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(81 KB)   Meister von Osnabrück und Werkstatt: Ida von Herzfeld (Ausschnitt aus Taufbecken) / Herzfeld, St. Ida / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte/R. Wakonigg   Informationen zur Abbildung

Meister von Osnabrück und Werkstatt: Ida von Herzfeld (Ausschnitt aus Taufbecken) / Herzfeld, St. Ida / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte/R. Wakonigg
FAMILIEHerzfeld, von
VORNAMEIda


GESCHLECHTweiblich
GEBURT DATUM775 [um]   Suche
EHEPARTNERFürst Eckbert (gest. 811) aus Sachsen
TOD DATUM825 [um]   Suche
BEGRÄBNIS ORTHerzfeld, Kirche


BIOGRAFIEZu den unbekannten, vergessenen Frauen kann man Ida von Herzfeld nicht rechnen. Ihr Name immerhin ist vielen geläufig, nicht nur in der Umgegend von Herzfeld, dem kleinen Dörfchen an der Lippe auf halber Strecke zwischen Beckum und Soest. Ida wird als Heilige verehrt, ja als "westfälische Heilige". Das allein ist außergewöhnlich genug, denn es gibt nur ganz wenige Frauen, die wie Ida verheiratet waren und später in den kirchlichen "Heiligen-Kalender" aufgenommen wurden.

Ida von Herzfeld ist in der westfälische Geschichte die erste Frau, deren Leben und Wirken ausführlich überliefert ist. Zu verdanken ist dies einem Mann, von dem nur sein Nachname bekannt ist: Uffing. Er stammte aus Friesland und war Benediktinermönch im Kloster Werden an der Ruhr.

Im November 980 war er nach Herzfeld gereist. Dort hatte er miterlebt, wie der damalige Münsteraner Bischof Dodo in einem feierlichen Ritus Ida heiligsprach und die kleine Kirche auf ihren Namen weihte. Zurück in Werden, machte sich Uffing sogleich daran, einen Bericht über die Heiligsprechung und über das Leben Idas zu verfassen. Zu diesem Zeitpunkt aber war Ida schon über 160 Jahre tot. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als sich auf Aufzeichnungen und, wie er schreibt, auf die Angabe von "zuverlässigen Personen" zu stützen, auf die Erzählungen der Menschen aus dem einfachen Landvolk der Herzfelder Umgegend. Uffing merkte dazu an: "Zwar waren diese Leute von schwerem Begriff und unerfahren in der Rednergabe, aber in ihrer Berichterstattung wahrhaftig und einfach."

Wann und wo Ida geboren ist, wann sie gestorben ist, gibt Uffing nicht genau an. Schließlich wollte er keinen faktenreichen, historisch getreuen Lebenslauf schreiben, sondern eine Heiligenlegende. Historiker haben ermittelt, dass Ida um das Jahr 775 geboren wurde und um 825 in Herzfeld gestorben ist. Sie lebte in der Zeit Karls des Großen, und mit ihm beginnt denn auch der Bericht des Mönches.

Als Karl der Große mit seinen Truppen in den Westen seines Riesenreiches zog, um dort einen Aufstand niederzuschlagen, erkrankte einer seiner Mitstreiter, ein sächsischer Adliger namens Ekbert. Er wurde auf dem Gut eines anderen Fürsten, irgendwo zwischen Aar und Ruhr, zurückgelassen. Dieser Fürst hatte eine einzige Tochter: Ida. Sie nahm sich Ekberts an und pflegte ihn gesund.

"Er hatte große Freude an dieser trostreichen Hilfe", weiß der Benediktinermönch zu berichten, und beinahe nebenbei bemerkt er, dass sich Ekbert und Ida vermählten. Viel wichtiger scheint es Uffing zu sein, von der Mitgift zu berichten, die Ekbert zur Hochzeit erhielt: "Viele Güter in jenen Gegenden", so heißt es, und den Titel "Herzog aller Sachsen zwischen Rhein und Weser".

Das junge Ehepaar reiste in die Heimat Ekberts, und auf diesem Weg beginnt die eigentliche Heiligenlegende: Die beiden kamen nämlich mit ihrem Gefolge zu einem Ort nahe der Lippe, den die damals dort wohnenden Sachsen "Hirutfeld" nannten. Daraus wurde später "Herzfeld". Die ursprüngliche Bezeichnung bedeutet soviel wie "Hirschfeld".

An diesem Platz wurde das Lager aufgeschlagen, und hier erschien Ida im Traum ein Engel: "Er gebot nach vielen Ermahnungen, ein Gebetshaus aus ihren eigenen Mitteln zu bauen, wo sie einst dem Herrn ungehinderter dienen solle", berichtet Uffing. Wenig später, vermutlich um das Jahr 804, ließen Ida und ihr Mann eine Kirche "aus behauenem Stein" errichten, das einzige Steingebäude weit und breit. Hier, so berichtet Uffing weiter, "pflegte die gottgeliebte Frau Ida oft zu verweilen und immer mit neuen Arbeiten zur Ehre Gottes aufs eifrigste sich zu beschäftigen".

Nach "einer Reihe von Jahren", vermutlich um das Jahr 811, starb Idas Mann, der Fürst Ekbert. Er wurde in einem kleinen Anbau der Herzfelder Kirche bestattet.

Ida führte nach dem Tod Ekberts ein zurückgezogenes Leben. Sie, die fromme Frau eines Adligen, "mied allen pomphaften Glanz, in dem sie sonst so sorgfältig erzogen war". Auch von sozialen Wohltaten der Frau weiß Uffing ausführlich zu berichten: Bis zu ihrem Tod verteilte sie zweimal am Tag Lebensmittel und andere Gaben an Arme und Bedürftige. "Während sie dies tat, war sie sorgsam darauf bedacht, das Wohlgefallen der Menge zu meiden", stellt Uffing in seiner Lebensbeschreibung fest.

Nach ihrem Tod um das Jahr 825 wurde Ida in einem Steinsarg in "ihrer" Kirche zu Herzfeld beigesetzt. Dieser Sarg, so Uffing, soll sich bisweilen "auf Gottes Geheiß" aus der Erde emporgehoben haben, um die Menschen auf die Besonderheit dieser Kirche, auf die Verehrungswürdigkeit Idas aufmerksam zu machen.

Noch andere wundersame Dinge will Uffing von Augen- und Ohrenzeugen erfahren haben: So soll ein Mann aus dem Paderborner Land schon auf dem Weg zur Herzfelder Kirche seine Taubheit verloren haben. Ebenso soll einer Frau die "halbverdorrte Hand" geheilt worden sein, und eine gehbehinderte Frau aus dem nahen Soest, die sich auf Krücken nach Herzfeld geschleppt hatte, "kehrte frohen Herzens nach Hause zurück".

Ob dies nun Wunschdenken war, ob es eingebildete Ereignisse, fromme Legenden waren: Viele solcher Berichte erzählten sich die gottesfürchtigen Menschen des Mittelalters. Für sie war Ida von Herzfeld eine außergewöhnliche, eine begnadete Frau, ein "Geschenk des Himmels".

Uffing achtet denn auch sorgfältig darauf, dass in seiner Lebensbeschreibung kein noch so leiser Schatten auf ihr Leben fällt. So erklärt er ausdrücklich, dass Ida stets darauf bedacht gewesen sei, in der Ehe mit Ekbert "die geschlechtliche Liebe zu mäßigen'. Von Kindern erwähnt er nichts, und so nahm man lange Zeit an, die Ehe sei kinderlos geblieben. Doch das dürfte Legende sein. Höchstwahrscheinlich haben Ida und Ekbert Kinder gehabt. Aus ihrer Ehe seien drei, andere Historiker meinen: fünf Kinder nachweisbar.

Von diesem Teil der Heiligenlegende scheinen schon die Menschen des Mittelalters nicht viel gehalten zu haben. Denn sie verehrten Ida vor allem als Schutzpatronin der schwangeren Frauen. Aus dem südöstlichen Münsterland ist überliefert, dass Schwangere einen besonderen "St. Iden-Gürtel" trugen. Dieser Gürtel sollte die Frauen vor dem damals häufigen Tod im Wochenbett bewahren.

Und noch etwas legst Uffing in der "Vita Sanctae Idae" nahe: Ida von Herzfeld soll mit Karl dem Großen verwandt gewesen sein. Dass sie einer Seitenlinie der Karolinger entstamme, haben auch spätere Historiker immer wieder behauptet. Ida soll damit sozusagen eingereiht werden in das Karolinger-Haus und seinen oft beschworenen Glanz - doch beweisen lässt sich nichts.

Und selbst wenn. ein Verwandtschaftsverhältnis zwischen ihr und Karl dem Großen bestanden hat: Der Gegensatz zwischen der Heiligen in Herzfeld und dem Herrscher auf dem Aachener Kaiserthron könnte größer kaum sein. Denn Karl der Große versuchte, die Sachsen durch Zwangstaufen und mit Waffengewalt zu "christianisieren". Die sächsischen Adligen beugten sich bald der Übermacht, die einfachen Bauern hingegen hielten an den alten Göttern fest. Mit brutaler Grausamkeit wurde allmählich ihre Widerspenstigkeit gebrochen.

Zu dieser Politik erscheint Ida, die fromme und mildtätige Frau, beinahe als Gegenbild. Vielleicht wurde sie auch deswegen von den Menschen des Mittelalters so innig verehrt.

QUELLE  Strotdrees, Gisbert | Es gab nicht nur die Droste | S. 9-11
PROJEKT  Lebensbilder westfälischer Frauen
AUFNAHMEDATUM2003-07-31


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