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(93 KB)   Jode, Pieter de [nach Anselm van Hulle]: Porträt des Gaspar de Braccamonte y Guzman, Conde de Peñaranda, Spanischer Prinzipalgesandter in Münster, 1645-1648 / Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte / Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte / Carmen Hickstein   Informationen zur Abbildung

Jode, Pieter de [nach Anselm van Hulle]: Porträt des Gaspar de Braccamonte y Guzman, Conde de Peñaranda, Spanischer Prinzipalgesandter in Münster, 1645-1648 / Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte / Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte / Carmen Hickstein
FAMILIEPeñaranda, de Bracamonte y Guzman, Conde de
VORNAMEGaspar


GESCHLECHTmännlich
GEBURT DATUM1596   Suche
KONFESSIONkath.
EHEPARTNER(I) Bracamonte y Guzman, Maria de, Tochter seines älteren Bruders, Eltern: Baltasar Bracamonte y Guzman und Maria Portocarrero
TOD DATUM1676-09-16   Suche
TOD ORTMadrid


VATERBracamonte, Alonso de
MUTTERPacheco, Juana


BIOGRAFIEZweiter Sohn des Alonso de Bracamonte, Erzieher des Infanten Karl und 1602 von Philipp III. (1578-1621) zum Grafen von Peñaranda ernannt, und der Juana Pacheco, Tochter des Grafen de la Puebla de Montalván. Ursprünglich für die geistliche Laufbahn vorgesehen, absolviert er das berühmte Kolleg San Bartolomeo in Salamanca und tritt 1622 in den Dienst des Erzbischofs von Toledo. Wohl nach dem Tod seines älteren Bruders Baltasar heiratet er dessen Tochter Maria, die Erbin des Titels ist. Marias Mutter war Maria Portocarrero, Tochter des Grafen von Montijo. Der Ehe Peñarandas mit seiner Nichte entstammt ein Sohn Gregorio; außerehelich ist die Tochter Juana Clara, die den königlichen Ratgeber Alonso Márquez de Prado heiratet.

Am 23.12.1634 ernennt Philipp IV. (1605-1665) Peñaranda zum Mitglied des Consejo de Castilla; ferner gehört er der Cámara de Castilla an. Nachdem sich seit Oktober 1643 rangniedere spanische Gesandte in Münster befinden, trifft der Graf am 05.07.1645 mit einem Gefolge von 112 Personen in der Stadt ein und bezieht den kurz zuvor fertiggestellten vierten Flügel des Observantenklosters an der Bergstraße, an dessen Bau er sich mit einem Zuschuß von 4400 Talern beteiligt hat, womit er die höchste Summe aller Gesandten für seine Unterbringung bezahlt. Ferner verfügt Peñaranda über ein Landhaus vor den Mauern der Stadt. Dennoch ist ihm sein Aufenthalt in Münster zuwider; häufig klagt er vor allem über das Klima, das sich negativ auf seine Gesundheit auswirke. Die hohen Preise - er nennt Münster die teuerste Stadt Deutschlands - bieten ebenfalls Anlaß zur Klage. Wie fast alle Gesandten schildert auch Peñaranda in zahlreichen Schreiben seine lamentable finanzielle Lage; freilich hat die Auswertung der Verzeichnisse seiner Einnahmen und Ausgaben ergeben, daß er im Jahresdurchschnitt gesehen über hinreichende Mittel verfügen kann und seine Einkünfte seine Ausgaben übersteigen. Gleichwohl bittet der Graf den König mehrfach vergeblich um Rückberufung nach Spanien.

Ein zentrales Anliegen, das Spanien in Münster verfolgt, ist die Herauslösung der nördlichen Niederlande aus dem französischen Bündnissystem. Mit dem am 30.01.1648 unterzeichneten und am 15. Mai des gleichen Jahres feierlich beschworenen spanisch-niederländischen Frieden erreicht Peñaranda dieses Ziel.

Er verläßt Münster am 29.06.1648 in Richtung Brüssel, nachdem er am 7. Juni noch die Patenschaft des Sohnes des münsterischen Stadtadjutanten übernommen hat. Seit 1650 Mitglied der Junta de Medios, wird Peñaranda 1653 Vorsitzender des Consejo de las Indias. 1657 nimmt er als Vertreter Philipps IV. in Frankfurt an der Wahl Leopolds I. zum Kaiser teil. 1659 bis 1664 amtiert er als Vizekönig von Neapel. In seinem Testament benennt Philipp IV. den Grafen 1665 als Mitglied der Junta de Gobierno, die die Königin-Witwe Mariana von Österreich während der Minderjährigkeit des Thronfolgers Karls II. unterstützen soll. Peñaranda wird zum wichtigsten Berater der Regentin in Fragen der Außenpolitik. 1674 gibt er den Vorsitz im Indienrat auf und übernimmt stattdessen die Funktion des Vorsitzenden des Consejo de Italia. Nach zweijähriger Amtszeit stirbt er 1676 im Alter von achtzig Jahren.

Gute Beziehungen unterhält Peñaranda zum Maler Gerard Ter Borch, der ein Miniaturbildnis des Gesandten malt [Druckfassung: S. 146 Abb. 66] und in dessen Hofhaltung er aufgenommen wird. Ter Bochs berühmtes Bild des Friedensschwurs von Münster zeigt den Grafen rechts vom Tisch mit den beiden Vertragsausfertigungen, mit der Linken die Eidesformel haltend, die Rechte zum Schwur auf das Evangelium gelegt.


Cools I, S. 11; Waesberghen Nr. 15 (Abb.); Pacis Antesignani (Münster), fol. 10 (mit farbigem Wappen); Theatrum Europaeum VI, S. 456 (Abb.); Bignon Nr. 10 (Abb.); Moncornet Nr. 6 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); Pacificatores 1697 Nr. 27; Meiern IV Schema Nr. 13; Bildnisse 1824 Nr. 16 (Abb.); Enciclopedia Universal Ilustrada Europeo-Americana Bd. 43, Barcelona o.J., S. 444; Pieper, S. 151; Diccionario Heráldico y Genealógico de Apellidos Españoles y Americanos, Bände 16-20, 1925; Striedinger Nr. 28 (Münster) Nr. 1 (Osnabrück); Tekotte, S. 52; J. J. Poelhecke, De Graaf van Peñaranda te Münster, in: Mededelingen van het Nederlands Historisch Instituut te Rome, 3ereeks deel 6 (1950), S. 10-38; Katalog Gripsholm Nr. 258, 777; Diccionario de Historia de España, Band 1, 2. Auflage Madrid 1968, S. 574-576; Katalog Ter Borch, S. 82-83 (Abb.); Janine Fayard, Les membres du Conseil de Castille à l'époque moderne (1621-1746), Lille 1982, Register (Bracamonte); Bosbach, S. 73-77, 115, 128; Katalog Frieden, S. 161; Dickmann, S. 200-204; Lahrkamp, Schauplatz, S. 307, 313, 318; vgl. auch Abb. S. 146.

Kartusche: Gaspar de Braccamonte et Gusman Comes de Penaranda. Ordinis de Alcantara Eques. Comendator de Daymiel, Regi Hispaniarum e Nobilibus Cubiculi, et a Consiliis Cameræ, ac Iustitiæ, Legatus Extraord.rius in Germaniam, nec non ad tractatum Pacis Universalis Monasterii Plenipotentiarius Primarius.

Devise: IACTA SUPER DOMINUM CURAM TUAM. - Wirf Dein Anliegen auf den Herrn (nach Psalm 55,23).

Wappenbeschreibung: Der Schild ist gespalten. Vorn [hier mißverstanden] in Schwarz ein schwebender silberner Sparren über einem schrägrechts gestellten silbernen Hammer, umgeben von einem blauen Bord, belegt mit acht silbernen Ankern. Hinten schräggeviert, darin in Feld 1 und 4 in Blau ein golden-rot geschachter Kessel mit ebenso gestücktem Henkel; aus dem Kessel gehen fünf grüne Schlangen mit roten Zungen hervor. In Feld 2 und 3 in Silber fünf (2:1:2 [hier kreuzweise 1:3:1 ] gesetzte) schwarze Hermelinschwänzchen.
Hinter dem Schild liegt das grüne Lilienkreuz des Ritterordens von Alcantara; auf dem Schild ruht eine Blattkrone.

Ulrich Winzer

QUELLE  Duchhardt, Heinz / Dethlefs, Gerd / Queckenstedt, Hermann | "...zu einem stets währenden Gedächtnis" | S. 202f.
PROJEKT  Die Herrscher und ihre Gesandten beim Westfälischen Friedenskongress 1645/49 - in Porträts
AUFNAHMEDATUM2006-10-09


PERSON IM INTERNETBiografien, Literatur und weitere Ressourcen zur Person mit der GND: 136793517


SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.2   1550-1599
3.3   1600-1649
3.3.1   Dreißigjähriger Krieg / Westfälischer Friede <1618-1648>
3.4   1650-1699
Ort1.93   Spanien
3.5   Münster, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet3.14.4   Außenpolitik, diplomatische Beziehungen
5.9   Kriege, militärische Konflikte
DATUM AUFNAHME2006-10-09
DATUM ÄNDERUNG2019-06-11
AUFRUFE GESAMT3474
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