Bedarf = eingeschoben.
[3] unleserlich.


PROVENIENZ  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen
BESTANDKreis Meschede, Landratsamt
SIGNATURNr. 41


MATERIALPapier
SPRACHEdeutsch
ÜBERLIEFERUNGSARTOriginal


PROJEKT    Der Erste Weltkrieg in Westfalen - Ausgewählte Archivquellen
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ45   Brief, Bildpostkarte / Briefsammlung
Zeit3.9   1900-1949
Ort1.15   Meschede, Kreis
Sachgebiet5.7   Soldatinnen/Soldaten
5.7.4   Kriegsgefangenschaft
DATUM AUFNAHME2014-03-11
DATUM ÄNDERUNG2014-04-01
AUFRUFE GESAMT1953
AUFRUFE IM MONAT309